Rückstände und Kontaminanten in Frischobst aus konventionellem Anbau 2020
Ein Bericht aus unserem Laboralltag
Kathi Hacker, Florian Hägele und Ellen Scherbaum
Zusammenfassung
Die Untersuchungen von frischem Obst aus konventionellem Anbau zeigen eine geringe Verschlechterung der Rückstandssituation im Vergleich zum Vorjahr. Besonders auffällig waren exotische Früchte – insbesondere Granatäpfel, Maracuja und Papaya. Bei zwei der untersuchten Proben waren die nachgewiesenen Pestizidgehalte gesundheitlich relevant. Unser Tipp generell: Waschen Sie Obst vor dem Verzehr mit warmem Wasser ab, ein Teil der Rückstände lässt sich so entfernen.
Übersicht
Im Jahr 2020 wurden am CVUA Stuttgart insgesamt 618 Proben Frischobst aus konventionellem Anbau auf Rückstände von über 750 verschiedenen Pestiziden, Pestizidmetaboliten sowie Kontaminanten untersucht. 602 dieser Proben (97 %) wiesen Rückstände von insgesamt 193 verschiedenen Pestizid-Wirkstoffen auf (im Jahr 2019: 190 Wirkstoffe, im Jahr 2018: 192 Wirkstoffe, im Jahr 2017: 190 Wirkstoffe, im Jahr 2016: 188 Wirkstoffe; im Jahr 2015: 179 Wirkstoffe; im Jahr 2014: 192 Wirkstoffe). Insgesamt wurden 4173 Rückstände gefunden (gemäß den gesetzlichen Definitionen, siehe auch Anlage 3 und 4).
Bei 33 Obstproben (5,3 %) wurden Überschreitungen der Höchstgehalte festgestellt (im Jahr 2019: 5,7 % (3,1 % ohne formale Chloratbeanstandungen), im Jahr 2018: 7 % (4,6 % ohne formale Chloratbeanstandungen), 2017: 7,0 %, im Jahr 2016: 6,9 %, im Jahr 2015: 5,2 %, im Jahr 2014: 11 %).
Im Vergleich zu den Vorjahren ergibt sich eine niedrigere Quote, wenn das polare Alt-Pestizid Chlorat mitberücksichtigt wird, eine etwas höhere Quote wenn Chlorat ausgeschlossen wird.
Bei der Neufestlegung von Rückstandshöchstgehalten für Chlorat im Jahr 2020 wurden in der Regel höhere, spezifische Rückstandshöchstgehalten festgesetzt, um dem Umstand Rechnung zu tragen, dass Chlorat als Kontaminant in die Lebensmittel gelangt. Im Berichtsjahr wurden lediglich 2 Proben (0,3 %; Nektarinen und Erdbeeren aus Spanien) wegen einer Überschreitung des neuen spezifischen Grenzwertes an Chlorat beanstandet, im Vorjahr 2019 waren es 22 Proben (2,7 %).
Betrachtet man die Herkunftsländer mit der höchsten Quote an Überschreitungen genauer (> 9 %), so zeigt sich, dass überwiegend Drittländer vertreten sind (siehe Tabelle 1).
Land |
Länderkategorie
|
Probenzahl
|
Proben > Höchstgehalt (%)
|
---|---|---|---|
Türkei |
Drittland
|
41
|
12 (29 %)
|
Vietnam |
Drittland
|
6
|
1 (17 %)
|
Brasilien |
Drittland
|
25
|
4 (16 %)
|
Griechenland |
EU-Land
|
7
|
1 (14 %)
|
China |
Drittland
|
8
|
1 (13 %)
|
Südafrika |
Drittland
|
41
|
4 (10 %)
|
Neuseeland |
Drittland
|
21
|
2 (10 %)
|
Infokasten
Rückstandshöchstgehalte
Rückstandshöchstgehalte sind keine toxikologischen Endpunkte oder toxikologische Grenzwerte. Sie werden aus Rückstandsversuchen abgeleitet, die unter realistischen Bedingungen durchgeführt werden. Danach erfolgt eine Gegenüberstellung der zu erwartenden Rückstände mit den toxikologischen Grenzwerten, um die gesundheitliche Unbedenklichkeit bei lebenslanger und ggf. einmaliger Aufnahme sicherzustellen. Rückstandshöchstgehalte regeln den Handel und dürfen nicht überschritten werden. Ein Lebensmittel mit Rückständen über dem Rückstandshöchstgehalt ist nicht verkehrsfähig, darf also nicht verkauft werden. Nicht jede Überschreitung von Rückstandshöchstgehalten geht jedoch mit einem gesundheitlichen Risiko einher. Hier ist eine differenzierte Betrachtung erforderlich.
