Nachhaltig für die Zukunft aufgestellt: Destillationskammer am CVUA Freiburg ist jetzt neu ertüchtigt

Julia Polley, Dr. Marco Müller, Ralf Brandstetter, Matthias Polidar

 

Am Chemischen und Veterinäruntersuchungsamt (CVUA) Freiburg werden jährlich tausende von Lebensmittel- und Futtermittelproben auf unterschiedliche Parameter untersucht. Bei diesen Untersuchungen werden häufig organische Lösungsmittel wie beispielsweise Hexan, Cyclohexan, Ethylacetat, Methanol, Dichlormethan und andere benötigt.

 

Den größten Lösungsmittelverbrauch hat dabei die Abteilung 3, in der unter anderem das Zentrallabor für das Land Baden-Württemberg für die Untersuchung auf Pestizide und organische Kontaminanten, sowie zwei EU-Referenzlaboratorien angesiedelt sind. Allein in dieser Abteilung werden jährlich deutlich über 2500 Liter Lösungsmittel verbraucht.

 

Aus ökologischen sowie ökonomischen Gründen wurde daher bereits im Jahr 1990 eine Destillationsanlage mit vier Destillationsplätzen und einem sich daran anschließenden Lagerraum eingerichtet. Mit einem täglichen Umsatz von 20 Litern verschiedener Lösungsmittel war diese Anlage geeignet, um den gesamten Lösungsmittelumsatz der Abteilung 3 zu destillieren. Im Laufe der Jahre konnten dadurch auch Lösungsmittel weiterer Laborbereiche in den Recyclingprozess mit einbezogen werden. So wurden im Jahr 2023 knapp 2700 Liter Lösungsmittel destilliert (Abbildung 1).

 

Abbildung 1: Volumen an unterschiedlichen recycelten Lösungsmitteln am CVUA Freiburg im Jahr 2023

Abbildung 1: Volumen an unterschiedlichen recycelten Lösungsmitteln am CVUA Freiburg im Jahr 2023

 

Dank der verantwortungsvollen Wartung und zahlreichen Instandhaltungsmaßnahmen der Mitarbeitenden verrichteten die Destillationsanlagen rund 30 Jahre einen zuverlässigen Dienst. Dennoch vermehrten sich über die letzten Jahre die Anzeichen, dass die Anlage mittelfristig nicht mehr einsatzfähig sein würde. So waren beispielsweise die Anzeigen der Steuereinheiten defekt und weitere Bauteile, für die es aufgrund des Alters der Anlage keine Ersatzteile mehr gab, drohten auszufallen. Außerdem wurden bei einer Begehung durch die Fachkraft für Arbeitssicherheit am CVUA Freiburg Mängel an den Räumlichkeiten der Destillationsanlage festgestellt, die nur durch eine Sanierung zu beheben waren.

 

Lösungsmitteldestillation in eigener Hand ist wirtschaftlich

Erste Angebote für eine Modernisierung der Räumlichkeiten sowie der Anlage selbst lagen im mittleren sechsstelligen Bereich, so dass zunächst eine Wirtschaftlichkeitsprüfung anhand der Daten aus dem Jahr 2021 durchgeführt wurde. Das Ergebnis dieser Prüfung unterstrich einmal mehr die Wirtschaftlichkeit der Destillation von Lösungsmitteln. Selbst unter Berücksichtigung von Personalkosten werden durch das Recycling und die Aufbereitung von Lösungsmittel in technischer Reinheit (≤ 99,5%) gegenüber dem Neukauf dieser Lösungsmittel in Reinstqualität (≥ 99,9%) rund 55.000 € pro Jahr eingespart. Darüber hinaus wurde die Abgabe der Lösungsmitteldestillation an kommerzielle Dienstleister (Lohndestillation) geprüft, doch alle angefragten Dienstleister lehnten die Anfragen ab, da diese eine Lohndestillation erst ab weitaus höheren Mengen (im industriellen Bereich) anbieten.

