Exotische Früchte – gar nicht so exotisch und besser als gedacht

Ein Bericht aus unserem Laboralltag

Ellen Scherbaum, Hanna Marks

 

Noch vor wenigen Jahrzehnten waren sie wirklich exotisch, die exotischen Früchte, die aus den Tropen und Subtropen kommen. Hat sich doch der Speiseplan damals an dem orientiert, was gerade hierzulande wächst und Saison hat. Und so waren Kernobst mit Apfel und Birne, Beerenobst wie Erdbeere und Johannisbeere, Steinobst mit Kirschen und Mirabellen und – schon etwas Besonderes – im Winter Zitrusfrüchte aus dem Mittelmeerraum die Obstsorten, die üblicherweise verzehrt wurden.

Doch in der Zwischenzeit ist die Welt kleiner geworden und Waren aus allen Herren Länder gelangen zu uns, Erdbeeren gibt es jetzt das ganze Jahr und so sind auch exotische Früchte verfügbar und üblich geworden. Dass sie ursprünglich von weit her kamen und etwas ganz Besonderes waren, ist fast vergessen worden.

In der Europäischen Union sind bestimmte Pflanzenschutzmittel für bestimmte Anwendungen zugelassen. Kommen die Waren jedoch aus sogenannten Drittländern, können durchaus auch andere Stoffe vorkommen. Ein Grund für uns, die wichtigsten exotischen Früchte einmal genauer anzuschauen.

 

Schiff oder Flugzeug – auch für Früchte die Frage

Noch immer kommen viele exotischen Früchte von weit her. Um den Preis möglichst niedrig zu halten, erfolgt der Transport häufig in gekühlten Schiffscontainern. Damit die Ware während der oft langen Reise nicht verdirbt, werden die Früchte unreif geerntet und während der Fahrt in einer kontrollierten Atmosphäre aufbewahrt (CA-Lagerung). Ist die Ware hier angekommen, wird sie in Reifeanlagen zur Essreife gebracht, die grüne Banane wird goldgelb, die tiefgrüne Mango wird gelbrot und weich. Dazu wird wieder eine geeignete Atmosphäre geschaffen, die die Reifung diesmal beschleunigt (siehe auch Infokasten).

Die Lagerung unter kontrollierter Atmosphäre wird übrigens auch bei Äpfeln, Birnen und Kiwis angewendet, um nur einige zu nennen, denn nur so ist es möglich, dass die Früchte das ganze Jahr zur Verfügung stehen.

Exotische Früchte, die am Baum oder Strauch ausgereift sind, können nur als Flugware zu uns gelangen und das hat seinen Preis: so kostet eine Flugmango doch schon mal 5 Euro und mehr.

 

Infokasten

CA-Lagerung

Die Lagerfähigkeit von Früchten ist abhängig von den Faktoren Temperatur, Zeit, Sauerstoff-, Stickstoff- und Kohlendioxidgehalt in der umgebenden Atmosphäre, dem Ethylengehalt in der Atmosphäre und der Feuchtigkeit.

Bei der CA-Lagerung, die sich ab 1950 zunächst für die Lagerung von Äpfeln durchgesetzt hat, werden Früchte bei niedriger Temperatur, hoher Feuchtigkeit, niedrigem Sauerstoffgehalt und erhöhtem Kohlendioxidgehalt gelagert. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, das natürliche „Reifungsgas“ Ethylen zu entfernen oder den Ethylenrezeptor zu blockieren [1].

 

Reifeanlagen

Für Bananen gibt es sie schon lange – die Reifekammer. Nach einem Transport im „Schlafzustand“ kommen die Bananen grün, hart und stärkereich hier an. In computergesteuerten Reifekammern werden sie durch Temperaturführung und Zugabe des Reifungsgases Ethylen innerhalb von 5 bis 7 Tagen nachgereift. Die Stärke wandelt sich in Zucker um und die Schalenfarbe wechselt nach gelb. Auch für andere Früchte setzen sich die Reifeanlagen immer mehr durch.

