Katharina Gleiss, Sarah Gunesch, Sydney Schorb, Sophia Westhäuser, Lisa Geißendörfer, Jessica Wezstein, Das Kosmetik-Team des CVUA Karlsruhe
Abb.1: Emblem des KKT 2023
Die Vorträge wurden in fünf Themenbereiche eingeteilt, mit der anschließenden Möglichkeit der Diskussion: „Neue Wirkstoffe und ihre Verträglichkeit“, „Kontroversen im Kosmetikrecht“, „Neue Rohstoffe in kosmetischen Mitteln“, „Dermale Aufnahme von Stoffen“ und „Rohstoffe im Trend: Beispiel CBD und Hyaluronsäure“.
Der Karlsruher Kosmetiktag gestaltete sich als anregende, abwechslungs- und diskussionsreiche Veranstaltung. Die Resonanz der Teilnehmerinnen und Teilnehmer war positiv und die Vorfreude auf den nächsten KKT ist wieder groß!
Am 6. März eröffnete der Minister für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Peter Hauk MdL die Veranstaltung (Abb. 2). Er betonte, wie wichtig die Sicherheit kosmetischer Mittel für die Verbraucherinnen und Verbraucher ist und lobte die hervorragende Arbeit des Kosmetik-Teams am CVUA Karlsruhe. Anschließend begrüßte Dr. Stephan Walch, Amtsleiter des Chemischen und Veterinäruntersuchungsamts (CVUA) in Karlsruhe, die rund 150 Teilnehmerinnen und Teilnehmer und führte in die Veranstaltung ein. Zuletzt bedankte sich Dr. Maren Hegmanns, die Vorsitzende des Landesverbands der Lebensmittelchemiker/-innen im öffentlichen Dienst Baden-Württemberg (LBW) und Sachverständige im Kosmetik-Team des CVUA Karlsruhe, für das große Interesse am KKT 2023 und gab den Startschuss für die nachfolgenden Fachvorträge.
Abb.2: Minister Peter Hauk MdL bei seiner Ansprache am KKT 2023
Nach der Eröffnung wurde mit dem Thema „Neue Wirkstoffe und ihre Verträglichkeit“ eingeleitet. Zu Beginn referierte der Dermatologe Dr. Tilmann Reuther, Dozent für Kosmetikwissenschaft der Universität Hamburg, zum Thema „Erfahrungen mit Wirkungen und Nebenwirkungen aus der Sicht eines Dermatologen“. Der Schwerpunkt seines Vortrags lag auf der Verwendung zahlreicher Wirkstoffe zur Beeinflussung von Hautzuständen wie beispielsweise Xerosis cutis und Hautalterungserscheinungen. Darunter fallen Wirkstoffe wie Niacinamid, Ascorbinsäure und Retinol. Im Anschluss gab Prof. Dr. Johannes Geier, Leiter des Informationsverbundes Dermatologischer Kliniken (IVDK), einen umfassenden Überblick über Kontaktallergien gegen Inhaltsstoffe von Kosmetika wie Konservierungsmittel, Duftstoffe und ätherische Öle. Jens Nielsen, Geschäftsführer der Cosmacon GmbH, veranschaulichte aktuelle Marktentwicklungen und die damit verbundene Zwickmühle zwischen den Möglichkeiten eines Produktentwicklers und den Vorstellungen der Konsumentinnen und Konsumenten. Dies sind vor allem immer häufigere Forderungen nach innovativen Produkten und die gestiegene Nachfrage nach Natur- und Wirkkosmetik.
