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Spargel – das Saison-Gemüse hat nur selten Rückstände an Pestiziden

Ein Bericht aus unserem Laboralltag

Dr. Ingrid Kaufmann-Horlacher, Ellen Scherbaum, Carmen Wauschkuhn

 

Schmuckelement.

Liebhaber des „königlichen Gemüses“ können es kaum erwarten, bis Mitte April der erste Spargel auf den Markt kommt. Ob in der klassischen Variante mit Kartoffeln und Sauce Hollandaise oder nach raffinierten Rezepten

zubereitet verspeisen die Deutschen im Schnitt rund zwei Kilo pro Kopf und Jahr des auch als „Elfenbein zum Essen“ bezeichneten Saisongemüses. Wie unsere Untersuchungen zeigen, wird der Genuss des unter der Erde kultivierten Gemüses nur sehr selten durch Pestizidrückstände getrübt.

 

Zusammenfassung

In den Jahren 2010 bis 2013 wurden 116 Spargelproben, davon 106 Proben weißer Spargel und 14 Proben grüner Spargel auf Rückstände von über 650 Pflanzenschutzmitteln untersucht. Bei diesen Untersuchungen wurden keine Höchstmengenüberschreitungen festgestellt. 56 Proben (48,3 %) wiesen jedoch Rückstände verschiedener Wirkstoffe auf, darunter waren 11 Proben mit Mehrfachrückständen (9,5 %). Die gemessenen Werte lagen überwiegend im Spurenbereich unter 0,01 mg/kg. 22 der Proben wurden zusätzlich auf Rückstände an stark polaren Wirkstoffen und deren Abbauprodukten untersucht. Erfreulicherweise wurde nur bei einer Probe eine Höchstmengenüberschreitung (Fosetyl) festgestellt. Im Jahr 2013 wurden 10 Spargelproben zusätzlich auch auf Perchlorat untersucht. Auch hier zeigten die Untersuchungen keine auffälligen Werte.

 

Wissenswertes über Spargel

Beschreibung der Pflanze

Spargel ist eine einkeimblättrige, mehrjährige Staude, die zur Familie der Spargelgewächse (Asparagaceae) zählt. In unseren Breiten wird die Art Asparagus officinales L. kultiviert, bei der nur der

Foto: Spargelfeld im Herbst.

Spargelfeld im Herbst.

etwa 35 cm tief unter der Erdoberfläche liegende Wurzelstock (Rhizom) überwintert. Im Frühjahr treiben aus dem Rhizommehrere Sprosse, die durch Aufschütten von sandigem Boden zu einem Wall bleich und zart bleiben. Sobald die Köpfe der Sprosse die Erdoberfläche gerade erreichen, werden die weißen Stangen mit dem Spargelmesser gestochen. Im Sonnenlicht verfärben sich die bis zum Austritt weißen Spargelstangen zunächst ins Violette und werden dann grün. Mit dem 24. Juni (Johanni) wird die Spargelernte beendet. Danach wachsen aus den verbliebenen Sprossen bis zu zwei Meter hohe Stauden, die das Rhizom für die Triebperiode im nächsten Frühjahr mit Nährstoffen versorgen. Trotz Einhaltung dieser Ruhephase im Sommer und Herbst ist ein Spargelfeld nach zehn bis zwölf Jahren erschöpft und kann auch nicht wieder mit neuen, aus Samen vorgezogenen Rhizomen bepflanzt werden. Grüner Spargel unterscheidet sich hauptsächlich durch die Anbaumethode. Werden keine Dämme aufgeschüttet, wächst der Spross aus der flachen Erde und kann dann als grüner Spargel geerntet werden.

 

Herkunft und Geschichte

Spargel, eine in Europa heimische Pflanze, wurde schon von den alten Griechen kultiviert. Sie nutzten die getrockneten Wurzeln als harntreibende Medizin. Für die Römer war der Spargel Bestandteil eines jeden Festmahls. Im 17. Jahrhundert wurde der Spargel von Ludwig XIV. von Frankreich zum kulinarischen Trend erhoben und populär gemacht. Aber erst durch die Möglichkeit, den Spargel in Dosen zu konservieren, gelang dem Gemüse der Durchbruch. Und erst im 19. Jahrhundert wechselte der Spargel dann auch seine Farbe. Durch Zufall hatte man entdeckt, dass der sog. Bleichspargel zarter im Geschmack ist. Seither wird in der Spargel in Deutschland fast ausschließlich „unter der Erde“ gezogen.

