Rückstände und Kontaminanten in Frischobst aus konventionellem Anbau 2024

Kathi Hacker, Marc Wieland und Ellen Scherbaum

 

Zusammenfassung

In 2024 zeigt sich die Pestizidbelastung von frischem Obst aus konventionellem Anbau im Vergleich zum Vorjahr leicht verschlechtert. 5 % der untersuchten Proben wiesen eine oder mehrere Höchstgehaltsüberschreitungen auf, wobei die nachgewiesenen Pestizidgehalte bei neun der untersuchten Proben ein gesundheitliches Risiko darstellten. Exotische Früchte – insbesondere Granatäpfel – aber auch Tafeltrauben waren am auffälligsten. Unser Tipp generell: Waschen Sie Obst vor dem Verzehr mit warmem Wasser ab, ein Teil der Rückstände lässt sich so entfernen.

 

Schmuckelement.

Übersicht

Im Jahr 2024 wurden am CVUA Stuttgart insgesamt 856 Proben Frischobst aus konventionellem Anbau auf Rückstände von über 700 verschiedenen Pestiziden, Pestizidmetaboliten sowie Kontaminanten untersucht (über 1300 Stoffe inklusive Screening-Methoden). 830 dieser Proben (97 %) wiesen Rückstände von insgesamt 232 verschiedenen Pestizid-Wirkstoffen auf (gemäß den gesetzlichen Definitionen). Insgesamt wurden 6057 Rückstände quantifiziert.

 

Bei 43 Obstproben (5,0 %) wurden Überschreitungen der Höchstgehalte festgestellt (zum Vergleich: im Jahr 2023: 3,8 %; im Jahr 2022: 4,9 %; im Jahr 2021: 9,2 %; im Jahr 2020: 5,3 %). Insgesamt wurden im Berichtsjahr Höchstmengenüberschreitungen bei 34 unterschiedlichen Stoffen festgestellt. Dabei gab es auch dieses Jahr keinen absoluten Hotspot bezüglich einer bestimmten Matrix-Wirkstoff Kombination, wobei der Wirkstoff Acetamiprid mit insgesamt 12 Höchstgehaltsüberschreitungen (überwiegend in Granatäpfeln und Tafeltrauben aus der Türkei) am auffälligsten war.

 

Tabelle 1: Überschreitungen von Höchstgehalten in Obstproben aus konv. Anbau differenziert nach Herkunft; Probenzahlen pro Land ≥ 10 (CVUAS 2024)
Land
Länderkategorie
Probenzahl
Anzahl Proben > Höchstgehalt (%)
Türkei
Drittland
57
19 (33 %)
Spanien
EU-Land
168
4 (2,4 %)
Brasilien
Drittland
34
3 (8,8 %)
Deutschland
Inland
240
3 (1,3 %)
Italien
EU-Land
76
3 (3,9 %)
Südafrika
Drittland
51
2 (3,9 %)
Unbekannt
unbekannt
27
2 (6,5 %)
Marokko
Drittland
16
1 (6,3 %)
Peru
Drittland
25
1 (4,0 %)
Chile
Drittland
18
-
Costa Rica
Drittland
24
-
Griechenland
EU-Land
15
-
Kolumbien
Drittland
13
-

 

Infokasten

Rückstandshöchstgehalte

Rückstandshöchstgehalte sind keine toxikologischen Endpunkte oder toxikologische Grenzwerte. Sie werden aus Rückstandsversuchen abgeleitet, die unter realistischen Bedingungen durchgeführt werden. Danach erfolgt eine Gegenüberstellung der zu erwartenden Rückstände mit den toxikologischen Grenzwerten, um die gesundheitliche Unbedenklichkeit bei lebenslanger und ggf. einmaliger Aufnahme sicherzustellen.

 

Rückstandshöchstgehalte regeln den Handel und dürfen nicht überschritten werden. Ein Lebensmittel mit Rückständen über dem Rückstandshöchstgehalt ist nicht verkehrsfähig, darf also nicht verkauft werden. Nicht jede Überschreitung von Rückstandshöchstgehalten geht jedoch mit einem gesundheitlichen Risiko einher. Hier ist eine differenzierte Betrachtung erforderlich.