BVL-Broschüre, Pflanzenschutzmittel – sorgfältig geprüft, verantwortungsvoll zugelassen, November 2009
Ergebnisse im Detail
Alle Proben wurden routinemäßig mit der QuEChERS-Multi-Methode und mit der QuPPe-Methode (für sehr polare Stoffe; siehe auch http://quppe.eu) auf über 750 Stoffe untersucht. Tabelle 2 gibt einen Überblick über die untersuchten Obstproben aufgeschlüsselt nach dem Herkunftsgebiet.
Frischobst |
Proben
Inland |
Proben
anderer EU-Länder |
Proben
Drittländer |
Proben unbekannter Herkunft
|
Proben
Gesamt |
---|---|---|---|---|---|
Anzahl Proben |
180
|
160
|
265
|
13
|
618
|
davon mit Rückständen |
177 (98 %)
|
155 (97 %)
|
258 (97 %)
|
12 (92 %)
|
602 (97 %)
|
Proben über Höchstmenge |
2 (1 %)
|
7 4 %)
|
23 (9 %)
|
1 (8 %)
|
33 (5 %)
|
mittlerer Pestizidgehalt (mg/kg) |
4,8
|
2,9
|
2,8
|
1,7
|
3,4
|
mittlerer Pestizidgehalt ohne Fosetyl (Summe), Bromid und Oberflächenbehandlungsmittel (mg/kg)* |
0,40
|
0,56
|
0,40
|
0,20
|
0,44
|
Stoffe pro Probe |
7,2
|
6,0
|
5,7
|
6,5
|
6,2
|
Die Proben stammten aus 37 verschiedenen Herkunftsländern, wobei die Mehrzahl aus Deutschland (180), Spanien (96), Italien (43), Südafrika (41), Türkei (41), Chile (27), Brasilien (25), Neuseeland (21) und Peru (21) kamen.
Im Jahr 2020 wiesen 602 (97 %) der Obstproben Rückstände auf. Es wurden 193 verschiedene Pestizidwirkstoffe gemäß der Rückstandsdefinition (siehe Anlage 4) nachgewiesen.
Im Schnitt wurden 6,2 verschiedene Wirkstoffe pro Obstprobe nachgewiesen. Der mittlere Pestizidgehalt lag bei den untersuchten Proben bei 0,44 mg/kg (ohne Fosetyl (Summe), ohne Bromid sowie ohne die Oberflächenbehandlungsmittel, die hauptsächlich auf der Schale von Zitrusfrüchten, z. T. auch bei Kernobst und exotischen Früchten in größeren Mengen vorkommen).
Zwei der 2020 untersuchten Obstproben aus konventionellem Anbau wiesen Gehalte auf, die bei der Anwendung des EFSA PRIMo-Modells der EU eine Ausschöpfung der ARfD über 100 % ergab:
- Birnen aus China mit Chlorpyrifos-Rückständen
- Orangen aus Uruguay mit Imazalil-Rückständen
Die Birnenprobe mit Chlorpyrifos-Rückständen wurde als für den Verzehr durch den Menschen ungeeignet und damit nicht sicher (i. S. von Artikel 14 Abs. 2 b VO (EG) Nr. 178/2002) beurteilt.
Bei Orangenproben ist die Bewertung der akuten Gesundheitsgefährdung durch den Verzehr der Früchte nicht so einfach, da die Proben zur Überprüfung der gesetzlich festgelegten Rückstandshöchstgehalte mit der Schale untersucht werden müssen. Somit ist eine belastbare Risikoabschätzung für den essbaren Anteil schwierig.
Infokasten
Akute Referenzdosis (Acute Reference Dose, ARfD)
Zur Bewertung von Pflanzenschutzmittelwirkstoffen, die eine hohe akute Toxizität aufweisen und schon bei einmaliger oder kurzzeitiger Aufnahme gesundheitsschädliche Wirkungen auslösen können, eignet sich der ADI-Wert (acceptable daily intake) nur eingeschränkt. Da er aus längerfristigen Studien abgeleitet wird, charakterisiert er eine akute Gefährdung durch Rückstände in der Nahrung möglicherweise unzureichend. Deshalb wurde neben dem ADI-Wert ein weiterer Expositionsgrenzwert eingeführt, die sogenannte akute Referenzdosis (acute reference dose, ARfD). Die Weltgesundheitsorganisation hat die ARfD als diejenige Substanzmenge definiert, die über die Nahrung innerhalb eines Tages oder mit einer Mahlzeit aufgenommen werden kann, ohne dass daraus ein erkennbares Gesundheitsrisiko für den Verbraucher resultiert. Anders als der ADI- wird der ARfD-Wert nicht für jedes Pflanzenschutzmittel festgelegt, sondern nur für solche Wirkstoffe, die in ausreichender Menge geeignet sind, schon bei einmaliger Exposition die Gesundheit zu schädigen.
