Rückstände und Kontaminanten in Frischobst aus konventionellem Anbau 2023

Ein Bericht aus unserem Laboralltag

Kathi Hacker und Marc Wieland

 

Zusammenfassung

In 2023 zeigt sich die Pestizidbelastung von frischem Obst aus konventionellem Anbau im Vergleich zum Vorjahr leicht verbessert. 4 % der untersuchten Proben wiesen eine oder mehrere Höchstgehaltsüberschreitungen auf, wobei die nachgewiesenen Pestizidgehalte bei keiner der untersuchten Proben ein gesundheitliches Risiko darstellten. Wie im Vorjahr, waren exotische Früchte – insbesondere Granatäpfel – am auffälligsten. Unser Tipp generell: Waschen Sie Obst vor dem Verzehr mit warmem Wasser ab, ein Teil der Rückstände lässt sich so entfernen.

 

Schmuckelement.

Übersicht

Im Jahr 2023 wurden am CVUA Stuttgart insgesamt 759 Proben Frischobst aus konventionellem Anbau auf Rückstände von über 700 verschiedenen Pestiziden, Pestizidmetaboliten sowie Kontaminanten untersucht (über 1300 Stoffe inklusive Screening-Methoden). 722 dieser Proben (95 %) wiesen Rückstände von insgesamt 213 verschiedenen Pestizid-Wirkstoffen auf (gemäß den gesetzlichen Definitionen). Insgesamt wurden 4676 Rückstände quantifiziert.


Bei 29 Obstproben (3,8 %) wurden Überschreitungen der Höchstgehalte festgestellt (zum Vergleich: im Jahr 2022: 4,9 %; im Jahr 2021: 9,2 %; im Jahr 2020: 5,3 %). Insgesamt wurden im Berichtsjahr Höchstmengen­überschreitungen bei 27 unterschiedlichen Stoffen festgestellt. Dabei gab es auch dieses Jahr keinen Hotspot bezüglich einer bestimmten Matrix-Wirkstoff Kombination, d. h. selbst bei den häufig beanstandeten Granatäpfeln war nicht nur ein bestimmter Stoff auffällig.

 

Tabelle 1: Überschreitungen von Höchstgehalten in Obstproben aus konv. Anbau differenziert nach Herkunft; Probenzahlen pro Land ≥ 10 (CVUAS 2023)
Land
Länderkategorie
Probenzahl
Anzahl Proben > Höchstgehalt (%)
Türkei
Drittland
62
8 (13 %)
Ghana
Drittland
11
1 (9,1 %)
Italien
EU-Land
64
3 (4,7 %)
Peru
Drittland
24
1 (4,2 %)
Deutschland
Inland
223
6 (2,7 %)
Spanien
EU-Land
132
3 (2,3 %)
Südafrika
Drittland
49
-
Costa Rica
Drittland
23
-
Brasilien
Drittland
22
-
Griechenland
EU-Land
14
-
Marokko
Drittland
11
-

 

Infokasten

Rückstandshöchstgehalte

Rückstandshöchstgehalte sind keine toxikologischen Endpunkte oder toxikologische Grenzwerte. Sie werden aus Rückstandsversuchen abgeleitet, die unter realistischen Bedingungen durchgeführt werden. Danach erfolgt eine Gegenüberstellung der zu erwartenden Rückstände mit den toxikologischen Grenzwerten, um die gesundheitliche Unbedenklichkeit bei lebenslanger und ggf. einmaliger Aufnahme sicherzustellen.

 

Rückstandshöchstgehalte regeln den Handel und dürfen nicht überschritten werden. Ein Lebensmittel mit Rückständen über dem Rückstandshöchstgehalt ist nicht verkehrsfähig, darf also nicht verkauft werden. Nicht jede Überschreitung von Rückstandshöchstgehalten geht jedoch mit einem gesundheitlichen Risiko einher. Hier ist eine differenzierte Betrachtung erforderlich.

