Schwermetalle und toxische Spurenelemente – Bilanz 2013

Kerstin Schöberl, CVUA Karlsruhe für die Elementanalytik-Sachverständigen der CVUAs Stuttgart, Freiburg, Sigmaringen und Karlsruhe.

 

Von den Chemischen und Veterinäruntersuchungsämtern Baden-Württembergs werden chemische Elemente in einer breiten Palette von Lebensmitteln, Kosmetika, Bedarfsgegenständen und Arzneimitteln untersucht. Die Ergebnisse aus dem Jahr 2013 zeigen interessante Entwicklungen und auch bekannte Problemfelder auf. Die Gehalte verschiedenster toxischer Elemente und die Gehalte an Spurenelementen wurden risikoorientiert überprüft. Bei insgesamt rund 5.800 Proben wurden mehr als 52.000 Elementbestimmungen durchgeführt. Das Analysenspektrum umfasste 33 Elemente und Elementverbindungen („Spezies“). Darunter sind bekannte Vertreter der Schwermetalle, wie beispielsweise Quecksilber und Blei. Auch für den menschlichen Organismus essentielle Elemente, wie Magnesium und Eisen, werden regelmäßig mittels moderner Probenvorbereitungs- und Messtechniken analysiert. Je nach Anforderung an die Produkte und deren Zusammensetzung werden in Projekten und Probenserien beispielsweise bestimmte Produkte oder chemische Elemente, wie z.B. Nickel unter die Lupe genommen.

 

Rechtliche Situation

Die rechtlichen Vorgaben für die Bewertung von Elementgehalten sind so vielfältig wie die Proben, die in den Laboren zur Untersuchung vorgelegt werden. Die typischen Schwermetalle Blei, Cadmium und Quecksilber sind toxisch und gelangen auf verschiedenen Eintragspfaden über die Umwelt, und beispielsweise über Futtermittel oder Böden, in die Lebensmittel. Hier regelt die EU-Kontaminanten-Höchstgehalteverordnung (VO (EG) Nr. 1881/2006), die in der europäischen Union für Lebensmittel zulässigen Höchstgehalte unter anderem für diese drei Elemente. Bei anderen Elementen und speziell geregelten Lebensmitteln, wie Mineral- und Tafelwasser, Zusatzstoffen oder auch bei Bedarfsgegenständen, bestehen weitere Regelungen, die im Blickfeld der Überwachung behalten werden und deren Einhaltung kontrolliert wird.

 

Untersuchungsergebnisse 2013

Graphitrohr-AASAufgrund der großen Zahl an verschiedenen Elementgehalten und Produkten, die im Jahr 2013 untersucht wurden, kann die langjährige Tendenz, dass nur wenige Proben mit Überschreitungen von Höchstgehalten für toxische chemische Elemente aufgefallen sind, wieder bestätigt werden.

 

Es gibt allerdings einige auffällige Proben und auch risikobehaftete Produktgruppen. Beispielhaft werden nachfolgend Überschreitungen von Höchstgehalten, sowie Untersuchungsschwerpunkte vorgestellt. 

 

Lebensmittel

 

Die Untersuchung von Nahrungsergänzungsmitteln, für die in der europäischen Kontaminanten-Höchstgehalteverordnung maximal zulässige Gehalte für Blei, Cadmium und Quecksilber geregelt sind, zeigte auch im Jahr 2013, dass einzelne Produkte durch die Überschreitung eines Höchstgehaltes auffallen. Dies war bei Mineralstoffpräparaten, die beispielsweise als Hauptbestandteil sogenannte Kieselerde enthalten, wieder bei drei Produkten mit überhöhtem Bleigehalt der Fall. Solche Nahrungsergänzungsmittel sind nicht verkehrsfähig und dürfen deshalb nicht in den Handel gebracht werden. Die Blei-Kontamination lässt sich hierbei üblicherweise auf einen ungeeigneten Mineralerde-Rohstoff mit zu hohen Bleigehalten zurückführen. Blei kann vergesellschaftet mit Kieselerde je nach Lagerstätte bzw. Herkunft natürlicherweise vorkommen.

