Dr. Marco Müller, Dr. Katharina Rund, Sandra Schätzle (CVUA Freiburg)
Eine umfangreiche Auswertung aller Untersuchungen von amtlichen Lebensmittel- und Futtermittelproben auf Dioxine und polychlorierte Biphenyle (PCB) aus dem Jahr 2022 liegt jetzt vor.
Das CVUA Freiburg hat im Jahr 2022 insgesamt 465 Lebensmittel und 129 Futtermittel auf Dioxine und PCB untersucht. Dabei konnten nur in sehr wenigen Proben erhöhte Belastungen mit diesen chronisch toxischen Umweltgiften festgestellt werden. Die in der im Jahr 2022 noch geltenden Verordnung (EG) 1881/2006 festgelegten Höchstgehalte wurden in fünf Proben Hühnereier und einer Probe Hähnchenfleisch überschritten. Außerdem lagen die Gehalte für Dioxine oder dioxinähnliche PCB bei neun Proben Hühnereier sowie bei zwei Proben Rindfleisch und einer Probe Gänsefleisch über den geltenden Auslösewerten. Hohe Gehalte an Dioxinen und PCB wurden außerdem auch wieder in drei Wildschweinfleischproben nachgewiesen.
Dioxine und polychlorierte Biphenyle (PCB) sind chlororganische Verbindungen mit humantoxischer Wirkung, die nach wie vor ubiquitär in der Umwelt vorkommen. Aufgrund ihrer lipophilen Eigenschaften und Persistenz reichern sie sich in der Umwelt und in der Nahrungskette, insbesondere im Fettgewebe, bis hin zum Menschen an.
Die Stoffgruppe der Dioxine umfasst die polychlorierten Dibenzo-p-dioxine (PCDD) und polychlorierten Dibenzofurane (PCDF), deren Konzentration mit einem spezifischen Faktor (Toxizitätsäquivalenz-Faktor, TEF) multipliziert, aufsummiert und schließlich als Toxizitätsäquivalente (WHO-PCDD/F-TEQ) beurteilt werden.
Bei den polychlorierten Biphenylen wird zwischen dioxinähnlichen PCB (dioxinlike PCB, dl-PCB), die aufgrund ihrer Struktur dioxinähnliche Eigenschaften aufweisen, und nicht dioxinähnlichen PCB (non-dioxinlike PCB, ndl-PCB) unterschieden. Sechs ndl-PCB wurden als Indikator für den PCB-Eintrag in die Umwelt ausgewählt, da sie in Summe einen entscheidenden Anteil an der gesamten PCB-Konzentration ausmachen.
Das Untersuchungsspektrum der Lebensmittelproben umfasste vor allem tierische Lebensmittel, insbesondere Hühnereier, Fleisch und Lebern verschiedener Tierarten, sowie verschiedene Fische, Dorschlebern, Milch, Milchprodukte sowie Lebensmittel für Kleinkinder. An pflanzlichen Lebensmitteln wurden Pflanzenöle, Basilikum und Guarkernmehl untersucht.
Außerdem wurden im Rahmen eines jährlichen Untersuchungsprogramms Futtermittelproben pflanzlichen, tierischen sowie mineralischen Ursprungs untersucht.
Tabelle 1: Übersicht der Untersuchungsergebnisse verschiedener Lebensmittel-Planproben aus 2022 im Vergleich zu rechtlich festgesetzten Höchstgehalten und Auslösewerten (Stand 2022). Dargestellt sind die Summen-TEQ-Gehalte (Summe aus Dioxinen und dl-(dioxin-like)-PCB) und die TEQ-Gehalte an Dioxinen und an dl-PCB (WHO-TEQ) sowie die Gehalte der ndl-(non-dioxin-like)-PCB in den untersuchten Lebensmittel-Planproben verschiedener Warengruppen aus dem Jahr 2022.
