Ausbildung im Wandel – das Ausbildungsteam im Gespräch

Dr. Marc Hoferer, Jutta Schächtele und Sarah Slowik

 

Logo: Ausbildung am CVUA Freiburg
 

Am CVUA Freiburg bilden wir Chemielaborantinnen und Chemielaboranten sowie Medizinische Technologinnen und Technologen für Veterinärmedizin aus. Unsere Ausbildungsarbeit ist von stetigem Wandel bestimmt. In den vergangenen Jahren wurde sie vor allem durch die abnehmenden Bewerbungszahlen geprägt sowie durch Veränderungen bei den Auszubildenden selbst. Auch wir denken immer wieder darüber nach, wie wir unsere Ausbildungsberufe attraktiver machen können und investieren dabei auch in neue „Marketing“-Strategien.

 

Ausbilderin Sarah Slowik hat mit den Ausbildungsleitungen der beiden Ausbildungsberufe des CVUA Freiburg gesprochen: Jutta Schächtele, Ausbildungsleiterin Chemielaboranten und Dr. Marc Hoferer, Ausbildungsleiter Medizinische Technologen für Veterinärmedizin (MTV).

 

Ausbilderin Sarah Slowik (rechts) interviewt Jutta Schächtele (links) und Dr. Marc Hoferer (rechts)

Ausbilderin Sarah Slowik (rechts) interviewt Jutta Schächtele (links) und Dr. Marc Hoferer (rechts)

 

S. Slowik: Warum seid ihr Ausbilder, was macht euren Job als Ausbildungsleitung so spannend?

J. Schächtele: Ganz einfach: Als Ausbilderin bleibe ich up-to-date. Fachlich, wie persönlich. Ich bin mit stetigem Wandel konfrontiert, passe mich an neue Gegebenheiten, neue Generationen sowie neue Herausforderungen an und finde neue Wege und Herangehensweisen, damit umzugehen. Das macht diese Aufgabe so spannend.

Dr. M. Hoferer: Spannend ist diese Aufgabe für mich vor allem deshalb, da wir momentan sehr viele Veränderungen in Einklang bringen müssen: Die fachlichen Anforderungen entwickeln sich zunehmend schneller, die Ausbildung muss an neue Gesetze angepasst werden und ohne ein wirksames Marketing ist es heute nicht mehr möglich, dass gute Schülerinnen und Schüler auf unsere Ausbildung aufmerksam werden. Nicht zuletzt müssen wir uns auf eine Generation Z einstellen, die ihre ganz eigene Vorstellung von einem guten Leben und einer guten Ausbildung in einer zunehmend digitalisierten Arbeitswelt hat.

S. Slowik: Was bedeutet das ganz konkret?

J. Schächtele: Aufmerksam die jungen Menschen durch die Berufsausbildung – einen meines Erachtens sehr wichtigen Lebensabschnitt – zu begleiten und sie zu einem guten Abschluss zu bringen ist mein Ziel. Umso mehr freut es mich, dass wir durch die oft hohe Eigenmotivation der Auszubildenden auch sehr gute Abschlüsse erzielen können und sich viele nach der Ausbildung für einen Weg bei uns als Beschäftigte aussuchen. Das verstehe ich als Ausbilderin und Wegbegleiterin als großes Lob an die gute Ausbildung bei uns.

Dr. M. Hoferer: Zunächst einmal macht das Ausbilden der eigenen Nachwuchskräfte für mich total viel Sinn! Aufgrund meiner langjährigen Erfahrung als Labor- und Abteilungsleiter in Stuttgart weiß ich, wie schwer es ist, gut ausgebildete Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf dem freien Markt zu finden. In dieser Zeit habe ich oft mit anerkennendem Blick Richtung Freiburg geschaut, wo man die Fäden ja schon lange in der eigenen Hand hatte.

S. Slowik: Wie genau hat sich die Arbeit bzw. die Ausbildung in den letzten Jahren verändert?

Dr. M. Hoferer: Eine der wichtigsten Veränderungen unserer Arbeit beginnt nicht erst mit der Ausbildung selbst, sondern bereits lange vorher, wenn wir mit großem Aufwand versuchen, unsere Ausbildungsplätze mit vielversprechenden Kandidatinnen und Kandidaten zu besetzen.