 

Rückstände an Pflanzenschutzmitteln

In den Jahren 2015 bis Juli 2019 wurden insgesamt 736 Proben an exotischen Früchten aus konventioneller Erzeugung untersucht. 636 der Proben (86 %) enthielten Rückstände an einem oder mehreren Pestizidwirkstoffen. 54 Proben (7,3 %) wiesen Gehalte an einem oder mehreren Stoffen oberhalb der gesetzlich erlaubten Höchstgehalte auf. Zusätzliche 20 Proben enthielten Chlorat über dem zulässigen Höchstgehalt. Bei Chlorat handelt es sich um einen Stoff, der früher als Herbizid eingesetzt wurde, heute aber eher aus der Desinfektion von Wasser herrührt (siehe Infokasten).

Einen Überblick über die Rückstandssituation in exotischen Früchten aus konventioneller Produktion gibt Tabelle 1.

 

Tabelle 1: Rückstandsituation in exotischen Früchten 2015 bis Juli 2019 (CVUA S)
Jahr
Probenzahl
mit Rückständen
Anzahl Stoffe pro Probe
Proben mit Mehrfachrückständen
Mittlerer Gehalt
(mg/kg)
Mittlerer Gehalt ohne Fosetyl
(mg/kg)
2015
166
135 (81 %)
2,9
107 (64 %)
1,1
0,34
2016
175
150 (85 %)
3,1
113 (65 %)
1,5
0,45
2017
154
132 (85 %)
3,3
108 (70 %)
1,4
0,38
2018
157
140 (89 %)
3,3
113 (72 %)
1,5
0,42
2019
84
79 (94 %)
3,2
64 (76 %)
1,9
0,48

 

Infokasten

Rückstandshöchstgehalte

Rückstandshöchstgehalte sind keine toxikologischen Endpunkte oder toxikologische Grenzwerte. Sie werden aus Rückstandsversuchen abgeleitet, die unter realistischen Bedingungen durchgeführt werden. Danach erfolgt eine Gegenüberstellung der zu erwartenden Rückstände mit den toxikologischen Grenzwerten, um die gesundheitliche Unbedenklichkeit bei lebenslanger und ggf. einmaliger Aufnahme sicherzustellen.

Rückstandshöchstgehalte regeln den Handel und dürfen nicht überschritten werden. Ein Lebensmittel mit Rückständen über dem Rückstandshöchstgehalt ist nicht verkehrsfähig, darf also nicht verkauft werden. Nicht jede Überschreitung von Rückstandshöchstgehalten geht jedoch mit einem gesundheitlichen Risiko einher. Hier ist eine differenzierte Betrachtung erforderlich.

 

Quelle: BVL-Broschüre, Pflanzenschutzmittel – sorgfältig geprüft, verantwortungsvoll zugelassen, November 2009

 

Chlorat

Chlorate sind sowohl herbizid als auch biozid wirksame Stoffe. Chlorat ist ein in der EU seit dem Jahr 2008 nicht mehr zugelassener Pflanzenschutzmittelwirkstoff *. Auch in Biozidprodukten darf Natriumchlorat nicht mehr angewendet werden.

Die Definition „Pestizidrückstände“ der VO (EG) Nr. 396/2005 bezeichnet auch Rückstände von (ggf. nicht mehr zugelassenen) Pflanzenschutzmittelwirkstoffen in Lebensmitteln bei möglichem anderem Eintragsweg als der Anwendung als Pflanzenschutzmittel (sog. Dual-Use-Stoffe), wie etwa im Fall von Chlorat in Lebensmitteln. Somit ist gemäß der Verordnung (EG) Nr. 396/2005 ein allgemeiner Höchstgehalt von 0,01 mg/kg EU-weit gültig. Für die Trinkwasseraufbereitung wurde in Deutschland im Dezember 2017 ein Höchstwert von 70 µg/L Chlorat für die dauerhafte Anwendung und 200 µg/L Chlorat für die zeitweise Dosierung festgesetzt, wenn die Desinfektion nicht anders gewährleistet werden kann **.