Lebensmittelgruppe | Anzahl | Summe aus Dioxinen und dl-PCB |
Dioxine | dl-PCB | Summe aus 6 ndl-PCB (Indikator-PCB) |
|||||||||
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(n) | Median | Werte- bereich |
Höchst- gehalt# |
Median | Werte- bereich |
Höchst- gehalt# |
Auslöse- wert* |
Median | Werte- bereich |
Auslöse- wert* |
Median | Werte- bereich |
Höchst- gehalt# |
|
[pg WHO-TEQ/g Fett] | [pg WHO-TEQ/g Fett] | [pg WHO-TEQ/g Fett] | [ng/g Fett] | |||||||||||
Milch, Milchprodukte, Butter (Kuhmilch) |
79 | 0,5 | 0,2 - 1,3 |
5,5 | 0,14 | 0,05 - 0,46 |
2,5 | 1,75 | 0,32 | 0,12 - 1,02 |
2,00 | 1,5 | 0,3 - 5,8 |
40 |
Hühnereier | 135 | 0,8 | 0,1 - 512 |
5,0 | 0,32 | 0,05 - 17,8 |
2,5 | 1,75 | 0,43 | 0,02 - 498 |
1,75 | 2,3 | 0,1 - 2160 |
40 |
Rindfleisch | 22 | 0,6 | 0,3 - 3,3 |
4,0 | 0,14 | 0,07 - 0,48 |
2,5 | 1,75 | 0,39 | 0,18 - 2,85 |
1,75 | 2,2 | 1,0 - 23 |
40 |
Ziegenfleisch | 4 | 2,1 | 0,7 - 2,8 |
- | 0,33 | 0,14 - 0,67 |
- | - | 1,60 | 0,61 - 2,56 |
- | 5,9 | 2,7 - 24 |
- |
Schweinefleisch | 28 | 0,1 | 0,03 - 0,2 |
1,25 | 0,04 | 0,02 - 0,14 |
1,0 | 0,75 | 0,02 | 0,002- 0,18 |
0,50 | 0,4 | 0,1 - 5,3 |
40 |
Geflügelfleisch | 12 | 0,4 | 0,03 - 6,1 |
3,0 | 0,10 | 0,02 - 2,82 |
1,75 | 1,25 | 0,27 | 0,01 - 3,28 |
0,75 | 1,1 | 0,2 - 21 |
40 |
Wildschweinfleisch | 8 | 2,1 | 0,3 - 30,9 |
- | 0,91 | 0,22 - 10,9 |
- | - | 1,17 | 0,06 - 20,0 |
- | 23,7 | 1,6 - 171 |
- |
Pferdefleisch | 4 | 4,1 | 3,5 - 5,5 |
- | 1,00 | 0,52 - 1,75 |
- | - | 2,75 | 2,48 - 4,95 |
- | 8,2 | 5,0 - 21 |
- |
Kaninchenfleisch | 4 | 0,1 | 0,1 - 0,3 |
- | 0,07 | 0,03 - 0,09 |
- | - | 0,05 | 0,02 - 0,23 |
- | 1,4 | 0,7 - 2,5 |
- |
pflanzliche Fette und Öle | 3 | 0,1 | 0,1 - 0,2 |
1,25 | 0,05 | 0,04 - 0,14 |
0,75 | - | 0,03 | 0,004 - 0,03 |
- | 0,03 | 0,02 - 0,1 |
40 |
[pg WHO-TEQ/g Frischgewicht] | [pg WHO-TEQ/g Frischgewicht] | [pg WHO-TEQ/g Frischgewicht] | [ng/g Frischgewicht] | |||||||||||
Lamm-/Schafleber | 18 | 0,34 | 0,17 - 1,02 |
2,00 | 0,17 | 0,09 - 0,53 |
1,25 | - | 0,15 | 0,034 - 0,52 |
- | 0,5 | 0,1 - 1,5 |
3,0 |
Fische | 50 | 0,2 | 0,003 - 4,9 |
6,5 | 0,03 | 0,001 - 0,38 |
3,5 | -/1,50** | 0,08 | 0,002 - 4,81 |
-/2,50** | 0,4 | 0,01 - 64 |
75/125## |
Dorschleber | 9 | 7,6 | 4,2 - 12,0 |
20,0 | 1,37 | 0,97 - 1,82 |
- | - | 6,14 | 3,28 - 10,5 |
- | 40 | 32 - 68 |
200 |
Lebensmittel für Kleinkinder (Milchbrei) | 11 | 0,001 | 0,001 - 0,003 |
0,2 | 0,001 | 0,0005 - 0,002 |
0,1 | - | 0,0003 | 0,0001 - 0,001 |
- | 0,001 | 0,001 - 0,005 |
1,0 |
Basilikum (getrocknet) | 9 | 0,1 | 0,01 - 0,2 |
- | 0,07 | 0,003 - 0,15 |
- | 0,30*** | 0,02 | 0,01 - 0,03 |
0,10*** | 0,03 | 0,02 - 0,03 |
- |
Guarkernmehl | 7 | 0,01 | 0,01 - 0,1 |
- | 0,01 | 0,006 - 0,07 |
