Ethoxyquin in Zuchtfischen – Ein Überblick über die aktuelle Lage
Dr. Björn Hardebusch, Benjamin Dambacher (CVUA Freiburg)
Seit 2005 untersucht das CVUA Freiburg regelmäßig Zuchtfische auf das Vorhandensein relevanter Rückstände und Kontaminanten. Über Ethoxyquin haben wir zuletzt 2015 ausführlich berichtet. Seitdem hat es einige rechtliche Änderungen gegeben. Ende 2015 kam die EFSA zu dem Schluss, dass die Sicherheit von Ethoxyquin aufgrund unzureichender Daten nicht bewertet werden könne. Der Stoff Ethoxyquin wird dabei eher als unkritisch gesehen, allerdings äußert die EFSA Bedenken bezüglich eines seiner Metaboliten (Ethoxyquin-Chinon-Imin) [1].
Im Jahr 2017 wurde daher die Zulassung von Ethoxyquin bis auf weiteres ausgesetzt. Es gibt jedoch noch einige Übergangsfristen für Futtermittelvormischungen, die bis ins Jahr 2020 reichen. Erst dann soll die Verordnung erneut geprüft werden [2]. Bis 2017 war Ethoxyquin als Zusatz zu Futtermitteln (E-Nummer E 324) mit einem Höchstgehalt von 150 mg/kg zugelassen (§ 16 Futtermittelverordnung in Verbindung mit dem Gemeinschaftsregister lt. VO (EG) Nr. 2316/1998). Rückstände von Ethoxyquin im Lachs waren daher durch diesen legalen Einsatz von Ethoxyquin in Lachsfuttermittel bedingt (siehe auch Infokasten unten). Ersatz für Ethoxyquin scheint es auch schon zu geben. Butylhydroxytoluol (BHT) wurde bereits bei Untersuchungen nachgewiesen [3]. BHT ist im Gegensatz zu Ethoxyquin auch für Lebensmittel als Antioxidationsmittel (E 321) zugelassen [4].
Die aktuellen Untersuchungsergebnisse
Die Analysenmethode wurde um den Metaboliten Ethoxyquin-Chinon-Imin (EQI) erweitert. Somit werden jetzt insgesamt drei Analyten (Ethoxyquin, Ethoxyquin-Chinon-Imin und Ethoxyquin-C-N-Dimer) erfasst.
In den Jahren 2017 und 2018 wurden insgesamt 74 Lachsproben untersucht, darunter 7 Wild- und 15 Bio-Lachse. Zusätzlich wurden 2017 insgesamt 23 Forellen und Lachsforellen konventioneller Aufzucht untersucht. Die 7 Wildlachse waren ohne Befund. In keinem von 15 Bio-Lachsen war Ethoxyquin nachweisbar, allerdings enthielten zwei Proben geringe Mengen an Ethoxyquin-C-N-Dimer. Bei den 52 konventionellen Lachsen wurden in 39 Proben (75%) Rückstände von Ethoxyquin festgestellt und in 45 Proben (87%) wurde das Ethoxyquin-C-N-Dimer nachgewiesen. Die Gehalte an Ethoxyquin lagen dabei zwischen 3 und 51 µg/kg; die des Ethoxyquin-C-N-Dimers im Bereich von 14 - 460 µg/kg.
Bei den Forellen bzw. Lachsforellen war Ethoxyquin in 18 von 23 untersuchten Proben (78%) vorhanden. Das Dimer wurde in allen 28 untersuchten Proben (100%) gefunden. Die Gehalte an Ethoxyquin lagen im Bereich von 4 bis 80 µg/kg und für das Ethoxyquin-C-N-Dimer zwischen 24 und 700 µg/kg. In einer Lachsforellenprobe wurden zusätzlich auch 8 µg/kg Ethoxyquin-Chinon-Imin (EQI) festgestellt.
Die Untersuchungen werden auch im Jahr 2019 fortgeführt. Erste Ergebnisse zeigen einen Trend zu geringfügig abnehmenden Ethoxyquin-Gehalten im Lachs und Forellen. In Forellen sind die Gehalte allerdings nach wie vor höher als im Lachs.
Untersuchungsergebnisse aus 2017 und 2018 im Detail
Die Untersuchung umfasste Ethoxyquin, das C-N-Dimer des Ethoxyquin als wichtigsten Metaboliten in Fisch sowie das Ethoxyquin-Chinon-Imin (EQI). EQI konnte dabei in keiner der untersuchten Lachsproben gefunden werden.
Für die Untersuchung wurden 67 Zuchtlachse, davon 15 Bio-Lachse, sowie 7 Wildlachsproben analysiert. Es handelte sich hierbei sowohl um TK-Ware als auch um frischen Lachs aus der Kühltheke oder zur Weiterverarbeitung (z. B. zu Räucherlachs). Die überwiegende Anzahl der Proben stammte aus norwegischer Aquakultur. In konventionellen Zuchtlachsen wurden sowohl die höchsten Gehalte für Ethoxyquin (51 µg/kg) als auch für das Dimer von Ethoxyquin (460 µg/kg) festgestellt.
Bei keiner der 15 Bio-Lachsproben war Ethoxyquin nachweisbar. In 2 Proben wurden jedoch 48 bzw. 52 µg/kg des C-N-Dimers festgestellt. Bio-Lachsproben sind demnach deutlich geringer mit Ethoxyquin bzw. dem C-N-Dimer belastet als konventionelle Lachsproben.