 

BVL-Broschüre, Pflanzenschutzmittel – sorgfältig geprüft, verantwortungsvoll zugelassen, Mai 2022

 

Ergebnisse im Detail

Alle Proben wurden routinemäßig mit der QuEChERS-Multi-Methode und mit der QuPPe-Methode (für sehr polare Stoffe) auf über 700 Stoffe untersucht. Zählt man die Stoffe hinzu die per sog. Screening-Methoden erfasst werden, sind es insgesamt über 1300 Stoffe. Tabelle 2 gibt einen Überblick über die untersuchten Obstproben aufgeschlüsselt nach dem Herkunftsgebiet.

 

Tabelle 2: Rückstände an Pestiziden in Obstproben aus konventionellem Anbau differenziert nach Herkunft (CVUAS 2024)
Frischobst
Proben Inland
Proben anderer EU-Länder
Proben Drittländer
Proben unbekannter Herkunft
Proben Gesamt
Anzahl Proben
240
279
310
27
856
davon mit Rückständen
236 (98 %)
271 (97 %)
299 (96 %)
24 (89 %)
830 (97 %)
Proben über Höchstgehalt
3 (1 %)
7 (3 %)
31 (10 %)
2 (7 %)
43 (5 %)
mittlerer Pestizidgehalt (mg/kg)
2,8
2,3
2,8
2,3
2,6
mittlerer Pestizidgehalt ohne Fosetyl (Summe) und Oberflächenbehandlungsmittel (mg/kg)*
0,37
0,61
0,63
0,59
0,55
durchschnittliche Anzahl der Stoffe pro Probe
6,5
6,4
5,8
7,2
6,2

* Durch die vergleichsweise hohen Gehalte an Fosetyl (Summe) und an Oberflächenbehandlungsmitteln (Thiabendazol, Imazalil, Prochloraz und o-Phenylphenol) wird der mittlere Pestizidgehalt pro Probe stark beeinflusst. Deswegen wird der mittlere Pestizidgehalt pro Probe auch ohne diese Stoffe angegeben.

 

Die Proben stammten aus 40 verschiedenen Herkunftsländern, wobei die Mehrzahl aus Deutschland (240 Proben), Spanien (168), Italien (76), Türkei (57), Südafrika (51), Brasilien (34), Peru (25) und Costa Rica (24) kam.

 

Im Jahr 2024 wiesen 97 % der untersuchten Obstproben Rückstände auf. Es wurden 232 verschiedene Pestizidwirkstoffe gemäß der Rückstandsdefinition (siehe Anlage 3 und 4) nachgewiesen. Die kontinuierliche Ausweitung des Stoffspektrums zeigt sich in der steigenden Anzahl der nachgewiesenen Wirkstoffe und deren Metabolite im Laufe der Jahre (siehe Abbildung 1).

 

Abbildung 1: Anzahl nachgewiesener Stoffe (gemäß Rückstandsdefinition) in Frischobst aus konventionellem Anbau (CVUAS 2015–2024).

Abbildung 1: Anzahl nachgewiesener Stoffe (gemäß Rückstandsdefinition) in Frischobst aus konventionellem Anbau (CVUAS 2015–2024)

 

Der mittlere Pestizidgehalt lag bei den untersuchten Proben bei 0,55 mg/kg (ohne Fosetyl (Summe) sowie ohne die Oberflächenbehandlungsmittel, die hauptsächlich auf der Schale von Zitrusfrüchten, z. T. auch bei Kernobst und exotischen Früchten in größeren Mengen vorkommen).

 

Neun der 2024 untersuchten Obstproben aus konventionellem Anbau wiesen Gehalte auf, die bei der Anwendung des EFSA PRIMo-Modells der EU eine Ausschöpfung der ARfD (siehe Infokasten) über 100 % ergab: Acht Traubenproben mit Rückständen an Acetamiprid (siehe hierzu auch unseren Internetbeitrag "Tafeltrauben das ganze Jahr über aus aller Herrenländer: Wie sicher sind sie?") und eine Pfirsichprobe mit Formetanat-Rückständen. Diese Proben waren somit als gesundheitsschädlich und nicht sichere Lebensmittel nach Art. 14 der Verordnung (EG) Nr. 178/2002 (Basis-Verordnung) zu beurteilen.

