Eine neue Hornissenart bedroht die heimischen Insekten

Dr. Manuel Tritschler, Dr. Constanze Kirchgässner, Dr. Michael Suntz

 

Die Asiatische Hornisse (Vespa velutina nigrithorax) ist eine neue invasive Hornissenart, welche vermutlich über eine Ladung Tontöpfe im Jahr 2004 über den Seehafen in Bordeaux nach Europa eingeschleppt wurde. Aktuellen Untersuchungen zufolge, ist die gesamte Population in Europa auf eine Königin zurückzuführen, deren Nachkommen sich in den vergangenen Jahren rasant von West nach Ost ausgebreitet haben. Zehn Jahre später wurden die ersten Asiatischen Hornissen im Raum Karlsruhe gesichtet und deren Einfluss auf die Umwelt seither durch Imkerinnen und Imker, sowie von Seiten der Behörden akribisch beobachtet und mit derzeit bekannten Methoden bekämpft.

 

Europäische Hornisse (links, Foto: Frank Neumann), Asiatische Hornisse (rechts, Foto: Schütte/Wieckhorst)

Europäische Hornisse (Foto: Frank Neumann)                     Asiatische Hornisse (Foto: Schütte/Wieckhorst)

 

Das größte Bedrohungspotenzial durch die Asiatische Hornisse, liegt in der beträchtlichen Menge an Nahrung, die sie zur Aufzucht ihrer Brut benötigen. Als Nahrungsspektrum dienen alle Arten von Insekten. Wobei insbesondere im Herbst der Anteil an Honigbienen (Apis mellifera) ansteigen kann, wohingegen die heimische Hornisse (Vespa crabro) eher Mücken und Fliegen verzehrt.

 

Der bedeutendste Unterschied zwischen der heimischen und invasiven Art ist der Anteil an Individuen pro Nest. Während unsere heimische Hornisse nur einige hundert Individuen beherbergt, haben die Asiatischen Hornissen eine Nestgröße von bis zu 2000 Tieren mit einem dementsprechenden höheren Bedarf an proteinhaltigem Futter.

 

In der Körperform und Farbe unterscheiden sich beide Arten leicht, die Arbeiterinnen der Asiatischen Hornisse erreichen eine Größe von 2,4 cm und sind damit etwas kleiner als unsere heimischen Vertreter. Die charakteristischsten Unterschiede liegen in der tiefschwarzen Grundfärbung des gesamten Körpers, einem einzigen breiten orangenen Streifen am Hinterleib (Abdomen), einer orangenen Kopfvorderseite und den ganz typischen gelben Beinenden. Die Europäische Hornisse hingegen hat einen eher bräunlichen Körper und Beinpaare mit einem leuchtend gelben Abdomen.

 

Sekundärnest, geschlossen

Sekundärnest, Außenansicht (Foto: Harry Braunwart)
 

Sekundärnest, geöffnet

Sekundärnest, Innenansicht (Foto: Harry Braunwart)

Im Frühjahr sucht die Königin zunächst an geschützten Stellen (z.B. in Garagen, Scheunen, an Dachvorsprüngen, Waldrändern oder landwirtschaftlich genutzten Flächen in Bodennähe) einen Nistplatz und errichtet ein Gründungsnest. Wird das Gründungsnest nach Wochen für das wachsende Volk zu klein, wird ein sogenanntes Sekundärnest errichtet (oftmals auch als Filialnest bezeichnet), in welches das gesamte Hornissenvolk anschließend umsiedelt. Sekundärnester befinden sich im Gegensatz zu Gründungsnestern überwiegend in Baumkronen in meist großer Höhe von bis zu 30 m und können gerade jetzt, wenn das Laub der Bäume fällt in den Baumkronen gut entdeckt werden. Im ländlichen Siedlungsraum werden bevorzugt Gehölzränder und Flusstäler besiedelt, im städtischen Bereich gelegentlich auch Gebäude.

 

Zur Abdeckung des großen Nahrungsbedarfes kann insbesondere im Herbst ihre typische Jagdstrategie an Honigbienenvölkern beobachtet werden. Dabei zeigt die Asiatische Hornisse ein ungewöhnliches und artspezifisches Jagdverhalten. Im Schwebeflug vor dem Flugloch der Honigbienenvölker lauernd werden heimkehrende Honigbienen erbeutet, was für einzelne Honigbienenvölker ein Verlust von Sammelbienen bedeuten kann. Mögliche Auswirkungen für Honigbienenvölker, können aktuell noch nicht sicher bestätigt werden, da im Spätsommer die Anzahl an Honigbienen pro Volk natürlicherweise rückläufig ist.

 

Aus anderen europäischen Ländern werden Beobachtungen gemeldet, dass bei der Anwesenheit der Asiatischen Hornissen am Bienenstand nur noch wenige Honigbienen den Bienenstock verlassen und es dadurch zu einer eingeschränkten Sammelaktivität und damit verbundenem geringeren Nektareintrag kommt. Sollten am Bienenstand tote Honigbienenvölker oder das Eindringen der Asiatischen Hornisse in Honigbienenvölker beobachtet werden, bitten wir diese Beobachtung an den Bienengesundheitsdienst am CVUA Freiburg oder dem STUA Aulendorf - Diagnostikzentrum zu melden. Sollten Sie tote Honigbienen vor oder im Bienenstock finden, schicken Sie diese zur Ursachendiagnostik an den Bienengesundheitsdienst. Das Eindringen der Asiatischen Hornisse in Honigbienenvölker kann mittels Schutzgitter, mit einer Maschenweite kleiner 5,5 mm, effektiv verhindert werden, sodass Honigbienen in ihrer Beute durch Attacken der Asiatischen Hornissen geschützt sind.

 

Die Asiatische Hornisse ist im Gegensatz zur heimischen Hornisse ein Einwanderer und ist mit Blick auf den Artenschutz unerwünscht, demzufolge sollte ihre Ausbreitung unterbunden werden. Die heimischen Hornissen sind geschützt und daher ist es verboten, diese Tiere zu töten oder ihre Nester zu zerstören.

 

Die aktuelle Verbreitung der Asiatischen Hornisse sowie die Meldung beobachteter einzelnen Tiere oder Nester kann beim Landesamt für Umwelt Baden-Württemberg verfolgt werden:

 

https://www.lubw.baden-wuerttemberg.de/natur-und-landschaft/asiatische-hornisse-melden

Bitte melden Sie Sichtungen von Asiatischen Hornissen (Einzeltieren oder Nestern) ausschließlich über die o.g. Webseite des Landesamtes für Umwelt Baden- Württemberg oder das Meldeportal des Landes über die „Meine Umwelt“ App (Playstore/App-Store).

 

Weitere Informationen zur Asiatischen Hornisse sind im Infoblatt zur Asiatischen Hornisse zusammengefasst und hier einsehbar:
 

https://www.stua-aulendorf.de/pdf/Asiatische%20Hornisse%202023.pdf

 

 

 

 

Artikel erstmals erschienen am 15.12.2023