Neben der Anwendung als Pflanzenschutzmittel kann Chlorat z.B. auch infolge einer Verunreinigung durch die Umwelt (kontaminiertes Beregnungs- oder Bewässerungswasser, belastete Böden) oder als Rückstand der Gewinnung, einschließlich der Behandlungsmethoden in Ackerbau, Fertigung, Verarbeitung, Zubereitung oder Behandlung in das Lebensmittel gelangen. Die Anwendung von Bioziden, aus denen Chlorate entstehen können, stellt eine mögliche Kontaminationsquelle dar. Grundsätzlich kann Chlorat als Nebenprodukt bei der Trinkwasser-/Brauchwasserdesinfektion mit Chlorgas, Hypochlorit oder Chlordioxid entstehen.

Chlorat hemmt reversibel die Aufnahme von Jodid in die Schilddrüse und kann insbesondere bei empfindlichen Personengruppen wie Kindern, Schwangeren oder Personen mit Schilddrüsenfunktionsstörungen unerwünschte gesundheitliche Effekte verursachen. Neben Auswirkungen auf die Schilddrüsenfunktion kann Chlorat auch Schädigungen der Erythrocyten (Methämoglobin-Bildung, Hämolyse) bewirken ***.

Die Mitgliedstaaten führen ein Monitoring zur Erfassung der Belastungssituation in Lebensmitteln und Trinkwasser durch, um Daten für eine toxikologische Bewertung durch die EFSA bereitzustellen. Darauf basierend sollen dann spezifische Rückstandshöchstgehalte festgelegt werden.

 

* Entscheidung der Kommission vom 10. November 2008 über die Nichtaufnahme von Chlorat in Anhang I der RL 91/414/EWG des Rates und die Aufhebung der Zulassungen für Pflanzenschutzmittel mit diesem Stoff (ABl. L307/7 vom 18.11.2008)

** Umweltbundesamt, 19. Bekanntmachung der Liste der Aufbereitungsstoffe und Desinfektionsverfahren gemäß § 11 der Trinkwasserverordnung

*** BfR, Vorschläge des BfR zur gesundheitlichen Bewertung von Chloratrückständen in Lebensmitteln vom 12.05.2014 (aufgerufen am 06.02.2019)

 

Tabelle 1 zeigt die Rückstandsituation in exotischen Früchten der vergangenden Jahre (2015–2018) und im laufenden Jahr bis Juli 2019. In der Tabelle sind zwei verschiedene mittlere Gehalte an Pestizidwirkstoffen pro Probe angegeben. Die erste Spalte gibt den Gehalt für alle untersuchten Pestizidwirkstoffe an, der zweite Wert schließt den fungiziden Wirkstoff Fosetyl aus, da diese Gehalte häufig sehr hoch sind (Rückstandshöchstgehalte bei Früchten bis zu 300 mg/kg) und das Gesamtbild verzerren.

Im Vergleich mit Obst allgemein stehen exotische Früchte gut da. So enthielten alle unsere 2018 untersuchten Obstproben zu 95 % Rückstände, die Anzahl der Stoffe pro Probe lag bei 5,8 und der mittlere Gehalt bei 2,4 mg/kg. Lediglich die Quote an Überschreitungen der Höchstmenge lag mit 4,6 % etwas niedriger als die entsprechende Quote von 7,3 % bei exotischen Früchten im Untersuchungszeitraum. (siehe „Rückstände und Kontaminanten in Frischobst aus konventionellem Anbau 2018“).

 

Bei Obst und auch bei Gemüse wird die Schale in der Regel mit untersucht, obwohl diese nicht immer mit verzehrt wird. Hintergrund dafür ist, dass die Höchstgehalte, die nach einer Anwendung nach guter landwirtschaftlicher Praxis unterschritten werden, auch so bestimmt wurden. Bei exotischen Früchten sind häufig dickwandige Schalen vorhanden, die nicht mit verzehrt werden. Beispiele hierfür sind Ananas, Bananen, Granatäpfel, Kiwi, Mango, Maracuja und Papaya. Für den Verbraucher bedeutet dies, dass das verzehrsfertige Erzeugnis häufiger geringer mit Rückständen belastet ist, als das hier dargestellte Ergebnis vermuten lässt.

 

Im Folgenden werden einzelne exotische Fruchtarten mit einem höheren Marktanteil in alphabetischer Reihenfolge näher vorgestellt.