J. Schächtele: In Richtung Recruiting der Auszubildenden haben wir unseren Fokus verstärkt und setzen auf ein neu ausgerichtetes und erweitertes Marketing. Hier bin ich sehr glücklich darüber, was wir als Marketingteam bisher schon Neues erfolgreich gestartet und ausprobiert haben. Was alles hier noch Neues passiert, werden alle Interessierten live miterleben können. Sei es auf Berufsinformationsmessen, auf unserer bald eigenen Homepage und bei dem Tag der offenen Tür, den wir im Oktober 2024 auch mit dem Ausbildungsteam mitgestalten dürfen. Zudem sind wir als Ausbilderinnen und Ausbilder schon lange keine reinen Wissensvermittler mehr. Mittlerweile ist das Ausbildungsteam verstärkt als Mentor für die jungen Menschen da – und ja, mitunter muss man ein Stück weit auch erzieherische Maßnahmen mit übernehmen.

Dr. M. Hoferer: Was die eigentliche Ausbildung betrifft, gehen die Methoden der heutigen Wissensvermittlung immer mehr weg vom Frontalunterricht und hin z.B. zu interaktivem und selbstgesteuertem Lernen unter Einbeziehung digitaler Tools. Vor allem den Ausbau digitaler Technologien sehe ich als eine der vorrangigen Aufgaben für die kommenden Jahre.

S. Slowik: Wie hat sich der Rückgang der Bewerbungen bemerkbar gemacht und wie lässt sich dieser, aus Eurer Sicht erklären?

Dr. M. Hoferer: Noch vor nicht allzu langer Zeit gab es eine sehr große Zahl an Bewerberinnen und Bewerber für die VMTA-Ausbildung, ohne dass man hierfür irgendwelche Werbemaßnahmen ergreifen musste. Das „Tierhygienische“ war und ist in Freiburg immer noch ein Begriff, nur die Konkurrenz hat seit damals deutlich zugenommen und ist in den letzten Jahren auf dem Ausbildungsmarkt sehr aktiv geworden. Als ich 2018 die Schulleitung übernommen habe, konnte die neue Klasse gerade noch mit 5 geeigneten Bewerbungen besetzt werden. Der Rückgang der Bewerbungen liegt zum einen darin begründet, dass wir es gerade mit geburtenschwachen Jahrgängen zu tun haben und die Zahl der altersbedingt ausscheidenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kaum aufgefangen werden kann.

J. Schächtele: Wir haben zwar einen Rückgang an Bewerbungen in den letzten Jahren zu verzeichnen, trotzdem haben wir viele geeignete Bewerber und Bewerberinnen. Dies liegt mit Sicherheit auch an der klaren Vorstellung und Ausschreibung der Ausbildungsplätze. Der allgemeine Rückgang – das ist klar – liegt denke ich am aktuellen Trend, dass die berufliche duale Ausbildung im Vergleich zum Studium an Attraktivität verloren hat.

Dr. M. Hoferer: Immer mehr junge Menschen entscheiden sich für ein Studium, da die Ausbildung in unserer Gesellschaft leider nicht genauso wertgeschätzt wird.

J. Schächtele: Dem gilt es entgegenzuwirken. Noch bessere Sichtbarkeit des Ausbildungsberufes und des Ausbildungsbetriebes durch geeignete Marketingmaßnahmen werden hier sicher hilfreich sein.

S. Slowik: Wie würde sich die Sichtbarkeit des CVUA Freiburg vor allem für junge Menschen verbessern lassen?

J. Schächtele: Wir müssen uns endlich den Kommunikationswegen und Plattformen öffnen, die die jungen Menschen nutzen. Hier sind wir auf gutem Wege. Zudem gilt auch hier: immer wieder zu bewährten Maßnahmen zu greifen einerseits sowie neue Wege auszuprobieren andererseits und kein Ausruhen auf Bisherigem zulassen. Das mag jetzt vielleicht stressig klingen, es macht aber einfach auch enormen Spaß über den Tellerrand zu schauen und sich immer wieder auch von anderen zu Marketingmaßnahmen inspirieren zu lassen.

