Regional und saisonal genießen: Stimmt die Herkunftsangabe bei Spargel und Erdbeeren?
Vanessa Schilling, Dr. Eva Annweiler (CVUA Freiburg), Julia Schreck, Rainer Klotz (LKL BW)
Während der Spargel traditionell den Frühling einläutet und ein Genusshighlight zu Ostern ist, versüßen Erdbeeren als süße Frühlings- und Sommerfrüchte die warme Jahreszeit. Zum diesjährigen sehr frühen Ostertermin, gerade noch Ende März, wird das Angebot an heimischem Spargel wohl noch gering ausfallen. Nur besondere Verfrühungsmaßnahmen wie zusätzliche Folientunnel über den Bodenfolien oder gar die Beheizung des Bodens mit überschüssiger Abwärme lassen den regionalen Spargel bereits jetzt ausreichend wachsen. Üblicherweise wird der erste Spargel in Baden-Württemberg Ende März bis Mitte April gestochen. Der genaue Beginn der Spargelernte hängt von der Witterung ab. Wenig Sonne und frostige Temperaturen verzögern den Beginn der Spargelernte, ein warmes Frühjahr ermöglicht einen frühen Erntebeginn.
Verbraucherinnen und Verbraucher bevorzugen häufig regionale Produkte und sind bereit für Spargel und Erdbeeren aus heimischen Anbau mehr zu zahlen. Besonders zu Saisonbeginn, wenn die Preise für regionale Produkte aufgrund des geringen Angebots hoch sind, ist auch das Betrugsrisiko besonders hoch. Falsche Angaben zur Herkunft täuschen nicht nur die Verbraucher, die auf regionale Produkte vertrauen, sondern führen auch zu einem unfairen Wettbewerb.
In Baden-Württemberg werden jährlich gezielt zu Saisonbeginn risikoorientierte Untersuchungsprogramme zur Überprüfung der Herkunftsangaben bei Spargel und Erdbeeren durchgeführt. Das Chemische und Veterinäruntersuchungsamt Freiburg (CVUA) arbeitet dabei eng mit den zuständigen Lebensmittelüberwachungsbehörden und dem Landeskontrollteam Lebensmittelsicherheit Baden-Württemberg (LKL BW) zusammen. Gezielte Probenahmen werden mit Betriebskontrollen, der Rückverfolgung von Warenströmen und chemischen Untersuchungen kombiniert.
Herkunftsüberprüfung mit der Stabilisotopenmassenspektrometrie (IRMS)
Die Analysen erfolgen mittels Stabilisotopenmassenspektrometrie (IRMS). Die Methode beruht darauf, dass die Bioelemente Sauerstoff, Wasserstoff, Kohlenstoff, Stickstoff und Schwefel, als wesentliche Bausteine unserer Lebensmittel, in Form mehrerer stabiler, nicht radioaktiver, Isotope vorkommen. Das Mengenverhältnis von schwerem Isotop zu leichtem Isotop (Isotopenverhältnis) wird durch lokale Effekte beeinflusst. Dadurch treten geringfügige, ortsbedingte Variationen der Isotopenverhältnisse auf, die sich sehr genau messen lassen.
Die Isotopenverhältnisse werden für verschiedene Elemente im Spargelsaft, im Spargelprotein und in der Spargelcellulose oder im Erdbeersaft und in den Erdbeernüsschen bestimmt. Anhand der Ergebnisse können Rückschlüsse auf Erzeugungsregionen gezogen werden. Voraussetzung hierfür ist, dass sich die Isotopenverhältnisse zwischen den zu differenzierenden Regionen ausreichend unterscheiden.
Authentische Referenzproben als Beurteilungsgrundlage
Für die Überprüfung der Herkunftsangabe einer unbekannten Probe werden die Isotopenverhältnisse der zu untersuchenden Probe mit denen von authentischen Spargel- bzw. Erdbeerprobenproben verglichen. Diese authentischen Proben mit gesicherter Herkunft werden in den verschiedenen Landkreisen Baden-Württembergs direkt vom Feld entnommen. Zur Beurteilung wird zudem die laboreigene Datenbank mit Daten von Handelsproben unterschiedlicher Herkünfte aus dem In- und Ausland herangezogen.
Spargel und Erdbeersaison 2023
Ergebnisse Stabilisotopenanalytik (CVUA FR)
Im vergangenen Jahr wurden insgesamt 63 Spargel- und 54 Erdbeer-Proben von Märkten, mobilen Verkaufsständen, Hofläden, aus dem Einzelhandel oder der Gastronomie geprüft. Die Proben stammten dabei überwiegend aus dem Anbau in Baden-Württemberg. Erfreulicherweise waren die Ergebnisse für alle Proben unauffällig.
Dank der abgestimmten Überwachungsprogramme wurden von den Lebensmittelüberwachungsbehörden und dem LKL BW zusätzlich 10 authentische Spargelproben und 12 authentische Erdbeerproben bei regionalen Erzeugern aus Baden-Württemberg erhoben.
Ergebnisse Betriebskontrollen (LKL BW)
Neben der Begleitung der Probenahme von Referenz- und Planproben verfolgte das LKL BW zusammen mit den zuständigen Lebensmittelüberwachungsbehörden Warenströme ausgehend vom Großmarkt. Dabei wurde der Schwerpunkt auf Betriebe gelegt, die ausschließlich italienischen Spargel bzw. deutschen und italienischen Spargel vom Großmarkt bezogen.
Gemeinsam mit der zuständigen Lebensmittelüberwachungsbehörde wurden drei Betreiber auf einem Wochenmarkt kontrolliert. Dabei fiel ein Betrieb auf, der ausschließlich deutschen Spargel anbot. Es wurde eine Probe erhoben, die im Labor keine Auffälligkeit bezüglich der Herkunft aufwies. Die zuständige Lebensmittelüberwachungsbehörde für den Hauptbetrieb des Markstands konnte im Nachgang die Auslieferungsscheine für den italienischen Spargel an Geschäftskunden erheben.
Auch die Nachverfolgung der Warenströme durch zwei weitere Lebensmittelüberwachungsbehörden ergab keine Auffälligkeiten.
Fazit und Ausblick
Erfreulicherweise war 2023 keine der 63 untersuchten Spargel- bzw. der 54 Erdbeerproben aus dem Handel mit regionaler Herkunftsangabe auffällig. Auch die Rückverfolgung von Warenströmen durch die zuständigen Lebensmittelüberwachungsbehörden und das LKL BW ergab keine Hinweise auf falsche Herkunftsangaben.
Mit dem Beginn der aktuellen Spargelsaison starten nun die Probenahmen für die diesjährigen Überwachungsprogramme zur Herkunftsüberprüfung von Spargel und Erdbeeren.
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