 

Anfang 2013 wurde im europäischen Schnellwarnsystem RASFF ein überhöhter Quecksilbergehalt in einem Nahrungsergänzungsmittel eines hiesigen Herstellers gemeldet. Diese Meldung war Anlass eines Untersuchungsschwerpunktes. Die Ergebnisse wurden bereits in einem Bericht veröffentlicht.

 

Im Bereich der Lebensmittel wurde erneut Laugengebäck, wie Brezeln und Laugenstangen, die traditionell in Baden-Württemberg schon ab dem Kleinkindalter häufig verzehrt werden, untersucht. Hier steht das Element Aluminium im Fokus. Darüber wurde in den vergangenen Jahren bereits berichtet. Die Tabelle zeigt, dass die Anzahl unerwünschter erhöhter Aluminiumgehalte rückläufig ist.

  

Jahr

Gesamtzahl

Anzahl beanstandete Proben (Anteil)

2010

289

51 (17,8 %)

2011

316

64 (20,2 %)

2012

204

14 (6,9 %)

2013

183

8 (4,4 %)

 

Bei den Laugengebäckstücken mit zu hohen Gehalten an Aluminium ist weiterhin die unsachgemäße Verwendung von Aluminiumblechen die Ursache. Denn obwohl Bäckern seit Jahrzehnten bekannt ist, dass Aluminiumbleche nicht laugenbeständig sind, werden diese nach wie vor zur Herstellung von Laugengebäck verwendet. Die Natronlauge greift die Aluminiumbleche an und das aus den Blechen herausgelöste Aluminium geht auf die Backware über. Mit einer guten traditionellen Herstellungspraxis hat dies nichts zu tun. Durch einfache Maßnahmen, wie die Verwendung von Backpapier, Backfolie oder beschichteten Blechen lässt sich das Problem lösen. Dies ist notwendig, da eine erhöhte Aufnahme von Aluminium aus allgemeinen gesundheitlichen Vorsorgegründen unerwünscht ist. Erfreulicherweise setzen sich diese Maßnahmen offensichtlich immer mehr bei den Bäckern durch. Das Thema wird auch weiterhin von der Lebensmittelüberwachung verfolgt.

 

Ein weiterer „Dauerbrenner“ ist die Untersuchung der Blei-, Cadmium- und Quecksilbergehalte in tierischen Lebensmitteln. So wurden bei drei Proben, die im Rahmen des nationalen Rückstandskontrollplanes erhoben wurden, Schwermetall-Höchstgehaltsüberschreitungen festgestellt. In einem Fall wurden bei einem Stück Wildmuskulatur (Reh) erhöhte Bleigehalte bestimmt. Dies deutet auf Rückstände von bleihaltiger Munition hin. Fische und verschiedene Erzeugnisse daraus, werden ebenfalls jährlich untersucht. Bei Stücken von Schwertfischen, die als Raubfische weit oben in der Nahrungskette stehen und deshalb beispielsweise Quecksilber in ihrer Muskulatur anreichern, waren im vergangenen Jahr drei Höchstgehaltsüberschreitungen gemäß VO (EG) 1881/2006 festzustellen. In diesem Zusammenhang weisen wir auf die Verzehrempfehlungen des Bundesinstitutes für Risikobewertung hin. 

 

Es wurden auch wieder Grundnahrungsmittel auf toxische Elemente geprüft. Dazu zählt Säuglingsnahrung, Gemüse oder Getreide zum menschlichen Verzehr. Bei diesen in verhältnismäßig großen Mengen verzehrten Produkten, würde eine Belastung mit toxischen Elementen, die über den zulässigen Höchstgehalten liegt, zu einem großen Teil der Gesamtbelastung der Verbraucherinnen und Verbraucher z.B. mit Cadmium beitragen. Deshalb ist bei diesen Produkten erfreulich, dass im Rahmen unserer Untersuchungen keine Höchstgehaltsüberschreitungen festgestellt wurden.

