Kathi Hacker (CVUA Stuttgart)
Die Anforderungen an die Landwirtschaft bezüglich der Produktionsmenge und der Qualität der Erzeugnisse waren noch nie höher. Durch den Ausbau des Welthandels und die ständig steigenden Bevölkerungszahlen sind die Landwirte gezwungen große Mengen landwirtschaftlicher Erzeugnisse immer preiswerter zu produzieren. Zur Verwirklichung dieses Ziels wird intensiver Anbau in großflächigen Monokulturen und in Gewächshäusern betrieben. Bei dieser Form des Anbaus sind die Pflanzen in besonderem Maße durch Schädlinge gefährdet, wobei häufig Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden um die benötigten Erträge zu erwirtschaften.
Weltweit sind mehr als 600 verschiedene chemische Pflanzenschutzmittel (Pestizide) im Einsatz. Unter Pestiziden fasst man alle Verbindungen zusammen, die bei der Pflanzenproduktion angewendet werden, um Pflanzen bzw. pflanzliche Produkte vor Krankheiten, tierischen Schädlingen, pflanzlichen Schädlingen (Unkraut, Parasiten, pilzlichen Schaderregern) und schädlichen Mikroorganismen zu schützen. Anhand ihrer unterschiedlichen Wirkung werden sie in folgende Gruppen eingeteilt:
Um die negativen Auswirkungen von Pflanzenschutzmitteln auf die Umwelt und die Gesundheit von Mensch und Tier zu minimieren, bestehen zahlreiche nationale und internationale Regelungen bezüglich Zulassung, Anwendung und Rückstandsmengen.
Pflanzenschutzmittel werden erst nach Zustimmung des Julius Kühn-Instituts (JKI), des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) und des Umweltbundesamtes (UBA) von der zuständigen Behörde, dem Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL), zugelassen. Mit der Zulassung werden unter anderem die Anwendung (für welche spezifischen Kulturpflanzen das Mittel erlaubt ist und in welchen Mengen es ausgebracht werden darf) sowie die einzuhaltenden Wartezeiten zwischen dem Aufbringen des Mittels und der Ernte geregelt. Die Zulassung ist zeitlich begrenzt, so dass die Neubeurteilung eine regelmäßige Kontrolle ermöglicht, ob der Wirkstoff noch den aktuellen Anforderungen entspricht.
Trotz all dieser vorbeugenden Maßnahmen zum Schutz des Verbrauchers und der Umwelt, sind Rückstände von Pflanzenschutzmitteln und deren Abbauprodukte in den Erzeugnissen nicht zu vermeiden. Für Rückstände im Lebensmittel werden deshalb Höchstwerte festgesetzt, die nicht überschritten werden dürfen wenn das Lebensmittel an den Verbraucher gelangt. Diese EU-weit harmonisierten Werte gelten nicht nur für in Deutschland erzeugte Produkte, sondern auch für alle Lebensmittel, die aus dem Ausland importiert werden. Sowohl die amtliche Lebensmittelüberwachung als auch die Industrie überprüfen ständig die Einhaltung dieser Höchstmengen durch die Untersuchung zahlreicher Proben. Die Pestizidanalytik pflanzlicher Lebensmittel ist eine der Zentralaufgaben des Chemischen und Veterinäruntersuchungsamtes Stuttgart, die Untersuchung tierischer Lebensmittel auf Pestizide wird zentral für ganz Baden-Württemberg am CVUA Freiburg durchgeführt.
Pflanzenschutzmittelrückstände sind in vielen Lebensmitteln zu finden. In erster Linie handelt es sich um pflanzliche Lebensmittel, aber auch tierische Lebensmittel (Milch, Eier, Fleisch etc.) können Pestizidrückstände enthalten, die von den Tieren über die pflanzlichen Futtermittel aufgenommen werden. Durch Versickerung können wasserlösliche Pestizide oder deren Abbauprodukte aus dem Erdboden (Äcker, Obstwiesen, Weinberge etc.) ins Grundwasser gelangen, und somit auch ins Trinkwasser. Für Trinkwasser werden gelten strenge Grenzwerte auf sehr niedrigem Niveau.
Die Pestizidanalytik ist aufgrund der zahlreichen Substanzklassen mit unterschiedlichen chemischen Eigenschaften sehr schwierig und die Zahl der weltweit eingesetzten Pestizide nimmt jährlich weiter zu. Somit müssen ständig neue Untersuchungsverfahren entwickelt und optimiert werden, um eine schnelle und präzise Bestimmung der Pflanzenschutzmittel in der Routineanalytik zu ermöglichen. Hinzu kommt, dass manche Substanzen sehr haltbar sind, wieder andere sehr schnell abgebaut werden und deshalb nur anhand ihrer Abbauprodukte nachzuweisen sind. In Verbindung mit den geringen Konzentrationen, in denen die Rückstände in den Lebensmitteln auftreten, ist die Analytik eine große Herausforderung, die moderne analytische Verfahren und Geräte voraussetzt.
Bei der Untersuchung bedienen sich die meisten Laboratorien sogenannter Multimethoden. Dies sind Analysenverfahren mit denen eine große Anzahl von Wirkstoffen gleichzeitig (bei nur einer Probenaufarbeitung) erfasst werden.
Multimethoden beinhalten folgende wichtige Arbeitsschritte:
Chromatographische Untersuchungsverfahren (Trennung der einzelnen Verbindungen) und anschließende Messung (Identifizierung und Quantifizierung). Hierbei kommen meist massenspektrometrische Detektionssysteme zum Einsatz.
CVUA Stuttgart: Rückstände von Pflanzenschutzmitteln in pflanzlichen Lebensmitteln
AID Pflanzenschutzmittel Special
EU-DG SANCO: Plant Protection - Pesticide Residues
Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL)
Bundesinstitut für Risikobewertung (BFR)