Dr. Björn Hardebusch (CVUA Freiburg)
Ethoxyquin stand im Jahr 2014 wieder im Focus der Öffentlichkeit. In einem Beitrag des ZDF vom 5.8.2014 unter dem Titel „Edelfisch oder Ekelfisch? - Lachs in der Massentierhaltung” [1] wurde unter anderem die Herstellung von Futtermitteln für die Lachszucht gezeigt und auch auf den Zusatz von Ethoxyquin zu den Futtermitteln hingewiesen.
Ethoxyquin ist als Zusatz zu Futtermitteln (E-Nummer E 324) gemäß § 16 Futtermittelverordnung in Verbindung mit dem Gemeinschaftsregister / VO (EG) Nr. 2316/1998 mit einem Höchstgehalt von 150 mg/kg zugelassen. Ethoxyquin im Lachs kann daher durchaus durch den legalen Einsatz von Ethoxyquin in Lachsfuttermittel bedingt sein (siehe auch Infokasten unten).
Bei der Etablierung einer neuen Analysenmethode wurde ein wichtiges Abbauprodukt (Metabolit) von Ethoxyquin in das Untersuchungsspektrum aufgenommen. Anschließend wurden 38 Lachsproben auf das Vorhandensein von Ethoxyquin und dessen Metabolit untersucht. In etwa Zweidrittel aller Proben (25 von 38) konnte Ethoxyquin, in knapp 80% (30 von 38) der Metabolit analytisch nachgewiesen werden. Die Gehalte an Ethoxyquin lagen dabei zwischen 2 - 98 µg/kg, die des Metaboliten im Bereich von 2 - 986 µg/kg.
Die Untersuchung umfasste Ethoxyquin und das Dimer des Ethoxyquin als ein wichtiger Metabolit in tierischer Matrix.
Für die Untersuchung wurden 37 Zuchtlachse und 1 Wildlachsprobe analysiert. Darunter waren auch 13 Bio-Lachse. Es handelte sich bei den Proben sowohl um TK-Ware aus dem Handel als auch frischer Lachs aus der Kühltheke oder zur Weiterverarbeitung (z.B. zu Räucherlachs). Die überwiegende Anzahl der Proben stammte aus Aquakultur in Norwegen. Die höchsten gefundenen Einzelwerte für Ethoxyquin lagen bei knapp 100 µg/kg konventioneller Zuchtlachs, sowie für das Dimer von Ethoxyquin bei knapp 1000 µg/kg konventioneller Zuchtlachs.
Gehalte sind sortiert nach aufsteigendem Ethoxyquin-Gehalt
Von den 13 Biolachsproben wurde nur in einer Probe ein geringer Gehalt von 2,2 µg/kg Ethoxyquin nachgewiesen. In 6 Proben wurde jedoch das Dimer festgestellt: In einer Probe lagen die Gehalte unter der Bestimmungsgrenze von <5 µg/kg, in 4 Proben zwischen 12 - 31 µg/kg und in einer Probe etwas höher bei 130 µg/kg Ethoxyquin-Dimer. Insgesamt waren die ermittelten Gehalte in den Biolachsproben jedoch deutlich geringer als im konventionellen Zuchtlachs, wie die Grafik zeigt. Woher die Gehalte kommen, konnte nicht zurückverfolgt werden.
In einer Wildlachsprobe wurden erwartungsgemäß weder Ethoxyquin noch das Dimer nachgewiesen.
Eine rechtliche Beurteilung der Ethoxyquinbefunde ist für die Überwachungsbehörden sehr schwierig. Ethoxyquin ist als Zusatzstoff für Lebensmittel nicht zugelassen. Als Pestizid unterliegt Ethoxyquin der VO (EG) Nr. 396/2005. Allerdings ist in dieser Verordnung die Matrix Fisch noch nicht geregelt, so dass hier die nationale Rückstands-Höchstmengenverordnung (RHmV) mit einem allgemeinen Höchstgehalt von 0,01 mg/kg Anwendung findet.