 

BVL-Broschüre, Pflanzenschutzmittel – sorgfältig geprüft, verantwortungsvoll zugelassen, Mai 2022

 

Ergebnisse im Detail

Alle Proben wurden routinemäßig mit der QuEChERS-Multi-Methode und mit der QuPPe-Methode (für sehr polare Stoffe) auf über 700 Stoffe untersucht. Zählt man die Stoffe hinzu die per sog. Screening-Methoden erfasst werden, sind es insgesamt über 1300 Stoffe. Tabelle 2 gibt einen Überblick über die untersuchten Obstproben aufgeschlüsselt nach dem Herkunftsgebiet.

 

Tabelle 2: Rückstände an Pestiziden in Obstproben aus konventionellem Anbau differenziert nach Herkunft (CVUAS 2023)
Frischobst
ProbenInland
Proben anderer EU-Länder
Proben Drittländer
Proben unbekannter Herkunft
Proben Gesamt
Anzahl Proben
223
235
283
18
759
davon mit Rückständen
217 (97 %)
226 (96 %)
262 (93 %)
17 (94 %)
722 (95 %)
Proben über Höchstgehalt
6 (3 %)
7 (3 %)
14 (5 %)
2 (11 %)
29 (4 %)
mittlerer Pestizidgehalt (mg/kg)
2
2,1
2
1,4
2
mittlerer Pestizidgehalt ohne Fosetyl (Summe) und Oberflächenbehandlungsmittel (mg/kg)*
0,44
0,45
0,42
0,74
0,44
durchschnittliche Anzahl der Stoffe pro Probe
6,1
5,6
5,2
5,8
5,6

* Durch die vergleichsweise hohen Gehalte an Fosetyl (Summe) und an Oberflächenbehandlungsmitteln (Thiabendazol, Imazalil, Prochloraz und o-Phenylphenol) wird der mittlere Pestizidgehalt pro Probe stark beeinflusst. Deswegen wird der mittlere Pestizidgehalt pro Probe auch ohne diese Stoffe angegeben.

 

Die Proben stammten aus 44 verschiedenen Herkunftsländern, wobei die Mehrzahl aus Deutschland (223 Proben), Spanien (132), Italien (64), Türkei (62), Südafrika (49), Peru (24), Brasilien (22), Costa Rica (23) und Griechenland (14) kam.

 

Im Jahr 2023 wiesen 722 (95 %) Obstproben Rückstände auf. Es wurden 213 verschiedene Pestizidwirkstoffe gemäß der Rückstandsdefinition (siehe Anlage 3 und 4) nachgewiesen (im Jahr 2022: 196 Wirkstoffe; im Jahr 2021: 192 Wirkstoffe; im Jahr 2020: 193 Wirkstoffe; im Jahr 2019: 190 Wirkstoffe; im Jahr 2018: 192 Wirkstoffe; im Jahr 2017: 190 Wirkstoffe; im Jahr 2016: 188 Wirkstoffe; im Jahr 2015: 179 Wirkstoffe). Die kontinuierliche Ausweitung des Stoffspektrums zeigt sich in der steigenden Anzahl der nachgewiesenen Wirkstoffe und deren Metabolite.

 

Der mittlere Pestizidgehalt lag bei den untersuchten Proben bei 0,44 mg/kg (ohne Fosetyl (Summe) sowie ohne die Oberflächenbehandlungsmittel, die hauptsächlich auf der Schale von Zitrusfrüchten, z. T. auch bei Kernobst und exotischen Früchten in größeren Mengen vorkommen). Erfreulich, keine der 2023 untersuchten Obstproben aus konventionellem Anbau wies Gehalte auf, die bei der Anwendung des EFSA PRIMo-Modells der EU eine Ausschöpfung der ARfD (siehe Infokasten) über 100 % ergab. Somit musste keine Probe als für den Verzehr durch den Menschen ungeeignet und damit nicht sicher (i. S. von Artikel 14 Abs 2 b VO (EG) Nr. 178/2002) eingestuft werden.