 

Fotos: links: ein Spargelspross drängt ans Licht ; mitte: Spargelernte; rechts: Spargeldamm.

links: ein Spargelspross drängt ans Licht; Mitte: Spargelernte; rechts: Spargeldamm.

Kultur

Der Spargelanbau ist langwierig und arbeitsintensiv. Spargel gedeiht am besten in leichten, sandigen und wasserdurchlässigen Böden, die sich idealerweise im Frühjahr schnell erwärmen. In den im Vorjahr tiefgründig mit Dünger vorbereiteten Boden werden die aus dem Samen der scharlachroten Beeren vorgezogenen Rhizome gepflanzt. Eine Ernte ist erst im 3. Jahr nach der Pflanzung möglich. Beim Bleichspargel wird im Februar/März ein Erdwall über den in Reihen gepflanzten Rhizomen aufgeworfen. Der Damm muss gut geglättet sein, damit der Spargelbauer rechtzeitigt erkennen kann, wann der Spargel geerntet werden muss. Ein feiner Riss in der Scholle kündigt den Durchbruch eines Spargelsprosses an. Der Spargelbauer muss vorsichtig bis in 35 cm Tiefe die Erde vom Spross entfernen und den Spargelspross mit einem Spargelmesser abstechen. Anschließend muss der Damm wieder gut geglättet werden, damit auch der nächste heranwachsende Spross vor dem Austreten ans Licht entdeckt werden kann.

 

In sehr großen Spargelbetrieben wird Spargel mit Spezialmaschinen geerntet, die mit Hilfe von Lasern die

Foto: Grüner Spargel.

Grüner Spargel.

erntereifen Stangen erkennen und vollautomatisch stechen. Heutzutage wird Spargel vielfach unter Folie angebaut. Mit durchsichtiger Folie kann der Erntebeginn gesteuert werden und die Ernte insgesamt früher erfolgen. Mit schwarzer Folie wird eine Verfärbung des Bleichspargels verhindert und das Wachstum von Unkraut vermindert.

Grünspargel ist weniger arbeitsaufwändig, er wächst aus dem flachen Boden heraus und wird mit einem scharfen Messer geerntet, wenn er seine richtige Größe erreicht hat.

 

Nährstoffgehalt

Spargel hat einen hohen Wassergehalt (ca. 94 %) und einen sehr geringen Kalorienwert (13 kcal (52 kJ) pro 100 g Spargel). Die Köpfe sind am zartesten und besitzen einen höheren Vitamin-C-Gehalt als die unteren Stangenteile. Der relativ hohe Gehalt an freier Asparaginsäure trägt zum spargeltypischen Aroma bei.

 

Pestizide im Spargelanbau

In Deutschland sind im Spargelanbau zurzeit 13 fungizide Wirkstoffe in verschiedenen Pflanzenschutzmitteln gegen die wichtigsten Spargellaub- und Wurzelkrankheiten zugelassen. Gegen die Spargelfliege und andere saugende und beißende Insekten dürfen 5 insektizide Wirkstoffe angewandt werden. Zur Bekämpfung von Unkräutern und Ungräsern sind während unterschiedlicher Kulturphasen im Spargelanbau 11 herbizide Wirkstoffe zugelassen.

 

Tab. 1: Im Spargelanbau 2013 in Deutschland zugelassene Pestizide
Fungizide Akarizide/Insektizide Herbizide
Azoxystrobin Dimethoat, Flufenacet
Chlorthalonil Thiacloprid Metribuzin
Boscalid alpha-Cypermethrin Pendimethalin
Epoxiconazol lambda-Cyhalothrin Clomazone
Kupferhydroxid Pyrethrine Glyphosat
Dithianon   Dimethenamid-P
Kresoxim-methyl   Tepraloxydim
Metiram   Clethodim
Iprodion   Glufosinat
Difenoconazol   Bromoxynil
Pyraclostrobin   Pyridat
Cyprodinil    
Fludioxonil    

 

Detaillierte Darstellung der Untersuchungsergebnisse

In den Jahren 2010 bis 2013 wurden mittels der Multi-Methode QuEChERS 116 Spargelproben auf Rückstände von über 650 Wirkstoffen aus Pflanzenschutzmitteln untersucht. Der größte Anteil dieser Proben (88 %) bestand aus weißem, sog. Bleichspargel. Nur 14 Proben (7,1 %) waren grüner Spargel. Die Proben stammten überwiegend (67 %) aus Deutschland, gefolgt von Peru mit 19 %. Peruanischer Spargel gelangt vor allem in unsere Regale, wenn es hier keinen frischen Spargel gibt, z.B.  in der Weihnachtszeit. 
Die gute Nachricht vorneweg: bei diesen Untersuchungen wurden keine Höchstmengenüberschreitungen festgestellt. Alle Befunde lagen unter den EU-weit festgesetzten Höchstmengen (siehe Tabelle 2).