Dr. M. Hoferer: Die größte Erkenntnis aus den letzten Jahren, welche auch durch viele Gespräche mit anderen Ausbildungsstellen bestätigt wurde, besteht darin, dass bei der Generation Z der Arbeitgeber zunächst nur zweitrangig ist. Wenn wir unsere Ausbildungen vorstellen, müssen wir das Interesse für den Beruf wecken. Erst wenn uns das gelungen ist, gleichen die jungen Menschen ihre eigenen Werte und Vorstellungen mit den Rahmenbedingungen, Zielen und Werten des Arbeitgebers ab.

S. Slowik: Welche Marketingstrategien hat das CVUA Freiburg verfolgt und welche werden noch ausgebaut?

J. Schächtele: Wir setzen zunächst primär auf Basics und verfolgen essentielle Strategien. Da wir ein recht neues Ausbildungsmarketing-Team, bestehend aus Ausbilderinnen und Ausbilder beider Ausbildungsberufe, sind und dies neben unserem Alltagsgeschäft organisieren, fokussieren wir uns auf eine neue gute Basis, die wir Stück für Stück weiter ausbauen möchten. Zu den Basics zählen für uns künftig gemeinsam auf Berufsinfo-Messen präsent zu sein, spezifische Portale für Ausbildungsplätze zu nutzen, ein Website Relaunch, wieder gezielt Hausführungen für Schulklassen anzubieten und das Angebot für Praktika verstärkt auszubauen.

Sehr wichtig ist uns hierbei ein gemeinsamer Auftritt von beiden Ausbildungsberufen und uns gegenseitig zu unterstützen.

Dr. M. Hoferer: Aus strategischer Sicht haben wir uns zunächst Gedanken gemacht, wie unsere Wunsch-Azubi aussehen sollen, wen wir mit unserem Marketing erreichen möchten und welche Kanäle dafür sinnvoll sind. Es kristallisierte sich relativ schnell heraus, dass wir immer mehrere Generationen gleichzeitig ansprechen müssen und dass wir uns lieber auf wenige, dafür aber sehr interessierte Schülerinnen und Schüler fokussieren möchten, anstatt die Masse anzusprechen.

Dazu gehen wir seit 2019 auf Messen und in Schulen, haben Erklär-Videos produziert, organisieren Hausführungen am THI, Info-Veranstaltungen sowie Praktika und bilden in Kooperation mit dem Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg unsere Azubis zu Ausbildungsbotschaftern aus. Auf diese Weise versuchen wir, die Faszination für diesen Beruf aus verschiedenen Perspektiven, Ausbilder & Azubi, zu vermitteln. Zukünftig werden wir unsere Ausbildung gemeinsam mit den Chemielaboranten auch auf einer Ausbildungsplattform sowie im Rahmen einer gemeinsamen Homepage vorstellen.

 

BIM Offenburg: Unser Messestand

BIM Offenburg: Unser Messestand

 

S. Slowik: Was macht den Beruf des Chemielaboranten bzw. als MTV besonders spannend?

J. Schächtele: Der Ausbildungsberuf der Chemielaborantin/ des Chemielaboranten ist meiner Ansicht nach sehr zukunftssicher und äußerst vielseitig. Arbeitsplätze sind nicht nur in der chemischen und pharmazeutischen Industrie zu finden. Das fachliche Knowhow wird auch beispielsweise benötigt in chemischen/medizinischen Hochschul-Fakultäten, Unikliniken, Umweltämtern und last but not least im lebensmittelanalytischen Bereich, wie bei uns am CVUA Freiburg.

So unterschiedlich die Arbeitsplätze, so vielseitig auch die Aufgaben an sich. Gerade bei uns im lebensmittelanalytischen Bereich am CVUA Freiburg arbeiten wir mit modernsten Analysenverfahren und Messtechniken. Oft betreuen wir hier auch die Proben vom Eingang bis zum Ergebnisabschluss selbst, was einen tieferen Einblick und eine breitgefächerte Erfahrung schafft.

Ständige Entwicklung und Optimierung, Nachhaltigkeitsthemen, stetig fortschreitende Digitalisierung lassen den Ausbildungsberuf aktuell und nach den neuesten Trends arbeiten. Deshalb ist auch eine regelmäßige Fortbildung zu verschiedensten Fachthemen wichtig und gern gesehen.

