Rückstände und Kontaminanten in Frischgemüse aus konventionellem Anbau 2020
Ein Bericht aus unserem Laboralltag
Florian Hägele, Marc Wieland und Ellen Scherbaum
Zusammenfassung
Auch in 2020 zeigt sich die Pestizidbelastung von frischem Gemüse aus konventionellem Anbau weitgehend unverändert im Vergleich zu den Vorjahren. Bei der Beanstandungsquote wegen Überschreitung des Höchstgehaltes, war aufgrund der Neufestsetzung der Rückstandshöchstgehalte des Wirkstoffes Chlorat ein deutlicher Rückgang zu beobachten. Während in 2019 noch 18 % der Proben wegen mindestens einer Überschreitung des Höchstgehaltes zu beanstanden waren, sank die Beanstandungsquote in 2020 auf 5 %. Werden in den Vorjahren formale Beanstandungen des Stoffes Chlorat nicht berücksichtigt, so zeigt sich die Beanstandungsquote in 2020 jedoch auf identischem Niveau. Abgesehen von vier Proben (2x Pak Choi, 1x Kopfsalat und 1x Lauch) waren die nachgewiesenen Pestizidgehalte gesundheitlich unbedenklich. Gemüse aus Deutschland und anderen EU-Ländern schneidet vergleichsweise gut ab. Unser Tipp generell: Waschen Sie Gemüse vor dem Verzehr mit warmem Wasser ab, ein Teil der Rückstände lässt sich so entfernen.
Übersicht
Das CVUA Stuttgart hat im Jahr 2020 insgesamt 777 Proben Frischgemüse aus konventionellem Anbau auf Rückstände von über 750 verschiedenen Pestiziden, Pestizidmetaboliten sowie Kontaminanten untersucht. 703 dieser Proben (90 %) wiesen Rückstände von insgesamt 219 verschiedenen Pestizid-Wirkstoffen auf, siehe Anlage 3 (2019: 226 Wirkstoffe, 2018: 219, 2017: 227, 2016: 202, 2015: 210, 2014: 208). Insgesamt wurden 3700 Rückstände gefunden (gemäß den gesetzlichen Rückstandsdefinitionen, siehe auch Anlage 4). Bei 49 Gemüseproben (5 %) wurden Rückstände über dem gesetzlich festgelegten Höchstgehalt festgestellt (siehe Tabelle 1).
Im Vergleich zu den Vorjahren, in denen die Beanstandungsquoten, vergleichsweise hoch waren (2019: 18 %, 2018: 21 %, 2015, 2016 und 2017: 16 %), liegt die Zahl der beanstandeten Proben in 2020 deutlich niedriger. Ursächlich hierfür ist die Neufestlegung von Rückstandshöchstgehalten für das polare Pestizid Chlorat in 2020 von einem pauschalen Standardhöchstgehalt von 0,01 mg/kg Probe hin zu, in der Regel höheren, spezifischen Rückstandshöchstgehalten. In 2020 wurde lediglich bei einer Probe Tomaten ein Chlorat-Gehalt über dem neuen spezifischen Grenzwert festgestellt, wohingegen in 2019 noch insgesamt 129 Gemüseproben aus konventionellem Anbau den ehemals geltenden, pauschalen Höchstgehalt von Chlorat in Höhe von 0,01 mg/kg Probe überschritten.
Werden formale Beanstandungen von Chlorat in den Vorjahren nicht berücksichtigt (Beanstandungsquote aufgrund von Höchstgehaltsüberschreitungen ohne Chlorat in 2019: 4,9 %, 2018: 5,1 %; 2017: 4,6 %), so stellt sich die Beanstandungsquote in 2020 jedoch vollkommen unverändert dar.
Ergebnisse im Detail
Alle Proben wurden routinemäßig mit der QuEChERS-Multi-Methode und mit der QuPPe-Methode (für sehr polare Stoffe; siehe auch http://quppe.eu) auf ca. 750 Stoffe untersucht. Tabelle 1 gibt einen Überblick über die untersuchten Proben Frischgemüse aufgeschlüsselt nach dem Herkunftsgebiet.
