Dioxine und polychlorierte Biphenyle (PCB) in Lebensmitteln und Futtermitteln – Untersuchungsergebnisse 2019

Annika Maixner, Sandra Schill (beide CVUA Freiburg)

 

Die detaillierte Auswertung der Untersuchungen von amtlichen Lebensmittel- und Futtermittelproben auf Dioxine und polychlorierte Biphenyle (PCB) im Jahr 2019 liegt jetzt vor.

Insgesamt hat das CVUA Freiburg nur in wenigen Proben Belastungen durch diese gefährlichen Umweltgifte festgestellt. Die gesetzlichen Höchstgehalte und Auslösewerte wurden in zwei Proben Rindfleisch, in 6 Eierproben sowie einer Probe Dorschleber überschritten. Vergleichsweise erhöht waren die Gehalte in Wild-, Straußen- und Pferdefleisch. Allerdings bestehen hier noch keine EU-weiten Höchstgehaltsregelungen.

 

Untersuchungsspektrum

Untersuchte Proben und Untersuchungsspektrum

Im Jahr 2019 hat das CVUA Freiburg im Rahmen der amtlichen Lebensmittel- und Futtermittelüberwachung insgesamt 594 Lebensmittel und 140 Futtermittel auf Dioxine untersucht. Bei nahezu allen Proben wurden zusätzlich die Gehalte an dioxinähnlichen PCB (dl-PCB) und nicht dioxinähnlichen PCB (ndl-PCB) bestimmt. Die Stoffgruppe der Dioxine umfasst die polychlorierten Dibenzodioxine (PCDD) und polychlorierten Dibenzofurane (PCDF), welche über die berechneten Toxizitätsäquivalente (WHO-PCDD/F-TEQ) beurteilt werden; analog erfolgt auch die Beurteilung der dioxinähnlichen PCB (WHO-PCB-TEQ).

Das Untersuchungsspektrum der Lebensmittelproben umfasste vor allem tierische Lebensmittel, insbesondere Fleisch und Innereien verschiedener Tierarten sowie Fische, Hühnereier, Milch und Milchprodukte. An pflanzlichen Lebensmitteln wurden pflanzliche Öle, Kaffee und getrocknete Kräuter untersucht. Zusätzlich haben die Experten Säuglings- und Kleinkindernahrungen hinsichtlich der Gehalte an Dioxinen und PCB analysiert.

Die jährliche Überwachung von Futtermittelproben pflanzlichen, tierischen sowie mineralischen Ursprungs ist obligatorisch.

Die Ergebnisse im Einzelnen

Fleisch

HirschgulaschBei drei Rind- und Kalbfleischproben lagen die dl-PCB-Gehalte oberhalb des Auslösewertes. Zur Ursachenermittlung wurden bei einer der Proben die eingesetzten Futtermittel untersucht; diese konnten jedoch mit hoher Wahrscheinlichkeit als Kontaminationsquellen ausgeschlossen werden. Die untersuchten Schweinefleischproben waren alle unauffällig.

 

Vergleichsweise höhere Gehalte an Dioxinen und PCB wies das Fleisch von Wildschwein, Reh, Hirsch, Damwild, Pferd und Strauß auf. Ursächlich für die stärkere Belastung können beispielsweise ein höheres Lebensalter der Tiere zum Zeitpunkt der Schlachtung/des Erlegens sowie besondere Ernährungsgewohnheiten und Lebensbedingungen sein. Für diese Tierarten sind jedoch keine Höchstgehalte in der Verordnung (EG) Nr.1881/2006 festgelegt.

 

Je eine Probe Wildschwein-, Damwild- und Straußenfleisch sowie drei Pferdefleisch-Proben wiesen Gehalte für die Summe aus Dioxinen und dl-PCB auf, die zum Teil weit über den für Wiederkäuer bzw. für Schweine geltenden Höchstgehalten lagen; dies gilt insbesondere auch für die Belastung mit ndl-PCB. Für einzelne ndl-PCB sind für das Fleisch dieser Tierarten Höchstgehalte in der nationalen Kontaminantenverordnung festgelegt; diese waren aber bei keiner der vorgelegten Proben überschritten.

Eier

EiBei sechs der im Jahr 2019 untersuchten Hühnereierproben hat das CVUA Freiburg auffällige Gehalte an Dioxinen beziehungsweise PCB festgestellt.