 

Ananas

Foto: ganze und halbierte Ananasse.Ananas comosus, Bromeliengewächse

Die Heimat liegt wahrscheinlich in Brasilien. Heute wird die zweijährige Rosettenpflanze in den gesamten Tropen angebaut.

Importmenge 2017: 148000 t, hauptsächlich aus Costa Rica und Ecuador, Elfenbeinküste und Ghana;
von 33 % der Haushalte 2018 mindestens einmal gekauft [2,3];
Früchte, die vollreif mit dem Flugzeug transportiert werden, werden auch als Flugananas angeboten.

 

Tabelle 2 gibt einen Überblick über die Rückstandssituation bei Ananas. Insgesamt wurden 79 Proben untersucht, die überwiegend aus Costa Rica, gefolgt von Ghana stammten. Alle untersuchten Proben enthielten Rückstände. Häufiger vorkommende Wirkstoffe waren: Fosetyl (Summe), Ethephon, Prochloraz (Summe), Fludioxonil, Diazinon, Triadimenol, Lambda-Cyhalothrin, Piperonylbutoxid, Triadimefon, Methoxyfenozide. Es handelt sich hauptsächlich um insektizide und fungizide Wirkstoffe. Das Fungizid Fosetyl (Summe aus Fosetyl und Phosphonsäure) war in 78 der 79 Proben nachweisbar, der Wachstumsregulator Ethephon in 54 Proben. Prochloraz, Triadimenol und Triadimefon werden häufig nach der Ernte eingesetzt, zum Beispiel um zu verhindern, dass Pilze an der Schnittstelle ins Fruchtfleisch dringen. Bei den Herkünften fiel Ghana mit 33 % beanstandeter Proben auf, allerdings sind die neun untersuchten Proben nicht als repräsentativ anzusehen.

 

Tabelle 2: Rückstandsituation in Ananas 2015 bis Juli 2019 (CVUA S)
Herkunft
Probenzahl
Mit Rückständen (%)
> Höchstgehalt (%)
Stoffe > Höchstgehalt
Costa Rica
63
63 (100 %)
3 (4,8 %)
Chlorat, Chlorpyrifos, Carbaryl
Ghana
9
9 (100 %)
3 (33,3 %)
Diuron, Prochloraz, Summe, Ethephon
Panama
3
3*
-
 
Honduras
1
1
-
 
Elfenbeinküste
1
1
-
 
Dom. Republik
1
1
1
Ethephon
Unbekannt
1
1
-
 
Alle
79
79 (100 %)
7 (8,9 %)
 

*bei Probenzahlen kleiner 5 keine prozentualen Angaben

 

Banane

Foto: ganze und angeschnittene Bananen.Musa-Arten, Bananengewächse

Die Heimat liegt in den asiatischen Tropen. Heute wird die Banane in den gesamten Tropen angebaut, neben der Verwendung als Obst gibt es auch Kochbananen.

Importmenge 2017: 1,4 Mio t, hauptsächlich aus Kolumbien, Ecuador und Costa Rica;
von 86 % der Haushalte im Jahr 2018 mindestens einmal gekauft, Verzehrsmenge 12,4 kg/Kopf/Jahr [2,3].

 

Tabelle 3 gibt einen Überblick über die Rückstandssituation bei Bananen. Auch unsere Proben stammten hauptsächlich aus Süd- und Mittelamerika. Alle 46 untersuchten Proben enthielten Rückstände. Häufig vorkommende Stoffe sind Insektizide und Fungizide: Azoxystrobin, Thiabendazol, Fenpropimorph, Chlorpyrifos, Bifenthrin, Imazalil, Buprofezin, Myclobutanil. Bei Thiabendazol, Fenpropimorph und Imazalil handelt es sich um fungizide Wirkstoffe, die vor allem nach der Ernte zum Vorratsschutz zum Einsatz kommen. Insgesamt sieht die Situation bei Bananen sehr gut aus; lediglich bei einer Probe war Chlorat über dem Höchstgehalt.