 

Infokasten

Akute Referenzdosis (Acute Reference Dose, ARfD)

Zur Bewertung von Pflanzenschutzmittelwirkstoffen, die eine hohe akute Toxizität aufweisen und schon bei einmaliger oder kurzzeitiger Aufnahme gesundheitsschädliche Wirkungen auslösen können, eignet sich der ADI-Wert (acceptable daily intake) nur eingeschränkt. Da er aus längerfristigen Studien abgeleitet wird, charakterisiert er eine akute Gefährdung durch Rückstände in der Nahrung möglicherweise unzureichend. Deshalb wurde neben dem ADI-Wert ein weiterer Expositionsgrenzwert eingeführt, die sogenannte akute Referenzdosis (acute reference dose, ARfD). Die Weltgesundheitsorganisation hat die ARfD als diejenige Substanzmenge definiert, die über die Nahrung innerhalb eines Tages oder mit einer Mahlzeit aufgenommen werden kann, ohne dass daraus ein erkennbares Gesundheitsrisiko für den Verbraucher resultiert. Anders als der ADI- wird der ARfD-Wert nicht für jedes Pflanzenschutzmittel festgelegt, sondern nur für solche Wirkstoffe, die in ausreichender Menge geeignet sind, schon bei einmaliger Exposition die Gesundheit zu schädigen.

 

» EU Pesticides database

» EFSA calculation model Pesticide Residue Intake Model “PRIMo”– revision 3.1

 

Tabelle 3 zeigt die Untersuchungsergebnisse in der Übersicht für die verschiedenen Obstgruppen.

 

Tabelle 3: Rückstände in Obstproben aus konventionellem Anbau differenziert nach Obstarten (CVUAS 2024)
Matrix
Anzahl Proben
Proben mit Rückständen
Proben mit Mehrfach-rückständen
Proben > Höchstgehalt
Anzahl Befunde > Höchstgehalt*
Stoffe über dem Höchstgehalt*
Beerenobst
240
235 (98 %)
231 (96 %)
12 (5 %)
16
Acetamiprid (7x); Pyriproxyfen (4x); Mandipropamid; Glufosinat, Summe; Procymidon; Hexythiazox; Folpet, Summe
Exotische Früchte
199
182 (91 %)
160 (80 %)
14 (7 %)
20
Acetamiprid (4x); Pyriproxyfen (3x); Thiabendazol (2x); Fenpropathrin; Ethephon; Chlorpyrifos; Malathion, Summe; Spinosad; Permethrin; Deltamethrin; Azoxystrobin; Fenvalerat und Esfenvalerat, Summe; Flonicamid, Summe; Sulfoxaflor
Kernobst
101
101 (100 %)
99 (98 %)
3 (3 %)
4
Indoxacarb; Novaluron; Pyriproxyfen; Prohexadion, Gesamt
Steinobst
186
182 (98 %)
173 (93 %)
6 (3 %)
6
Chlorthalonil; Acetamiprid; Imidacloprid; Formetanat, Summe; Glufosinat, Summe; Iprodion
Zitrusfrüchte
130
130 (100 %)
129 (99 %)
8 (6 %)
12
Chlorat (2x); Buprofezin (2x); Imazalil; Chlorpyrifos; Etoxazol; Lufenuron; Propiconazol; Glufosinat, Summe; Bifenazat, Summe; Prochloraz, Summe
SUMME
856
830 (97 %)
792 (93 %)
43 (5 %)
 
 

* Einzelne Proben enthielten mehr als nur einen Stoff über dem Höchstgehalt

 

Wie im Vorjahr wiesen exotische Früchte prozentual am häufigsten Überschreitungen der Höchstgehalte auf. Anlage 1 listet die Überschreitungen, aufgeschlüsselt nach Obstart und Herkunftsland, in konventionell erzeugtem Frischobst auf.

 

Darstellung der Ergebnisse für die einzelnen Obstarten

Beerenobst enthielt durchschnittlich 7,1 verschiedene Wirkstoffe pro Probe und wies im Schnitt 0,65 mg Pestizide pro kg (mittlerer Pestizidgehalt ohne Fosetyl (Summe) und Oberflächenbehandlungsmittel) auf. Die empfindlichen Früchte sind anfällig für Pilzerkrankungen, vor allem bei feuchter Witterung, so dass je nach Wetterlage vermehrt Fungizide zum Einsatz kommen.

