Baden-Württemberg

Chemisches und Veterinäruntersuchungsamt Karlsruhe

Untersuchungsergebnisse 2015 – Pharmakologisch wirksame Stoffe in Futtermitteln

Sabrina Müntnich und Dr. Tabea Pflaum (CVUA Karlsruhe)

 

Im Jahr 2015 wurden am CVUA Karlsruhe 208 Futtermittelproben auf pharmakologisch wirksame Stoffe untersucht, wobei insgesamt 1335 Einzeluntersuchungen durchgeführt wurden. Bei 80 % der Proben handelte es sich um Mischfuttermittel (Allein- und Ergänzungsfuttermittel), darüber hinaus wurden Vormischungen (13 %), Einzelfuttermittel (3 %) und Zusatzstoffe (4 %) untersucht. Der größte Teil der Futtermittel war für Schweine, Rinder und Legehennen bestimmt, jedoch wurden auch Futtermittel für andere Tierarten wie Truthühner, Kaninchen, Pferde, Schafe oder Fische untersucht.

  

Tierarzneimittelwirkstoffe

In einem Alleinfuttermittel für tragende Sauen wurde das Antiparasitikum Flubendazol mit einem Gehalt von
1,9 mg/kg nachgewiesen. Weiterhin wurde in einem Alleinfuttermittel für Aufzuchtferkel das Antibiotikum Amoxicillin mit einem Gehalt von 4,1 mg/kg festgestellt. Die ermittelten Gehalte der beiden pharmakologisch wirksamen Stoffe lagen im Verschleppungsbereich. Die geringe Anzahl von 2 positiven Befunden auf Tierarzneimittelrückstände (ca. 1 % der untersuchten Proben) stellt eine erfreuliche Entwicklung im Vergleich zu ca. 5 % positiver Befunde im Jahr 2010 dar. Bei beiden positiven Befunden handelte sich um Alleinfuttermittel für Schweine, die direkt aus dem Futtertrog bzw. aus einem Silo gezogen wurden. Das Ergebnis aus 2015 bestätigt die Befunde der letzten sechs Jahre, die zeigten, dass in Trogproben aus Schweinehaltungsbetrieben, die aufgrund des bekannten Risikos gezogen werden, Rückstände von Tierarzneimitteln gefunden wurden (46 % der positiven Tierarzneimittelrückstandsbefunde).

  

Verschleppte Futtermittelzusatzstoffe - Kokzidiostatika

Verschleppte Kokzidiostatika wurden in insgesamt 12 Futtermittelproben nachgewiesen. In 11 Mischfuttermitteln waren Kokzidiostatika im Spurenbereich unterhalb der gemäß Richtlinie 2002/32/EG zulässigen Höchstgehalte enthalten. Bei den nachgewiesenen Kokzidiostatika handelte es sich um Lasalocid-A-Natrium, Monensin-Natrium, Salinomycin-Natrium, Robenidin-Hydrochlorid, Maduramicin-Ammonium, Narasin und Nicarbazin. In 4 Futtermittelproben konnten mehrere Stoffe pro Probe festgestellt werden. Darüber hinaus wurde bei einem Ergänzungsfuttermittel für Milchkühe für Monensin-Natrium ein Gehalt knapp über der Höchstmenge festgestellt. Allerdings lag unter Abzug der Ergebnisunsicherheit keine statistisch gesicherte Grenzwertüberschreitung vor. Die Untersuchungsergebnisse seit 2010 ergaben in 308 auf Kokzidiostatika untersuchten Proben nur eine einzige gesicherte Grenzwertüberschreitung (ca. 0,3 % der untersuchten Proben), 3 nicht gesicherte Grenzwertüberschreitungen (ca. 1 % der untersuchten Proben) sowie 32 Fälle von Kokzidiostatika im Spurenbereich unterhalb der zulässigen Höchstgehalte (ca. 10 % der untersuchten Proben). Die Ergebnisse 2015 zeigen gehäuft Kokzidiostatika-Rückstände in Futtermitteln für Nicht-Ziel-Tierarten, erfreulicherweise wurde jedoch keine gesicherte Grenzwertüberschreitung festgestellt.

  

Chloramphenicol in Futtermittel – Sonderprojekt 2015

Im Jahr 2015 wurde das Sonderprojekt „Chloramphenicol“ am CVUA Karlsruhe durchgeführt. Hintergrund hierfür waren verschiedene Schnellwarnungen in den Jahren 2011 bis 2014 über den Nachweis des Antibiotikums Chloramphenicol in Futtermittelzusatzstoffen (Vitamine, Enzyme) und Vormischungen. Chloramphenicol ist ein bakteriostatisch wirkendes Antibiotikum, das beim Menschen in seltenen Fällen eine aplastische Anämie auslösen kann. Es darf Tieren, die der Lebensmittelgewinnung dienen, nicht verabreicht werden. Aufgrund einer unsachgemäßen Handhabung bei der Herstellung bzw. Lagerung von Futtermittelzusatzstoffen kam es in den vergangenen Jahren zu Kontaminationen von Futtermittelzusatzstoffen mit Chloramphenicol. Auch in einzelnen Vormischungen, die die kontaminierten Zusatzstoffe enthielten, war Chloramphenicol nachweisbar. Auffällig waren Produkte, die in Indien oder China hergestellt wurden.

 

Im Rahmen des Sonderprojektes wurden 7 verschiedene Futtermittelzusatzstoffe und 9 Vormischungen auf Chloramphenicol untersucht. Die beprobten Zusatzstoffe und Vormischungen stammten aus Deutschland, den Niederlanden und China. In keiner der Proben wurde Chloramphenicol nachgewiesen (Nachweisvermögen: 0,3 µg/kg). Diese Untersuchungsergebnisse sowie der Rückgang der Schnellwarnungen zu Chloramphenicol stellen ebenfalls eine positive Entwicklung in der Futtermittelüberwachung dar.

 

Artikel erstmals erschienen am 29.09.2016 12:26:01

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