Auch die Überprüfung der Kennzeichnung, beispielsweise der Nährwertkennzeichnung oder speziell ausgelobter Produkte (z.B. „mit Calcium und Magnesium“, „natriumarm“), erfolgte im vergangenen Jahr wieder durch die im Labor ermittelten Elementgehalte. Wie in den zurückliegenden Jahren wurden dabei wieder zahlreiche Über- und Minderbefunde festgestellt, die nicht im Einklang mit der entsprechenden Auslobung, Kennzeichnung und den dazugehörigen Rechtsvorschriften waren. 

 

Arzneimittel

Ob Schlankheitstees einen ungefährlichen Genuss bieten, wird in einem gesonderten Bericht erläutert. Ein Untersuchungsziel war hierbei die Prüfung auf den Gehalt an Schwermetallen (Blei, Cadmium und Quecksilber).


Bedarfsgegenstände 

 

Im Bericht „Spielzeug auf dem Labortisch“  werden unter anderem Untersuchungsergebnisse von Gehalten toxischer Elemente, auch im Hinblick auf die Einhaltung neuer Grenzwerte dargestellt. Ein besonderes Augenmerk wurde auf das mögliche Vorkommen von Bor bzw. Borsäure beispielsweise in Knetmassen gelegt.

 

Bei Kochgeschirr aus Emaille wurde die Metallabgabe in eine Lösung, die saure Lebensmittel (wie Tomatenpüree) simuliert, untersucht. Die Ergebnisse der gemessenen Elementgehalte, von z.B. Aluminium und Arsen können in einer gesonderten Veröffentlichung nachgelesen werden.

 

Tätowierfarben

 Im Bericht "Tätowierfarben - auch 2013 ein Sorgenkind der Überwachung" können Sie sich über die Ergebnisse unserer Untersuchungen informieren.

 

Fazit

Ein bunter Strauß an Elementen und Produkten wurde untersucht. Von Arsen bis Zinn werden auch im Jahr 2014 die Untersuchungen durch die Spezialisten in den CVUAs fortgeführt.

 

Weitere Informationen

Internetveröffentlichung zu Spielwaren (CVUA Stuttgart):

http://www.ua-bw.de/pub/beitrag.asp?subid=1&Thema_ID=3&ID=1876&lang=DE&Pdf=No

 

Internetveröffentlichung zu Schlankheitstees (CVUA Karlsruhe):

http://www.ua-bw.de/pub/beitrag.asp?subid=0&Thema_ID=9&ID=1863&Pdf=No

 

Internetveröffentlichung zur Metallabgabe bei Kochgeschirr aus Emaille (CVUA Stuttgart):

http://www.ua-bw.de/pub/beitrag.asp?subid=0&Thema_ID=3&ID=1861&Pdf=No

 

Internetveröffentlichung zu Quecksilber in chondroitinhaltigen Nahrungsergänzungsmitteln (CVUA Karlsruhe und Stuttgart):

http://www.ua-bw.de/pub/beitrag.asp?subid=0&Thema_ID=2&ID=1838&Pdf=No

 

Bundesinstitut fürRisikobewertung: Verbrauchertipp für Schwangere und Stillende, den Verzehr von Thunfisch ein-zuschränken, hat weiterhin Gültigkeit

http://www.bfr.bund.de/cm/343/verbrauchertipp_fuer_schwangere_und_stillende_den_verzehr_von_thunfisch_einzuschraenken.pdf

 

Nationaler Rückstandskontrollplan:

http://www.bvl.bund.de/DE/01_Lebensmittel/01_Aufgaben/02_AmtlicheLebensmittelueberwachung/07_NRKP/lm_nrkp_node.html

 

 

 

 

Artikel erstmals erschienen am 27.05.2014