EFSA calculation model Pesticide Residue Intake Model “PRIMo”– revision 3.1
Tabelle 3 zeigt die Untersuchungsergebnisse in der Übersicht für die verschiedenen Obstgruppen.
Matrix |
Anzahl Proben
|
Proben mit Rückständen
|
Proben mit Mehrfachrückständen
|
Proben > Höchstgehalt
|
Anzahl Befunde > Höchstgehalt
|
Stoffe über dem Höchstgehalt*
|
---|---|---|---|---|---|---|
Beerenobst |
153
|
149 (97 %)
|
145 (95 %)
|
5 (3 %)
|
5
|
Chlorat; Bromuconazol; Folpet; Nikotin; Iprodion
|
Exotische Früchte |
145
|
136 (94 %)
|
116 (80 %)
|
16 (11 %)
|
19
|
Fosetyl, Summe (4x); Acetamiprid (3x); Deltamethrin (2x); Thiabendazol (2x); Denatoniumbenzoat (2x); Chlorfenapyr; Fenbuconazol; Fludioxonil; Captan; Etofenprox; Sulfoxaflor
|
Kernobst |
90
|
90 (100 %)
|
89 (99 %)
|
3 (3 %)
|
3
|
Chlorpyrifos; Diflubenzuron; Ametoctradin
|
Steinobst |
127
|
124 (98 %)
|
120 (94 %)
|
3 (2 %)
|
3
|
Chlorat; Carbendazim, Summe; Tebufenozid
|
Zitrusfrüchte |
103
|
103 (100 %)
|
98 (95 %)
|
6 (6 %)
|
7
|
Imazalil; Diflubenzuron; Prochloraz, Summe; Buprofezin; Glufosinat, Summe; Nikotin; Fenbutatin-oxid
|
SUMME |
618
|
602 (97 %)
|
568 (92 %)
|
33 (5 %)
|
|
|
Exotische Früchte und Zitrusfrüchte wiesen prozentual am häufigsten Überschreitungen der Höchstgehalte auf. Anlage 1 listet die Höchstmengenüberschreitungen in konventionell erzeugtem Frischobst auf. Besonders auffällig waren hier Proben aus der Türkei mit 9 von 41 Proben über den Höchstgehalten (22 %), davon 6 Granatäpfel. Die Anlagen 2 und 3 zeigen die Häufigkeitsverteilung der nachgewiesenen Wirkstoffe.
Darstellung der Ergebnisse für die einzelnen Obstarten
Beerenobst enthielt durchschnittlich 6,9 verschiedene Wirkstoffe pro Probe und wies im Schnitt 0,55 mg Pestizide pro kg (mittlerer Pestizidgehalt ohne Fosetyl Summe, Oberflächenbehandlungsmittel und Bromid) auf. Zum Vergleich, 2019 enthielt Beerenobst im Mittel 6,1 verschiedene Wirkstoffe und wies im durchschnittlich 0,56 mg Pestizide pro kg auf. Die empfindlichen Früchte sind anfällig für Pilzerkrankungen, vor allem bei feuchter Witterung, so dass je nach Wetterlage vermehrt Fungizide zum Einsatz kommen.
Insgesamt wurden 45 Erdbeerproben untersucht, davon waren 40 einheimisch und 4 stammten aus Spanien. In allen Erdbeeren konnten Rückstände nachgewiesen werden, aber keine der einheimischen Erdbeerenproben wurde beanstandet. Bei einer Erdbeerprobe aus Spanien wurde eine Höchstmengenüberschreitung von Chlorat festgestellt. Wie im Vorjahr, wurden die Wirkstoffe Fludioxonil, Cyprodinil, Fosetyl (Summe), Trifloxystrobin und Fluopyram, alles Fungizide, am häufigsten in Erdbeeren nachgewiesen. In einer einheimischen Erdbeerprobe wurden 14 verschiedene Wirkstoffe gefunden.
Auch Tafeltrauben wiesen häufig zahlreiche Wirkstoffe auf, bei einer Probe waren es 26 verschiedene Stoffe. Auch hier wurden Fungizide am häufigsten nachgewiesen (Fosetyl (Summe), Dimethomorph, Boscalid und Penconazol), gefolgt von dem Insektizid Spirotetramat. Trotz den vielen nachgewiesenen Rückstanden, wies nur eine Tafeltraubenprobe aus der Türkei eine Höchstgehaltsüberschreitung des Wirkstoffes Bromuconazol auf.
