Baden-Württemberg

Die Untersuchungsämter für Lebensmittelüberwachung und Tiergesundheit

Dioxine und polychlorierte Biphenyle (PCB) in Lebensmitteln und Futtermitteln – Untersuchungsergebnisse 2021

Dr. Katharina Rund, Dr. Marco Müller (beide CVUA Freiburg)

 

Eine umfangreiche Auswertung aller Untersuchungen von amtlichen Lebensmittel- und Futtermittelproben auf Dioxine und polychlorierte Biphenyle (PCB) aus dem Jahr 2021 liegt jetzt vor.

 

Collage: Fleisch, Milch, Fisch, Blattgewürze, Futtermittel

 

Das CVUA Freiburg hat im Jahr 2021 insgesamt 592 Lebensmittel und 131 Futtermittel auf Dioxine und PCB untersucht. Dabei konnten nur in sehr wenigen Proben erhöhte Belastungen mit diesen gefährlichen Umweltgiften festgestellt werden. Die in der Verordnung (EG) 1881/2006 festgelegten Höchstgehalte wurden in 5 Proben Hühnereier, zwei Proben Rindfleisch sowie einer Probe Schweineleber überschritten. Außerdem lagen die Gehalte für Dioxine oder dioxinähnliche PCB bei 4 Proben Hühnereier sowie bei einer Probe Rindfleisch und einer Probe Hähnchenfleisch über den geltenden Auslösewerten. Hohe Gehalte an Dioxinen und PCB wurden außerdem in drei Wildschweinfleischproben, sowie in einer Damwild- und einer Pferdefleischprobe nachgewiesen.

Infokasten

Im Jahr 2021 wurden im Rahmen der amtlichen Lebensmittel- und Futtermittelüberwachung insgesamt 592 Lebensmittel und 131 Futtermittel auf Dioxine untersucht. In allen Proben wurden zusätzlich auch die Gehalte an dioxinähnlichen PCB (dl-PCB) und nicht dioxinähnlichen PCB (ndl-PCB) bestimmt. Die Stoffgruppe der Dioxine umfasst die polychlorierten Dibenzo-p-dioxine (PCDD) und polychlorierten Dibenzofurane (PCDF), deren Konzentration mit einem spezifischen Faktor (Toxizitätsäquivalenz-Faktor, TEF) multipliziert, aufsummiert und schließlich als Toxizitätsäquivalente (WHO-PCDD/F-TEQ) beurteilt werden. Analog hierzu erfolgt auch die Beurteilung der dioxinähnlichen PCB (WHO-PCB-TEQ).

 

Das Untersuchungsspektrum der Lebensmittelproben umfasste vor allem tierische Lebensmittel, insbesondere Fleisch und Lebern verschiedener Tierarten, sowie verschiedene Fische, Dorschlebern, Hühnereier, Milch, Milchprodukte sowie Lebensmittel für Kleinkinder. An pflanzlichen Lebensmitteln wurden Pflanzenöle, Kakaobutter und Kakaopulver, Sonnenblumenkerne, Oregano, Zucchini, Pfifferlinge sowie Johannisbrotkernmehl und Guarkernmehl untersucht.

 

Außerdem wurden im Rahmen eines jährlichen Untersuchungsprogramms Futtermittelproben pflanzlichen, tierischen sowie mineralischen Ursprungs untersucht.

Tabelle 1: Übersicht der Untersuchungsergebnisse der Lebensmittel-Planproben aus 2021 im Vergleich zu rechtlich festgesetzten Höchstgehalten und Auslösewerten. Dargestellt sind die Summengehalte (Summe aus Dioxinen und dl-(dioxin-like)-PCB) und die Gehalte an Dioxinen und an dl-PCB (WHO-TEQ) sowie die Gehalte der ndl (non-dioxin-like)-PCB in den untersuchten Lebensmittel-Planproben verschiedener Warengruppen aus dem Jahr 2021 (n=469).

