Baden-Württemberg

Die Untersuchungsämter für Lebensmittelüberwachung und Tiergesundheit

Kleiner Fuchsbandwurm – Echinococcus alveolaris und sein Finnenstadium Echinococcus multilocularis

Dr. Birgit Blazey

 

Die mögliche Gefahr einer Erkrankung nach einer Infektion mit Eiern des Fuchsbandwurmes durch den Verzehr nicht erhitzter Beeren, Bärlauch etc. verursacht in der Land- und Stadtbevölkerung Unsicherheit und Angst. Dies liegt vor allem an dem tumorartig, in das Gewebe der betroffenen Organe wachsenden Parasitenstadium (Finne), das häufig operativ nicht entfernt oder durch die Einnahmen von Medikamenten vollständig ausgeheilt werden kann. Beim Menschen ist die Erkrankung nach bisherigen Erkenntnissen selten, kann aber, wenn sie ausgebrochen ist, tödlich verlaufen.

Der Fuchsbandwurm Echinococcus multilocularis ist ein Dünndarmparasit von Fleischfressern v.a. von Fuchsarten (Rot- und Polarfuchs), Wolf, Marderhund, Haushund und mit Einschränkung auch von Katzen.

 

Abbildung 1: Lebenszyklus des Kleinen Fuchsbandwurms, Abbildung mit freundlicher Genehmigung von Dr. Romig, Universtität Hohenheim.

Abbildung 1: Lebenszyklus des Kleinen Fuchsbandwurms,

Abbildung mit freundlicher Genehmigung von Dr. Romig, Universtität Hohenheim.

 

Die mit dem bloßen Auge nicht sichtbaren Eier der nur wenige Millimeter großen Bandwürmer (1,2 - 4,5 mm) werden mit dem Kot abgegeben und im natürlichen Infektionszyklus insbesondere von Kleinnagern (Feld-, Rötel- und Schermaus, Bisam u.a.), gelegentlich aber auch von anderen Säugetieren aufgenommen. Die Zahl der ausgeschiedenen Eier kann stark variieren. In den genannten Nagetieren (Zwischenwirten) entwickeln sich in den Organen (in erster Linie in der Leber) die Larvenstadien.

 

Abbildung 2: Larvenstadium (Bildmitte) in der Leber einer Schermaus, Abbildung mit freundlicher Genehmigung von Dr. Romig, Universtität Hohenheim.

Abbildung 2: Larvenstadium (Bildmitte) in der Leber einer Schermaus,

Abbildung mit freundlicher Genehmigung von Dr. Romig, Universtität Hohenheim.

 

Abbildung 3: Larvenstadium von Echinococcus multilocularis in der Leber eines Kängurus, HE-Färbung.

Abbildung 3: Larvenstadium von Echinococcus multilocularis
in der Leber eines Kängurus, HE-Färbung.

 

Abbildung 4: Scolex (Kopf) mit Hakenkranz, Larvenstadium von Echinococcus multilocularis in der Leber eines Kängurus, HE-Färbung.

Abbildung 4: Scolex (Kopf) mit Hakenkranz,
Larvenstadium von Echinococcus multilocularis
in der Leber eines Kängurus, HE-Färbung.

 

Die Nagetiere bzw. deren Organe mit den Finnen (Larvenstadien des Fuchsbandwurmes) dienen Fleischfressern (Endwirte) nach Aufnahme im rohen Zustand als infektiöse Stadien. Beim Menschen führt die Aufnahme von Bandwurmeiern zur Entwicklung blasenförmiger, unfruchtbarer Stadien (alveoläre Echinokokkose) vor allem in der Leber, weshalb der Mensch als sogenannter Fehlwirt bezeichnet wird. Die Aufnahme von Eiern führt jedoch nicht bei jedem Menschen zu einer Infektion und Erkrankung. Auch das Schwein kann als Fehlwirt fungieren, während der Haushund sowohl als Fehl- als auch Endwirt bekannt ist.

 

Die Eier des Fuchsbandwurmes sind in feuchter Umgebung sehr widerstandsfähig. Sie können in der Sommerzeit mindestens 3 Monate und im übrigen Jahr etwa 8 Monate überleben. In haushaltsüblichen Gefriertruhen werden sie selbst innerhalb von Wochen oder Monaten nicht abgetötet. Ein guter Schutz vor einer Infektion und somit Erkrankung stellt das Zubereiten von Speisen durch Erhitzung dar. Beim Einkochung von Marmelade oder der Herstellung z.B. von Blaubeerkuchen werden die Eier unschädlich gemacht.