Nach einer Kaffeepause folgte der Themenblock „Kontroversen im Kosmetikrecht“, der durch den Vortrag „Klimaneutrale Kosmetika – Politstrategie der Zukunft“ von Dr. Karin Gromann, Fachexpertin für kosmetische Mittel im Bundesministerium für Gesundheit in Wien, eingeleitet wurde. Hierbei stand besonders die Revision der Kosmetikverordnung VO (EG) Nr. 1223/2009 auf Grundlage des European Green Deals und der Vorsorge und Prävention vor besorgniserregenden Stoffen im Vordergrund. Des Weiteren klärte Rechtsanwalt Harald Dittmer, Geschäftsführer des Bundesverbandes der dt. Industrie- und Handelsunternehmen für Arzneimittel, Reformwaren, Nahrungsergänzungsmittel und kosm. Mittel e.V. (BDIH), über „Do-It-Yourself im Grenzbereich zwischen CLP und Kosmetikverordnung“ auf. Er erörterte die Frage, ob und ab wann Do-It-Yourself Produkte Stoffe und Mischungen darstellen, die entsprechend ihrer Zweckbestimmung als kosmetische Mittel auch unter das Kosmetikrecht fallen. Der Rechtsanwalt Matthias Ibel, Bereichsleiter für Recht und Verpackung beim Industrieverband Körperpflege und Waschmittel e.V. (IKW), stellte die Problematik des Themas „Entscheidungen und Stellungnahmen zur Kosmetikdefinition“ beispielhaft anhand von Borderline-Produkten, wie Wimperwachstumsseren, Zahnpflegekaugummis und CBD Mundpflegeölen, dar. Abschließend führte Dr. Urs Hauri, stv. Leiter der Chromatographie im kantonalen Labor Basel-Stadt, in das Thema „Wirkung oder Zweckbestimmung - und was ist mit den Positivlisten der Kosmetikverordnung?“ ein. Dabei verdeutlichte er die Notwendigkeit einer intensiven toxikologischen Prüfung für gewisse Gruppen von kritischen Stoffen und die Problematik der rechtlichen Regelung der vielfältigen Eigenschaften einiger Inhaltsstoffe.
Abb.3: Teilnehmerinnen und Teilnehmer des KKT 2023
Nach einem regen Austausch beim gemeinsamen Abendessen startete der zweite Tag des KKT 2023 mit Beiträgen zum Thema „Neue Rohstoffe in kosmetischen Mitteln – welche Anforderungen sind nach Kosmetik- und Chemikalienrecht zu erfüllen?“. In einem Dialog zwischen Dr. Marcus Kleber, Toxikologe BASF Personal Care and Nutrition GmbH, und Dr. Uwe Rossow, Geschäftsführer CCR GmbH & Co KG und zertifizierter Sicherheitsbewerter, wurden die „Rechtlichen Anforderungen an einen neuen Rohstoff in einer Baby Nappy Cream aus Sicht eines Rohstoffherstellers und eines Sicherheitsbewerters“ thematisiert. Hierbei wurden typische Fragen im Hinblick auf die Zusammensetzung des Rohstoffs, die toxikologischen Daten zu den Inhaltsstoffen und die Informationen zu Verunreinigungen, die bei der Sicherheitsbewertung eines neuen Rohstoffes aufkommen, behandelt. An diesen Dialog knüpfte der Vortrag von Dr. Sascha Pawlowski, Teamleiter & Zertifizierter Fachökotoxikologe, Abteilung für Produktsicherheit, BASF SE, zum Thema „Umweltaspekte von kosmetischen UV-Filtern in Sonnencremes“ an. In diesem stellte er die funktionalen Eigenschaften von UV-Filtern und deren Nutzen für den Menschen den Umwelteigenschaften und möglichen -risiken gegenüber.
Im Anschluss an eine Kaffeepause wurde die dermale Aufnahme von Stoffen thematisiert. Prof. Dr. Cornelia M. Keck, Institut für Pharmazeutische Technologie und Biopharmazie der Philipps-Universität Marburg, teilte ihre aktuellen Forschungsergebnisse zur Entwicklung eines neuen Penetrationsmodells für Wirkstoffe in die Haut. Dieses ist als Alternative zur Franz Diffusionszelle angedacht und verspricht bereits jetzt realitätsnahe Aussagen zur Wirkstoffpenetration in die Haut. Dabei wird die Penetrationstiefe mittels Fluoreszenz visualisiert. Prof. Dr. Rolf Daniels, Eberhard-Karls-Universität Tübingen, griff das Thema erneut auf, indem er den Einfluss von Formulierungsbestandteilen auf die Penetration und Permeation von Wirkstoffen erläuterte. Im Rahmen seines Vortrags brachte er dem Publikum nahe, dass die Wirkstofffreisetzung, -penetration und -permeation von zahlreichen Formulierungsparametern abhängt.