Lebensmittelgruppe Anzahl Summe aus Dioxinen und
dl-PCB
Dioxine dl-PCB Summe aus 6 ndl-PCB
(Indikator-PCB)
  (n) Median Werte-
bereich
Höchst-
gehalt#
Median Werte-
bereich
Höchst-
gehalt#
Auslöse-
wert*
Median Werte-
bereich
Auslöse-
wert*
Median Werte-
bereich
Höchst-
gehalt#
    [pg WHO-TEQ/g Fett] [pg WHO-TEQ/g Fett] [pg WHO-TEQ/g Fett] [ng/g Fett]
Milch, Milchprodukte,
Butter (Kuhmilch)
82 0,5 0,3 -
1,6
5,5 0,13 0,03 -
0,58
2,5 1,75 0,35 0,15 -
1,43
2,00 2 0,5 -
14
40
Ziegen-/Schafsmilch, Ziegen/Schafsmilch-
produkte
32 0,5 0,1 -
1,7
5,5 0,12 0,06 -
0,46
2,5 1,75 0,36 0,08 -
1,34
2,00 1 0,3 -
5
40
Hühnereier 75 0,6 0,1 -
14,1
5,0 0,24 0,02 -
5,57
2,5 1,75 0,33 0,04 -
13,80
1,75 2 0,2 -
52
40
Rindfleisch 45 0,7 0,1 -
5,3
4,0 0,18 0,03 -
0,76
2,5 1,75 0,58 0,05 -
4,57
1,75 3 0,1 -
39
40
Lamm-/Schaffleisch 16 0,2 0,1 -
2,4
4,0 0,10 0,02 -
1,74
2,5 1,75 0,11 0,07 -
1,12
1,75 0,6 0,08 -
9
40
Schweinefleisch 12 0,15 0,06 -
0,52
1,25 0,08 0,02 -
0,38
1,0 0,75 0,08 0,02 -
0,29
0,50 1 0,3 -
4
40
Geflügelfleisch 29 0,1 0,07 -
2,0
3,0 0,07 0,03 -
0,97
1,75 1,25 0,07 0,03 -
0,99
0,75 0,6 0,1 -
5
40
Wildschweinfleisch 12 1,8 0,4 -
61,5
- 0,8 0,2 -
12,5
- - 1,0 0,2 -
49,1
- 29 6 -
249
-
pflanzliche Fette und Öle 8 0,09 0,07 -
0,13
1,25 0,04 0,03 -
0,10
0,75 - 0,04 0,01 -
0,10
- 0,1 0,03 -
2
40
    [pg WHO-TEQ/g Frischgewicht] [pg WHO-TEQ/g Frischgewicht] [pg WHO-TEQ/g Frischgewicht] [ng/g Frischgewicht]
Schweineleber 12 0,04 0,01 -
0,5
0,5 0,04 0,01 -
0,39
0,30 - 0,01 0,001 -
0,20
- 0,05 0,01 -
0,1
3,0
Fische 65 0,05 0,002 -
0,8
6,5 0,01 0,0005 -
0,35
3,5 -/1,50** 0,02 0,0004 -
0,60
-/2,50** 0,2 0,005 -
17
75/125##
Dorschleber 9 8,1 4,1 -
21,7
20,0 1,6 0,9 -
5,4
- - 6,5 3,2 -
16,3
- 60 24 -
133
200
Lebensmittel für Kleinkinder (Milchbrei) 7 0,002 0,001 -
0,003
0,2 0,001 0,0005 -
0,001
0,1 - 0,001 0,0003 -
0,002
- 0,005 0,001 -
0,03
1,0
Sonnenblumenkerne 10 0,02 0,01 -
0,12
- 0,02 0,01 -
0,02
- 0,50 0,004 0,0005 -
0,10
0,35 0,01 0,003 -
0,05
-
Kakaopulver 8 0,01 0,007 -
0,03
- 0,01 0,003 -
0,01
- - 0,01 0,002 -
0,02
- 0,03 0,008 -
0,08
-
Zucchini 15 0,01 0,003 -
0,14
- 0,01 0,003 -
0,12
- 0,30 0,01 0,0003 -
0,07
0,10 0,08 0,03 -
1,3
-
Pfifferlinge 10 0,005 0,002 -
0,01
- 0,003 0,002 -
0,01
- 0,30 0,002 0,0002 -
0,004
0,10 0,05 0,02 -
0,8
-
Oregano 14 0,01 0,01 -
0,05
- 0,01 0,001 -
0,04
- 0,30 0,01 0,003 -
0,01
0,10 0,02 0,01 -
0,3
-
Johannisbrotkernmehl/
Guarkernmehl
8 0,02 0,002 -
0,12
- 0,01 0,0001 -
0,1
- - 0,003 0,001 -
0,01
- 0,03 0,01 -
0,2
-

In der Tabelle sind nur die Ergebnisse der untersuchten Lebensmittel-Planproben aufgeführt. Einzelne Proben, die nicht unter einer der Matrixgruppen subsumiert werden können, Fleisch- und Milchproduktproben, die weniger als 2 % Fett enthielten und daher nicht repräsentativ für das jeweilige Tier bzw. Ausgangserzeugnis sind, sowie NRKP-Proben, Verdachts- und Verfolgsproben, sind in der Statistik nicht berücksichtigt.