Matrix |
Anzahl Proben
|
Proben mit Rückständen
|
Proben mit Mehrfach-rückständen
|
Proben > Höchstgehalt
|
Stoffe über dem Höchstgehalt |
---|---|---|---|---|---|
Brombeere |
8
|
8 (100 %)
|
8 (100 %)
|
-
|
|
Erdbeere |
45
|
45 (100 %)
|
45 (100 %)
|
1 (2 %)
|
Chlorat |
Heidelbeere |
22
|
19 (86 %)
|
17 (77 %)
|
1 (5 %)
|
Iprodion |
Himbeere |
13
|
12 (92 %)
|
10 (77 %)
|
1 (8 %)
|
Nikotin |
Johannisbeere |
21
|
21 (100 %)
|
21 (100 %)
|
1 (5 %)
|
Folpet |
Moosbeere |
1
|
1*
|
1
|
-
|
|
Stachelbeere |
4
|
4*
|
4
|
-
|
|
Tafelweintraube |
39
|
39 (100 %)
|
39 (100 %)
|
1 (3 %)
|
Bromuconazol |
Summe Beerenobst |
153
|
149 (97 %)
|
145 (95 %)
|
5 (3 %)
|
Kernobst enthielt im Schnitt 8,1 verschiedene Wirkstoffe pro Probe und wies durchschnittlich 0,32 mg Pestizide pro kg auf (mittlerer Pestizidgehalt ohne Fosetyl Summe, Oberflächenbehandlungsmittel und Bromid).
Matrix |
Anzahl Proben
|
Proben mit Rückständen
|
Proben mit Mehrfach-rückständen
|
Proben > Höchstgehalt
|
Stoffe über dem Höchstgehalt |
---|---|---|---|---|---|
Apfel |
56
|
56 (100 %)
|
56 (100 %)
|
-
|
|
Birne |
29
|
29 (100 %)
|
28 (97 %)
|
2 (7 %)
|
Chlorpyrifos; Diflubenzuron |
Mispel |
3
|
3*
|
3
|
1
|
Ametoctradin |
Quitte |
2
|
2*
|
2
|
-
|
|
Summe Kernobst |
90
|
90 (100 %)
|
89 (99 %)
|
3 (3 %)
|
Konventionell erzeugte Äpfel und Birnen weisen sehr häufig Pflanzenschutzmittelrückstände auf. Insgesamt wurden 56 Apfelproben untersucht, davon waren 40 einheimisch. Desweiteren wurden 29 Birnenproben unter die Lupe genommen, davon 10 aus Deutschland. Alle Apfel- und Birnenproben enthielten Rückstände.
Steinobst enthielt im Schnitt 6,6 verschiedene Wirkstoffe pro Probe und wies durchschnittlich 0,49 mg Pestizide pro kg (mittlerer Pestizidgehalt ohne Fosetyl Summe, Oberflächenbehandlungsmittel und Bromid) auf. Die Proben stammten überwiegend aus Deutschland (38 Proben), Spanien, Italien, Chile und der Türkei.
Matrix |
Anzahl Proben
|
Proben mit Rückständen
|
Proben mit Mehrfach-rückständen
|
Proben > Höchstgehalt
|
Stoffe über dem Höchstgehalt |
---|---|---|---|---|---|
Aprikose |
10
|
10 (100 %)
|
9 (90 %)
|
-
|
|
Avocado |
19
|
18 (95 %)
|
15 (79 %)
|
1 (5 %)
|
Carbendazim, Summe |
Mirabelle |
2
|
2*
|
2
|
-
|
|
Nektarine |
16
|
16 (100 %)
|
16 (100 %)
|
1 (6 %)
|
Chlorat |
Pfirsich |
14
|
13 (93 %)
|
13 (93 %)
|
-
|
|
Pflaume |
46
|
45 (98 %)
|
45 (98 %)
|
-
|
|
Süßkirsche |
20
|
20 (100 %)
|
20 (100 %)
|
1 (5 %)
|
Tebufenozid |
Summe Steinobst |
127
|
124 (98 %)
|
120 (94 %)
|
3 (2 %)
|
Zitrusfrüchte enthielten im Mittel 6,9 verschiedene Wirkstoffe und wiesen im Mittel 0,67 mg Pestizide pro kg (mittlerer Pestizidgehalt ohne Fosetyl Summe, Oberflächenbehandlungsmittel und Bromid) auf. Wenn die Oberflächenbehandlungsmittel Thiabendazol, Imazalil, Prochloraz und o-Phenylphenol, die z. T. auf der Schale von Zitrusfrüchten in größeren Mengen eingesetzt werden, in die Berechnung einfließen, ergibt sich ein Mittel von 4,1 mg Pestizide pro kg. Orangen, Clementinen, Satsumas, Mandarinen und Zitronen kamen überwiegend aus Spanien. Limetten waren aus Brasilien, Mexiko oder Vietnam. Hier waren auch Überschreitungen der Höchstgehalte zu verzeichnen z. T. für Stoffe, die in der EU nicht mehr eingesetzt werden. Wie im Vorjahr, wurde eine Überschreitung für Fenbutatin-oxid, eine Organozinnverbindung, die in den letzten Jahren so gut wie nicht mehr in Zitrusfrüchten vorkam, festgestellt.
