Diethild Herbolzheimer-Böttner (CVUA Freiburg), Andrea Keck-Wilhelm (CVUA Karlsruhe)
In zahlreichen kosmetischen Mitteln ist Urea (Harnstoff) enthalten und soll raue und rissige Haut pflegen. Geregelt sind die Mindest- und Höchstgehalte nicht. In einer aktuellen Marktübersicht haben die Chemischen und Veterinäruntersuchungsämter Freiburg und Karlsruhe Angebot und Zusammensetzung der Produkte mit erfreulichen Ergebnissen überprüft.
Die Ergebnisse der Untersuchung von 33 Urea enthaltenden kosmetischen Mitteln zeigte, dass die werbend hervorgehobenen Mengen von 3%, 5% und 10% auch enthalten waren. Fuß- und Beincremes enthielten in der Regel die höchsten Gehalte von 10% und darüber. Gesichtscremes wiesen im Mittel die niedrigsten Gehalte von 5% und weniger auf.
Stichprobenartige Kontrolle kosmetischer Mittel beinhaltet auch, dass gezielt ausgewählte Produktgruppen untersucht werden, z.B. um einen Überblick zum Marktgeschehen und zur generellen Zusammensetzung zu bekommen. Im Jahr 2010 hat sich das Chemische und Veterinäruntersuchungsamt Freiburg (CVUAFR) aus diesem Grund mit der Produktgruppe harnstoffhaltiger kosmetischer Mittel befasst.
Harnstoff, der im Verzeichnis der Bestandteile von kosmetischen Mitteln als „Urea" deklariert wird, ist im menschlichen Körper ein Endprodukt des Eiweißstoffwechsels und wird im sogenannten Harnstoffzyklus produziert, über den Urin ausgeschieden und u.a. auch im Schweiß freigesetzt. Harnstoff ist eine körpereigene Substanz und einer der natürlichen Feuchthaltefaktoren der Hornschicht. Das Harnstoffmolekül bildet mit Wasser Einschlussverbindungen, aus denen das Wasser erst langsam freigesetzt wird. Der natürliche Feuchtigkeitsfaktor der menschlichen Hornschicht besteht zu 7% aus Harnstoff. Somit ist es naheliegend, diesen für die Haut unkritischen Stoff als feuchtigkeitsbindenden Wirkstoff in kosmetischen Mitteln gezielt einzusetzen.
Bei äußerlicher Anwendung weist Harnstoff in Abhängigkeit von der Konzentration zahlreiche positive Wirkungen auf die Haut auf, beispielsweise: wasserbindend, penetrationsverbessernd, antimikrobiell, entzündungshemmend, juckreizstillend (1, 2).
Mindest- oder Höchstgehalte an Harnstoff in kosmetischen Mitteln sind nicht geregelt. Auf gesunder Haut, für die kosmetische Pflegeprodukte im Gegensatz zu medizinischen Produkten entwickelt werden, kann Harnstoff bis zu 20% bedenkenlos eingesetzt werden (1) .
In sehr hohen Konzentrationen (ca. 40%) hat Urea eine keratolytische Wirkung und wird als Arzneimittel z.B. zum Erweichen und lösen von Nägeln bei Fußpilz verwendet. In der Regel sind Gehalte über 10% in kosmetischen Mittel daher die Ausnahme und beschränken sich auf Anwendungsbereiche wie der Hornhautbekämpfung und Schrundenpflege an den Fersen.
So gelangte ein Erzeugnis mit deklarierten 25% Urea zur Untersuchung, das als Intensivpflege für sehr verhornte, trockene Füße und Schrunden an den Fersen aufgemacht war und z.B. für Diabetiker empfohlen wurde. Fast alle Erzeugnisse mit einem Gehalt an Urea ab 5% werden zur therapiebegleitenden Pflege bei Neurodermitis, Schuppenflechte und für Diabetiker angeboten und diesbezüglich beworben. Bei derartigen Erzeugnissen handelt es sich um sogenannte Borderline-Produkte, die als kosmetische Mittel zum Teil mit Hinweisen auf medizinische Wirkungen in den Verkehr gebracht werden, ohne jedoch Arzneimittel zu sein. Der pflegende Effekt steht im Vordergrund.
Die CVUAs Freiburg und Karlsruhe untersuchten insgesamt 33 Erzeugnisse, in denen Urea enthalten war. Diese ließen sich in folgende Produktgruppen einteilen:
Alle deklarierten Konzentrationen waren auch im Erzeugnis enthalten. Produkte ohne Konzentrationsangabe aber mit Werbeaussagen zu Urea enthielten 0,2 bis 1,4% Urea. Ein Produkt, bei dem im Beipackzettel mit Urea geworben wurde und Produkte ohne werbende Hinweise, Urea nur im Verzeichnis der Bestandteile deklariert, enthielten < 0,1% Urea.
Das Sortiment der untersuchten Erzeugnisse umspannte die Produkte Gesichtscreme, Augencreme, Handcreme, Körpercreme, Fuß- und Beincremes, Duschgel und Shampoo.
Abb. 1 Ureagehalte in kosmetischen Mitteln
Fuß- und Beincremes enthielten durchweg die höchsten Gehalte von bis zu 10% und darüber (1 Probe). Gesichtscremes wiesen im Mittel die niedrigsten Gehalte von 5% und weniger auf.
Weder hinsichtlich Werbung und Kennzeichnung der Erzeugnisse noch im Hinblick auf die Zusammensetzung waren Produkte zu beanstanden. Das ist ein sehr erfreuliches Ergebnis unserer Untersuchungen.
(1,). Wolfgang Raab-Ursula Kindl, Pflegekosmetik, Wissenschaftliche VerlagsGmbH Stuttgart, 1999
(2). http://www.gdch.de/strukturen/fg/lm/ag/kosmetik.htm Datenblätter zur Bewertung der Wirksamkeit von Wirkstoffen in kosmetischen Mitteln, Harnstoff