 

Infokasten

Akute Referenzdosis (Acute Reference Dose, ARfD)

Zur Bewertung von Pflanzenschutzmittelwirkstoffen, die eine hohe akute Toxizität aufweisen und schon bei einmaliger oder kurzzeitiger Aufnahme gesundheitsschädliche Wirkungen auslösen können, eignet sich der ADI-Wert (acceptable daily intake) nur eingeschränkt. Da er aus längerfristigen Studien abgeleitet wird, charakterisiert er eine akute Gefährdung durch Rückstände in der Nahrung möglicherweise unzureichend. Deshalb wurde neben dem ADI-Wert ein weiterer Expositionsgrenzwert eingeführt, die sogenannte akute Referenzdosis (acute reference dose, ARfD). Die Weltgesundheitsorganisation hat die ARfD als diejenige Substanzmenge definiert, die über die Nahrung innerhalb eines Tages oder mit einer Mahlzeit aufgenommen werden kann, ohne dass daraus ein erkennbares Gesundheitsrisiko für den Verbraucher resultiert. Anders als der ADI- wird der ARfD-Wert nicht für jedes Pflanzenschutzmittel festgelegt, sondern nur für solche Wirkstoffe, die in ausreichender Menge geeignet sind, schon bei einmaliger Exposition die Gesundheit zu schädigen.

 

» EU Pesticides database

» EFSA calculation model Pesticide Residue Intake Model “PRIMo”– revision 3.1

 

Tabelle 3 zeigt die Untersuchungsergebnisse in der Übersicht für die verschiedenen Obstgruppen.

 

Tabelle 3: Rückstände in Obstproben aus konventionellem Anbau differenziert nach Obstarten (CVUAS 2023)
Matrix
Anzahl  Proben
Proben mit Rückständen
Proben mit Mehrfachrückständen
Proben > Höchstgehalt
Anzahl Befunde > Höchstgehalt*
Stoffe über dem Höchstgehalt*
Beerenobst
184
181 (98 %)
174 (95 %)
6 (3 %)
9
Dodin (2x); Chlorat; Acetamiprid; Clothianidin; Tebuconazol; Dimethomorph; Tebufenozid; Folpet, Summe
Exotische Früchte
186
161 (87 %)
136 (73 %)
13 (7 %)
20
Acetamiprid (4x); Imazalil (2x); Glyphosat (2x); Chlorpyrifos (2x); Sulfoxaflor (2x); Propiconazol; Tebuconazol; Buprofezin; Fenazaquin; Imidacloprid; Lambda-Cyhalothrin; Thiabendazol; Fluopyram
Kernobst
107
107 (100 %)
106 (99 %)
2 (2 %)
2
Chlorpropham; Nikotin
Steinobst
181
176 (97 %)
163 (90 %)
5 (3 %)
7
Tau-Fluvalinat; Fosetyl, Summe; Malathion, Summe; Acetamiprid; Dimethomorph; Isopyrazam; Folpet, Summe
Zitrusfrüchte
101
97 (96 %)
92 (91 %)
3 (3 %)
4
Chlorat; Dimethoat; Phosmet, Summe; Nikotin
SUMME
759
722 (95 %)
671 (88 %)
29 (4 %)
 
 

* Einzelne Proben enthielten mehr als nur einen Stoff über dem Höchstgehalt

 

Exotische Früchte wiesen prozentual am häufigsten Überschreitungen der Höchstgehalte auf. Anlage 1 listet die Höchstmengenüberschreitungen, aufgeschlüsselt nach Obstart und Herkunftsland, in konventionell erzeugtem Frischobst auf.

 

Darstellung der Ergebnisse für die einzelnen Obstarten

Beerenobst enthielt durchschnittlich 6,8 verschiedene Wirkstoffe pro Probe und wies im Schnitt 0,69 mg Pestizide pro kg (mittlerer Pestizidgehalt ohne Fosetyl (Summe) und Oberflächenbehandlungsmittel) auf. Die empfindlichen Früchte sind anfällig für Pilzerkrankungen, vor allem bei feuchter Witterung, so dass je nach Wetterlage vermehrt Fungizide zum Einsatz kommen. 2023 war in Deutschland ein milder, aber nasser Frühling, während der Frühling 2022 recht trocken war. So enthielt im Jahr 2022 das Beerenobst durchschnittlich nur 5,9 verschiedene Wirkstoffe pro Probe und wies im Schnitt nur 0,50 mg Pestizide auf.