Matrix |
Anzahl Proben
|
Proben mit Rückständen
|
Proben mit Mehrfach-rückständen
|
Proben > Höchstgehalt
|
Stoffe über dem Höchstgehalt** |
---|---|---|---|---|---|
Clementine |
11
|
11 (100 %)
|
11 (100 %)
|
-
|
|
Grapefruit |
10
|
10 (100 %)
|
9 (90 %)
|
-
|
|
Kumquat |
1
|
1*
|
0
|
-
|
|
Limette |
15
|
15 (100 %)
|
14 (93 %)
|
1 (7 %)
|
Diflubenzuron |
Mandarine |
12
|
12 (100 %)
|
12 (100 %)
|
2 (17 %)
|
Glufosinat, Summe; Nikotin |
Orange |
26
|
26 (100 %)
|
25 (96 %)
|
3 (12 %)
|
Buprofezin; Fenbutatin-oxid; Imazalil; Prochloraz, Summe |
Pomelo |
2
|
2*
|
2
|
-
|
|
Satsumas |
2
|
2*
|
2
|
-
|
|
Zitrone |
24
|
24 (100 %)
|
23 (96 %)
|
-
|
|
Summe Zitrusfrüchte |
103
|
103 (100 %)
|
98 (95 %)
|
6 (4 %)
|
Exotische Früchte enthielten durschschnittlich 3,6 verschiedene Wirkstoffe pro Probe und wiesen im Mittel 0,18 mg Pestizide pro kg (mittlerer Pestizidgehalt ohne Fosetyl Summe, Oberflächenbehandlungsmittel und Bromid) auf. Damit enthalten exotische Früchte im Vergleich zu anderen Obstarten die wenigsten Rückstände, allerdings haben sie die größte Quote an Höchstgehaltsüberschreitungen. Exotische Früchte kommen häufig aus sog. Drittländern, in denen andere klimatische Bedingungen herrschen und auch andere Pestizide zugelassen sind.
Die Situation bei den Granatäpfeln hat sich leider nicht nachhaltig verbessert: in 2020 wurden in 24 % der Proben (überwiegend aus der Türkei) Höchstgehaltsüberschreitungen festgestellt. Während in 2017 36 % der Granatäpfel aufgrund von Überschreitungen beanstandet wurden, waren es 2018 und 2019 mit 13 % bzw. 10 % kurzfristig weniger.
Matrix |
Anzahl Proben
|
Proben mit Rückständen
|
Proben mit Mehrfach-rückständen
|
Proben > Höchstgehalt
|
Stoffe über dem Höchstgehalt** |
---|---|---|---|---|---|
Ananas |
9
|
9 (100 %)
|
9 (100 %)
|
-
|
|
Banane |
13
|
13 (100 %)
|
13 (100 %)
|
-
|
|
Feige |
7
|
3 (43 %)
|
1 (14 %)
|
-
|
|
Granatapfel |
25
|
25 (100 %)
|
25 (100 %)
|
6 (24 %)
|
Acetamiprid (3x); Captan; Deltamethrin; Fosetyl, Summe; Sulfoxaflor; Thiabendazol |
Kakifrucht |
13
|
12 (92 %)
|
10 (77 %)
|
-
|
|
Kaktusfeige |
2
|
1*
|
1
|
1
|
Deltamethrin |
Kapstachelbeere |
1
|
1*
|
1
|
-
|
|
Kiwi |
27
|
26 (96 %)
|
17 (63 %)
|
2 (7 %)
|
Denatoniumbenzoat (2x) |
Litchi |
3
|
2*
|
2
|
1
|
Fludioxonil |
Mango |
21
|
21 (100 %)
|
18 (86 %)
|
2 (10 %)
|
Etofenprox; Thiabendazol |
Maracuja |
8
|
8 (100 %)
|
6 (75 %)
|
2 (25 %)
|
Chlorfenapyr; Fenbuconazol; Fosetyl, Summe |
Nashi Birne |
5
|
5 (100 %)
|
5 (100 %)
|
-
|
|
Papaya |
8
|
8 (100 %)
|
7 (88 %)
|
2 (25 %)
|
Fosetyl, Summe (2x) |
Pitahaya |
1
|
1*
|
1
|
-
|
|
Rhabarber |
2
|
1*
|
0
|
-
|
|
Summe Exotische Früchte |
145
|
136 (94 %)
|
116 (80 %)
|
16 (12 %)
|
Mehrfachrückstände
Rückstände mehrerer Pestizide waren auch im Jahr 2020 bei Obst sehr häufig nachweisbar: 568 Obstproben (92 %) wiesen zwei oder mehr Rückstände auf (im Jahr 2019: 90 %, im Jahr 2018: 89 %, im Jahr 2017: 91 %, im Jahr 2016: 90 %, im Jahr 2015: 89 %). Abbildung 1 zeigt Mehrfachrückstände in den verschiedenen Obstarten aus dem Jahr 2020. Der Spitzenreiter dieses Jahr waren zwei Tafeltraubenproben aus der Türkei mit 25 bzw. 26 unterschiedlichen Wirkstoffen, gefolgt von Birnen aus Italien mit 21 Wirkstoffen sowie Nektarinen aus Chile und Mandarinen aus Peru mit jeweils 20 Wirkstoffen.