 

Tabelle 4: Rückstände in Beerenobst aus konventionellem Anbau (CVUAS 2024)
Matrix
Anzahl Proben
Proben mit Rückständen*
Proben mit Mehrfachrückständen*
Proben > Höchstgehalt
Stoffe über dem Höchstgehalt**
Brombeere
10
10 (100 %)
10 (100 %)
1 (10 %)
Folpet, Summe
Erdbeere
71
71 (100 %)
70 (99 %)
1 (1 %)
Mandipropamid
Heidelbeere
40
40 (100 %)
39 (98 %)
-
 
Himbeere
22
19 (86 %)
17 (77 %)
-
 
Johannisbeere
25
25 (100 %)
25 (100 %)
1 (4 %)
Hexythiazox
Moosbeere
1
0*
0
-
 
Sanddornbeere
1
0*
0
-
 
Stachelbeere
4
4*
4
-
 
Tafeltraube
66
66 (100 %)
66 (100 %)
9 (14 %)
Acetamiprid (7x); Pyriproxyfen (4x); Glufosinat, Summe; Procymidon
SUMME
240
235 (98 %)
231 (96 %)
12 (5 %)
 

* Bei Probenzahl unter 5 keine prozentuale Angabe
** Einzelne Proben enthielten mehr als nur einen Stoff über dem Höchstgehalt

 

Insgesamt wurden 71 Erdbeerproben untersucht, davon waren 47 einheimisch und 16 stammten aus Spanien. Zwar wiesen alle untersuchten Erdbeeren aus konventionellem Anbau Rückstände auf, aber bei nur einer Probe aus Italien wurde eine Höchstgehaltsüberschreitung festgestellt. Wie in den Vorjahren wurden die Wirkstoffe Fludioxonil, Fosetyl (Summe), Trifloxystrobin, Cyprodinil und Fluopyram (alles Fungizide) am häufigsten in Erdbeeren nachgewiesen. Fast alle Proben wiesen Rückstände mehrerer Pestizide auf. Spitzenreiter waren Erdbeeren aus Ägypten mit 16 verschiedenen Wirkstoffen.

 

Von den Strauchbeeren enthielten Johannisbeeren mit durchschnittlich 7,6 Stoffe pro Probe die meisten Rückstände. Auch wies eine von 25 Johannisbeerproben (4 %) eine Höchstgehaltsüberschreitung auf. Andere Strauchbeeren enthielten durchschnittlich weniger verschiedene Wirkstoffe pro Probe (Brombeeren: 5,5 Stoffe pro Probe, Heidelbeeren: 4,8; Himbeeren: 5,1 und Stachelbeeren: 7,3).

 

Zu Tafeltrauben gibt es gesondert einen Bericht.

 

Kernobst enthielt im Schnitt 7,6 verschiedene Wirkstoffe pro Probe und wies durchschnittlich 0,45 mg Pestizide pro kg auf (mittlerer Pestizidgehalt ohne Fosetyl (Summe) und Oberflächenbehandlungsmittel).

 

Tabelle 5: Rückstände in Kernobst aus konventionellem Anbau (CVUAS 2024)
Matrix
Anzahl Proben
Proben mit Rückständen*
Proben mit Mehrfachrückständen*
Proben > Höchstgehalt*
Stoffe über dem Höchstgehalt**
Apfel
66
66 (100 %)
65 (98 %)
1 (2 %)
Prohexadion, Gesamt
Birne
31
31 (100 %)
31 (100 %)
-
 
Quitte
3
3*
3
2
Indoxacarb; Novaluron; Pyriproxyfen
Mispel
1
1*
0
-
 
SUMME
101
101 (100 %)
99 (98 %)
3 (3 %)
 

* Bei Probenzahl unter 5 keine prozentuale Angabe
** Einzelne Proben enthielten mehr als nur einen Stoff über dem Höchstgehalt

 

Alle untersuchten konventionell erzeugten Äpfel und Birnen wiesen Pflanzenschutzmittelrückstände auf. Insgesamt wurden 66 Apfelproben untersucht, davon waren 56 einheimisch. Eine einheimische Apfelprobe wies eine Höchstgehaltsüberschreitung des Wirkstoffes Prohexadion auf. Des Weiteren wurden 31 Birnenproben unter die Lupe genommen, davon 11 aus Deutschland. Keine der Birnenproben wies eine Höchstgehaltsüberschreitung auf.