- | - | 0,002 | 0,001 - 0,005 |
- | 0,02 | 0,01 - 0,5 |
- |
Die im Berichtszeitraum untersuchten Hühnereier (n = 135) zeigten einen mittleren Gehalt von 0,8 pg WHO-PCDD/F-PCB-TEQ/g Fett. Von den 135 Proben wurden 22 Proben im Rahmen des bundesweiten Überwachungsplanes (BÜp) gezielt aus Mobilställen erhoben. 93 der im Jahr 2022 untersuchten Hühnereierproben wurden im Rahmen eines Sonderprojektes von Höfen erhoben, auf denen weniger als 250 Hühner gehalten werden. Die Ergebnisse dazu werden in einem gesonderten Bericht veröffentlicht.
14 der 135 im Jahr 2022 untersuchten Hühnereierproben fielen durch erhöhte Dioxin- und/oder PCB-Gehalte auf, wobei 12 der 14 auffälligen Eierproben Teil des Sonderprojektes waren. Bei fünf dieser Proben wurde der Auslösewert für dl-PCB überschritten und bei zwei weiteren Proben wurde der Auslösewert für Dioxine überschritten. Außerdem wurde bei zwei Proben sowohl der Auslösewert für Dioxine als auch der Auslösewert für dl-PCB überschritten.
Fünf der 135 untersuchten Eierproben wiesen Gehalte oberhalb des Höchstgehalts für die Summe der Dioxine und dl-PCB auf. Damit lag die Quote an Überschreitungen von Auslösewerten und Höchstgehalten bei Eiern im Jahr 2022 mit 10,4 % etwas über dem Jahresmittel der vergangenen 10 Jahre (8,8 %).
Im Rahmen der Nachermittlungen wurden überwiegend Futtermittelproben und Materialproben wie Lackteile oder behandeltes Holz erhoben. In zwei Fällen stand das Einstreu (u.a. Häckselgut aus der Landschaftspflege und Stroh) unter Verdacht zur PCB-Belastung der Eier beizutragen. In einem anderen Fall war der Summen-TEQ zu 89 % durch den Beitrag der dl-PCB bedingt. Hier gab es aufgrund des Gehalts an Indikator-PCB starke Hinweise darauf, dass der alte Lackanstrich der Stalltür eine mögliche Quelle darstellte.
Im Jahr 2022 wurden insgesamt 82 Fleischproben von Rindern, Geflügel, Ziegen, Kaninchen Schweinen, Damwild, Wildschweinen und Pferden untersucht (Tab. 1).
Die untersuchten Rindfleischproben (n = 22) wiesen mit einem mittleren Gehalt von 0,6 pg WHO-PCDD/F-PCB-TEQ/g Fett überwiegend Gehalte unterhalb der geltenden Auslösewerte und Höchstgehalte auf. Lediglich zwei Proben lagen mit 2,5 bzw. 2,9 pg WHO-PCB-TEQ/g Fett oberhalb des Auslösewertes für dl-PCB.
Auch die untersuchten Geflügelfleisch-Proben (n = 12) waren mit einem mittleren Gehalt von 0,4 pg WHO-PCDD/F-PCB-TEQ/g Fett überwiegend unauffällig. Eine Probe Gänsefleisch lag mit einem Gehalt von 1,90 pg WHO-PCB-TEQ/g Fett über dem festgelegten Auslösewert von 0,75 pg WHO-PCB-TEQ/g Fett. Eine Probe Hähnchenfleisch lag mit einem Summen-TEQ von 6,1 pg WHO-PCDD/F-PCB-TEQ/g Fett oberhalb des Höchstgehaltes für die Summe an Dioxinen und dl-PCB.