 

Tabelle 4: Rückstände in Beerenobst aus konventionellem Anbau (CVUAS 2023)
Matrix
Anzahl  Proben
Proben mit Rückständen*
Proben mit Mehrfachrückständen*
Proben > Höchstgehalt
Stoffe über dem Höchstgehalt**
Brombeere
3
2
2
-
 
Erdbeere
67
67 (100 %)
66 (99 %)
-
 
Heidelbeere
19
19 (100 %)
15 (79 %)
-
 
Himbeere
14
14 (100 %)
13 (93 %)
-
 
Johannisbeere
30
29 (97 %)
28 (93 %)
4 (13 %)
Dodin (2x); Clothianidin; Dimethomorph; Folpet, Summe; Tebuconazol; Tebufenozid
Stachelbeere
3
3
3
-
 
Tafeltraube
48
47 (98 %)
47 (98 %)
2 (4 %)
Acetamiprid; Chlorat
SUMME 
184
181 (98 %)
174 (95 %)
6 (3 %)
 

* Bei Probenzahl unter 5 keine prozentuale Angabe
** Einzelne Proben enthielten mehr als nur einen Stoff über dem Höchstgehalt

 

Insgesamt wurden 67 Erdbeerproben untersucht, davon waren 44 einheimisch und 12 stammten aus Spanien. Zwar wiesen alle Erdbeeren Rückstände auf, aber bei keiner Probe wurde eine Höchstgehaltsüberschreitung festgestellt. Wie in den Vorjahren wurden die Wirkstoffe Fludioxonil, Cyprodinil, Trifloxystrobin, Fluopyram, und Fosetyl (Summe), alles Fungizide, am häufigsten in Erdbeeren nachgewiesen. Fast alle Proben wiesen Rückstände mehrerer Pestizide auf. Spitzenreiter waren Erdbeeren aus Griechenland und Italien mit jeweils 13 verschiedenen Wirkstoffen.

 

Auch Tafeltrauben wiesen häufig zahlreiche Wirkstoffe auf, bei einer Probe waren es 26 verschiedene Stoffe. Insgesamt wurden 48 Tafeltraubenproben untersucht – wobei die meisten Proben aus Südafrika (16 Stück), Italien (11) und Indien (6) stammten. Auch hier wurden Fungizide am häufigsten nachgewiesen: Fosetyl (Summe), Fluopyram, Dimethomorph, Boscalid und Penconazol, sowie das Insektizid Spirotetramat (Summe). Mit 4 % Höchstgehaltsüberschreitungen war im Berichtsjahr die Beanstandungsquote, abgesehen von 2021, vergleichbar zu den Vorjahren (2022: 2 %; 2021: 11 %; 2020: 3 %; 2019: 4 %). Hierbei wies eine Probe aus Chile eine Höchstgehaltsüberschreitung des Stoffes Chlorat auf und eine Probe aus der Türkei war aufgrund der Überschreitung des Höchstgehaltes des Insektizids Acetamiprid auffällig.

 

Von den Strauchbeeren enthielten Johannisbeeren mit durchschnittlich 7,8 Stoffe pro Probe die meisten Rückstände. Auch wiesen vier von 30 Johannisbeerproben (13 %) eine Höchstgehaltsüberschreitung auf. Andere Strauchbeeren waren diesbezüglich unauffällig und enthielten durchschnittlich weniger verschiedene Wirkstoffe pro Probe (Brombeeren: 3,3 Stoffe pro Probe, Heidelbeeren: 4,4; Himbeeren: 4,3 und Stachelbeeren: 4,7).

 

Kernobst enthielt im Schnitt 6,8 verschiedene Wirkstoffe pro Probe und wies durchschnittlich 0,35 mg Pestizide pro kg auf.