Nach der Mittagspause leitete Dr. Helmut Kandler vom Amt für Verbraucherschutz und Veterinärwesen St. Gallen mit seinem Vortrag „Cannabidiolherstellung – Hintergründe und Begleiterscheinungen“ den Themenblock „Rohstoffe im Trend: Beispiel CBD und Hyaluronsäure“ ein. Hierbei gab er einen Einblick in die CBD-Herstellung sowie die Problematik von unter das Betäubungsmittelgesetz fallenden Zwischenprodukten. Zudem ging es um derzeit noch legale THC-Derivate als problematische Begleiterscheinungen des CBD-Booms. Im anschließenden Vortrag „CBD in kosmetischen Mitteln - welche Fragen stellen sich bei der Erstellung der Sicherheitsbewertung“ befasste sich Claudia Baumung, Sachverständige im Kosmetik-Team des CVUA Karlsruhe mit CBD-Ölen in kosmetischen Mitteln. Neben der Sicherheitsbewertung wurde auch auf die Abgrenzung zwischen CBD-Kosmetika und Arzneimitteln eingegangen. Anschließend folgte der Vortrag „Cannabisprodukte: Einstufung und daraus resultierende Probleme in der Praxis“ von Dr. Martin Braun, dem Präsidenten der Landesapothekerkammer Baden-Württemberg. In diesem ging es um die Einstufung von CBD-Produkten und die Ausweichstrategien der Industrie zum Umgehen von Verboten. Im letzten Vortrag des Tages brachte Dr. Henry Haeusler, Hyaluran cosmeticals GmbH, dem Publikum die Eigenschaften und Wirkungen von Hyaluronsäure näher.
Der Karlsruher Kosmetiktag 2023 war aus unserer Sicht ein voller Erfolg und zeichnete sich besonders durch sein offenes Diskussionsforum aus. Vor allem die vielen Gespräche auch zwischen den Vorträgen konnten erneut zu einem besseren gemeinsamen Verständnis und regen Austausch beitragen. Der aktuelle Themenkomplex rund um neue Wirkstoffe und Innovationen auf dem Kosmetikmarkt sowie das Streben nach mehr Nachhaltigkeit oder komplexe rechtliche Grenzfälle haben das Interesse unserer Teilnehmerinnen und Teilnehmer stark geweckt und zu einem angeregten Austausch beigetragen.
Das Kosmetik-Team des CVUA Karlsruhe bedankt sich bei allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern für die gelungene Veranstaltung und den lebhaften Dialog. Einen großen Dank möchten wir vor Allem den Referentinnen und Referenten für die inspirierenden und hochklassigen Vorträge aussprechen. Zu guter Letzt gilt ein ganz besonderer Dank dem ganzen Laborteam des Bereichs Kosmetik für Ihre große Unterstützung und Evamaria Kratz für Ihre umfassende Recherche und Suche spannender und geeigneter Themen sowie den Kontakt mit den Referentinnen und Referenten.
Wir blicken mit Freude auf den erfolgreichen Austausch zurück und freuen uns Sie beim nächsten Mal, zum 10. Jubiläum des KKT, begrüßen zu dürfen!
Die fachliche Zusammenfassung der Vorträge wird in mehreren Teilen in der Zeitschrift COSSMA veröffentlicht:
Abb.4: Die Kosmetik-Sachverständigen des CVUA Karlsruhe, v.l.n.r. Claudia Baumung, Evamaria Kratz, Cora Hannes, Andrea Keck-Wilhelm, Dr. Birgit Gutsche und Dr. Maren Hegmanns.