Die Rückstandsbefunde sind sehr stark von den untersuchten Proben und deren Herkunft abhängig. Da jedes Jahr andere Schwerpunkte gesetzt werden oder risikoorientiert bestimmte aktuelle Fragestellungen bearbeitet werden, sind die Ergebnisse eines Jahres als nicht repräsentativ anzusehen.
Abbildung 1: Mehrfachrückstände in verschiedenen Obstarten (CVUAS 2020)
Beim Vergleich der Anzahl an verwendeten Pestizidwirkstoffen muss berücksichtigt werden, dass die einzelnen Kulturen in den verschiedenen klimatischen Zonen einem unterschiedlich starken Schädlingsdruck ausgesetzt sind. Entsprechend individuell und unterschiedlich sind somit auch die erforderlichen Pflanzenschutzmaßnahmen.
Einzelne Stoffe mit Besonderheiten
1. Phosphonsäure
Rückstände an Phosphonsäure können als Folge der Anwendung der fungiziden Pflanzenschutzmittelwirkstoffe Fosetyl und Salze der Phosphonsäure (in Deutschland im Obst- und Gemüsebau, z. B. bei Trauben, Brombeeren und Erdbeeren zugelassen) sowie aus früheren Anwendungen von Pflanzenstärkungsmitteln (sog. Blattdünger) auftreten.
Als gesetzliche Höchstmenge ist die Summe aus Fosetyl und Phosphonsäure sowie deren Salzen festgesetzt. Bei Frischobst aus konventionellem Anbau wurde Phosphonsäure in 284 Proben, das entspricht 46 % aller untersuchten Obstproben, mit Gehalten bis 102 mg/kg berechnet als Fosetyl, Summe (in Brombeeren) nachgewiesen. Der Wirkstoff Fosetyl per se wurde in nur vier Probe nachgewiesen (2x Tafeltrauben, 1x Erdbeeren, 1x Zitronen) (siehe Tabelle 9). Vier Proben wurden wegen einer Überschreitung der Höchstmenge an Fosetyl (Summe) beanstandet (siehe Anlage 1).
Aufgrund der durchschnittlich vergleichsweise hohen Rückstände an Phosphonsäure bzw. Fosetyl (Summe) wird der mittlere Pestizidge-halt pro Probe stark beeinflusst. In Tabelle 2 wird der mittlere Pestizidgehalt pro Probe deshalb auch ohne Fosetyl (Summe) angegeben.
Infokasten
Phosphonsäure und Fosetyl
Sowohl Fosetyl als auch Phosphonsäure sind in der EU zugelassene fungizide Wirkstoffe, die unabhängig vom Eintragsweg unter den Anwendungsbereich der VO (EG) Nr. 396/2005 fallen. Neben der Anwendung als Fungizid ist ferner ein Eintrag durch Düngemittel (sog. Blattdünger), die Phosphonate (Salze der Phosphonsäure) enthalten, denkbar. Diese Anwendung ist jedoch durch die Einstufung der Phosphonate als Fungizide seit dem Erntejahr 2014 nicht mehr möglich. Allerdings gibt es Hinweise darauf, dass die Pflanzen Phosphonsäure speichern und erst im Laufe der Zeit abgeben, so dass auch Jahre später noch Befunde auf eine früher zulässige Blattdünung zurückgehen können.