 

Tabelle 5: Rückstände in Kernobst aus konventionellem Anbau (CVUAS 2023)
Matrix
Anzahl  Proben
Proben mit Rückständen*
Proben mit Mehrfachrückständen*
Proben > Höchstgehalt*
Stoffe über dem Höchstgehalt*
Apfel
73
73 (100 %)
72 (99 %)
1 (1 %)
Chlorpropham
Birne
27
27 (100 %)
27 (100 %)
-
 
Mispel
4
4
4
1
Nikotin
Quitte
3
3
3
-
 
SUMME 
107
107 (100 %)
106 (99 %)
2 (2 %)
 

* Bei Probenzahl unter 5 keine prozentuale Angabe

 

Alle untersuchten konventionell erzeugten Äpfel und Birnen wiesen Pflanzenschutzmittelrückstände auf. Insgesamt wurden 73 Apfelproben untersucht, davon waren 64 einheimisch. Eine einheimische Apfelprobe wies eine Höchstgehaltsüberschreitung des Keimhemmers Chlorpropham auf, der bis vor kurzem bei Kartoffeln verwendet wurde, und ggf. durch kontaminierte Lagergefäße herrührt. Des Weiteren wurden 27 Birnenproben unter die Lupe genommen, davon 11 aus Deutschland. Keine der Birnenproben wiesen eine Höchstgehaltsüberschreitung auf.

 

Steinobst enthielt im Schnitt 5,4 verschiedene Wirkstoffe pro Probe und wies durchschnittlich 0,28 mg Pestizide pro kg (mittlerer Pestizidgehalt ohne Fosetyl (Summe) und Oberflächenbehandlungsmittel) auf. Die Proben stammten überwiegend aus Deutschland (57 Proben), Spanien (43 Proben), Südafrika (19 Proben), der Türkei (17 Proben) und Italien (13 Proben).

 

Tabelle 6: Rückstände in Steinobst aus konventionellem Anbau (CVUAS 2023)
Matrix
Anzahl Proben 
Proben mit Rückständen*
Proben mit Mehrfachrückständen*
Proben > Höchstgehalt
Stoffe über dem Höchstgehalt**
Aprikose
20
20 (100 %)
19 (95 %)
-
 
Avokado
18
17 (94 %)
12 (67 %)
-
 
Mirabelle
2
2
2
-
 
Nektarine
15
15 (100 %)
13 (87 %)
-
 
Pfirsich
16
16 (100 %)
16 (100 %)
1 (6 %)
Malathion, Summe
Pflaume
88
85 (97 %)
80 (91 %)
3 (3 %)
Acetamiprid; Dimethomorph; Folpet, Summe; Isopyrazam; Tau-Fluvalinat
Süßkirsche
22
21 (95 %)
21 (95 %)
1 (5 %)
Fosetyl, Summe
SUMME
181
176 (97 %)
163 (90 %)
5 (3 %)
 

* Bei Probenzahl unter 5 keine prozentuale Angabe
** Einzelne Proben enthielten mehr als nur einen Stoff über dem Höchstgehalt

 

Zitrusfrüchte enthielten im Mittel 6,7 verschiedene Wirkstoffe und wiesen im Mittel 0,69 mg Pestizide pro kg (mittlerer Pestizidgehalt ohne Fosetyl (Summe) und Oberflächenbehandlungsmittel) auf. Wenn die Oberflächenbehandlungsmittel Thiabendazol, Imazalil, Prochloraz und o-Phenylphenol, die z. T. auf der Schale von Zitrusfrüchten in größeren Mengen eingesetzt werden, in die Berechnung einfließen, ergibt sich ein Mittel von 3,5 mg Pestizide pro kg. Über die Hälfte der untersuchten Zitrusfrüchte stammte aus Spanien und keine der spanischen Proben wies eine Höchstgehaltsüberschreitung auf.

 

In den Vorjahren fielen Zitrusfrüchte, v. a. aus der Türkei, China und Italien, aufgrund von Chlorpyrifos- und Chlorpyrifos-methyl-Rückständen auf – Tendenz fallend. Diese beiden Stoffe sind seit 2020 nicht mehr in der EU zugelassen. Erfreulich, dass in 2023 keine Zitrus-Probe diesbezüglich mehr auffällig war.

