Dioxine und polychlorierte Biphenyle (PCB) in Lebensmitteln und Futtermitteln – Untersuchungsergebnisse 2020

Sandra Schill, Dr. Marco Müller (beide CVUA Freiburg)

 

Die detaillierte Auswertung der Untersuchungen von amtlichen Lebensmittel- und Futtermittelproben auf Dioxine und polychlorierte Biphenyle (PCB) im Jahr 2020 liegt jetzt vor.

Insgesamt hat das CVUA Freiburg nur in wenigen Proben erhöhte Belastungen durch diese gefährlichen Umweltgifte festgestellt. Die gesetzlichen Höchstgehalte und Auslösewerte wurden in je einer Probe Schweine- bzw. Rinderleber sowie einer Eierprobe überschritten. Vergleichsweise erhöht waren die Gehalte in Wildschweinlebern sowie in Damwild- und Pferdefleisch.

 

Produktspektrum (Avocado, Leber, Fisch, Futtermittel)

 

Infokasten

Im Jahr 2020 wurden im Rahmen der amtlichen Lebensmittel- und Futtermittelüberwachung insgesamt 475 Lebensmittel und 132 Futtermittel auf Dioxine untersucht. In nahezu allen Proben wurden zusätzlich auch die Gehalte an dioxinähnlichen PCB (dl-PCB) und nicht dioxinähnlichen PCB (ndl-PCB) bestimmt. Die Stoffgruppe der Dioxine umfasst die polychlorierten Dibenzo-p-dioxine (PCDD) und polychlorierten Dibenzofurane (PCDF), deren Konzentration mit einem spezifischen Faktor (Toxizitäts-Equivalent-Faktor, TEF) multipliziert, aufsummiert und schließlich als Toxizitätsäquivalente (WHO-PCDD/F-TEQ) beurteilt werden. Analog hierzu erfolgt auch die Beurteilung der dioxinähnlichen PCB (WHO-PCB-TEQ).

 

Das Untersuchungsspektrum der Lebensmittelproben umfasste vor allem tierische Lebensmittel, insbesondere Fleisch und Lebern verschiedener Tierarten sowie Fische, Garnelen, Dorschlebern, Hühnereier, Milch, Milchprodukte und erstmalig Speiseinsekten. An pflanzlichen Lebensmitteln wurden Pflanzenöle, Avocados, Chiasamen und getrockneter Oregano untersucht. Zusätzlich analysierten die Experten Säuglings- und Kleinkindernahrungen hinsichtlich der Gehalte an Dioxinen und PCB.

 

Die jährliche Überwachung von Futtermittelproben pflanzlichen, tierischen sowie mineralischen Ursprungs ist obligatorisch.

Die Ergebnisse im Einzelnen

Fleisch und Leber

SteakBei der Untersuchung der Leberproben von Rindern und Schweinen fiel je eine Probe durch Dioxingehalte oberhalb des Höchstgehaltes auf. In der Schweineleber lag zudem die Summe aus Dioxinen und dioxinähnlichen PCB oberhalb des Höchstgehaltes. In den untersuchten Fleischproben von Rindern und Schweinen wurden ausnahmslos Gehalte unterhalb der geltenden Auslösewerte und Höchstgehalte bestimmt.

Vergleichsweise höhere Gehalte an Dioxinen und PCB, insbesondere an dioxinähnlichen PCB, wies das Fleisch von Damwild (aus Gehege) und Pferden auf. Im Rahmen der Ursachenermittlung wurden von Tieren aus einem Damwildgehege drei Proben Damwildfleisch sowie eine Probe Wiesenheu als Verfolgsproben erhoben. Zwei dieser Fleischproben wiesen auffällige dl-PCB Gehalte auf. Das untersuchte Wiesenheu konnte jedoch mit hoher Wahrscheinlichkeit als Kontaminationsquelle ausgeschlossen werden. Ursächlich für die stärkere Belastung könnten ein hohes Lebensalter der Tiere zum Zeitpunkt der Schlachtung/des Erlegens sowie besondere Ernährungsgewohnheiten und Lebensbedingungen sein. Für diese Tierarten sind jedoch bislang keine Höchstgehalte in der Verordnung (EG) Nr.1881/2006 festgelegt. Aktuell wird allerdings auf EU-Ebene die Ausweitung der Höchstgehalte auf weitere Lebensmittelmatrices tierischen Ursprungs diskutiert. Dies gilt auch für Wildschweinlebern. In allen im Jahr 2020 untersuchten Wildschweinlebern konnten Dioxine und PCB nachgewiesen werden, wobei die tolerierbare wöchentliche Aufnahmemenge (TWI) zum Teil bereits bei einer Verzehrsmenge von weniger als 10 g Wildscheinleber ausgeschöpft wird.