# Höchstgehalte gemäß VO (EG) Nr. 1881/2006
## Höchstgehalt Indikator-PCB: 75 ng/g Frischgewicht gilt für Fisch und Fischereierzeugnisse, 125 ng/g Frischgewicht für wild gefangenen Frischwasserfisch
* Auslösewerte gemäß Empfehlung 2013/711/EU
** Fische: die genannten Auslösewerte gelten nur für Zuchtfische und Zuchtfischereierzeugnisse

 

Hier finden Sie die Tabelle im pdf-Format

Die Ergebnisse im Einzelnen

Hühnereier

EierDie im Berichtszeitraum untersuchten Hühnereier (n = 75) zeigten einen mittleren Gehalt von 0,6 pg WHO-PCDD/F-PCB-TEQ/g Fett. Neun der untersuchten Hühnereierproben fielen dabei durch erhöhte Dioxin- und/oder PCB-Gehalte auf, wobei bei vier dieser Proben der Auslösewert für dioxinähnliche (dioxin-like, dl)-PCB überschritten wurde. In einem dieser Fälle deutete die anschließende Untersuchung einer Materialprobe auf eine PCB-Kontamination einer Holzimprägnierung im Auslaufbereich der Tiere hin.

 

Bei den fünf weiteren auffälligen Hühnereier-Proben war der Höchstgehalt für die Summe an Dioxinen und dl-PCB überschritten. Dabei war die Höchstgehaltsüberschreitung in drei von diesen Proben auf erhöhte PCB-Gehalte - deutlich oberhalb der geltenden Auslösewerte - zurückzuführen. Im Rahmen der Ursachenermittlung wurden in einem dieser Fälle PCB-haltige Lackabblätterung im Haltungsbereich der Hühner festgestellt. In einem anderen Fall konnte bei der Untersuchung weiterer Eierproben eine abnehmende Belastung festgestellt und die Kontamination höchstwahrscheinlich auf PCB-haltigen Lack im Innenbereich eines alten Futtersilos zurückgeführt werden, das zum Zeitpunkt der Probennahme bereits entsorgt war.

 

In einem weiteren Fall wurde die Überschreitung des Höchstgehalts für die Summe an Dioxinen und dl-PCB durch erhöhte Dioxingehalte bedingt. Im Rahmen der Ursachenermittlung wurden dabei neben verschiedenen Futtermittelproben Eier von Jungtieren und von älteren Hühnern untersucht. Die untersuchten Eier stammten sowohl vom betroffenen Betrieb als auch von einem zweiten Hof, der die Jungtiere vom selben Zulieferer-Betrieb bezog. Eine Kontamination beim Zulieferer der Junghühner konnte als Ursache für die Belastung ausgeschlossen werden. Allerdings wurde bei diesen Untersuchungen auch eine Höchstgehaltsüberschreitung der Summe aus Dioxinen und dl-PCB der Eierproben des zweiten Hofs festgestellt, die jedoch auf eine PCB-Belastung zurückzuführen war und daher höchstwahrscheinlich von einer anderen Kontaminationsquelle ausgeht.

Fleisch und Leber

FleischIm Jahr 2021 wurden insgesamt 114 Proben Rind-, Lamm-, Schaf-, Schweine-, Geflügel- und Wildschweinfleisch untersucht. Daneben wurden jeweils zwei Proben Pferdefleisch und Rehfleisch untersucht. Weitere sieben Fleischproben wurden als Verdachtsproben bzw. Nachverfolgsproben erhoben.

 

Die untersuchten Rindfleischproben (n = 45) wurden teilweise (n = 33) im Rahmen eines bundesweiten Monitoringprogramms erhoben und wiesen mit einem mittleren Gehalt von 0,7 pg WHO-PCDD/F-PCB-TEQ/g Fett überwiegend Gehalte unterhalb der geltenden Auslösewerte und Höchstgehalte auf. Lediglich eine Probe wurde aufgrund der Überschreitung des Höchstgehalts für die Summe aus Dioxinen und dl-PCB (5,3 pg WHO-PCDD/F-PCB-TEQ/g Fett) beanstandet. In einer weiteren Rindfleischprobe lag der Gehalt an dl-PCB mit 2,95 pg WHO-PCB-TEQ/g Fett über dem Auslösewert.

