Antiparasitika in südamerikanischen Rindfleischerzeugnissen – weiterhin im Fokus der Lebensmittelüberwachung

Im Rahmen des bundesweiten Überwachungsplans wurden in Baden-Württemberg in jeder zweiten Probe südamerikanischen Corned Beefs Antiparasitika-Rückstände nachgewiesen.

Frau Liesenfeld & Frau Dr. Kopf, beide CVUA Karlsruhe

 

Antiparastikarückstände in südamerikanischen Rindfleischerzeugnissen, v. a. in Corned Beef, traten in der Vergangenheit vermehrt auf. Die Untersuchung dieser Produktgruppe im Rahmen des bundesweiten Überwachungsplans soll zur Einschätzung der Untersuchungsbefunde in ganz Deutschland beitragen.

 

Das Bild zeigt zwei Hälfte einer angeschnittenen Corned Beef-Probe, im Hintergrund die zugehörige auf dem Kopf stehende geöffnete Blechdose.

Abbildung 1: Corned Beef

 

In den vergangenen Jahren wurden regelmäßig Rückstände von Antiparasitika in Rindfleischerzeugnissen, wie z. B. Corned Beef-Produkten, aus Südamerika festgestellt (siehe Tabelle 1). Auch Eigenkontrollen von Betrieben in Baden-Württemberg, welche Rindfleischerzeugnisse weiterverarbeiten, führten zu Zurückweisungen von Waren aus Südamerika. Ähnliche Befunde wurden auch in anderen Bundesländern beobachtet. Daher wurde 2019 die Untersuchung auf Rückstände von Avermectinen, einer Stoffgruppe mit antiparasitärer Wirkung, in gegarten Rindfleischpökelwaren aus Drittstaaten in den bundesweiten Überwachungsplan (BÜp) aufgenommen. Hierbei handelt es sich um ein risikoorientiertes Überwachungsprogramm mit dem Ziel, einen Überblick über die Einhaltung lebensmittelrechtlicher Vorschriften zu erhalten.

 

Tabelle 1: Untersuchung von südamerikanischem Rindfleisch und Rindfleischerzeugnissen auf Avermectine in Baden-Württemberg: Anzahl der untersuchten und der mit Rückständen belasteten Proben in den Jahren 2012 bis 2019
Jahr Rindfleisch Corned Beef andere Rindfleisch-
erzeugnisse
Summe pro
Jahr
gesamt mit
Rückständen
(beanstandet)
gesamt mit
Rückständen
(beanstandet)
gesamt mit
Rückständen
(beanstandet)
2012 47 0 8 5 (1) 0 0 47
2013 25 0 2 0 0 0 27
2014 102 0 10 5 (1) 0 0 112
2015 45 0 10 2 (0) 3 3 (3) 58
2016 60 0 9 1 (0) 1 0 70
2017 65 0 2 9 (0) 2 0 87
2018 38 0 12 3 (2) 0 0 50
2019 0 0 32 17 (1) 6 0 38
Summe 382 0 95 42 (5) 12 3 (3) 489

 

Das CVUA Karlsruhe beteiligte sich an diesem Überwachungsprogramm mit 32 Proben. Bei den Proben handelte es sich um Corned Beef-Produkte, welche ausschließlich aus Südamerika stammten. 31 Proben stammten aus Brasilien und das Herkunftsland einer Probe war Argentinien. In 17 dieser 32 Proben (ca. 53 %) wurden Rückstände von Avermectinen in Gehalten von 5 – 59 µg/kg nachgewiesen. Am häufigsten wurde der Wirkstoff Ivermectin (13 Proben) nachgewiesen, gefolgt von den Wirkstoffen Doramectin (4 Proben) und Moxidectin (1 Probe). In 3 Proben wurden Mehrfachbefunde festgestellt. Vier der Ivermectin-Befunde lagen oberhalb der europäischen Rückstandshöchstmenge (MRL) von 30 µg/kg Frischfleisch, wobei jedoch in nur einer Probe der Grenzwert statistisch gesichert überschritten wurde. Ivermectin, Doramectin und Moxidectin werden als Antiparasitika aus der Stoffgruppe der Avermectine zur Behandlung von Parasiten wie Magen-Darm-Nematoden, Lungenwürmern sowie Läusen und Räudemilben bei Rindern eingesetzt. In Südamerika ist ihr Einsatz stark verbreitet, da dort extensive Weidehaltung betrieben wird. Generell ist auffällig, dass sich die ermittelten Gehalte in den Corned Beef-Produkten meist knapp unterhalb oder in der Nähe dem europäischen Rückstandshöchstgehalt von 30 µg/kg für Ivermectin in Muskelfleisch bewegen. Aus den Untersuchungsergebnissen der letzten Jahre lässt sich jedoch erfreulicherweise ableiten, dass Frischfleischprodukte aus Südamerika nicht mit Avermectinen belastet sind.
Auch alle im Berichtsjahr untersuchten Trockenfleischprodukte aus Brasilien und Corned Beef-Produkte aus EU-Staaten waren unauffällig.

 

 

Fazit

Die Untersuchungsergebnisse der letzten Jahre bestätigen sich auch in diesem Jahr: Corned Beef aus Südamerika ist häufig mit Rückständen von Antiparasitika belastet. Daher werden wir auch in Zukunft diese Produktgruppe im Fokus behalten. Nur durch stetigen Untersuchungsdruck seitlich der Lebensmittelüberwachung kann es zu einer Verbesserung der Einhaltung der europäischen Grenzwerte kommen. Aus Sicht des CVUA Karlsruhe sollte die Importkontrolle verstärkt werden - gegebenenfalls auch über die Einführung einer Vorführpflicht für Corned Beef-Produkte aus Südamerika.

 

 

Artikel erstmals erschienen am 16.03.2021