In den Wildlachsproben wurden erwartungsgemäß weder Ethoxyquin noch das C-N-Dimer nachgewiesen.
Abb.1. Ethoxyquin und Ethoxyquin-Dimer in Lachs in [µg/kg] aus Untersuchungen 2017
Abb.2. Ethoxyquin und Ethoxyquin-Dimer in Lachs in [µg/kg] aus Untersuchungen 2018
In den Grafiken sind die Werte von 2017-2018 gezeigt. Es zeigen sich keine Zusammenhänge zwischen hohen Ethoxyquin-Gehalten und den entsprechenden C-N-Dimer-Gehalten.
Bei Forellen und Lachsforellen wurden im Vergleich zu den Lachsen häufiger positive Befunde erhalten und auch höhere Gehalte an Ethoxyquin und Ethoxyquin-C-N-Dimer festgestellt. Zudem wurde in einer Probe Ethoxyquin-Chinon-Imin (EQI) gefunden. Insgesamt 18 Forellen (Regenbogenforellen) und 5 Lachsforellen aus konventioneller Aufzucht wurden untersucht. Nur 5 Proben enthielten kein Ethoxyquin. Weitere 11 Proben enthielten zwischen 4 und 13 µg/kg Ethoxyquin. Die übrigen 7 Proben wiesen Gehalte im Bereich von 21 bis 80 µg/kg auf. Für das C-N-Dimer wurden in 6 Proben Gehalte von 24 bis 85 µg/kg gefunden. Die restlichen 17 Proben lagen im Bereich von 110 bis 700 µg/kg. Eine Probe Lachsforelle aus italienischer Aquakultur enthielt 8 µg/kg EQI.
Weitere Grafiken finden sie hier:
Rechtliche Beurteilung der Ergebnisse
Eine Bewertung der Ethoxyquinbefunde ist nach wie vor schwierig. Durch die Aussetzung der Zulassung ist es aufgrund der Übergangsfristen zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht eindeutig möglich, die Befunde rechtlich zu beurteilen.
Es gilt folgende Regelung: Ethoxyquin ist als Zusatzstoff für Lebensmittel nicht zugelassen. Als Pestizid unterliegt Ethoxyquin der VO (EG) Nr. 396/2005. Allerdings sind in dieser Verordnung weder die Matrix Fisch noch die Ethoxyquinmetaboliten geregelt. Da Ethoxyquin aber (bislang) über eine Zulassung als Futtermittelzusatzstoff mit einem Höchstgehalt von 150 mg/kg verfügt und bedingt durch die zahlreichen Ausnahmen in Zusammenhang mit der Aussetzung der Verwendung als Futtermittelzusatzstoff, ist die nationale Rückstands-Höchstmengenverordnung (RHmV) in diesem Fall nicht anwendbar. Die RHmV umfasst nicht Rückstände in Lebensmitteln, die aus einer erlaubten Anwendung eines solchen Stoffes im Futtermittel herrühren. Ein rechtlich verbindlicher Höchstgehalt für Ethoxyquin ist somit nicht ableitbar. Erst wenn sämtliche Übergangsfristen in 2020 abgelaufen sind, handelt es sich bei Befunden um nicht zugelassene Anwendungen eines Antioxidans. Die entsprechende Verordnung wird jedoch vor Ablauf der Übergangsfristen nochmals überprüft, so dass auch eine Wiederzulassung oder eine Verlängerung der Übergangsfristen möglich wäre.
Ethoxyquin
Ethoxyquin ist ein Antioxidationsmittel. Diese sollen ein Lebens- oder Futtermittel vor dem Verderb durch Oxidation schützen, indem sie selbst Radikale auffangen und oxidiert werden. Ethoxyquin ist ein Vertreter der Gruppe der Chinoline. Ethoxyquin wurde unter anderem als Antioxidans verwendet um bei Birnen nach der Ernte die Schalenfäule zu verhindern. Ethoxyquin hat auch eine fungizide Wirkung. Die Zulassung als Pestizid wurde Ethoxyquin 2011 entzogen [1]. Ethoxyquin hat als Antioxidans eine Zulassung als Futtermittelzusatzstoff (E324). Diese ist bis 2020 ausgesetzt. Es kann auch als Formulierung in medizinischen oder kosmetischen Mitteln verwendet werden [2]. Der Verbraucher kann somit von unterschiedlichen Quellen mit Ethoxyquin in Berührung kommen.
Die Analytik erfolgt mittels QuEChERS. Die Bestimmungsgrenze für Ethoxyquin mit dieser Methode liegt bei 2 µg/kg, für das Dimer und EQI bei 5 µg/kg.
[1] Beschluss der Kommission 2011/143/EU vom 3. März 2011, ABl L59, 4.8.2011, S.71-72 http://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/PDF/?uri=CELEX:32011D0143&from=DE
[2] European Food Safety Authority, 2013. Reasoned opinion on the review of existing maximum residue levels (MRLs) for ethoxyquin according to Article 12 of Regulation (EC) No 396/2005. EFSA Journal 2013; 11(5):3231, 25pp.
Weitere Informationen
[1] EFSA: Ethoxyquin: Sicherheitsbewertung der EFSA ohne Ergebnis
[3] NDR vom 9.4.19: Gefährlicher Stoff in Forellen nachgewiesen
[4] Ethoxyquin Höchstgehalte für Futtermittel
[5] Bericht aus 2015: Ethoxyquin in Lachs – Aktuelle Untersuchungen des CVUA Freiburg
Bildnachweis
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