Arzneimittel in Trinkwasser
Sabrina Kapusi
„Spur 2020 – Identifizierung und Vorkommen von neuartigen Mikroverunreinigungen in Trink- und Mineralwasser“ ist ein vom Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg (MLR) gefördertes Projekt zur Entwicklung neuer Methoden, um anthropogene Spurenstoffe, wie z. B. Arzneimittelrückstände, in Wasser bestimmen zu können.
Arzneimittel sind in der menschlichen Gesundheitsversorgung von großer Bedeutung. Jährlich werden mehr als 30.000 Tonnen verbraucht [1]. Nach der Anwendung gelangen die Arzneimittelwirkstoffe oder deren Abbauprodukte durch menschliche Ausscheidungen über das häusliche Abwasser in die Kläranlagen und können dort häufig nicht eliminiert werden [2]. Sie sind zwischenzeitlich in Oberflächengewässern sowie im Grundwasser nachzuweisen [1]. Ein bewusster Umgang mit Arzneimitteln ist essentiell, um die Trinkwasserressourcen zu schützen. Darüber können Verbraucher ihren Beitrag zum Schutz der Gewässer leisten [3]. Die Überwachung von Trinkwasser auf Arzneimittelrückstände ist ein wichtiges Thema der Trinkwasserhygiene.
Infokasten
Entsorgung von abgelaufenen Arzneimitteln?
Nicht über die Toilette oder den Ausguss entsorgen
Entsorgung über den Restmüll oder Rücknahme durch Ihre Apotheke
Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg
Am CVUA Sigmaringen wurde eine Methode zur Bestimmung von neun Arzneimitteln in Trinkwasser etabliert und verifiziert. Dabei können verschiedene Antibiotika (Sulfamethazin, Sulfamethoxazol, Trimethoprim) als auch Arzneimittel gegen Bluthochdruck (Candesartan, Metoprolol, Sotalol, Valsartan) sowie Krampfanfälle (Carbamazepin, Gabapentin) analysiert werden. Die Messung der Proben erfolgt ohne vorhergehende Anreicherung in Direktmessung mittels einer HPLC-MS/MS-Methode. Im Mai 2023 wurde an einem Arzneimittel-Ringversuch der Analytischen Qualitätssicherung Baden-Württemberg (AQS) teilgenommen. Hinsichtlich aller oben genannten Substanzen wurde erfolgreich bestanden. Die Methode wurde darüber hinaus an Trinkwasser von 30 Kleinanlagen, Eigenwasserversorgungsanlagen und dezentralen Wasserversorgungsanlagen, erprobt (siehe Tabelle). Nur in wenigen Kleinanlagen konnten Arzneimittelrückstände nachgewiesen werden. Dabei wurde lediglich Candesartan gefunden. Die Gehalte lagen weit unterhalb des gesundheitlichen Orientierungswertes (GOW) von 0,3 µg/L [4].
Arzneimittel nicht nachgewiesen | Arzneimittel nachgewiesen | |
---|---|---|
Probenzahl | 27 | 3 |
Proben mit Candesartan | 0 | 3 |
Gehalte [µg/L] | Nicht nachweisbar | 0,054-0,088 |
Die Anzahl der untersuchten Proben ist nicht ausreichend, um das generelle Vorkommen von Arzneimittelrückständen in der Umwelt abschließend beurteilen zu können. Zur Verbesserung der Datenlage ist die Erhöhung der Probenzahl essentiell. Ab 2024 wird die Arzneimittelmethode in die Routineanalytik bei der Untersuchung von Trinkwasser und natürlichem Mineralwasser aufgenommen, um detaillierte Aussagen über die Versorgungsgebiete treffen zu können. Weiterhin ist das Ziel die Anzahl der Analyten in der Methode zu erweitern, um ein möglichst großes Spektrum an Arzneimittelrückständen abzudecken. Daher werden zukünftig 50 weitere Arzneimittel verschiedener Wirkstoffklassen sowie 10 Betäubungsmittel in die bestehende Methode integriert. Das hohe Niveau des Verbraucherschutzes in Baden-Württemberg gilt es aufrechtzuerhalten.
Literatur:
[1] Umweltbundesamt (UBA)
[2] Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg
[3] Umweltbundesamt (UBA)
[4] Umweltbundesamt (UBA)
Bildquellen:
CVUA Sigmaringen und Pixabay