Großer Andrang am Tag der offenen Tür des CVUA Freiburg
Hans-Ulrich Waiblinger, Anna Sebischka
Wieviel Fett steckt in einer Portion Pommes? Darf ein Marktstand mit „Äpfel sind gesund“ werben? Von welchem Tier stammt dieser Schädel? Was ist ein Sekundärnest bei Hornissen?
Mit einer Fülle an Informationsangeboten und interaktiven Mitmachaktionen zogen die Mitarbeitenden des CVUA Freiburg ihre Gäste in ihren Bann. Manche Besucherin und mancher Besucher kamen zur Öffnung um 10 Uhr und blieben bis zuletzt - so vielfältig und umfangreich war das Angebot.
Wer schmeckt den Unterschied?
Unter diesem Motto gab es fast überall etwas zu Probieren oder zu Riechen. Wer kann das aromatisierte Eis mit Vanillegeschmack vom echten Vanilleeis unterscheiden? Noch herausfordernder war es, den Unterschied zwischen Fleischwurst, Leberwurst und Zwiebelschmalz in veganer Variante und ihren tierischen Originalen herauszufinden. Auch eine gewisse Erfahrung ist vonnöten, wenn es darum geht, Obstbrände blind anhand des Geruchs der jeweiligen Frucht zuzuordnen. Eindrücklich und auch sehr eindeutig war die Klebstoff-Fehlnote bei einem Kirschwasser. Fruchtig ging es auch im Weinlabor zu. Die Experten veranschaulichten, welche Fruchtaromen in Gutedel, Riesling und Spätburgunder von geschulten Nasen erschnüffelt werden können.
Abbildung 1: Vanilleeis-Verkostung
Abbildung 2: Collage "Schmecken und riechen": Fleischwurst, Leberwurst und Zwiebelschmalz in veganer Variante und ihren tierischen Originalen. Wer schmeckt den Unterschied? (links). Obstbrände blind anhand des Geruchs der jeweiligen Frucht zuordnen (rechts oben). Die Fruchtaromen in Gutedel, Riesling und Spätburgunder konnten von geschulten Nasen erschnüffelt werden (unten, Mitte). Die Klebstoff-Fehlnote bei einem Kirschwasser war eindeutig (unten rechts).
Vom Verzehr wird abgeraten … und weitere Mutproben
156-mal so scharf wie ein Gramm einer handelsüblichen Chilisauce waren die sogenannten Hot Chips, die wegen möglicher Gesundheitsgefahr vom Markt genommen werden mussten. Dies wurde im Labor anhand von Chilischoten anschaulich dargestellt. Nach der Scoville-Skala wären ganze zwei mit Wasser gefüllte Badewannen nötig, um die Schärfe des Hot Chip zu neutralisieren. Deshalb war hier die Devise: nur schauen, aber bitte nicht probieren! Mutig voran schritten unsere kleinen Gäste bei der Verkostung von kross angebratenen Insekten - die Mamas und Papas waren hier deutlich zögerlicher.
Abbildung 3: Schärfevergleich verschiedener Produkte anhand von Chilischoten anschaulich dargestellt.
Abbildung 4: Es ist angerichtet-Janina Reißner präsentiert das „Insektenmenü" (links). Heuschrecke "süß-sauer" (rechts)
Laborführungen – vom Wasser bis zur Rückstandsanalytik
„Jetzt schnell ein Schluck Wasser, ich habe noch Insekten zwischen den Zähnen“, nach diesem Motto zog es Besucher ins Wasserlabor. Dort konnte man unter anderem sein eigenes Wasser auf Leitfähigkeit als Maß für die Mineralisierung testen lassen. Auch gab es die Möglichkeit, selbst aktiv zu werden und die Wasserhärte mittels Schnelltest zu bestimmen.
Abbildung 5: Demo-Laboraufbau Ammoniumbestimmung in Wasser (links) und Extraktion der Farbstoffe von gefärbten Eiern (rechts).
Immer mehr in den Fokus der Trinkwasser-Untersuchungen rücken auch die per- und polyfluorierten Chemikalien (kurz: PFAS), die wegen ihrer extremen Langlebigkeit auch als „Ewigkeitschemikalien“ bezeichnet werden. Zusammen mit der Abteilung für Rückstände und Kontaminanten etabliert das Wasserlabor derzeit eine Methode zur Bestimmung dieser Stoffgruppe.
In vielen Laboren konnte man Analytik fast hautnah erleben: Unsere Expertinnen und Experten führten durch die Labore; und wenn aus Sicherheitsgründen auch keine Routineanalysen laufen konnten, so waren Abläufe doch anhand der zahlreichen Demo-Laboraufbauten und der von den Laboren selbst gedrehten Filme oder Bilder nachvollziehbar. Wer sich dann doch an eines unserer Analysegeräte getraut hat, konnte mittels Hochleistungsflüssigchromatographie (HPLC) den Koffeingehalt seines mitgebrachten Kaffees messen.