Frischgemüse |
Proben
Inland |
Proben anderer EU-Länder
|
Proben
Drittländer |
Proben unbekannter Herkunft
|
Proben
Gesamt |
---|---|---|---|---|---|
Anzahl Proben |
399
|
255
|
99
|
24
|
777
|
davon mit Rückständen |
348 (87 %)
|
240 (94 %)
|
92 (93 %)
|
23 (96 %)
|
703 (90 %)
|
Proben über Höchstgehalt |
22 (6 %)
|
9 (4 %)
|
17 (17 %)
|
1 (4 %)
|
49 (6 %)
|
mittlerer Pestizidgehalt (mg/kg) |
1
|
1,1
|
0,9
|
2
|
1,1
|
mittlerer Pestizidgehalt ohne Bromid und ohne Fosetyl (Summe) (mg/kg)* |
0,3
|
0,27
|
0,33
|
0,12
|
0,29
|
Stoffe pro Probe |
3,6
|
5,2
|
5,4
|
4,8
|
4,4
|
Die Proben kamen aus mindestens 26 verschiedenen Herkunftsländern, wobei die Mehrzahl aus Deutschland (399), Spanien (115), Niederlande (57), Italien (54), der Türkei (35), und Marokko (30) stammten. Bei 24 Proben war die Herkunft nicht bekannt.
Beim Vergleich der Anzahl an Stoffe pro Probe muss berücksichtigt werden, dass die einzelnen Kulturen in den verschiedenen klimatischen Zonen einem unterschiedlich starken Schädlingsdruck ausgesetzt sind. Entsprechend individuell und unterschiedlich sind somit auch die erforderlichen Pflanzenschutzmaßnahmen. Im Schnitt wurden 4,4 verschiedene Wirkstoffe pro Probe nachgewiesen, wobei deutsche Proben mit 3,6 Wirkstoffen pro Probe am besten abschnitten. Der mittlere Pestizidgehalt lag bei den untersuchten Gemüseproben bei 0,29 mg/kg (ohne Bromid und Fosetyl (Summe)). Für inländische Proben lag der mittlere Pestizidgehalt (ohne Bromid und ohne Fosetyl (Summe)) mit 0,30 mg/kg auf vergleichbarem Niveau.
Betrachtet man die Herkunftsländer mit der höchsten Quote an Überschreitungen genauer (> 5 %), so zeigt sich, dass sowohl Drittländer als auch EU-Länder vertreten sind (siehe Tabelle 2).
Land | Länderkategorie |
Probenzahl
|
Proben > Höchstgehalt (%)
|
---|---|---|---|
Ägypten | Drittland |
7
|
5 (71 %)
|
Belgien | EU-Land |
12
|
2(17 %)
|
Deutschland | EU-Land |
399
|
22 (6 %)
|
Italien | EU-Land |
54
|
3 (6 %)
|
Türkei | Drittland |
35
|
9 (26 %)
|
Infokasten
Rückstandshöchstgehalte
Rückstandshöchstgehalte sind keine toxikologischen Endpunkte oder toxikologische Grenzwerte. Sie werden aus Rückstandsversuchen abgeleitet, die unter realistischen Bedingungen durchgeführt werden. Danach erfolgt eine Gegenüberstellung der zu erwartenden Rückstände mit den toxikologischen Grenzwerten, um die gesundheitliche Unbedenklichkeit bei lebenslanger und ggf. einmaliger Aufnahme sicherzustellen. Rückstandshöchstgehalte regeln den Handel und dürfen nicht überschritten werden. Ein Lebensmittel mit Rückständen über dem Rückstandshöchstgehalt ist nicht verkehrsfähig, darf also nicht verkauft werden. Nicht jede Überschreitung von Rückstandshöchstgehalten geht jedoch mit einem gesundheitlichen Risiko einher. Hier ist eine differenzierte Betrachtung erforderlich.