 

In 16 Lamm- und Schaffleischproben, sowie in 29 Geflügelfleisch-Proben lagen die Gehalte meist deutlich unterhalb der in der Verordnung (EG) 1881/2006 festgelegten Höchstgehalte. Nur in einer Hühnerfleisch-Probe lag der Gehalt an dl-PCB mit 0,99 pg WHO-PCB-TEQ/g Fett über dem festgelegten Auslösewert von 0,75 pg WHO-PCB-TEQ/g Fett.

 

Nach Maßgabe des bundesweiten Projekt-Monitoringprogramms wurden im Jahr 2021 außerdem Schweinefleisch und Schweineleber (jeweils n = 12) aus Freilandhaltung vom selben Tier untersucht. Dabei wurde bei einer Schweineleber ein Gehalt an Dioxinen (0,39 pg WHO-PCDD/F-TEQ/g Frischgewicht) über dem festgelegten Höchstgehalt nachgewiesen. Außerdem wurden sowohl in einer Schweinefleisch- als auch in einer Schweineleberprobe desselben Tieres ungewöhnlich hohe Gehalte des Dioxin-Kongeners Octachlordibenzodioxin (OCDD) nachgewiesen, das auf eine Kontamination mit Pentachlorphenol hindeuten kann. Tatsächlich konnte in einer nachfolgenden Untersuchung Pentachlorphenol in beiden Proben nachgewiesen werden. In den zu diesem Fall erhobenen Nachproben (von einem anderen Tier aus dem gleichen Betrieb) konnten die Befunde der beiden initialen Proben jedoch nicht bestätigt werden.

 

Für Wildschweinfleisch sind in der Verordnung (EG) 1881/2006 keine Höchstgehalte festgelegt. Dennoch wurden insgesamt 12 Proben untersucht und die Gehalte mit den für Rinder und Schafe geltenden Höchstgehalten sowie mit am CVUA Freiburg in den vergangenen Jahren ermittelten Werten verglichen. Bei zwei Wildschweinfleischproben wurden Gehalte für die Summe aus Dioxinen und dl-PCB (WHO-PCDD/F-PCB-TEQ) ermittelt, die die für Wildschweine übliche mittlere Hintergrundbelastung übersteigen. Bereits der Verzehr von deutlich weniger als einer üblichen Portion (< 50 g) genügt bei einer dieser Proben um die wöchentlich duldbare Aufnahmemenge von Dioxinen und PCB auszuschöpfen. In einer weiteren Probe wurde ein ungewöhnlich hoher Gehalt an Indikator-PCB (ca. 250 ng/g Fett) bestimmt. Dieser Wert liegt ebenfalls deutlich über den in den vergangenen Jahren üblicherweise in Wildschweinfleisch bestimmten Werten und kann daher auf eine mögliche Kontamination im Lebensraum des Tieres hindeuten.

Weitere Lebensmittel-Produktgruppen

FischkopfIm Jahr 2021 wurden außerdem 65 Fische und 9 Proben Dorschleber (in Öl, als Konserven) untersucht. Die Gehalte dieser Proben lagen alle unterhalb der geltenden Höchstgehalte für Dioxine und PCB. Dies trifft auch auf die im Berichtsjahr untersuchten Milchproben und Milchprodukte sowohl von Kühen als auch von Ziegen und Schafen zu. Auch bei allen untersuchten pflanzlichen Lebensmitteln wurden sehr niedrige Gehalte an Dioxinen und PCB deutlich unter den geltenden Höchstgehalten und Auslösewerten nachgewiesen.

Futtermittel

FuttermittelDie Untersuchungsergebnisse der beprobten Futtermittel waren ebenfalls unauffällig. Bei allen Proben lagen die Gehalte an Dioxinen, dl-PCB und ndl-PCB unterhalb der jeweils gültigen Höchstgehalte und Aktionsgrenzwerte. Bei den untersuchten Proben handelte es sich überwiegend um Ausgangserzeugnisse pflanzlichen Ursprungs, pflanzliche Öle und Mischfuttermittel.

 

 

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Weitere Informationen

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Bildnachweis

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Artikel erstmals erschienen am 06.05.2022 09:31:46

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