Nach Maßgabe des bundesweiten Monitoringprogramms wurde im Jahr 2022 außerdem Schweinefleisch (n = 22) sowie 6 weitere Proben Schweineherzen bzw. Schweinezungen untersucht. Im Mittel lag der Gehalt für die Summe aus Dioxinen und dl-PCB bei 0,1 pg WHO-PCDD/F-PCB-TEQ/g Fett und damit deutlich unterhalb des Höchstgehaltes für Schweinefleisch von 1,25 pg WHO-PCDD/F-PCB-TEQ/g Fett.
Für Wildschweinfleisch waren bis Ende des Berichtsjahres 2022 in der Verordnung (EG) Nr. 1881/2006 keine Höchstgehalte festgelegt. Dennoch wurden im Jahr 2022 insgesamt 8 Proben untersucht und die Gehalte mit den Höchstgehalten für Rinder und Schafe sowie mit am CVUA Freiburg in den vergangenen Jahren ermittelten Werten verglichen. Bei drei Wildschweinfleischproben wurden Gehalte für die Summe aus Dioxinen und dl-PCB (WHO-PCDD/F-PCB-TEQ) ermittelt, die die für Wildschweine übliche mittlere Hintergrundbelastung übersteigen. Bereits der Verzehr von einer angenommenen üblichen Portion von 200 g Fleisch genügt bei einer dieser Proben, um die wöchentlich duldbare Aufnahmemenge von Dioxinen und PCB auszuschöpfen.
Neben Fleisch wurden außerdem 18 Leberproben von Lämmern/Schafen auf Dioxine und PCB untersucht. Im Mittel lagen die Gehalte der Leberproben bei 0,34 pg WHO-PCDD/F-PCB-TEQ/g Frischgewicht und alle unterhalb des Höchstgehaltes von 2,00 pg WHO-PCDD/F-PCB-TEQ/g Frischgewicht.
Im Jahr 2022 wurden Dioxine und PCB in unterschiedlichen Fischarten und Muscheln sowie in Dorschleber untersucht. Hauptsächlich wurden Thunfisch (n = 15), Dorade (n = 8), Felchen (n = 6) sowie einzelne Proben Aal, Karpfen, Kabeljau und Lachs sowie 12 Muschelproben, v.a. Miesmuscheln zur Untersuchung vorgelegt. In allen untersuchten Proben lagen die ermittelten Werte für Dioxine, dl-PCB und Indikator-PCB unterhalb der zulässigen Höchstgehalte und Auslösewerte.
Bei der Untersuchung von Dorschleber-Proben (n = 9) wurden die in Dorschleber üblicherweise hohen Gehalte an Dioxinen und PCB (im Mittel 7,6 pg WHO-PCDD/F-PCB-TEQ/g Frischgewicht) bestätigt. Eine Überschreitung der festgelegten Höchstgehalte wurde jedoch in keiner der untersuchten Proben festgestellt. Dies trifft auch auf die im Berichtsjahr untersuchten Milchproben und Milchprodukte zu. Auch bei allen untersuchten pflanzlichen Lebensmitteln sowie Lebensmittel für Kleinkinder wurden sehr niedrige Gehalte an Dioxinen und PCB deutlich unter den geltenden Höchstgehalten und Auslösewerten nachgewiesen.
Die Untersuchungsergebnisse der beprobten Futtermittel waren ebenfalls unauffällig. Bei allen Proben lagen die Gehalte an Dioxinen, dl-PCB und ndl-PCB unterhalb der jeweils gültigen Höchstgehalte und Aktionsgrenzwerte. Bei den untersuchten Proben handelte es sich überwiegend um Ausgangserzeugnisse pflanzlichen Ursprungs, pflanzliche Öle und Mischfuttermittel.
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Weitere Informationen zu Dioxinen und polychlorierten Biphenylen (PCB)
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