Tabelle: Übersicht der Untersuchungsergebnisse von Lebensmittel-Planproben aus 2020 für die Summe aus Dioxinen und dl-PCB (WHO-PCDD/F-PCB-TEQ) und die Summe der 6 ndl-PCB

Lebensmittelgruppe Anzahl
(n)
Summe aus Dioxinen und dl-PCB Summe der 6 ndl-PCB
Median Wertebereich Höchst-
gehalt *
Median Wertebereich Höchst-
gehalt *
in pg WHO-TEQ/g Fett   in ng/g Fett  
Rind-/Kalbfleisch 26 0,7 0,25 - 1,7 4,0 3,4 0,8 - 8,5 40
Schweinefleisch 9 0,08 0,03 - 0,3 1,25 0,6 0,1 - 1,1 40
Entenfleisch 8 0,14 0,05 - 0,16 3,0 0,9 0,1 - 2,3 40
Damwildfleisch 8 6,0 2,3 - 12,4 - 15 7,1 - 37 -
Pferdefleisch 6 3,7 1,7 - 15 - 6,6 3,4 - 68 -
Schweineschmalz 6 0,06 0,04 - 0,3 1,25 0,5 0,1 - 8,1 40
Milch 28 0,5 0,3 - 0,9 5,5 2,0 1,3 - 4,7 40
Milchprodukte, Butter, Käse 64 0,5 0,3 - 1,4 5,5 2,1 0,6 - 9,8 40
Hühnereier 44 0,5 0,08 - 6,4 5,0 1,8 0,3 - 28 40
Pflanzenöle 47 0,09 0,04 - 0,27 1,25 0,04 0,002 - 0,3 40
   in pg WHO-TEQ/g Frischgewicht in ng/g Frischgewicht
Fisch 43 0,2 0,02 - 1,8 6,5 2,0 0,1 - 9,8 75 / 125
Garnelen 13 0,02 0,006 - 0,06 6,5 0,02 0,008 - 0,06 75
Dorschleber 8 10,8 9,3 - 15,6 20 74 55 - 89 200
Rinderleber 14 0,1 0,04 - 0,5 0,5 0,5 0,2 - 2,5 3,0
Schweineleber 7 0,04 0,02 - 1,0 0,5 0,03 0,01 - 0,2 3,0
Lamm-/Schafleber 9 0,52 0,13 - 0,77 2,0 0,7 0,1 - 1,5 3,0
Wildschweinleber 34 1,5 0,1 - 49 - 1,0 0,2 - 12 -
Speiseinsekten 7 0,1 0,06 - 0,4 - 0,5 0,3 - 1,0 -
Säuglings- und Kleinkindernahrung 18 0,003 0,001 - 0,03 0,2 0,004 0,0005 - 0,17 1,0
Oregano getrocknet 6 0,01 0,01 - 0,1 - 0,01 0,01 - 0,07 -
Avocado 10 0,01 0,007 - 0,01 - 0,01 0,002 - 0,03 -
Chiasamen 6 0,04 0,02 - 0,05 - 0,02 0,004 - 0,16 -

* Gemäß Verordnung (EG) Nr. 1881/2006 (Aus Gründen der Übersichtlichkeit wird auf eine ergänzende Darstellung der in der Verordnung festgelegten Höchstgehalte für Dioxine verzichtet.)

 

Eier

EierBei einer auf einem Wochenmarkt erhobenen Eierprobe wurde der für die Summe aus Dioxinen und dl-PCB gültige Höchstgehalt gesichert überschritten, wobei die Belastung vor allem durch dioxinähnliche PCB bedingt war. Nachuntersuchungen weiterer Eierproben von diesem Hersteller lagen nicht über den Höchstgehalten.


 

Weitere Lebensmittel-Produktgruppen

Dorschleber in ÖlIm Jahr 2020 wurden außerdem Fische, Garnelen und Dorschleber-in-Öl (als Konserven) untersucht. Die Gehalte dieser Proben lagen alle unterhalb der geltenden Höchstgehalte für Dioxine und PCB. Dies trifft auch auf die im Berichtsjahr untersuchten Milchproben und Milchprodukte einschließlich Butter und Käse sowie die pflanzlichen Lebensmittel wie Pflanzenöle, Avocados, Chiasamen, Kräuter sowie die Säuglings- und Kleinkindernahrung zu. Die analysierten Speiseeisinsekten wurden ebenfalls als unauffällig beurteilt. Höchstgehalte und Auslösewerte wurden hierfür bislang jedoch nicht festgesetzt.

Futtermittel

FuttermittelDie Untersuchungsergebnisse der beprobten Futtermittel waren ebenfalls unauffällig. Bei allen Proben lagen die Gehalte an Dioxinen, dl-PCB und ndl-PCB unterhalb der jeweils gültigen Höchstgehalte und Aktionsgrenzwerte. Bei den untersuchten Proben handelte es sich überwiegend um Ausgangserzeugnisse pflanzlichen Ursprungs, pflanzliche Öle und Mischfuttermittel.


 

Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie in unserem ausführlichen Beitrag

 

 

 

Bildnachweis

alle CVUA Freiburg

 

 

Artikel erstmals erschienen am 29.06.2021