 

Tab. 2: Untersuchungen mit der Multimethode QuEChERS auf über 650 Pestizide
Matrix Anzahl Proben mit Rückständen Proben > Höchstmenge Proben mit Mehrfachrückständen
Spargel, grün 14 5 (35,7%) 0 1 (7,1%)
Spargel, weiß 102 51 (50,0%) 0 10 (9,8%)
SUMME 116 56 (48,3%) 0 11 (9,5%)

 

39,5 % der deutschen und 75 % der peruanischen Spargelproben wiesen jedoch Rückstände unterhalb der Höchstmengen auf, wobei 6,6 % der deutschen und 20 % der peruanischen Proben mit Mehrfachrückständen belastet waren (siehe Tabelle 3 und 4).

 

Tab. 3: Spargel weiß nach Herkunft
Herkunftsland Anzahl Proben mit Rückständen Proben > Höchstmenge Proben mit Mehrfachrückständen
Deutschland 76 30 (39,5%) 0 5 (6,6%)
Griechenland 1 1 0 0
Italien 1 1 0 0
Marokko 1 1 0 0
Ohne Angabe 1 1 0 0
Peru 20 15 (75,0%) 0 4 (20,0%)
Spanien 2 2 0 11
SUMME 102 51 (50,0%) 0 10 (9,8%)

1 Bei Probenzahlen unter 5 keine prozentuale Angabe

 

Tab. 4: Spargel grün nach Herkunft
Herkunftsland Anzahl Proben mit Rückständen Proben > Höchstmenge Proben mit Mehrfachrückständen
Deutschland 2 2 0 1
Peru 2 0 0 0
Spanien 9 2 (22,2%) 0 0
Thailand 1 1 0 0
SUMME 14 5 (35,7%) 0 1 (7,1%)

 

Boscalid, ein Fungizid, das im Spargelanbau  in Deutschland erlaubt ist, stellt den größten Anteil an Befunden. Das Fungizid war in 25 % der Spargelproben nachweisbar, allerdings überwiegend im Spurenbereich unter 0,01 mg/kg. Chlorpyrifos und Imidacloprid, Insektizide, die in keinem der für den Spargelanbau in Deutschland genehmigten Pflanzenschutzmitteln enthalten sind, wurden in 12 % bzw. 7 % der Proben nachgewiesen, keine dieser Proben stammte aus Deutschland, sondern mit wenigen Ausnahmen aus Peru. Aber auch hier lagen die Gehalte wie auch bei den übrigen Wirkstoffen überwiegend im Spurenbereich unter 0,01 mg/kg (siehe Tabelle 5 und Abbildung 1).

 

Tab. 5: Pestizid-Rückstände
Pestizide Typ mit Rückständen <0,01 mg/kg <0,02 mg/kg <0,05 mg/kg

Maximum

(mg/kg)

Proben > Höchst-menge
Boscalid Fungizid 29 27 2 0 0,016 0
Chlorpyrifos Insektizid 14 12 2 0 0,019 0
Imidacloprid Insektizid 8 8 0 0 0,008 0
Pendimethalin Herbizid 4 4 0 0 0,002 0
Cyprodinil Fungizid 3 2 0 1 0,03 0
Metribuzin Herbizid 2 2 0 0 0,004 0
Isoproturon Herbizid 1 1 0 0 0,001 0
Haloxyfop Herbizid 1 1 0 0 0,002 0
Fludioxonil Fungizid 1 0 0 1 0,028 0
Fenhexamid Fungizid 1 1 0 0 0,009 0
Dodin Fungizid 1 1 0 0 0,004 0
Diuron Herbizid 1 1 0 0 0,001 0
DDT Insektizid 1 1 0 0 0,002 0
Cypermethrin Insektizid 1 0 0 1 0,03 0
Bifenthrin Insektizid 1 0 0 1 0,024 0
2,6-Dichlorbenzamid Metabolit 1 1 0 0 0,001 0

 

Abb. 1: Häufigkeit der nachgewiesenen Stoffe (> 1) bei 116 untersuchten Proben.