Matrixgruppe | Parametername |
Anzahl positiver Befunde
|
Bereich (mg/kg)
|
---|---|---|---|
Beerenobst | Fosetyl |
3
|
0,011 – 0,10
|
Fosetyl, Summe berechnet |
81
|
0,079 – 102
|
|
bestimmt als Phosphonsäure |
|
0,059 – 76
|
|
Exotische Früchte | Fosetyl, Summe berechnet |
45
|
0,082 – 36
|
bestimmt als Phosphonsäure |
|
0,061 – 27
|
|
Kernobst | Fosetyl, Summe berechnet |
58
|
0,067 – 46
|
bestimmt als Phosphonsäure |
|
0,050 – 34
|
|
Steinobst | Fosetyl, Summe berechnet |
30
|
0,16 – 63
|
bestimmt als Phosphonsäure |
|
0,12 – 47
|
|
Zitrusfrüchte | Fosetyl |
1
|
1,1
|
Fosetyl, Summe berechnet |
70
|
0,071 – 19
|
|
bestimmt als Phosphonsäure |
|
0,053 – 14
|
2. Chlorpyrifos und Chlorpyrifos-Methyl
Das Insektizid und Akarizid Chlorpyrifos wird/wurde gegen saugende und beißende Insekten in der Landwirtschaft, zur Bekämpfung von Lagerschädlingen, in der Tierhaltung gegen Ektoparasiten und im Haushalt eingesetzt. Chlorpyrifos gehört zu der großen Gruppe der Phosphorsäureester, deren insektizide Wirkung auf einer Hemmung der Cholinesterase beruht. Ihr Siegeszug begann nach dem zweiten Weltkrieg. Im Unterschied zu den Organochlorverbindungen, die in der Umwelt persistent sind, bauen sich Organophosphate rasch ab. Ihre akute Toxizität ist zwar hoch, E605 (Parathion) erlangte zeitweise eine zweifelhafte Bekanntheit bei Selbstmorden (die Hemmung der Cholinesterase führt insbesondere zu Krämpfen des Magen-Darm-Traktes und kann den Tod durch Atemlähmung zur Folge haben), die chronische Toxizität wurde jedoch als eher gering eingeschätzt.
2014 hat die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) eine toxikologische Neubewertung von Chlorpyrifos vorgenommen und die duldbare tägliche Aufnahmemenge (acceptable daily intake, ADI, chronische Toxizität) sowie die akute Referenzdosis (ARfD, akute Toxizität) nach unten korrigiert (siehe Infokasten) [1]. In der Folge wurden 2016 und 2018 auch einige Rückstandshöchstgehalte abgesenkt. Die Zulassung in der EU endete zum 16.02.2020. Die Übergangsfrist zum Aufbrauch vorhandener Mittel endete zum 18.04.2020. Ab 13.11.2020 wurden die Höchstgehalte für Obst auf 0,01 mg/kg abgesenkt.
In 2020 wurde in einer Probe Birnen aus China eine Chlopyrifos-Höchstgehaltsüberschreitung festgestellt. Insgesamt wurde in 10 Proben Chlorpyrifos-Rückstande über 0,01 mg/kg nachgewiesen, wobei die Proben alle vor November entnommen wurden. Im Vergleich, 2019 wurden 14 Befunde von Chlorpyrifos-Rückstände über 0,01 mg/kg in Obst verzeichnet (siehe Tabelle 10).
Jahr | Obstsorte | Herkunftsland |
Chlorpyrifos (mg/kg)
|
---|---|---|---|
2020
|
Banane | Costa Rica |
0,16
|
Banane | Costa Rica |
0,032
|
|
Banane | Ecuador |
0,02
|
|
Banane | Panama |
0,014
|
|
Birne | China |
0,075
|
|
Limette | Brasilien |
0,023
|
|
Limette | Brasilien |
0,015
|
|
Orange | Marokko |
0,041
|
|
Orange | Ägypten |
0,059
|
|
Pomelo | China |
0,02
|
|
2019 | Banane | Costa Rica |
0,021
|
Banane | Ecuador |
0,047
|
|
Clementine | Italien |
0,013
|
|
Granatapfel | Türkei |
0,026
|
|
Granatapfel | Türkei |
0,015
|
|
Grapefruit | Türkei |
0,28
|
|
Grapefruit | Türkei |
0,02
|
|
Orange | Italien |
0,026
|
|
Orange | Italien |
0,088
|
|
Orange | Marokko |
0,046
|
|
Orange | Südafrika |
0,019
|
|
Orange | Italien |
0,094
|
|
Pomelo | China |
0,039
|
|
Quitte | Türkei |
0,076
|
Zusammen mit Chlorpyrifos wurde auch die Zulassung von Chlorpyrifos-methyl, einer strukturverwandten Verbindung, nicht mehr verlängert. Auch hier wurde der Höchstgehalt ab 13.11.2020 auf 0,01 mg/kg abgesenkt. 2020 gab es weniger Befunde über 0,01 mg/kg als noch in 2019 (Tabelle 11). Keine der Proben wurde beanstandet, da diese alle vor November entnommen wurden.
