Rosine, Sultanine & Korinthe: Mykotoxine in getrockneten Weintrauben

Dr. Tanja Welsch

 

getrocknete Weintrauben

Das CVUA Sigmaringen hat von Mitte 2020 bis Frühjahr 2025 insgesamt 92 Proben getrocknete Weintrauben (Rosinen, Sultaninen, Korinthen) auf Schimmelpilzgifte (Mykotoxine) untersucht. Insgesamt waren zwei Drittel der Proben mit Mykotoxinen belastet – vor allem mit Ochratoxin A und Alternariatoxinen. 2 Proben mussten wegen Überschreitung des EU-weiten Höchstgehaltes für Ochratoxin A beanstandet werden. Für Alternariatoxine gibt es wegen fehlender Daten noch keine Höchstgehalte. Unsere Untersuchungen tragen so im Sinne des gesundheitlichen Verbraucherschutzes dazu bei, mehr Informationen zu diesen problematischen Schimmelpilzgiften zu sammeln. Damit können künftig EU-weit Regelungen erarbeitet oder Risikobewertungen durchführt werden.

 

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Getrocknete Weintrauben, also Rosinen, Sultaninen und Korinthen, sind beliebt z. B. in Backwaren, Müsli oder Studentenfutter. Wie andere Trockenfrüchte auch, können getrocknete Weintrauben mit Schimmelpilzgiften (Mykotoxinen) belastet sein. Um die Gesundheit der Verbraucherinnen und Verbraucher zu schützen, untersucht das Zentrallabor für Mykotoxine am CVUA Sigmaringen daher regelmäßig getrocknete Weintrauben – von Mitte 2020 bis Frühjahr 2025 insgesamt 92 Proben.

 

 

Infokasten

Was sind Mykotoxine?

Mykotoxine sind von verschiedenen Schimmelpilzen gebildete Stoffe (sekundäre Stoffwechselprodukte), die schon in geringen Konzentrationen giftig auf Mensch und Tier wirken können. Sie gelangen als unerwünschte Kontaminanten in Lebensmittel, wenn Schimmelpilze entweder Pflanzen bereits beim Wachstum auf dem Feld oder Lebensmittel bei der Verarbeitung und Lagerung befallen und unter bestimmten Bedingungen dann Mykotoxine bilden. Die meisten Mykotoxine sind relativ stabil was bedeutet, dass sie bei üblichen Verfahren der Lebensmittelverarbeitung kaum zerstört werden und dann auch in den verarbeiteten Erzeugnissen zu finden sind.

 

Typische Schimmelpilze, die bei Trockenfrüchten zur Belastung mit Mykotoxinen führen können, zählen beispielsweise zu den Gattungen Aspergillus, Penicillium oder Alternaria. Zum Untersuchungsspektrum gehören bei getrockneten Weintrauben unter anderem die Mykotoxine Aflatoxin B1, B2, G1 und G2 sowie Ochratoxin A. Aflatoxine haben ein hohes krebserzeugendes Potenzial. Ochratoxin A wirkt unter anderem giftig auf die Niere. Wegen seiner krebserzeugenden Wirkung bei Versuchstieren wird Ochratoxin A als möglicherweise krebserzeugend für den Menschen eingestuft. In den letzten Jahren sind die Alternariatoxine (z. B. Alternariol (AOH), Alternariolmonomethylether (AME), Tenuazonsäure (TEA)) stärker in den Fokus gerückt. Zur Toxizität der Alternariatoxine für Mensch und Tier sowie zum Vorkommen von Alternariatoxinen in Lebensmitteln liegen noch keine ausreichenden Daten vor. Das CVUA Sigmaringen hat diese Toxine daher in die Untersuchungsmethoden aufgenommen und inzwischen 92 Proben getrocknete Weintrauben analysiert. Höchstgehalte gibt es für diese Toxine noch nicht, Richtwerte gibt es bisher nur für getrocknete Feigen, nicht für getrocknete Weintrauben. Das CVUA Sigmaringen gibt die Untersuchungsergebnisse an Bund und EU weiter und trägt so im Sinne des gesundheitlichen Verbraucherschutzes dazu bei mehr Informationen zu den Alternariatoxinen zu sammeln, so dass zukünftig EU-weit Rechtsvorschriften erarbeitet oder Risikobewertungen durchführt werden können.

 

Mehr zu Alternariatoxinen auf der Homepage des CVUA Sigmaringen:

Alternariatoxine in Tomatenprodukten

 

Untersuchungsergebnisse

Bei einem Drittel der Proben an getrockneten Weintrauben lagen die Mykotoxingehalte unterhalb der Bestimmungsgrenzen der Methode (siehe Abbildung 1). In etwa 67 % der Proben waren Mykotoxine enthalten, insbesondere Ochratoxin A und Alternariatoxine. Von diesen mit Mykotoxinen belasteten Proben enthielten circa gleich viele Proben entweder nur Gehalte an Ochratoxin A (unterhalb des Höchstgehaltes) (20 Proben), nur Gehalte an Alternariatoxinen (21 Proben) oder sowohl Gehalte an Ochratoxin A als auch Alternariatoxinen (19 Proben). Einzelne Proben waren mit bis zu 5 Mykotoxinen belastet.

 

Diagramm

Abbildung 1: Anzahl der Proben mit Mykotoxingehalten unterhalb der Bestimmungsgrenze der Methode (30), mit Gehalten an Ochratoxin A oberhalb der Höchstgehalte (2) oder mit Gehalten an Mykotoxinen, aber unterhalb des Höchstgehaltes (60).

 

 

Bei 2 Proben (2 %) lag der Gehalt an Ochratoxin A über dem von der EU gesetzlich festgelegten Höchstgehalt. Das CVUA Sigmaringen beanstandete diese Proben entsprechend. Von den Alternariatoxinen kamen besonders AOH, AME und TEA häufig in den Proben vor (siehe Abbildung 2). Tentoxin war nur in einer Probe quantifizierbar, Altenuen in keiner Probe. AOH und AME kamen jeweils in Gehalten von circa 2 µg/kg bis 30 µg/kg in den Proben vor, während die TEA-Gehalte bei etwa 50–850 µg/kg lagen.

 

 

Diagramm

Abbildung 2: Anteil der Proben an getrockneten Weintrauben, die mit Gehalten der jeweils genannten Alternariatoxine belastet waren.

 

 

Im Vergleich zu anderen Trockenfrüchten waren getrocknete Weintrauben deutlich häufiger und mit höheren Gehalten an Mykotoxinen belastet als getrocknete Datteln (siehe "geringe Mykotoxinbelastung in getrockneten Datteln"), die Beanstandungsquote wegen Höchstgehaltüberschreitungen lag aber deutlich unterhalb derer von getrockneten Feigen (siehe "Mykotoxinbelastung in getrockneten Feigen – bekannte und neue Herausforderungen"). Das CVUA Sigmaringen wird auch zukünftig getrocknete Weintrauben auf Mykotoxine untersuchen, im Jahr 2025 auch im Rahmen des bundesweiten Monitorings.

 

Bilder

Pixabay

 

 

Artikel erstmals erschienen am 08.04.2025