 

Abbildung 1 zeigt die ermittelten Gehalte für die Summe der Dioxine (WHO-PCDD/F-TEQ) sowie die der dl-PCB (WHO-PCB-TEQ) in den 88 untersuchten Hühnereierproben. Anhand der eingezeichneten Höchstgehalte für die Summe der Dioxine (orange) und die Summe der Dioxine und dl-PCB (rot) ist erkennbar, dass die meisten Eierproben deutlich unterhalb der in der Verordnung (EG) Nr. 1881/2006 festgesetzten Höchstgehalte lagen. Die ndl-PCB sind in der Grafik nicht berücksichtigt, da diese nicht zum WHO-PCDD/F-PCB-TEQ beitragen.

 

Abbildung 1: Ermittelte Gehalte der Plan- und Verdachtsproben aus dem Jahr 2019

Abbildung 1: Ermittelte Gehalte der Plan- und Verdachtsproben aus dem Jahr 2019. Beitrag der PCDD/F und dl-PCB zum WHO-PCDD/F-PCB-TEQ und Vergleich mit den gemäß Verordnung (EG) Nr. 1881/2006 geltenden Höchstgehalten (WHO-PCDD/F-TEQ sowie WHO-PCDD/F-PCB-TEQ) für Hühnereier.

 

Bei einer der Planproben wurde der für die Summe aus Dioxinen und dl-PCB festgesetzte Höchst-gehalt gesichert überschritten, wobei die dl-PCB den überwiegenden Beitrag leisteten. Bei dieser Probe war auch der Höchstgehalt für die Summe der 6 ndl-PCB überschritten. Eine weitere Eierprobe wies Dioxingehalte auf, die gesichert oberhalb des Höchstgehaltes lagen. Bei weiteren drei Eierproben wurde der Auslösewert für die dl-PCB überschritten - dieser liegt bei 1,75 pg WHO-PCB-TEQ/g Fett. Bei zwei der fünf Proben handelte es sich um Eier von Hühnern aus ökologischer Haltung, die übrigen drei Proben waren Eier aus konventioneller Haltung.

 

Neben den Planproben werden am CVUA Freiburg auch Verdachtsproben untersucht. Bei einer dieser Proben – Eier aus konventioneller Produktion – waren sowohl der Höchstgehalt für die Summe aus Dioxinen und dl-PCB als auch der Auslösewert für die Summe aus Dioxinen und der Auslösewert für die dl-PCB überschritten. Der Gehalt an ndl-PCB lag knapp 9-fach oberhalb des geltenden Höchstgehaltes.

 

Eine Ei-Probe wies eine Höchstgehaltsüberschreitung für die Summe aus Dioxinen und dl-PCB auf. Im Nachgang zu diesem Befund hat die zuständige untere Verwaltungsbehörde zwei weitere Proben als Verdachtsproben in dem Stall erhoben, der bei der ursprünglichen Probe als Bezugsquelle angegeben war. Diese zwei Verdachtsproben zeigten allerdings keine auffälligen Gehalte. Weitere Untersuchungen des Stabilisotopenlabors des CVUA Freiburg, das Lebensmittel unter anderem auf ihre Herkunft untersucht, zeigten jedoch, dass die Erstprobe und die Verdachtsproben mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht aus der gleichen Region stammten.

Die im Rahmen der Ursachenermittlung untersuchten Futtermittel- und Einstreuproben konnten ebenfalls in allen Fällen mit großer Wahrscheinlichkeit als Kontaminationsquellen ausgeschlossen werden. Auch Lackproben und Teile einer Kunststoff-Deko-Kuh konnten nicht eindeutig als Quelle der Dioxin- und PCB-Belastung identifiziert werden.

Weitere Lebensmittel-Produktgruppen

Red TilapiaDie Gehalte der Fischproben lagen alle unterhalb der geltenden Höchstgehalte für Dioxine und PCB. Eine der untersuchten Dorschleber-Proben wies jedoch eine Überschreitung des Höchstgehaltes für die Summe aus Dioxinen und dl-PCB auf.

Alle weiteren untersuchten Lebensmittel-Produktgruppen wie Milch und Milchprodukte einschließlich Butter, pflanzliche Öle, Kräuter sowie Säuglings- und Kleinkindernahrung zeigten unauffällige Dioxin- und PCB-Gehalte.

 

Futtermittel

FuttermittelprobenDie Untersuchungsergebnisse der beprobten Futtermittel waren ebenfalls unauffällig. Bei allen Proben lagen die Gehalte an Dioxinen und Furanen, dl-PCB und ndl-PCB unterhalb der jeweils gültigen Höchstgehalte und Aktionsgrenzwerte. Bei den untersuchten Proben handelte es sich überwiegend um Ausgangserzeugnisse pflanzlichen Ursprungs, pflanzliche Öle und Mischfuttermittel.

 

 

Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie in unserem ausführlichen Beitrag

 

 

 

Bildnachweis

alle CVUA Freiburg

 

 

Artikel erstmals erschienen am 14.04.2020