 

Tabelle 7: Rückstände in Zitrusfrüchten aus konventionellem Anbau (CVUAS 2023)
Matrix
Anzahl Proben
Proben mit Rückständen*
Proben mit Mehrfachrückständen*
Proben > Höchstgehalt
Stoffe über dem Höchstgehalt**
Clementine
15
14 (93 %)
13 (87 %)
1 (7 %)
Nikotin
Grapefruit
6
6 (100 %)
6 (100 %)
-
 
Limette
12
12 (100 %)
10 (83 %)
1 (8 %)
Chlorat
Mandarine
13
13 (100 %)
12 (92 %)
-
 
Orange
24
21 (88 %)
20 (83 %)
1 (4 %)
Dimethoat; Phosmet, Summe
Pomelo
1
1
1
-
 
Satsumas
1
1
1
-
 
Zitrone
29
29 (100 %)
29 (100 %)
-
 
SUMME
101
97 (96 %)
92 (91 %)
3 (3 %)
 

* Bei Probenzahl unter 5 keine prozentuale Angabe
** Einzelne Proben enthielten mehr als nur einen Stoff über dem Höchstgehalt

 

Exotische Früchte enthielten durschschnittlich 3,4 verschiedene Wirkstoffe pro Probe und wiesen im Mittel 0,27 mg Pestizide pro kg (mittlerer Pestizidgehalt ohne Fosetyl (Summe) und Oberflächenbehandlungsmittel) auf. Exotische Früchte haben mit 7 % die höchste Quote an Höchstgehaltsüberschreitungen. Häufig kommen diese aus sog. Drittländern, in denen andere klimatische Bedingungen herrschen und auch andere Pestizide zugelassen sind.

 

Die Situation bei den Granatäpfeln ist immer noch nicht zufriedenstellend. Im Berichtsjahr wiesen 7 von 35 Proben (20 %) Höchstgehaltsüberschreitungen auf. In den letzten Jahren war die Beanstandungsquote immer über 20 % (2022: 26 %; 2021: 44 %; 2020: 24 %). Die meisten Proben stammten aus der Türkei. Auch Kakifrüchte waren häufiger auffälllig. Bei 2 von 9 Proben (22 %) mit Herkunft Spanien wurde der Höchtgehalt für den Wirkstoff Glyphosat überschritten.

 

Tabelle 8: Rückstände in exotischen Früchten aus konventionellem Anbau (CVUAS 2023)
Matrix
Anzahl Proben 
Proben mit Rückständen*
Proben mit Mehrfachrückständen*
Proben > Höchstgehalt*
Stoffe über dem Höchstgehalt**
Ananas
17
17 (100 %)
17 (100 %)
-
 
Banane
18
18 (100 %)
18 (100 %)
-
 
Cherimoya
1
1
0
1
Fenazaquin
Dattel
2
2
2
1
Chlorpyrifos
Feige
9
4 (44 %)
4 (44 %)
-
 
Granatapfel
35
35 (100 %)
28 (80 %)
7 (20 %)
Acetamiprid (4x); Imazalil (2x); Sulfoxaflor (2x); Buprofezin; Chlorpyrifos; Imidacloprid; Lambda-Cyhalothrin; Propiconazol; Tebuconazol
Kakifrucht
9
9 (100 %)
7 (78 %)
2 (22 %)
Glyphosat (2x)
Kaktusfeige
5
2 (40 %)
0
-
 
Kiwi
33
26 (79 %)
25 (76 %)
-
 
Litchi
3
2
0
1
Thiabendazol
Mango
38
33 (87 %)
26 (68 %)
-
 
Maracuja
5
4 (80 %)
4 (80 %)
-
 
Nashi Birne
1
1
1
-
 
Papaya
8
5 (63 %)
3 (38 %)
1 (13 %)
Fluopyram
Pitahaya
2
2
1
-
 
SUMME 
186
161 (87 %)
136 (73 %)
13 (7 %)
 

* Bei Probenzahl unter 5 keine prozentuale Angabe;
** einzelne Proben enthielten mehr als nur einen Stoff über dem Höchstgehalt

 

Mehrfachrückstände

Rückstände mehrerer Pestizide waren auch im Jahr 2023 bei Obst sehr häufig nachweisbar: 671 Obstproben (88 %) wiesen zwei oder mehr Rückstände auf (im Jahr 2022: 86 %; 2021: 89 %; 2020: 92 %; im Jahr 2019: 90 %: 2018: 89 %). Die Spitzenreiter im Berichtsjahr waren zwei Tafeltraubenproben der Sorte Sultana aus der Türkei mit 25 und 26 unterschiedlichen Wirkstoffen, gefolgt von deutschen Johannisbeeren sowie Tafeltrauben aus Griechenland und der Türkei mit jeweils 19 Wirkstoffen.