Abbildung 6: Probenaufarbeitung zur Bestimmung von Dioxinen als Video (links). Dr. Alexander Schächtele, Leiter des Europäischen Referenzlabors für halogenierte persistente organische Schadstoffe (EURL POPs) führt die Besucher durchs Labor (rechts).
Tasten, wiegen, schätzen – überall Mitmachaktionen
Im Honiglabor durften die Besucher die Vielfalt der Pollen ertasten, die das Labor in Übergröße in 3D ausgedruckt hatte. Die Pollenanalyse gehört zum Laboralltag. Über die mikroskopische Pollenanalyse überprüft das Labor die Authentizität der Honige. Von diesen Mikroskopaufnahmen konnten live echte Pollen betrachtet werden, welche vom Mikroskop auf einen Bildschirm übertragen wurden.
Abbildung 7: Die Vielfalt der Pollen in 3D ertasten (links). Die Pollenanalyse am Mikroskop gehört zum Laboralltag (rechts).
An etlichen Stationen war ein gutes Schätzvermögen oder auch Geschicklichkeit gefragt, wie etwa im Labor für Gaschromatomatographie (GC). Hier konnte die Länge von Trennsäulen geschätzt werden, wie sie etwa für die Analytik von Aromen verwendet werden. Im Labor für Stabilisotopen-Massenspektrometrie (IRMS) durften sich die Amateur-Analytikerinnen und Analytiker daran versuchen, ein Milligramm Eiklarpulver möglichst exakt mit einer Mikrowaage einzuwiegen.
Abbildung 8: Tasten, wiegen, schätzen. Ein Milligramm Eiklarpulver möglichst exakt mit einer Mikrowaage einwiegen (links). Wie lang ist die GC-Säule? (Mitte). Schmuck vom Trödelmarkt mit Uranglas konnte mit UV-Licht zum Leuchten gebracht werden (rechts).
Im Radioaktivitätslabor durften etliche bereitstehende Gegenstände mit Geigerzähler getestet werden. Schmuck vom Trödelmarkt mit Uranglas konnte mit UV-Licht zum Leuchten gebracht werden. Einige Besucher hatten selbst gesammelte Wildpilze mitgebracht, die auf ihren Gehalt an radioaktivem Cäsium-137 untersucht wurden. Der höchste Messwert am Tag der offenen Tür lag bei 81 Bq/kg und damit deutlich unterhalb des Grenzwerts von 600 Bq/kg.
Der Nachwuchs „steht in den Startlöchern“
Begeisterte Nachwuchsforscherinnen und -forscher tummelten sich an den zahlreichen Quiz- und Kinderstationen. Kinder durften Farbstoffe mit Papierchromatographie auftrennen und die Resultate je nach Geschmack noch künstlerisch vervollkommnen. Es konnten erste Pipettierversuche gemacht und Moleküle mittels Baukasten selbst gebaut werden. Mit einem voll ausfüllten Stempelpass, gab es am Ende neben neuem Wissen auch eine kleine Überraschung zu gewinnen.
Abbildung 9: Kunstwerke auf Chromatografie-Papier (links) und Einblicke in die Welt der Kleinstlebewesen durch das Mikroskop (rechts).
Mikroskope gewährten Blicke in die Welt der Kleinstlebewesen und die stattliche Zahl der Schädel-Exponate vom Uhu bis zum Pferd beeindruckte Groß und Klein.
Abbildung 10: Mittels Baukasten selbst gebaute Moleküle (links). „Knochenschau“- Dr. Michael Suntz und Dr. Tanja Thiele erklären die Exponate (Mitte). Auch am Ausbildungsstand war immer was los (rechts).
Vielleicht war ja auch eine künftige Chemielaborantin oder ein Medizinischer Technologe für Veterinärmedizin in spe unter den jüngeren Besuchern - unser Ausbildungsteam „Absolut Elementar“ hatte jedenfalls viele Informationen und spannende Experimente rund um unsere beiden Ausbildungsgänge parat.
Souvenirs – schmückende DNA war auch dabei
Nach absolvierter CVUA-Rallye und gemeisterten Bingo-Stationen gab es Kleinigkeiten zum Mitnehmen. Aber auch Einzelanfertigungen „für die Ewigkeit“ mit persönlicher Note konnten die Gäste ergattern: Wer geduldig auf einen der begrenzten Plätze für die Aktion „DNA-Extraktion aus der Mundschleimhaut“ gewartet hat, konnte sein eigenes Erbgut - in einen Schmuckanhänger eingefasst und für die Ewigkeit konserviert - mit nach Hause nehmen.
Abbildung 11: Besucherempfang mit Claudia Sexauer-Bannwarth (li.) und Anja Rohleder (re.) (linkes Foto). Warteschlange bei der Aktion „DNA-Extraktion aus der Mundschleimhaut“ (Mitte und rechts).
Aufgrund der überwältigenden Resonanz war für alle klar: Der nächste Tag der offenen Tür darf nicht mehr so lange auf sich warten lassen!
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