Da Ethoxyquin aber über eine Zulassung als Futtermittelzusatzstoff mit einem Höchstgehalt von 150 mg/kg verfügt, ist die RHmV in diesem Fall nicht anwendbar. Die RHmV umfasst nicht Rückstände in Lebensmitteln, die aus einer erlaubten Anwendung eines solchen Stoffes als Futtermittel herrühren. Ein rechtlich verbindlicher Höchstgehalt für Ethoxyquin ist somit nicht ableitbar. Die Zulassung als Futtermittelzusatzstoff wird aktuell von der EFSA überprüft.
Am CVUA Freiburg wurden schon 2005 [2] und 2008 [3] Rückstände von Ethoxyquin in Lachs bzw. Forellen untersucht. Im Jahr 2008 wurden die Ergebnisse auch im Ökomonitoring-Bericht [4] dargestellt.
Das Land Baden-Württemberg führt seit dem Jahr 2002 ein spezielles Überwachungsprogramm im Bereich der ökologisch erzeugten Lebensmittel durch. Das Ökomonitoring-Programm steht im Zusammenhang mit der vom Ministerrat des Landes beschlossenen Gesamtkonzeption zur Förderung des ökologischen Landbaus und erfolgt im Rahmen der amtlichen Lebensmittelüberwachung. Lebensmittel aus ökologischem Anbau werden hier systematisch auf Rückstände und Kontaminanten sowie bezüglich weiterer Fragestellungen untersucht.
Ziel des Ökomonitoring-Programms ist es, in dem weiter stark expandierenden Marktsegment Verbrauchertäuschungen besser zu erkennen und das Verbrauchervertrauen in die Qualität ökologisch erzeugter Lebensmittel zu stärken. Wo BIO draufsteht, muss auch BIO drin sein.
Die letzten Untersuchungen bezüglich Lachs im Jahre 2008 erfolgten noch ohne die rechtliche Grundlage der Ökoverordnung (VO (EG) Nr. 834/2007). Begriffe wie „Öko” und „Bio” waren zum damaligen Zeitpunkt für Fische und aquatische Erzeugnisse nicht geregelt. Seit 2009 sind durch die Verordnung verbindliche Vorgaben zur Produktion und Kennzeichnung ökologisch erzeugter Produkte aus Aquakulturen festgelegt.
Ethoxyquin ist ein Vertreter der Gruppe der Antioxidationsmittel. Diese sollen ein Lebens- oder Futtermittel vor dem Verderb durch Oxidation schützen, indem sie selbst Radikale auffangen und oxidiert werden. Chemisch gesehen gehört es zur Gruppe der Chinolene. Ethoxyquin wurde unter anderem als Antioxidans verwendet, um bei Birnen nach der Ernte die Schalenfäule zu verhindern. Es hat zudem eine fungizide Wirkung. Die Zulassung als Pestizid wurde 2011 entzogen [5]. Als Futtermittelzusatzstoff ist Ethoxyquin aufgrund seiner antioxidativen Eigenschaften mit der E Nummer E324 zugelassen um den Fettverderb durch Oxidationsprozesse zu verhindern. Es kann auch als Formulierung in medizinischen oder kosmetischen Mitteln verwendet werden [6]. Der Verbraucher kann somit von unterschiedlichen Quellen mit dieser Verbindung in Berührung kommen.
Die früheren Untersuchungen wurden mittels gaschromatografischer Detektion nach einer aufwendigen Aufarbeitung durchgeführt. Da Ethoxyquin bei der Durchführung dieser klassischen Methode hohen Temperaturen ausgesetzt ist und nicht ausgeschlossen werden konnte, dass es zu einem Abbau der Verbindung während der Analytik kommt, wurde nach einem alternativen Verfahren gesucht. Durch die Entwicklung einer neuen Detektionsmethode mittels LC-MS/MS und die Verwendung einer Extraktionsmethode nach QuEChERS war es nun möglich beide Substanzen schneller und sicherer in einer Methode zu erfassen. Die Bestimmungsgrenze für Ethoxyquin bei dieser Methode liegt bei 2 µg/kg, für das Dimer bei 5 µg/kg.
[1] ZDF-Beitrag: Edelfisch oder Ekelfisch? - Lachs in der Massentierhaltung
[2] Jahresbericht 2005, CVUA Freiburg
[3] Jahresbericht 2008, CVUA Freiburg
[4] Ökomonitoring 2008, Programm der Lebensmittelüberwachung Baden-Württemberg
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