BVL-Broschüre, Pflanzenschutzmittel – sorgfältig geprüft, verantwortungsvoll zugelassen, November 2009
Vier der 2020 untersuchten Gemüseproben aus konventionellem Anbau wiesen Gehalte auf, die bei der Anwendung des EFSA PRIMo-Modells der EU eine Ausschöpfung der ARfD über 100 % ergab:
- 2 x Pak Choi aus Deutschland mit Lambda-Cyhalothrin-Rückständen (Probe und Verfolgsprobe)
- Kopfsalat aus Deutschland mit Lambda-Cyhalothrin-Rückständen
- Lauch aus Deutschland mit Nikotin-Rückständen
Die vier Proben wurden als für den Verzehr durch den Menschen ungeeignet und damit nicht sicher (i. S. von Artikel 14 Abs. 2 b VO (EG) Nr. 178/2002) beurteilt.
Darüberhinaus wurde eine Überschreitung des ARfD-Wertes bei einer außerordentlichen Verdachtsprobe Zucchini bestimmt. Die Zucchini wurden zur Aufklärung eines Vorganges beprobt, bei dem ein landwirtschaftlich genutztes Feld von Dritten mit dem Herbizid Glyphosat behandelt wurde.
Infokasten
Akute Referenzdosis (Acute Reference Dose, ARfD)
Zur Bewertung von Pflanzenschutzmittelwirkstoffen, die eine hohe akute Toxizität aufweisen und schon bei einmaliger oder kurzzeitiger Aufnahme gesundheitsschädliche Wirkungen auslösen können, eignet sich der ADI-Wert (acceptable daily intake) nur eingeschränkt. Da er aus längerfristigen Studien abgeleitet wird, charakterisiert er eine akute Gefährdung durch Rückstände in der Nahrung möglicherweise unzureichend. Deshalb wurde neben dem ADI-Wert ein weiterer Expositionsgrenzwert eingeführt, die sogenannte akute Referenzdosis (acute reference dose, ARfD). Die Weltgesundheitsorganisation hat die ARfD als diejenige Substanzmenge definiert, die über die Nahrung innerhalb eines Tages oder mit einer Mahlzeit aufgenommen werden kann, ohne dass daraus ein erkennbares Gesundheitsrisiko für den Verbraucher resultiert. Anders als der ADI- wird der ARfD-Wert nicht für jedes Pflanzenschutzmittel festgelegt, sondern nur für solche Wirkstoffe, die in ausreichender Menge geeignet sind, schon bei einmaliger Exposition die Gesundheit zu schädigen.
EFSA calculation model Pesticide Residue Intake Model “PRIMo”– revision 3.1
In den Tabellen 3 bis 7 sind die Ergebnisse der Rückstandsuntersuchungen bei Gemüse differenziert nach Gemüsesorten aufgeführt. Anlage 1 listet die Höchstgehaltsüberschreitungen in konventionell erzeugtem Frischgemüse auf, Anlage 2 und 3 zeigen die Häufigkeitsverteilung der nachgewiesenen Wirkstoffe.
Matrix |
Anzahl
Proben |
Proben mit Rückständen
|
Proben mit Mehrfach-rück-ständen
|
Proben > Höchstgehalt
|
Anzahl Befunde > Höchstgehalt
|
Stoffe über dem Höchstgehalt* |
---|---|---|---|---|---|---|
Blattgemüse |
298
|
286 (96 %)
|
266 (89 %)
|
23 (8 %)
|
26
|
Nikotin (8x); Lambda-Cyhalothrin (4x); Flonicamid, Summe (3x); Metobromuron (2x); Spinosad; Clothianidin; Linuron; Cyromazin; Tebuconazol; Aclonifen; Propyzamid; Fluopyram; Cyantraniliprol |
Fruchtgemüse |
307
|
273 (89 %)
|
237 (77 %)
|
23 (8 %)
|
33
|
Pyridaben (7x); Fosetyl, Summe (3x); Flonicamid, Summe (2x); Chlorat; Tau-Fluvalinat; Metalaxyl (-M); Ethephon; Glyphosat; Chlorpyrifos; Pirimiphos-methyl; Ethoprophos; Acetamiprid; Clothianidin; Buprofezin; Dimethomorph; Formetanat; Acrinathrin; Deltamethrin; Propineb ber. als Propylendiamin; Iprodion; Pyriproxyfen; Acequinocyl; Cyflumetofen; Matrin |
Sprossgemüse |
106
|
82 (77 %)
|
52 (49 %)
|
3 (3 %)
|
3
|
Fosetyl, Summe (2x);1,4-Dimethylnaphthalin |
Wurzelgemüse |
66
|
62 (94 %)
|
55 (83 %)
|
0
|
0
|
- |
SUMME |
777
|
703 (90 %)
|
610 (79%)
|
49 (5 %)
|
|
Darstellung der Ergebnisse für die einzelnen Gemüsesorten
Blattgemüse enthielt im Mittel 5,4 verschiedene Wirkstoffe und wies mit 0,44 mg Pestizidrückstände pro kg (mittlerer Pestizidgehalt ohne Bromid und ohne Fosetyl (Summe)) den höchsten Rückstandsgehalt von allen Gemüsesorten auf. Besonders Kräuter und Salate enthalten häufiger zahlreiche Pestizide und auch höhere Gehalte. Spitzenreiter war eine Probe Römischer Salat aus Deutschland mit 19 verschiedenen Wirkstoffen (siehe auch Abbildung 1).
