Wo wird die Lebensmittelbestrahlung eingesetzt?

I. Straub

 

Reifungsverzögerung, Keimhemmung, Bekämpfung von Schadinsekten


PapayaDie Behandlung mit ionisierenden Strahlen hat Auswirkungen auf physiologische Prozesse in Pflanzen. Durch Anwendung des Verfahren können Kartoffeln, Zwiebeln, Schalotten und Knoblauch am Auskeimen gehindert werden. Bei Obst (Mangos, Papayas u.a.) sowie Gemüse kann die Reifung verzögert werden.
Schädlinge, die Lebensmittel befallen, werden durch Bestrahlung abgetötet. So kann der Befall von Getreide mit Schadinsekten wie Kornkäfer, Getreidemotten und Mehlmilben kontrolliert werden. In manchen Ländern wird die Technologie auch zu Quarantänezwecken eingesetzt, um beim Import von Früchten eine Verbreitung von landesfremden Schädlingen zu vermeiden.

 

Verzögerung des Verderbs und Reduzierung von Krankheitskeimen


Verschiedene GewürzeDie Bestrahlung wird vor allem zur Verlängerung der Haltbarkeit von Lebensmitteln und zur Kontrolle von pathogenen Mikroorganismen, wie zum Beispiel Salmonellen, eingesetzt.
Hauptanwendungsgebiet ist hier die Behandlung von Gewürzen. Diese sind nicht selten durch eine hohe Anzahl von Mikroorganismen belastet. Die Verwendung solcher Gewürze kann nicht nur zum Verderb des Lebensmittels, sondern sogar zu Erkrankungen des Konsumenten führen.

 

Bestrahlungsdosis

Je nach Anwendungsgebiet, ist die Dosis, die angewendet werden muss, unterschiedlich.
Die absorbierte Energiedosis, oder auch kurz nur Dosis genannt, die von dem Lebensmittel bei der Bestrahlung aufgenommen wird, wird in der Einheit Gray (Gy) bzw. Kilogray (kGy) ausgedrückt. Eine Dosis von einem Gray bedeutet, dass ein Kilogramm Lebensmittel die Energie von einem Joule aufgenommen hat.
1 Gy = 1 J/kg Lebensmittel

 

Zweck der BestrahlungDosis [kGy]Beispiele für Produkte
Niedrige Dosis (bis 1 kGy) 
Keimhemmung0,02 - 0,15Kartoffeln, Zwiebeln, Knoblauch 
Insekten- und Parasitenbekämpfung0,15 - 1,00Getreidekörner, Hülsenfrüchte, Trockenfisch, Trockenfleisch, roher Fisch, frisches Schweinefleisch 
Verzögerung physiologischer Prozesse (z.B. Reifung)0,25 - 1,00Frische Früchte und Gemüse (Mangos, Papayas, Bananen, Champignons) 
Mittlere Dosis (bis 10 kGy) 
Haltbarkeitsverbesserung1,00 - 3,00Frischfisch, Erdbeeren
Reduzierung von verderbniserregenden und pathogenen Mikroorganismen3,00 - 10,0Gewürze, Trockengemüse
Hohe Dosis (10 - 100 kGy) 
Industrielle Sterilisation30 - 100

Fleisch, Geflügel, Meeresfrüchte, sterile Krankenhausdiäten, Fertiggerichte für Astronauten, Trekkingmahlzeiten

 

 

Auszug aus Handbuch der Lebensmitteltoxikologie, Hrsg. Dunkelberg, Gebel, Hartwig, Band 2, Kap. 10, S. 677, Wiley-VCH Verlag, 2007

 

 

Artikel erstmals erschienen am 08.09.2008