 

Aufgrund des vielen Regens in der Bodenseeregion, und somit ggf. vermehrtes Aufkommen von Apfelschorf, hatte 2024 das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) eine befristete Notfallgenehmigung für den als vermutlich krebserregend gelisteten Wirkstoff Folpet erlassen. Erfreulicherweise wurden in den untersuchten einheimischen Äpfeln und Birnen keine Folpet-Rückstände nachgewiesen. Lediglich in einer Birne aus Portugal wurden geringe Rückstände deutlich unterhalb des Höchstgehaltes quantifiziert.

 

Steinobst enthielt im Schnitt 6,2 verschiedene Wirkstoffe pro Probe und wies durchschnittlich 0,41 mg Pestizide pro kg (mittlerer Pestizidgehalt ohne Fosetyl (Summe) und Oberflächenbehandlungsmittel) auf. Die Proben stammten überwiegend aus Deutschland (62 Proben), Spanien (53 Proben), Südafrika (19 Proben) und der Türkei (9 Proben).

 

Tabelle 6: Rückstände in Steinobst aus konventionellem Anbau (CVUAS 2024)
Matrix
Anzahl Proben 
Proben mit Rückständen*
Proben mit Mehrfachrückständen*
Proben > Höchstgehalt
Stoffe über dem Höchstgehalt
Aprikose
22
22 (100 %)
22 (100 %)
-
 
Avokado
23
21 (91 %)
15 (65 %)
-
 
Mirabelle
3
3*
3
-
 
Nektarine
21
21 (100 %)
21 (100 %)
1 (5 %)
Glufosinat, Summe
Pfirsich
24
24 (100 %)
24 (100 %)
1 (4 %)
Formetanat, Summe
Pflaume
73
71 (97 %)
68 (93 %)
4 (6 %)
Acetamiprid; Chlorthalonil; Imidacloprid; Iprodion
Süßkirsche
20
20 (100 %)
20 (100 %)
-
 
SUMME
186
182 (98 %)
173 (93 %)
6 (3 %)
 

* Bei Probenzahl unter 5 keine prozentuale Angabe

 

Zitrusfrüchte enthielten im Mittel 7,1 verschiedene Wirkstoffe und wiesen im Mittel 0,84 mg Pestizide pro kg (mittlerer Pestizidgehalt ohne Fosetyl (Summe) und Oberflächenbehandlungsmittel) auf. Wenn die Oberflächen­behandlungsmittel Thiabendazol, Imazalil, Prochloraz und o-Phenylphenol, die z.  T. auf der Schale von Zitrusfrüchten in größeren Mengen eingesetzt werden, in die Berechnung einfließen, ergibt sich ein Mittel von 3,6 mg Pestizide pro kg.

 

Über die Hälfte der untersuchten Zitrusfrüchte stammte aus Spanien.

 

In den Vorjahren fielen Zitrusfrüchte, v. a. aus der Türkei, China und Italien, aufgrund von Chlorpyrifos- und Chlorpyrifos-methyl-Rückständen auf – Tendenz fallend. Diese beiden Stoffe sind seit 2020 nicht mehr in der EU zugelassen. In 2024 war erfreulicherweise nur eine Pomeloprobe aus China diesbezüglich auffällig.

 

Tabelle 7: Rückstände in Zitrusfrüchten aus konventionellem Anbau (CVUAS 2024)
Matrix
Anzahl Proben
Proben mit Rückständen*
Proben mit Mehrfachrückständen*
Proben > Höchstgehalt
Stoffe über dem Höchstgehalt**
Clementine
19
19 (100 %)
19 (100 %)
1 (5 %)
Bifenazat, Summe
Grapefruit
25
25 (100 %)
25 (100 %)
2 (8 %)
Buprofezin (2x); Glufosinat, Summe
Kumquat
1
1*
1
-
 
Limette
12
12 (100 %)
12 (100 %)
2 (17 %)
Chlorat (2x)
Mandarine
17
17 (100 %)
17 (100 %)
-
 