Matrix | Anzahl Proben |
Proben mit Rückständen | Proben mit Mehrfach-rückständen | Proben > Höchstgehalt | Stoffe über dem Höchstgehalt** |
---|---|---|---|---|---|
Basilikum |
3
|
3
|
3
|
-
|
- |
Bataviasalat |
2
|
1
|
1
|
-
|
- |
Blattgemüse |
3
|
3
|
3
|
-
|
- |
Bleichsellerie |
3
|
3
|
3
|
1 (33 %)
|
Aclonifen |
Chicoree |
9
|
9 (100 %)
|
8 (89 %)
|
-
|
- |
Chinakohl |
4
|
4
|
4
|
-
|
- |
Dill |
1
|
1
|
1
|
-
|
- |
Eichblattsalat |
13
|
13 (100 %)
|
13 (100 %)
|
-
|
- |
Eisbergsalat |
27
|
27 (100 %)
|
25 (93 %)
|
-
|
- |
Endivie |
4
|
3
|
2
|
-
|
- |
Feldsalat |
28
|
28 (100 %)
|
24 (86 %)
|
6 (21 %)
|
Nikotin (5x); Metobromuron |
Friseesalat |
1
|
1
|
1
|
1 (100 %)
|
Metobromuron |
Grünkohl |
9
|
9 (100 %)
|
7 (78 %)
|
3 (33 %)
|
Cyantraniliprol; Flonicamid, Summe; Fluopyram; Lambda-Cyhalothrin; Tebuconazol |
Kopfsalat |
15
|
14 (93 %)
|
14 (93 %)
|
1 (7 %)
|
Flonicamid, Summe; Lambda-Cyhalothrin |
Koriander |
1
|
1
|
1
|
-
|
- |
Lauchzwiebel |
10
|
10 (100 %)
|
9 (90 %)
|
1 (10 %)
|
Cyromazin |
Lollo |
7
|
7 (100 %)
|
7 (100 %)
|
-
|
- |
Löwenzahn |
2
|
2
|
2
|
-
|
- |
Mangold |
1
|
1
|
1
|
-
|
- |
Minze |
6
|
6 (100 %)
|
6 (100 %)
|
-
|
- |
Pak-Choi |
5
|
5 (100 %)
|
5 (100 %)
|
3 (60 %)
|
Lambda-Cyhalothrin (2x); Spinosad |
Petersilienblätter |
16
|
16 (100 %)
|
16 (100 %)
|
1 (6 %)
|
Linuron |
Porree |
31
|
29 (94 %)
|
29 (94 %)
|
1 (3 %)
|
Nikotin |
Radiccio |
2
|
2
|
-
|
-
|
- |
Römischer Salat |
20
|
20 (100 %)
|
19 (95 %)
|
1 (5 %)
|
Flonicamid, Summe |
Rosenkohl |
16
|
16 (100 %)
|
16 (100 %)
|
-
|
- |
Rotkohl |
5
|
4
|
2
|
1
|
Propyzamid |
Rucola |
12
|
12 (100 %)
|
12 (100 %)
|
2 (17 %)
|
Nikotin (2x) |
Schnittlauch |
1
|
7 (100 %)
|
6 (86 %)
|
-
|
- |
Spinat |
7
|
15 (100 %)
|
14 (93 %)
|
1 (7 %)
|
Clothianidin |
Weißkohl |
15
|
9 (60 %)
|
8 (53 %)
|
-
|
- |
Wirsingkohl |
15
|
2
|
2
|
-
|
- |
Zitronengras |
2
|
1
|
-
|
-
|
- |
Schnittkohl |
1
|
1
|
1
|
-
|
|
Zuckerhutsalat |
1
|
1
|
1
|
-
|
|
SUMME |
298
|
286 (96 %)
|
266 (89 %)
|
23 (9 %)
|
Die Mehrzahl der Höchstgehaltüberschreitungen bei Blattgemüse betraf den Stoff Nikotin und Lambda-Cyhalothrin.
