Pflanzenschutzmittel und Organische Kontaminanten in Lebensmitteln tierischer Herkunft - Untersuchungsergebnisse 2013
Dr. Karin Kypke, Dr. Tanja Radykewicz (CVUA Freiburg)
Infokasten
Insgesamt 1212 Proben tierischer Herkunft, davon 195 Proben Honig, sowie Misch- oder Fertigprodukte mit Anteilen tierischer Lebensmittel wurden untersucht. Neben den bekannten fettlöslichen Organochlor- und Organophosphorverbindungen sowie Pyrethroiden, die zum langjährigen Routineuntersuchungsprogramm gehören, umfasst das derzeitige Untersuchungsspektrum mittelpolare und polare Pestizide, ihre Metabolite sowie weitere Kontaminanten. Weitere Untersuchungsschwerpunkte beleuchten das Vorkommen ausgewählter problematischer Naturstoffe in tierischen Lebensmitteln.
Nach wie vor ist eine Hintergrundbelastung an Altlasten von Organochlorpestiziden sowie an chlor- und bromorganischen Kontaminanten messbar, die jedoch - wie schon in den letzten Jahrzehnten - ständig weiter abnimmt. Dennoch stellen Lebensmittel tierischer Herkunft weiterhin die Hauptquelle für die Aufnahme dieser Stoffe durch den Verbraucher dar. Das systematische Messen und Beobachten der Rückstandssituation nach Monitoring-Gesichtspunkten bleibt insofern weiter im Fokus, um die Aufnahme dieser unerwünschten Stoffe langfristig abzuschätzen, die zeitliche Entwicklung aufzuzeigen und eventuelle „Hot Spots" zu erkennen.
Neue POP im Untersuchungsprogramm
Für bestimmte langlebige organischen Schadstoffe (engl. persistent organic pollutants, POP) wurden in internationalen Abkommen Beschränkungen und Verbote neu eingeführt, wie etwa Hexabromcyclododecan (HBCDD), ein bromiertes Flammschutzmittel, sowie perfluorierte Kohlenwasserstoffe (PFC). Die schwerpunktmäßig durchgeführten Untersuchungen bei diesen Stoffgruppen ergaben erfreulicherweise keine auffälligen Befunde.
TCMP in Wildschweinen - erstes Monitoringprogramm in Baden-Württemberg für einen halogenierten, langlebigen Naturstoff durchgeführt
Die Tatsache, dass Lignin-abbauende Ständerpilze (Basidiomyceten) auf dem Speiseplan von Wildschweinen stehen, erschließt sich interessanterweise über einen halogenierten Naturstoff, das Tetrachlor-p-methoxyphenol (TCMP) - auch unter der Bezeichnung Drosophilin A bekannt -, das von den Basidiomyceten als Abbauprodukt gebildet wird. TCMP hat dieselbe Eigenschaft wie die anthropogenen (= durch den Menschen verursachten) Organochlorverbindungen (POP), nämlich sich im Fettgewebe anzureichern. Es wurde vor wenigen Jahren als erste natürlich vorkommende halogenierte Substanz in Landtieren bei Wildschweinen aus Süddeutschland nachgewiesen.
Das von den Pilzen synthetisierte TCMP könnte für die Wildschweine aufgrund seiner antibiotischen Wirkung (antibakteriell, antimykotisch) zur Gesunderhaltung bedeutsam sein.
Die Ergebnisse eines jetzt durchgeführten Monitoring-Programms bei Wildproben aus Baden-Württemberg bestätigen diese Befunde. Während in Rot- und Damwild kein TCMP nachweisbar war, enthielten 38 von 44 Wildschweinproben (= 86 %) TCMP-Gehalte von 2,8 bis zu 635 µg/kg Fett.
Quaternäre Ammoniumverbindungen - Reinigungsmittelrückstände in Lebensmitteln!
Die Problematik der Rückstände von Desinfektionsmitteln auf der Basis von Quaternären Ammoniumverbindungen (QAV) wurde auch 2013 weiter verfolgt.
Die Zulassung von einzelnen QAV zur Desinfizierung erfolgte ohne Festlegung eines zulässigen Höchstgehalts, weil im Lebensmittel keine Rückstände erwartet wurden. Dennoch finden wir immer wieder erhöhte Konzentrationen von QAV in verarbeiteten Lebensmitteln, wie z.B. Käse. Während der Verarbeitung der Lebensmittel können QAV sowohl angereichert, als auch durch weitere Desinfektionsschritte hinzugefügt werden. Daher stand die Kontamination durch den Verarbeitungsprozess, wie z.B. der Unterschied zwischen Milch und Käse, im Vordergrund der Untersuchung.
Insgesamt war eine rückläufige Tendenz bei der Belastung von Lebensmitteln durch Rückstände von QAV festzustellen. Nachweisbar waren QAV in 53 von 200 Proben (= 27%). Auffällig hohe Konzentrationen wurden aber nur bei wenigen verarbeiteten Produkten festgestellt, etwa bei Käse mit bis zu 4,7 mg/kg BAC sowie bei Flüssigei mit bis zu 2,3 mg/kg DDAC.
Pyrrolizidinalkaloide - toxische Naturstoffe im Honig
Honig ist für viele Menschen ein reines und hochwertiges Naturprodukt. Giftstoffe passen da nur schwer ins Bild. Pyrrolizidinalkaloide (PA) sind chronisch toxisch, kommen natürlich in bestimmten Pflanzen vor und werden durch die Bienen in den Honig eingetragen. Unter der Bezeichnung PA fällt eine große Stoffgruppe von mehr als 500 Einzelverbindungen.
Die Anzahl an Honigen mit hohen Gehalten (>20 µg/kg) ist gegenüber den vorherigen Jahren (s. unser Internetbeitrag vom 28.08.2013) deutlich gesunken. Hier scheinen Maßnahmen der Honigproduzenten erste positive Auswirkungen zu zeigen.
Während in Honigen aus Baden-Württemberg in der Regel überhaupt keine PAs nachweisbar waren und auch in nur 6 % der Honige mit deutscher Herkunft PA festgestellt wurden, wurden bei Honigen ausländischer Herkunft in 75% der Proben Gehalte an PA gefunden.
Lesen sie den ausführlichen Bericht
Weitere Informationen
Pyrrolizidinalkaloide in Honig - Ergebnisse aus 2011 und 2012
Bildnachweis
Peter Smola, www.pixelio.de, Image-ID: 626275 (Rindfleisch)
TiM Caspary, www.pixelio.de, Image-ID: 467897 (frisches Fischfilet)
motograf, www.pixelio.de, Image-ID: 64035 (Honiglöffel)
Dieter, www.pixelio.de, Image-ID: 323148 (Wildschwein)
Michaela Schmidt-Meier, www.pixelio.de, Image-ID: 191042 (Käselaib)
birgitH, www.pixelio.de, Image-ID: 605318 (Honig)