Baden-Württemberg

Chemisches und Veterinäruntersuchungsamt Karlsruhe

Prävalenz von Trueperella pyogenes bei der bakteriologischen Fleischuntersuchung beim Rind am CVUA Karlsruhe

Dr. B. Strobel

 

Das Bakterium Trueperella pyogenes besitzt vor allem im Nutztierbereich bei Rind, Schaf, Ziege und Schwein eine große Bedeutung als Eitererreger. Die Übertragung des ubiquitär in der Umwelt vorkommenden Erregers erfolgt unter anderem über kleine Verletzungen, durch Kontakt mit kontaminierter Umgebung, durch Fliegen und andere Insekten oder auch aufsteigend über das Euter (galaktogene Infektion). Neben Euterentzündungen kommt auch eine Beteiligung innerer Organe (z.B. Nephritis, Hepatitis, Peritonitis) häufig vor. Da das Krankheitsgeschehen in diesen Fällen zumeist nicht zu einer von außen deutlich sichtbaren Symptomatik führt, kommen chronische Krankheitsverläufe mit Abszessbildung in den betroffenen Organen häufig vor. Brechen diese dann in die Blutbahn ein, kommt es zu einer Septikämie (Blutvergiftung), die mit Fieber und einer hochgradigen Verschlechterung des Allgemeinbefindens einhergeht und zu einer Streuung des Erregers in andere Organe führt.

Der Erreger ist auch auf den Menschen übertragbar, sodass diese Bakterien in der Lebensmittelhygiene, insbesondere in der bakteriologischen Fleischuntersuchung von Schlachttieren, von Bedeutung sind. Oberste Priorität haben Diagnostik und ggf. Beschlagnahmung der dazugehörigen Proben, um somit einen Eintrag in die Nahrungsmittelkette zu verhindern.

Trueperella pyogenes gehört in die Familie der Actinomycetaceae, Ordnung Actinomycetales, Familie Actinobacteria. Diese Bakterienspezies hatte in der Vergangenheit sehr unterschied-liche Bezeichnungen. 1997 erfolgte auf der Basis von genetischen Analysen die Zuordnung zur Gattung Arcanobacterium. Diese wurde im Jahr 2006 wiederum aufgehoben, nachdem die Erkenntnis gewonnen wurde, dass das Genus „Arcano-bacterium" keinem einheitlichen Stamm angehörte, sondern dass es sich dabei um zwei unterschiedliche Stämme handelte. Zu Ehren des deutschen Mikrobiologen Hans Georg Trüper wurde der Name Trueperella gewählt.

Es handelt sich um ein kleines grampositives unbewegliches, kapselloses und nicht sporulierendes Stäbchen von kokkoider, coryneformer oder stäbchenförmiger Gestalt. Sie sind häufig in Paaren oder kurzen Ketten angeordnet. Auf Blutagar bildet Trueperella pyogenes sehr kleine durchscheinende bis weiße, glatte, kreisförmige Kolonien. Die Hämolyse ist nach 24 Stunden Bebrütung zunächst unvollständig, nach nochmaliger Bebrütung über weitere 24 Stunden wächst der Koloniedurchmesser jedoch und es ist eine deutliche ß-Hämolyse erkennbar.
Im Jahr 2012 wurden bei 1126 durchgeführten bakteriologischen Fleischuntersuchungen beim Rind in 802 Fällen bakterielle Erreger nachgewiesen. Dabei handelte es sich in 434 Fällen bei dem Leitkeim um Trueperella pyogenes, gefolgt von Escherichia coli (n=171), coliformen Keimen (n=63), Staphylococcus sp. (n=47), coryneformen Keimen (n=46) sowie sonstigen Keimen (n=41). Somit war Trueperella pyogenes der am häufigsten nachgewiesene Erreger (vgl. Abb. 1).

 

Verteilung der in der bakteriologischen Untersuchung nachgewiesenen Erreger
Bei 43 Schlachttierkörpern (9,9% der für Trueperella pyogenes positiven Tiere und 3,8% der untersuchten Schlachttierkörper insgesamt) konnte der Keim nicht nur in den Organen sondern auch in der Muskulatur isoliert werden. In 376 Fällen (86,6%) wurde der Erreger überwiegend in den pathologisch veränderten Nieren nachgewiesen, in 353 Fällen (81,3%) in der Leber, in 298 Fällen (68,7%) in der Milz und in 177 Fällen (40,8%) im Lymphknoten (siehe Abb. 2).

 

Verteilung der auf T. pyrogenes positiv getesteten Organe

 

Die Isolierung von T. pyogenes war aus mehreren Organen möglich (vgl. Abb. 3). Bei 92 Tieren konnte Trueperella pyogenes aus einem, bei 45 Tieren aus zwei, bei 155 Tieren aus drei, bei 101 Tieren aus vier und bei 41 Tieren sogar aus allen fünf untersuchten Organen isoliert werden.

Diejenigen Organe, aus denen Trueperella pyogenes isoliert wurde, müssen gemäß EU-rechtlicher und nationaler Vorschriften verworfen werden. Besonders gravierend sind die Konsequenzen beim Nachweis von Trueperella pyogenes aus der Muskulatur. In diesem Fall wird der gesamte Schlachttier-körper der Tierkörperverwertung zugeführt (FlHV Anhang 1 Kapitel IV Punkt 7). Damit entstehen für die Besitzer der geschlachteten Rinder erhebliche finanzielle Einbußen.
Darüber hinaus ist dies von tierschutzrelevanter Bedeutung, da davon auszugehen ist, dass der subakute bis chronische Krankheitsverlauf, welcher einer hämatogenen Streuung des Erregers vorangeht, für die betroffenen Tiere mit ganz erheblichen Schmerzen und Leiden verbunden ist.

 

Verteilung der Anzahl der betroffenen Organe

 

Artikel erstmals erschienen am 19.12.2013 13:21:20

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