Jahr | Obstsorte | Herkunftsland |
Chlorpyrifos-methyl (mg/kg)
|
---|---|---|---|
2020 | Orange | Spanien |
0,035
|
Orange | Türkei |
0,19
|
|
Orange | Spanien |
0,018
|
|
Pfirsich | Italien |
0,024
|
|
2019 | Apfel | Italien |
0,04
|
Grapefruit | Türkei |
0,22
|
|
Mandarine | Spanien |
0,072
|
|
Mandarine | Spanien |
0,026
|
|
Mandarine | Spanien |
0,017
|
|
Mandarine | Türkei |
0,018
|
|
Orange | Spanien |
0,055
|
|
Orange | Spanien |
0,016
|
|
Orange | Spanien |
0,068
|
|
Orange | Spanien |
0,011
|
|
Orange | Spanien |
0,066
|
|
Orange | Spanien |
0,032
|
|
Orange | Spanien |
0,035
|
|
Orange | Spanien |
0,093
|
|
Orange | Spanien |
0,059
|
|
Orange | Spanien |
0,089
|
|
Orange | Spanien |
0,037
|
|
Pfirsich | Italien |
0,012
|
|
Satsumas | Spanien |
0,02
|
|
Tafelweintraube rot | Italien |
0,018
|
|
Zitrone | Spanien |
0,066
|
Wie schneidet TK-Obst ab?
Zusätzlich zu den 618 Frischobstproben wurden in 2020 auch insgesamt 47 Proben tiefgekühlte Obsterzeugnisse aus konventionellem Anbau auf Rückstände von über 750 verschiedenen Pestiziden, Pestizidmetaboliten sowie Kontaminanten untersucht. Bei 27 Proben war die Herkunft unbekannt, 14 Proben stammten aus Serbien. Alle Proben wiesen Mehrfachrückstände von Pestizid-Wirkstoffen auf. Bei 9 Proben (19 %) wurden Höchstgehaltsüberschreitungen festgestellt: 4 Proben unbekannter Herkunft, 4 Proben aus Serbien und eine Probe aus den Niederlanden. Damit liegt die Beanstandungsquote deutlich höher als bei frischer Ware. TK-Obst ist eben nicht einfach nur tiefgekühlte Frischware, da die Erzeugnisse aus ganz anderen Herkunftsländern stammen und damit auch andere Pestizidwirkstoffe enthalten. Tabelle 12 zeigt die Untersuchungsergebnisse in der Übersicht für die verschiedenen TK-Obstgruppen.
Matrix |
Anzah Probenl
|
Proben mit Rückständen
|
Proben mit Mehrfach-rückständen
|
Proben > Höchstgehalt
|
Anzahl Befunde > Höchstgehalt
|
Stoffe über dem Höchstgehalt** |
---|---|---|---|---|---|---|
Brombeere tiefgefroren |
11
|
11 (100 %)
|
11 (100 %)
|
4 (36 %)
|
4
|
Dithiocarbamate (3x); Iprodion |
Erdbeere tiefgefroren |
5
|
5 (100 %)
|
5 (100 %)
|
1 (20 %)
|
3
|
Procymidon; Isoprocarb; Chlormequatchlorid |
Heidelbeere tiefgefroren |
5
|
5 (100 %)
|
5 (100 %)
|
1 (20 %)
|
1
|
Iprodion |
Himbeere tiefgefroren |
21
|
21 (100 %)
|
21 (100 %)
|
3 (14 %)
|
4
|
Iprodion (2x); Acequinocyl; DEET |
Johannisbeere tiefgefroren |
1
|
1*
|
1
|
-
|
-
|
|
Ananas tiefgefroren |
1
|
1*
|
1
|
-
|
-
|
|
Sauerkirsche tiefgefroren |
3
|
3*
|
3
|
-
|
-
|
|
SUMME |
47
|
47 (100 %)
|
47 (100 %)
|
9 (19 %)
|
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Bildernachweis
CVUA Stuttgart, Pestizidlabor
Quellen
[1] CVUAS, Das „AUS“ beschlossen: in der EU ist das Insektizid Chlorpyrifos nicht mehr zugelassen
Anlagen
Anlage 2: Nachweishäufigkeit der wichtigsten Wirkstoffe* für Frischobst, sowie aufgeschlüsselt nach Obstart, in Prozent der untersuchten Proben (CVUAS 2020), im Vergleich 2019