Fruchtgemüse enthielt im Mittel 5,2 verschiedene Wirkstoffe aber nur 0,23 mg Pestizidrückstände pro kg Probe (mittlerer Pestizidgehalt ohne Bromid und ohne Fosetyl (Summe)), d. h. die nachgewiesenen Stoffe sind häufig nur in kleinen Konzentrationen vorhanden. Dies lässt nicht zwangsläufig darauf schließen, dass Fruchtgemüse während der Vegetation weniger häufig oder in kleineren Konzentrationen mit Pflanzenschutzmitteln behandelt wird als andere Gemüsearten, vielmehr werden viele Gemüsesorten nach der Ernte gewaschen und so von Rückständen befreit. In den letzten Jahren wurde die Nacherntebehandlung zunehmend automatisiert und hat sich weit verbreitet.
Paprikas, Auberginen, Gurken und grüne Bohnen enthalten häufiger zahlreiche Pestizide. Spitzenreiter waren eine Probe Peperoni aus der Türkei mit 35 verschiedenen Wirkstoffen (siehe auch Abbildung 1). Aufgrund von Höchstmengenüberschreitungen mussten besonders häufig grüne Bohnen aus Ägypten und türkische Gemüsepaprika beanstandet werden.
Matrix |
Anzahl
Proben* |
Proben mit Rückständen
|
Proben mit Mehrfach-rückständen
|
Proben > Höchstgehalt
|
Stoffe über dem Höchstgehalt** |
---|---|---|---|---|---|
Aubergine |
16
|
16 (100 %)
|
16 (100 %)
|
2 (13 %)
|
Cyflumetofen; Flonicamid, Summe |
Bohne grüne |
27
|
23 (85 %)
|
23 (85 %)
|
5 (19 %)
|
Fosetyl, Summe (3x); Acequinocyl; Chlorpyrifos |
Chilischote |
1
|
1
|
1
|
-
|
- |
Erbse mit Schote |
4
|
4
|
4
|
1
|
Dimethomorph; Propineb ber. als Propylendiamin |
Gemüsepaprika |
57
|
56 (98 %)
|
54 (95 %)
|
8 (14 %)
|
Pyridaben (6x); Buprofezin; Ethephon; Flonicamid, Summe |
Gurke |
61
|
59 (97 %)
|
51 (84 %)
|
1 (2 %)
|
Acrinathrin |
Kürbis |
19
|
10 (53 %)
|
5 (26 %)
|
-
|
- |
Melone |
12
|
11 (92 %)
|
9 (75 %)
|
-
|
- |
Okraschote |
2
|
2
|
2
|
1
|
Deltamethrin |
Peperoni |
4
|
4
|
3
|
1
|
Acetamiprid; Clothianidin; Ethoprophos; Formetanat; Matrin; Pirimiphos-methyl; Pyridaben; Pyriproxyfen; Tau-Fluvalinat |
Tomate |
59
|
46 (78 %)
|
38 (64 %)
|
2 (3 %)
|
Chlorat; Iprodion |
Zucchini |
44
|
41 (93 %)
|
31 (70 %)
|
2 (5 %)
|
Glyphosat; Metalaxyl (-M) |
Zuckermais |
1
|
-
|
-
|
-
|
- |
SUMME |
307
|
273 (89 %)
|
237 (77 %)
|
23 (12 %)
|
Sprossgemüse enthielt im Mittel 2,0 verschiedene Wirkstoffe und 0,18 mg Pestizidrückstände pro kg Probe (mittlerer Pestizidgehalt ohne Bromid und ohne Fosetyl (Summe)).