 

Ein Projektteam, bestehend aus der technischen Leitung der Anlage, Laborleitung, Haustechnik, Verantwortlichen für Arbeitssicherheit und Dienststellenleitung erstellte daraufhin im Sommer 2022 eine Nutzungsanforderung, in der die notwendigen baulichen Maßnahmen für Vermögen und Bau (Amt Freiburg) konkretisiert wurden. Außerdem wurde der Beschaffungsprozess einer neuen Destillationsanlage durch eine intensive Markterkundung und die Einholung von Preisinformationen eingeleitet.

 

Umbau und Sanierung ab 2024

Abbildung 2: Die neue Destillationsanlage, Stand: März 2025

Abbildung 2: Die neue Destillationsanlage, Stand: März 2025

Nach intensiver Prüfung der Preise und Leistungen der potentiellen Anbieter von Destillationsanlagen wurde schließlich im April 2024 eine öffentliche Ausschreibung durchgeführt. Den Zuschlag erhielt letztlich ein Unternehmen aus der Nähe von Würzburg, welches sich als einziges Unternehmen bereit erklärte, die bestehende Anlage auszubauen, defekte und veraltete Teile zu ersetzen und an eine neue Software anzupassen. Außerdem wurden die alten Plexiglaskabinen, in denen die Anlage aufgebaut war durch neue Kabinen ersetzt. Durch diese effiziente und ressourcenschonende Vorgehensweise konnten die Kosten auf ein Maß reduziert werden, welches eine Amortisierung innerhalb weniger Jahre ermöglicht.

 

Während der Ertüchtigung der Anlage wurde der Destillationsanlagenraum durch Vermögen und Bau (Amt Freiburg) grundsaniert. Dies umfasst unter anderem die Lüftungsanlage, Boden, Elektrik, sowie eine neue Absaugvorrichtung zum Umfüllen von Lösungsmitteln und neue Regale für die Lagerung von Lösungsmitteln. Da während der Umbaumaßnahmen keine Destillation von Lösungsmitteln erfolgen konnte, mussten für den zu erwartenden Zeitraum Lösungsmittel in hoher Qualität zugekauft werden. Um die Kosten hierfür so gering wie möglich zu halten, war es notwendig alle erforderlichen Maßnahmen in einem möglichst geringen zeitlichen Rahmen aufeinander abzustimmen. Innerhalb von 9 Wochen konnte ein großer Teil der notwendigen Arbeiten erledigt werden. Die Aufstellung der vier Destillationsanlagen erfolgte schließlich am 20. November 2024 (Abbildung 2).

 

Im Anschluss erfolgte eine Begehung der Räumlichkeiten sowie der Anlagen durch die Fachkraft für Arbeitssicherheit. Dabei wurden, nicht unüblich bei einem solch großen und komplexen Projekt, noch Nachbesserungsmaßnahmen insbesondere an der Lüftungstechnik formuliert, die in der Folge zeitnah abgearbeitet werden konnten. Nach einer ausgiebigen Testphase konnte bereits Anfang des Jahres 2025 mit der Destillation einzelner Lösungsmittel begonnen werden. Im Februar 2025 ging die Anlage wieder in den üblichen Routinebetrieb über, in dem wie gewohnt für alle Laborbereiche am CVUA Lösungsmittelrecycling im vollen Ausmaß (bei Maximalauslastung sogar bis zu 40 L Lösungsmittel am Tag) zur Verfügung gestellt werden konnte.

 

Allen Projektbeteiligten gebührt ein besonderer Dank, dass dieses Projekt gemeinsam stets beharrlich und konstruktiv bis zum Schluss weiterverfolgt wurde, sodass der Umweltschutz im Rahmen des Lösungsmittelrecyclings zu Gunsten des Verbraucherschutzes weiterhin am CVUA Freiburg aufrechterhalten werden kann.

 

 

 

Bildnachweis

alle CVUA Freiburg

 

 

 

Artikel erstmals erschienen am 24.03.2025