Orange
24
24 (100 %)
23 (96 %)
1 (4 %)
Imazalil
Pomelo
5
5 (100 %)
5 (100 %)
2 (40 %)
Chlorpyrifos; Etoxazol; Lufenuron; Prochloraz, Summe; Propiconazol
Zitrone
27
27 (100 %)
27 (100 %)
-
 
SUMME
130
130 (100 %)
129 (99 %)
8 (6 %)
 

* Bei Probenzahl unter 5 keine prozentuale Angabe
** Einzelne Proben enthielten mehr als nur einen Stoff über dem Höchstgehalt

 

Exotische Früchte enthielten durschschnittlich 3,9 verschiedene Wirkstoffe pro Probe und wiesen im Mittel 0,42 mg Pestizide pro kg (mittlerer Pestizidgehalt ohne Fosetyl (Summe) und Oberflächenbehandlungsmittel) auf. Exotische Früchte haben mit 7 % die höchste Quote an Höchstgehaltsüberschreitungen. Häufig kommen diese aus sogenannten Drittländern, in denen andere klimatische Bedingungen herrschen und auch andere Pestizide zugelassen sind.

 

Die Situation bei den Granatäpfeln ist immer noch nicht zufriedenstellend. Im Berichtsjahr wiesen 9 von 32 Proben (28 %) Höchstgehaltsüberschreitungen auf. In den letzten Jahren war die Beanstandungsquote immer über 15 % (2023: 20 %; 2022: 26 %; 2021: 44 %; 2020: 24 %). Die meisten Proben stammten aus der Türkei.

 

Tabelle 8: Rückstände in exotischen Früchten aus konventionellem Anbau (CVUAS 2024)
Matrix
Anzahl Proben 
Proben mit Rückständen*
Proben mit Mehrfachrückständen*
Proben > Höchstgehalt*
Stoffe über dem Höchstgehalt**
Ananas
20
20 (100 %)
20 (100 %)
-
 
Banane
17
17 (100 %)
17 (100 %)
-
 
Feige
8
5 (63 %)
3 (38 %)
-
 
Granatapfel
32
31 (97 %)
28 (88 %)
9 (28 %)
Acetamiprid (4x); Pyriproxyfen (3x); Azoxystrobin; Deltamethrin; Fenvalerat und Esfenvalerat, Summe; Flonicamid, Summe; Malathion, Summe; Spinosad; Sulfoxaflor; Thiabendazol
Kakifrucht
6
6 (100 %)
6 (100 %)
-
 
Kaktusfeige
5
4*
0
-
 
Kiwi
37
34 (92 %)
29 (78 %)
1 (3 %)
Thiabendazol
Kochbanane
1
1*
1
1
Chlorpyrifos
Mango
46
42 (91 %)
38 (83 %)
2 (4 %)
Ethephon; Fenpropathrin
Maracuja
14
11 (79 %)
11 (79 %)
1 (7 %)
Permethrin
Nashi Birne
4
4*
3
-
 
Papaya
7
6 (86 %)
3 (43 %)
-
 
Pitahaya
1
1*
1
-
 
Rhabarber
1
0*
0
-
 
SUMME
199
182 (91 %)
160 (80 %)
14 (7 %)
 

* Bei Probenzahl unter 5 keine prozentuale Angabe;
** einzelne Proben enthielten mehr als nur einen Stoff über dem Höchstgehalt

 

Mehrfachrückstände

Rückstände mehrerer Pestizide waren auch im Jahr 2024 bei Obst sehr häufig nachweisbar: 792 Obstproben (93 %) wiesen zwei oder mehr Rückstände auf (im Jahr 2023: 88 %; im Jahr 2022: 86 %; 2021: 89 %; 2020: 92 %; 2019: 90 %: 2018: 89 %). Wie im Vorjahr waren die Spitzenreiter im Berichtsjahr drei Tafeltraubenproben der Sorte Sultanas aus der Türkei mit jeweils 22, 20 bzw. 19 unterschiedlichen Wirkstoffen.

