Baden-Württemberg

Chemisches und Veterinäruntersuchungsamt Freiburg

Pyrrolizidinalkaloide

Christina Riemenschneider

 

Was sind Pyrrolizidinalkaloide und wo kommen sie vor?

Pyrrolizidinalkaloide (PA) sind eine Gruppe natürlicher Pflanzeninhaltsstoffe, die in über 350 Pflanzenarten vor allem aus den Familien der Korbblütler (z. B. Jakobskreuzkraut), der Rauhblatt- oder Borretschgewächse (z. B. Borretsch) und der Hülsenfrüchtler vorkommen.

 

In Pflanzen wurden bereits mehrere hundert verschiedene Pyrrolizidinalkaloide identifiziert. Von ihnen ist bekannt, dass sie die Leber von Mensch und Tier schädigen und darüber hinaus krebsauslösende Wirkungen haben können [1].

Wie gelangen Pyrrolizidinalkaloide in Lebensmittel?

Der Haupteintragsweg von Pyrrolizidinalkaloiden in Lebensmittel, wie Gewürze, Tee oder Blattgemüse, erfolgt durch die Miternte von pyrrolizidinhaltigen Wildkräutern. Da Pyrrolizidinalkaloide natürlicherweise in den Pollen und dem Nektar heimischer Pflanzen (z. B. Jakobskreuzkraut) vorkommen, können sie auch in Honig enthalten sein. Weiterhin gibt es einige pyrrolizidinhaltige Pflanzen, die zugleich als Lebensmittel dienen (z. B. Borretsch). Ein Übergang aus belasteten Futtermitteln in tierische Lebensmittel, wie Fleisch, Milch oder Eier, ist ebenfalls möglich. Nahrungsergänzungsmittel, die auf Basis PA-haltiger Pflanzen hergestellt werden, stellen ebenfalls eine Aufnahmequelle für den Verbraucher dar.

Untersuchungsergebnisse zu Pyrrolizidinalkaloiden in Honig

Seit Beginn der Untersuchungen im Jahr 2015 wurden am CVUA Freiburg 506 Honigproben im Hinblick auf Pyrrolizidinalkaloide untersucht. In erster Linie handelte es sich hierbei um (Sommer)blütenhonig und Waldhonig, aber auch Akazienhonig und Lindenblütenhonig. Einige exotischere Sorten wie Zitronenblütenhonig und Thymianhonig wurden ebenfalls untersucht. Die Honige stammten sowohl aus dem Inland als auch aus dem europäischen Ausland.

 

Erfreulicherweise konnten in 82% der Proben keine PA-Gehalte nachgewiesen werden. Die restlichen 18% der Proben wiesen nur geringe Gehalte an Pyrrolizidinalkaloiden im Bereich zwischen 1 und 23 µg/kg auf. Diese Ergebnisse zeigen, dass die Belastung von Honigen mit Pyrrolizidinalkaloiden und somit auch die Gefahren für den Verbraucher eher gering sind.

Wie sind Gehalte von Pyrrolizidinalkaloiden in Honig gesetzlich geregelt?

Für Pyrrolizidinalkaloide in Honig existieren bisher keine gesetzlichen Grenzwerte. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) empfiehlt jedoch in seiner Stellungnahme aus dem Jahr 2013 die Exposition des Verbrauchers generell so gering wie möglich zu halten und eine tägliche Aufnahme von 0,007 µg PA/kg Körpergewicht nicht zu überschreiten [2]. Bei einem angenommenen Körpergewicht von 70 kg [3] ergibt sich somit eine als toxikologisch unbedenklich angesehene tägliche Aufnahme von 0,49 µg PA. Unter der Annahme, dass der durchschnittliche tägliche Honigverzehr in Deutschland 3 g beträgt, ergibt sich für eine Person mit 70 kg Körpergewicht ein maximaler PA-Gehalt in Honig von 163 µg/kg.

 

Die europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat hingegen für Pyrrolizidinalkaloide eine maximale tägliche Aufnahmemenge von 0,0237 µg/kg Körpergewicht abgeleitet. Daraus ergibt sich somit für eine Person mit 70 kg Körpergewicht ein als toxikologisch unbedenklich angesehener Maximalgehalt von 553 µg PA/kg Honig.

 

Literatur

[1] Aktualisierte Risikobewertung zu Gehalten an 1,2-ungesättigten Pyrrolizidinalkaloiden (PA) in Lebensmitteln, Stellungnahme 026/2020 des BfR vom 17. Juni 2020, doi: 0.17590/20200617-130910

[2] Analytik und Toxizität von Pyrrolizidinalkaloiden sowie eine Einschätzung des gesundheitlichen Risikos durch deren Vorkommen in Honig, Stellungnahme Nr. 038/2011 des BfR vom 11. August 2011, ergänzt am 21. Januar 2013

[3] EFSA Scientific Committee; Guidance on selected default values to be used by the EFSA Scientific Committee, Scientific Panels and Units in the absence of actual measured data. EFSA Journal 2012;10(3):2579

[4] EFSA CONTAM Panel (EFSA Panel on Contaminants in the Food Chain), Knutsen HK, Alexander J, Barreg_ard L, Bignami M, Brüschweiler B, Ceccatelli S, Cottrill B, Dinovi M, Edler L, Grasl-Kraupp B, Hogstrand C, Hoogenboom LR, Nebbia CS, Oswald IP, Petersen A, Rose M, Roudot A-C, Schwerdtle T, Vleminckx C, Vollmer G, Wallace H, Gomez Ruiz JA and Binaglia M, 2017. Statement on the risks for human health related to the presence of pyrrolizidine alkaloids in honey, tea, herbal infusions and food supplements. EFSA Journal 2017;15(7):4908, 34 pp

 

 

Artikel erstmals erschienen am 23.03.2021 10:11:09

Copyright © 2005–2024 Alle Rechte vorbehalten.