Dr. M. Hoferer: Für alle, die sich einerseits für Naturwissenschaften interessieren und bei denen andererseits die Sinnhaftigkeit im Beruf eine große Rolle spielt, ist die Ausbildung zur/m Veterinärmedizinischen Technologin/en ein Volltreffer. Vor dem Hintergrund des One Health-Gedankens, also der Erkenntnis, dass es dem Menschen nur mit einer gesunden Natur und Tierwelt gut gehen kann, erlernen unsere Azubis hier einen vielseitigen und zukunftssicheren Beruf, der durch die unterschiedlichen Laborbereiche sowie die immer wieder neu auftretenden Seuchen- und Krankheitserreger in Tierbeständen und Lebensmitteln nie langweilig wird.

 

 

»Man wendet seine Zeit immer gut auf eine Arbeit,
die uns täglich einen Fortschritt in der Ausbildung abnötigt.«

Johann Wolfgang von Goethe (*1749 – †1832)

 

S. Slowik: Wie könnten sich junge Menschen für diese Berufe begeistern lassen?

J. Schächtele: Durch gezielte praktische Veranschaulichung unserer Tätigkeit. Kleine Experimente sind dafür wunderbar. Die wollen wir auch im Rahmen der Möglichkeiten auch auf den Berufsmessen erlebbar machen.

Dr. M. Hoferer: In einem mittlerweile ziemlich großen und nur noch schwer überschaubaren Ausbildungsmarkt werden die potentiellen Azubis von allen Seiten mit sehr vielen Informationen überschüttet und können sich oft nur schwer für eine Ausbildung entscheiden. Deshalb bieten wir den Interessierten auf Messen, in Schulen oder in unseren Lehrlaboren die Möglichkeit, durch eigenes Ausprobieren z.B. am Mikroskop oder mit der Pipette, ein Gefühl für den Laborberuf zu bekommen. Auf diese Weise möchten wir deren Interesse wecken, die Entscheidung über das eigene Bauchgefühl erleichtern und hoffen, dass unsere eigene Begeisterung letztendlich auf die potentiellen Azubis überspringt.

S. Slowik: Was ist beim CVUA Freiburg als Ausbildungsbetrieb besonders hervorzuheben?

Dr. M. Hoferer: Die Untersuchungsämter in Baden-Württemberg garantieren als einzige Institutionen im Land eine unabhängige Untersuchung von Tierbeständen, Lebensmitteln und Bedarfsgegenständen. Mit dieser wichtigen Aufgabe bieten wir unseren Azubis eine sinn- und bedeutungsvolle Ausbildung in kleinen Klassen und familiärer Atmosphäre.

J. Schächtele: Wir bieten als dualer Ausbildungspartner eine moderne und vielfältige Analytik zu verschiedensten Lebensmitteluntersuchungen. In der Ausbildung lernen die Auszubildenden im halbjährlichen Wechsel verschiedenste Laborbereiche, Teams und Arbeitsweisen kennen. Zusätzlich können wir eine intensive Betreuung durch unsere erfahrenen Fachkräfte und das Ausbildungsteam bieten. On top sozusagen gibt es hausintern berufsschulvertiefenden Unterricht, spezielle Prüfungsvorbereitungen, vertiefende Seminare in Theorie und Praxis, spannende Exkursionen und Projektarbeiten. Sehr oft entscheiden sich die Absolventen im Anschluss an die Ausbildung sich bei uns weiter als Mitarbeitende mit einzubringen – was uns jedes Mal aufs Neue so sehr freut und die Wichtigkeit und Notwendigkeit unserer Ausbildungsarbeit unterstreicht.

Fazit:

Unsere Ausbildungen ermöglichen jungen Menschen den Einstieg in einen zukunftssicheren, fortschrittlichen und spannenden Beruf mit hoher Sinnhaftigkeit.

Für unser Haus ist die eigene Ausbildung die Voraussetzung dafür, dass wir in unseren Laboren auch in Zukunft noch Untersuchungen auf höchstem Qualitätsniveau anbieten können. Unsere heute gut ausgebildeten Absolventinnen und Absolventen sind unsere Expertinnen und Experten von morgen.

Kurz gesagt: Unsere Ausbildung ist für alle Seiten ABSOLUT ELEMENTAR!

 

 

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Weitere Informationen

Ausbildungszentrum Veterinärmedizinische Technologie

Duale Ausbildung zum/zur Chemielaboranten/in

 

 

 

 

Artikel erstmals erschienen am 04.07.2024