 

Infokasten

Mehrfachrückstände

Wird in oder auf einem Lebensmittel gleichzeitig mehr als ein Pflanzenschutzmittelwirkstoff nachgewiesen, spricht man von Mehrfachrückständen. Für das Auftreten dieser Mehrfachrückstände ist grundsätzlich eine Vielzahl von Ursachen denkbar. Neben der Anwendung unterschiedlicher Wirkstoffe während der Wachstumsphase zur Bekämpfung verschiedener Schadorganismen können sie beispielsweise auf die Anwendung von Kombinationspräparaten mit mehreren Wirkstoffen oder einen gezielten Wirkstoffwechsel zur Vermeidung der Entwicklung von Resistenzen bei Schaderregern zurückzuführen sein. Auch während der Lagerung und/oder beim Transport ist eine weitere Anwendung bzw. eine Übertragung von kontaminierten Transportbehältern oder Förderbändern möglich. Geringe Wirkstoffrückstände können von vorangegangenen Anwendungen oder durch Abdrift bei Pflanzenschutzmaßnahmen von benachbarten Feldern stammen. Des Weiteren setzen sich manche Proben aus Partien von verschiedenen Erzeugern zusammen, die unterschiedliche Wirkstoffe angewendet haben. Darüber hinaus kann auch eine nicht ausreichende Umsetzung der guten landwirtschaftlichen Praxis bei der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln nicht immer ausgeschlossen werden.

 

Quelle: BVL Hintergrundinformation: Mehrfachrückstände von Pflanzenschutzmitteln in und auf Lebensmitteln

 

Wie schneidet TK-Obst ab?

Zusätzlich zu den 856 Frischobstproben wurden in 2024 auch insgesamt 51 Proben tiefgekühlte Obstproben aus konventionellem Anbau auf Rückstände von über 700 verschiedenen Pestiziden, Pestizidmetaboliten sowie Kontaminanten untersucht. Bei 35 Proben war die Herkunft unbekannt (die Herkunftsangabe ist auf verpackter Tiefkühlware nicht verpflichtend), sieben Proben stammten aus Ägypten, vier aus Serbien, drei aus Peru, und jeweils eine aus Kanada und Polen. 98 % der Proben wiesen Rückstände von Pestizid-Wirkstoffen auf (siehe Tabelle 9). Nur bei einer Probe TK-Erdbeeren aus Ägypten wurde eine Höchstgehaltsüberschreitung festgestellt.

 

Tabelle 9 zeigt die Untersuchungsergebnisse in der Übersicht für die verschiedenen TK-Obstproben und Abbildung 1 die Nachweishäufigkeit der wichtigsten Wirkstoffe für TK-Erdbeeren im Vergleich zu frischen Erdbeeren – es besteht ein deutlicher Unterschied.

 

Tabelle 9: Rückstände in TK-Obstproben aus konventionellem Anbau differenziert nach Obstarten (CVUAS 2024)
Matrix
Anzahl Proben
Proben mit Rückständen*
Proben mit Mehrfachrückständen*
Proben > Höchstgehalt*
Stoffe über dem Höchstgehalt
Erdbeere TK
15
15 (100 %)
15 (100 %)
1 (7 %)
Methomyl
Heidelbeere TK
7
7 (100 %)
6 (86 %)
-
 
Himbeere TK
27
27 (100 %)
27 (100 %)
-
 
Johannisbeere TK
1
 
1*
1
-
 
Sauerkirsche TK
1
1*
1
-
 
SUMME
51
51 (100 %)
50 (98 %)
1 (2 %)
 

* Bei Probenzahl unter 5 keine prozentuale Angabe

 

Abbildung 2: Nachweishäufigkeit der wichtigsten Wirkstoffe für TK Erdbeeren im Vergleich zu frische Erdbeeren, in Prozent der untersuchten Proben (CVUAS 2024).

Abbildung 2: Nachweishäufigkeit der wichtigsten Wirkstoffe für TK Erdbeeren im Vergleich zu frische Erdbeeren, in Prozent der untersuchten Proben (CVUAS 2024)

 

Fazit: die Rückstandssituation von Frischobst und TK-Obst kann abweichen, da die Erzeugnisse z. T. aus ganz anderen Herkunftsländern stammen. Die Herkunft von TK-Ware ist für den Verbraucher meist nicht erkennbar, z. B. kommen viele TK-Erdbeeren aus China, und können damit auch andere Pestizidwirkstoffe enthalten.

 

Bildernachweis

CVUA Stuttgart, Pestizidlabor

 

Anlagen

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Artikel erstmals erschienen am 08.04.2025