 

Der Mensch infiziert sich über die Aufnahme von mit Parasiteneiern verunreinigten Lebensmitteln. Vor allem bodennahe Früchte wie z.B. Erd- oder Blaubeeren, Gemüse und Kräuter, spielen bei einer Infektion eine Rolle. Aber auch Fallobst kommt als Infektionsquelle in Betracht. Zudem wird das Verschlucken kontaminierten Staubes bzw. allgemein die Aufnahme kontaminierter Erde als Infektionsquelle angesehen. Der direkte Kontakt mit Füchsen aber auch dessen Kot der Füchse sind sicher von größter Bedeutung, wenn anschließend die Hände insbesondere das Nagelbett nicht gründlich gewaschen werden. Seltener sind Infektionen durch Hunde oder Katzen. Hier ist zu beachten, dass die genannten Haustiere zuvor durch das Fressen parasitenhaltiger Zwischenwirte (Nagetiere) infizieren müssen. Zur Vorbeugung wird bei Hunden oder Katzen, die Nagetiere fressen, eine vorbeugende regelmäßige Entwurmung nach tierärztlicher Anweisung angeraten.

 

Pflanzen wie z.B. Bärlauch und Erdbeeren wachsen relativ bodennah und stellen somit ein potentielles Risiko, mit Eiern kontaminiert zu sein, dar. Da die Eier klebrig sind, entfernt ein Abwaschen mit kaltem Wasser nicht mit Sicherheit alle Eier von den Pflanzen.

Es ist schwierig Personen zu bestimmten Tätigkeiten und Essgewohnheiten zu raten, oder ihnen davon abzuraten, weil ein Restrisiko auch in Regionen mit geringer Befallsquote besteht. Zu empfehlen ist sicher ein kräftiges und mehrmaliges Waschen der entsprechenden Nahrungsmittel im frischen Wasser und ein sorgfältiges vorheriges Waschen der Hände nach dem Pflücken/Ernten. Auch sollten sichtbar mit Kot verschmutzte Pflanzen gemieden werden. Gründliches Händewaschen mit Seife, warmen Wasser und Handbürste nach Arbeiten im Wald/Garten, gründliches Waschen von Wald- und Gartenfrüchten und Zubereitung durch Kochen wird zur Verminderung eines Infektionsrisikos angeraten.

 

Basierend auf den Ergebnissen aus vorangegangenen Versuchen der Universität Hohenheim wurde von Mai 2001 ein über 3 Jahre angelegtes landesweites Überwachungsprogramm sowie eine Behandlung (Entwurmung) der Wildfuchspopulation in zwei bereits bekannten Gebieten - in denen die Verseuchung besonders hoch ist - durchgeführt. Durch die regelmäßige Entwurmung mittels per Flugzeug abgeworfener Fressköder kann das Infektionsrisiko für den Menschen deutlich gesenkt werden. Dies bestätigt sich auch in den Auswertungen der bisher vorliegenden Untersuchungsergebnisse. Eine vollständige Ausmerzung ist jedoch auf Grund der Entwicklung des Parasiten über Zwischenwirte nicht möglich (Quelle: Bericht "Verbraucherschutz und Ernährung 2003/04", Ministerium für Ernährung und Ländlichen Raum Baden-Württemberg).

 

Die Befallsquote der Füchse in bestimmten Regionen wird nach Auswertung aller Daten der Untersuchungsämter in Baden-Württemberg und der Universität Hohenheim zentral berechnet. Diese Daten können direkt beim Untersuchungsamt CVUA Freiburg oder beim Ministerium Ländlicher Raum und Ernährung (MLR) erfragt werden.

 

Weitere Informationen zum Fuchsbandwurm erhalten Sie auf der Internet-Seite des Landesgesundheitsamtes Baden-Württemberg unter: http://www.gesundheitsamt-bw.de/servlet/PB/show/1181036/der%20kleine%20fuchsbandwurm050513.pdf

 

Wichtiger Hinweis

Am CVUA Stuttgart können keine Untersuchungen auf Fuchsbandwurmbefall (Echinococcus spp.) durchgeführt werden.

 

Artikel erstmals erschienen am 06.08.2004 12:43:50

Copyright © 2005–2024 Alle Rechte vorbehalten.