Abb. 1: Häufigkeit der nachgewiesenen Stoffe (> 1) bei 116 untersuchten Proben

 

Untersuchungen mit QuPPe

QuPPe

Pestizide mit hoher Polarität entziehen sich der Analyse durch die Multimethode QuEChERS. Für diese stark polaren Wirkstoffe wurde die QuPPe Method (Quick Polar Pesticides Method) in unserem Haus entwickelt: mit angesäuertem Methanol werden die polaren Wirkstoffe, ggf. nach Zusatz von stabilisotopenmarkierten Standards aus den homogenisierten pflanzlichen Lebensmitteln extrahiert. Nach dem Zentrifugieren wird der Extrakt filtriert und die Wirkstoffe mittels LC-MS/MS bestimmt. Mit verschiedenen LC-MS/MS Methoden werden einzelne Gruppen polarer Pestizide quantifizierbar (siehe auch Tabelle 6). Die Methode wird laufend weiterentwickelt und um neue Stoffe ergänzt.

 

Näheres zur QuPPe finden Sie im Internet unter http://quppe.com/

 

22 Spargelproben wurden zusätzlich zum normalen Untersuchungsprogramm auch auf Pestizide untersucht, die aufgrund ihrer hohen Polarität mit den üblichen Multi-Methoden nicht erfasst werden können (Tab. 5). Erfreulicherweise wurde nur bei einer Probe eine Höchstmengenüberschreitung festgestellt. In dieser Spargelprobe mit Herkunft Deutschland wurden 3,4 mg/kg Phosphonsäure gemessen. Phosphonsäure entsteht als Abbauprodukt aus Fosetyl. Die Summe aus Fosetyl und Phosphonsäure lag über der EU-weit gültigen Höchstmenge für diese Rückstände von 2 mg/kg. Diese Untersuchungen auf polare Pestizide sollen auch 2014 weitergeführt werden.

 

Tab. 6: QuPPe-Stoffe und ihre Wirkungsweise
Pestizide Typ
Nereistoxin aus Cartap, Bensultap, Thiocyclam oderThiosultap (Insektizide)
Difenzoquat Fungizid/Herbizid
Cyromazin Insektizid
Chlormequat Wachstumsregulator
Mepiquat Wachstumsregulator
Chlormequat Wachstumsregulator
Glyphosat Herbizid
Fosetyl  Fungizid
Ethephon Wachstumsregulator
HEPA Ethephon-Metabolit
Maleinsäure-hydrazid Wachstumsregulator
Glufosinat-ammonium Glufosinat-Metabolit
Daminozid Wachstumsregulator
Phosphonsäure Fosetyl-Metabolit
AMPA Glyphosat-Metabolit
N-Acetyl-AMPA Glyphosat-Metabolit
Glufosinat Herbizid
MPPA Glufosinat-Metabolit
N-Acetyl-Glufosinat Glufosinat-Metabolit
Trimethylsulfonium-Kation Glyphosat-Gegenion
Diquat Herbizid
Paraquat Herbizid

 

2013 wurden Perchlorat und Chlorat in die QuPPe Methode integriert. 10 Proben Spargel wurden auch auf diese Stoffe untersucht. Die Messwerte für alle Proben waren unauffällig.

 

Literatur:

  • Franke, Wolfgang (1997) Nutzpflanzenkunde, Thieme Verlag Stuttgart
  • Wyk, van Ben-Erik (2005) Handbuch der Nahrungspflanzen, Wissenschaftliche VerlagsGmbH Stuttgart
  • Bickel-Sandkötter (2003) Nutzpflanzen und ihre Inhaltsstoffe, Quelle & Meyer Verlag Wiebelsheim
  • Pflanzenproduktion 2013, Pflanzenschutz im Erwerbsgemüsebau, LTZ Augustenberg, www.ltz-augustenberg.de
  • Pflanzenschutzmittel-Verzeichnis 2013, 61. Auflage, BVL, http://www.bvl.bund.de

 

Bildernachweis

asparagus, val th, ClipDealer.com, Image-ID=268570.

Dem Licht entgegen, Silke Bogorinski, Pixelio.de, Image-ID=651128.

Spargelfeld im Herbst, moorhrmr, Pixelio.de, Image-ID=193516.

Spargelzeit: Spargelernte 06, Thommy Weiss, Pixelio.de, Image-ID=460395.

Spargelstecher, Jürgen Sörensen, Pixelio.de, Image-ID=261472.

Grüner Spargel, Hubert Zipper, CVUA Stuttgart.

 

Artikel erstmals erschienen am 07.08.2013 08:48:15

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