Matrix |
Anzahl
Proben* |
Proben mit Rückständen
|
Proben mit Mehrfach-rückständen
|
Proben > Höchstgehalt
|
Stoffe über dem Höchstgehalt |
---|---|---|---|---|---|
Artischocke |
1
|
1
|
1
|
-
|
- |
Blumenkohl |
14
|
9 (64 %)
|
3 (21 %)
|
-
|
- |
Broccoli |
7
|
7 (100 %)
|
6 (86 %)
|
-
|
- |
Fenchel |
6
|
6 (100 %)
|
5 (83 %)
|
-
|
- |
Knoblauch |
14
|
9 (64 %)
|
5 (36 %)
|
2 (14 %)
|
Fosetyl, Summe (2x) |
Kohlrabi |
28
|
25 (89 %)
|
16 (57 %)
|
-
|
- |
Romanesco |
1
|
-
|
-
|
-
|
- |
Spargel |
22
|
13 (59 %)
|
6 (27 %)
|
-
|
- |
Zwiebel |
13
|
12 (92 %)
|
10 (77 %)
|
1 (8 %)
|
1,4-Dimethylnaphthalin |
SUMME |
106
|
82 (77 %)
|
52 (49 %)
|
3 (2 %)
|
Wurzelgemüse enthielt im Mittel 4,2 Wirkstoffe pro Probe und vergleichsweise geringe 0,054 mg Pestizidrückstände pro kg Probe (mittlerer Pestizidgehalt ohne Bromid und ohne Fosetyl (Summe)), d. h. die festgestellten Stoffe waren häufig nur in Spuren vorhanden.
Matrix |
Anzahl
Proben |
Proben mit Rückständen
|
Proben mit Mehrfach-rückständen
|
Proben > Höchstgehalt
|
Stoffe über dem Höchstgehalt** |
---|---|---|---|---|---|
Ingwer |
2
|
2
|
1
|
-
|
- |
Knollensellerie |
6
|
6 (100 %)
|
6 (100 %)
|
-
|
- |
Mohrrübe |
27
|
27 (100 %)
|
25 (93 %)
|
-
|
- |
Pastinake |
3
|
3
|
3
|
-
|
- |
Petersilienwurzel |
3
|
3
|
3
|
-
|
- |
Radieschen |
9
|
8 (89 %)
|
7 (78 %)
|
-
|
- |
Rettich |
5
|
5 (100 %)
|
5 (100 %)
|
-
|
- |
Rote Bete |
8
|
5 (63 %)
|
3 (38 %)
|
-
|
- |
Rüben |
3
|
3
|
2
|
-
|
- |
SUMME |
66
|
62 (94 %)
|
55 (83 %)
|
-
|
- |
Mehrfachrückstände
Rückstände mehrerer Pestizide waren auch im Jahr 2020 bei Gemüse sehr häufig nachweisbar: 610 Gemüseproben (79 %) wiesen Mehrfachrückstände auf. Abbildung 1 zeigt Mehrfachrückstände in den verschiedenen Gemüsesorten aus dem Berichtsjahr. Die Rückstandsbefunde sind sehr stark von den untersuchten Proben und deren Herkunft abhängig. Da jedes Jahr andere Schwerpunkte gesetzt werden oder risikoorientiert bestimmte aktuelle Fragestellungen bearbeitet werden, sind die Ergebnisse eines Jahres als nicht repräsentativ anzusehen, und somit nur bedingt vergleichbar.