 

Infokasten

Mehrfachrückstände

Wird in oder auf einem Lebensmittel gleichzeitig mehr als ein Pflanzenschutzmittelwirkstoff nachgewiesen, spricht man von Mehrfachrückständen. Für das Auftreten dieser Mehrfachrückstände ist grundsätzlich eine Vielzahl von Ursachen denkbar. Neben der Anwendung unterschiedlicher Wirkstoffe während der Wachstumsphase zur Bekämpfung verschiedener Schadorganismen können sie beispielsweise auf die Anwendung von Kombinationspräparaten mit mehreren Wirkstoffen oder einen gezielten Wirkstoffwechsel zur Vermeidung der Entwicklung von Resistenzen bei Schaderregern zurückzuführen sein. Auch während der Lagerung und/oder beim Transport ist eine weitere Anwendung bzw. eine Übertragung von kontaminierten Transportbehältern oder Förderbändern möglich. Geringe Wirkstoffrückstände können von vorangegangenen Anwendungen oder durch Abdrift bei Pflanzenschutzmaßnahmen von benachbarten Feldern stammen. Des Weiteren setzen sich manche Proben aus Partien von verschiedenen Erzeugern zusammen, die unterschiedliche Wirkstoffe angewendet haben. Darüber hinaus kann auch eine nicht ausreichende Umsetzung der guten landwirtschaftlichen Praxis bei der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln nicht immer ausgeschlossen werden.

 

Quelle: BVL Hintergrundinformation: Mehrfachrückstände von Pflanzenschutzmitteln in und auf Lebensmitteln

 

Einzelne Stoffe mit Besonderheiten

Phosphonsäure

Rückstände an Phosphonsäure können als Folge der Anwendung der fungiziden Pflanzenschutzmittelwirkstoffe Fosetyl und Salze der Phosphonsäure (in Deutschland im Obst- und Gemüsebau, z. B. bei Trauben, Erdbeeren, Gurken und Kopfsalat zugelassen) sowie aus früheren Anwendungen von Pflanzenstärkungsmitteln (sog. Blattdünger) auftreten.

 

Als gesetzliche Höchstmenge ist die Summe aus Fosetyl und Phosphonsäure sowie deren Salzen festgesetzt. Bei Frischobst aus konventionellem Anbau wurde Phosphonsäure in 273 Proben, das entspricht 36 % aller untersuchten Obstproben, mit Gehalten bis zu 51 mg/kg berechnet als Fosetyl, Summe (in einer Avocado aus Brasilien) nachgewiesen. Der Wirkstoff Fosetyl selbst wurde in nur drei Proben nachgewiesen, wobei zusätzlich Phosphonsäurerückstände vorhanden waren (Tafeltrauben aus Indien, Italien und Südafrika). Eine einheimische Süßkirschenprobe wurde wegen einer Überschreitung des Höchstgehaltes an Fosetyl (Summe) beanstandet. Dies ist eine weitere Verbesserung zu den Vorjahren: 2022 waren 3 Proben, 2021 waren 12 Proben aufgrund einer Höchsgehaltsüberschreitung dieses Wirkstoffes auffällig gewesen.

 

Aufgrund der durchschnittlich vergleichsweise hohen Rückstände an Phosphonsäure bzw. Fosetyl (Summe) wird der mittlere Pestizidge-halt pro Probe stark beeinflusst. In Tabelle 2 wird der mittlere Pestizidgehalt pro Probe deshalb auch ohne Fosetyl (Summe) angegeben.