Infokasten
Mehrfachrückstände
Wird in oder auf einem Lebensmittel gleichzeitig mehr als ein Pflanzenschutzmittelwirkstoff nachgewiesen, spricht man von Mehrfachrückständen. Für das Auftreten dieser Mehrfachrückstände ist grundsätzlich eine Vielzahl von Ursachen denkbar. Neben der Anwendung unterschiedlicher Wirkstoffe während der Wachstumsphase zur Bekämpfung verschiedener Schadorganismen können sie beispielsweise auf die Anwendung von Kombinationspräparaten mit mehreren Wirkstoffen oder einen gezielten Wirkstoffwechsel zur Vermeidung der Entwicklung von Resistenzen bei Schaderregern zurückzuführen sein. Auch während der Lagerung und/oder beim Transport ist eine weitere Anwendung bzw. eine Übertragung von kontaminierten Transportbehältern oder Förderbändern möglich. Geringe Wirkstoffrückstände können von vorangegangenen Anwendungen oder durch Abdrift bei Pflanzenschutzmaßnahmen von benachbarten Feldern stammen. Des Weiteren setzen sich manche Proben aus Partien von verschiedenen Erzeugern zusammen, die unterschiedliche Wirkstoffe angewendet haben. Darüber hinaus kann auch eine nicht ausreichende Umsetzung der guten landwirtschaftlichen Praxis bei der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln nicht immer ausgeschlossen werden.
Quelle: BVL Hintergrundinformation: Mehrfachrückstände von Pflanzenschutzmitteln in und auf Lebensmitteln
Abbildung 1: Mehrfachrückstände in den verschiedenen Gemüsearten (CVUAS 2020)
Einzelne Stoffe mit Besonderheiten
Phosphonsäure und Fosetyl
Rückstände an Phosphonsäure können als Folge der Anwendung der fungiziden Pflanzenschutzmittelwirkstoffe Fosetyl und Salze der Phosphonsäure (in Deutschland im Obst- und Gemüsebau, z. B. bei Gurke, Salate, Paprika und frische Kräuter zugelassen) sowie aus früheren Anwendungen von Pflanzenstärkungsmitteln (sog. Blattdünger) auftreten.
Als gesetzlicher Höchstgehalt ist für den Wirkstoff Phosphonsäure eine gesetzliche Summenhöchstgehalt mit Fosetyl-Al (Summe aus Fosetyl und Phosphonsäure und deren Salzen, ausgedrückt als Fosetyl) festgesetzt. In Gemüseproben wurde Phosphonsäure in 104 Proben, das entspricht 13 % aller untersuchten Gemüseproben, mit Gehalten bis zu 36 mg/kg Phosphonsäure (entspricht 48,8 mg Fosetyl, Summe) nachgewiesen. In lediglich einer Probe wurde der Wirkstoff Fosetyl per se nachgewiesen (Tomate). Fünf Proben wurden wegen einer Überschreitung des Höchstgehaltes beanstandet (siehe Anlage 1). Aufgrund der durchschnittlich vergleichsweise hohen Rückstände an Phosphonsäure bzw. Fosetyl (Summe) wird der mittlere Pestizidgehalt pro Probe stark beeinflusst. In Tabelle 1 wird der mittlere Pestizidgehalt pro Probe deshalb auch ohne Fosetyl (Summe) angegeben.
Infokasten
Phosphonsäure und Fosetyl
Sowohl Fosetyl als auch Phosphonsäure sind in der EU zugelassene fungizide Wirkstoffe, die unabhängig vom Eintragsweg unter den Anwendungsbereich der VO (EG) Nr. 396/2005 fallen.
Neben der Anwendung als Fungizid ist ferner ein Eintrag durch Düngemittel (sog. Blattdünger), die Phosphonate (Salze der Phosphonsäure) enthalten, denkbar. Diese Anwendung ist jedoch durch die Einstufung der Phosphonate als Fungizide seit dem Erntejahr 2014 nicht mehr möglich. Allerdings gibt es Hinweise darauf, dass die Pflanzen Phosphonsäure speichern und erst im Laufe der Zeit abgeben, so dass auch Jahre später noch Befunde auf eine früher zulässige Blattdünung zurückgehen können.
Matrixgruppe | Parametername |
Anzahl positiver Befunde
|
Bereich (mg/kg)
|
---|---|---|---|
Blattgemüse | Phosphonsäure |
39
|
0,06 – 36,3
|
Fosetyl, Summe (berechnet) |
39 (13 %)
|
0,081 – 48,8
|
|
Fruchtgemüse | Fosetyl |
1
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0,51
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Phosphonsäure |
47
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0,079 – 22,8
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Fosetyl, Summe (berechnet) |
47 (15 %)
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0,11 – 30,6
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Sprossgemüse | Phosphonsäure |
13
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0,26 – 25,9
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Fosetyl, Summe (berechnet) |
13 (12 %)
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0,35 – 34,8
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Wurzelgemüse | Phosphonsäure |
5
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0,33 – 3,4
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Fosetyl, Summe (berechnet) |
5 (8 %)
|
0,44 – 4,6
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Bromid
Bromid (Abbauprodukt des Begasungsmittels Methylbromid) ist z. T. in hohen Mengen in Gemüseproben anzutreffen. Bromid kann aber auch aus dem Boden stammen und damit natürlichen Ursprungs sein. Ferner gibt es Hinweise darauf, dass in meeresnahen Böden die natürlichen Gehalte an Bromid höher sein können, dies gibt Italien häufig als Ursache an. Aus diesem Grund wurden zur Auswertung nur Gehalte > 10 mg/kg aufgeführt, da man erst ab diesem Wert von einer Anwendung des Begasungsmittels Methylbromid ausgehen kann. Bromidgehalte > 10 mg/kg wurden in 9 Proben mit Gehalten bis zu 44,6 mg/kg nachgewiesen. Keine der Proben musste wegen einer Überschreitung des Höchstgehaltes an Bromid beanstandet werden. Da der mittlere Pestizidgehalt sehr stark durch die hohen Gehalte beeinflusst wurde, erfolgte die Auswertung in Tabelle 1 auch ohne Bromid.
Methylbromid war, wegen seiner schnellen und effektiven Wirkung, lange Zeit ein weit verbreitetes Begasungsmittel. Jedoch ist Methylbromid sehr schädigend für die Ozonschicht. Deswegen schlossen 175 Länder 1987 einen internationalen Vertrag (The Montreal Protocol) ab, in dem sie sich dazu verpflichteten, den Einsatz von Methylbromid als Begasungsmittel bis 2015 zu begrenzen und alternative Begasungsmittel einzusetzen. Seit 2015 ist der Einsatz von Methylbromid weltweit stark eingeschränkt. Somit ist mit einem rückläufigen Trend der Bromidgehalte in den nächsten Jahren zu rechnen.
Matrix | Herkunftsland |
Gehalt in der Probe (mg/kg)
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---|---|---|
Löwenzahn | Italien |
12
|
Minze | Spanien |
15,7
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Pak-Choi | Deutschland |
10,7
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Petersilienblätter | unbekannt |
12,5
|
Rucola | Deutschland (2x) |
10,9 / 11,6
|
Italien |
44,6
|
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Spinat | Italien |
28,8
|
Spanien |
11,9
|
Nikotin
Immer wieder findet das CVUA Stuttgart Rückstände des in der EU nicht mehr zugelassenen Pestizidwirkstoffs Nikotin in Gemüse. Neben einer gezielten Anwendung von Nikotin als Pflanzenschutzmittel oder als Tabaksud als vermeintlich ökologisches Mittel können die Nikotingehalte auch aus natürlichen Gehalte der Pflanze selbst oder durch Kontamination mit Tabakstäuben oder Raucherhänden resultieren (siehe hierzu auch [1]). Insgesamt wurden im Berichtsjahr 8 auffällige Befunde über dem gesetzlich festgelegten Rückstandshöchstgehalt festgestellt.
Bildernachweis
CVUA Stuttgart, Pestizidlabor
Quellen
[1] CVUAS, Nikotin in Lebensmitteln – was hat Rauchen damit zu tun?
Anlagen
Anlage 2: Nachweishäufigkeit der wichtigsten Wirkstoffe* für Gemüse und aufgeschlüsselt nach Gemüseart in Prozent der untersuchten Proben (CVUAS 2020), im Vergleich 2019