 

Infokasten

Phosphonsäure und Fosetyl

Sowohl Fosetyl als auch Phosphonsäure sind in der EU zugelassene fungizide Wirkstoffe, die unabhängig vom Eintragsweg unter den Anwendungsbereich der VO (EG) Nr. 396/2005 fallen. Neben der Anwendung als Fungizid ist ferner ein Eintrag durch Düngemittel (sog. Blattdünger), die Phosphonate (Salze der Phosphonsäure) enthalten, denkbar. Diese Anwendung ist jedoch durch die Einstufung der Phosphonate als Fungizide seit dem Erntejahr 2014 nicht mehr möglich. Allerdings gibt es Hinweise darauf, dass die Pflanzen Phosphonsäure speichern und erst im Laufe der Zeit abgeben, so dass auch Jahre später noch Befunde auf eine früher zulässige Blattdünung zurückgehen können.

 

Tabelle 9: Phosphonsäure und Fosetyl-Rückstände in Obst aus konventionellem Anbau (CVUAS 2023)
Matrixgruppe Parametername
Anzahl positiver Befunde
Bereich (mg/kg)
Beerenobst Fosetyl, Summe berechnet
 
0,12–39,3
Phosphonsäure
89
0,092–29,3
Fosetyl
3
0,021–0,082
Exotische Früchte Fosetyl, Summe berechnet
 
0,13–15,3
Phosphonsäure
46
0,093–11,4
Kernobst Fosetyl, Summe berechnet
 
0,076–11,9
Phosphonsäure
52
0,056–8,86
Steinobst Fosetyl, Summe berechnet
 
0,071–51,3
Phosphonsäure
31
0,052–38,2
Zitrusfrüchte Fosetyl, Summe berechnet 
 
0,10–19,8
Phosphonsäure
55
0,076–14,7

 

Wie schneidet TK-Obst ab?

Zusätzlich zu den 759 Frischobstproben wurden in 2023 auch insgesamt 40 Proben tiefgekühlte Obstproben aus konventionellem Anbau auf Rückstände von über 700 verschiedenen Pestiziden, Pestizidmetaboliten sowie Kontaminanten untersucht. Bei 26 Proben war die Herkunft unbekannt (die Herkunftsangabe ist auf verpackter Tiefkühlware nicht verpflichtend), fünf Proben stammten aus Serbien, vier aus Kanada, drei aus Ägypten, und jeweils eine aus Spanien und Polen. 93 % der Proben wiesen Rückstände von Pestizid-Wirkstoffen auf (siehe Tabelle 10). Bei einer Probe TK-Erdbeeren (aus Polen), einer Probe TK-Himbeeren (unbekannte Herkunft) sowie einer TK-Sauerkirschprobe mit unbekannter Herkunft wurden Höchstgehaltsüberschreitungen festgestellt.

 

Frisches Beerenobst enthielt durchschnittlich 6,8 verschiedene Wirkstoffe pro Probe während TK-Beerenobst im Schnitt 7,5 verschiedene Wirkstoffe pro Probe aufwies. Tabelle 10 zeigt die Untersuchungsergebnisse in der Übersicht für die verschiedenen TK-Obst.

 

Fazit: die Rückstandssituation von Frischobst und TK-Obst kann abweichen, da die Erzeugnisse z. T. aus ganz anderen Herkunftsländern stammen. Die Herkunft von TK-Ware ist für den Verbraucher meist nicht erkennbar, z. B. kommen viele TK-Erdbeeren aus China, und können damit auch andere Pestizidwirkstoffe enthalten.

 

Tabelle 10: Rückstände in TK-Obstproben aus konventionellem Anbau differenziert nach Obstarten (CVUAS 2023)
Matrix
Anzahl Proben
Proben mit Rückständen*
Proben mit Mehrfachrückständen*
Proben > Höchstgehalt*
Stoffe über dem Höchstgehalt
Erdbeere TK
7
7 (100 %)
7 (100 %)
1 (14 %)
Propargit
Heidelbeere TK
8
5 (63 %)
4 (50 %)
-
 
Himbeere TK
22
22 (100 %)
22 (100 %)
1 (5 %)
Dithiocarbamate
Johannisbeere TK
1
1
1
-
 
Sauerkirsche TK
2
2
2
1
Fosetyl, Summe
SUMME
40
37 (93 %)
36 (90 %)
3 (8 %)
 

* Bei Probenzahl unter 5 keine prozentuale Angabe

 

Bildernachweis

CVUA Stuttgart, Pestizidlabor

 

Anlagen

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Artikel erstmals erschienen am 21.03.2024