 

Tabelle 3: Rückstandsituation in Bananen 2015 bis Juli 2019 (CVUA S)
Herkunft
Probenzahl
Mit Rückständen (%)
> Höchstgehalt (%)
Stoffe > Höchstgehalt
Kolumbien
15
15 (100 %)
1 (6,7 %)
Chlorat
Costa Rica
11
11 (100 %)
-
 
Unbekannt
8
8 (100 %)
-
 
Ecuador
5
5 (100 %)
-
 
Nicaragua
3
3*
-
 
Suriname
1
1
-
 
Kamerun
1
1
-
 
Panama
1
1
-
 
Guatemala
1
1
-
 
Alle
46
46 (100 %)
1 (2,2 %)
 

*bei Probenzahlen kleiner 5 keine prozentualen Angaben

 

Feige

Foto: ganze und halbierte Feigen.Ficus carica, Maulbeerbaumgewächse

Die Heimat liegt in Vorderasien. Heute gedeihen winterharte Sorten auch hierzulande.

Importmenge 2017: 8700 t, hauptsächlich aus dem Mittelmeerbereich, wird auch in großen Mengen zu getrockneten Feigen verarbeitet.

Kulturpflanze bereits in vorchristlicher Zeit, älteste Funde 5000 v.Chr. [2,3].

 

Tabelle 4 gibt einen Überblick über die Rückstandssituation bei Feigen. Die 41 untersuchten Proben stammten hauptsächlich aus der Türkei und Italien. Die Rückstandsituation ist durchaus erfreulich, mehr als 50 % der Proben enthielten überhaupt keine Rückstände. Die Anzahl Stoffe pro Probe lag mit 0,6 sehr niedrig.

 

Tabelle 4: Rückstandsituation in Feigen 2015 bis Juli 2019 (CVUA S)
Herkunft
Probenzahl
Mit Rückständen (%)
> Höchstgehalt (%)
Stoffe > Höchstgehalt
Türkei
28
11 (39,3 %)
1 (3,6 %)
Ethephon
Italien
7
4 (57,1 %)
-
 
Brasilien
4
3*
1
Dithiocarbamate
Spanien
1
-
-
 
Ausland
1
-
-
 
Alle
41
18 (43,9 %)
2 (4,9 %)
 

*bei Probenzahlen kleiner 5 keine prozentualen Angaben

 

Granatapfel

Foto: ganze und halbierte Granatäpfel.Punica granatum, Granatapfelgewächse

Die Heimat liegt in Persien.

Heute wird der Granatapfel in den gesamten Tropen und Subtropen angebaut.

Import hauptsächlich aus dem Mittelmeerraum – Spanien oder Türkei, daneben Iran, Israel, Peru und Indien.

In vielen Kulturen ist der Granatapfel eine sehr bedeutsame Frucht. Sie ist z.B. ein Zeichen für Glück, Wohlstand und Fruchtbarkeit [2,3].

 

Tabelle 5 gibt einen Überblick über die Rückstandssituation bei 113 untersuchten Granatäpfelproben. Die große Mehrzahl der Proben stammte aus der Türkei. Diese Proben waren in den letzten Jahren mit einer Quote von 40 % über den gesetzlich erlaubten Höchstgehalten besonders auffällig. Bei anderen Herkunftsländern war die Situation deutlich besser. Folgende Wirkstoffe wurden in Granatapfelproben häufiger nachgewiesen: Fosetyl (Summe), Fludioxonil, Difenoconazol, Acetamiprid, Boscalid, Chloranthraniliprol, Imidacloprid, Chlorpyrifos, Carbendazim (Summe), Pyraclostrobin, Lambda-Cyhalothrin, Pyriproxyfen, Propiconazol, Spirotetramat (Summe), Cyprodinil, Deltamethrin. Auch hier handelt es sich hauptsächlich um Fungizide und Insektizide. Mit 4,4 Wirkstoffen pro Probe gehören die Granatäpfel zu den stärker belasteten Exoten. Auch hier gilt: die Schale wurde mit untersucht, der Granatapfelsaft dürfte weniger Rückstände haben.

 

Tabelle 5: Rückstandsituation in Granatäpfeln 2015 bis Juli 2019 (CVUA S)
Herkunft
Probenzahl
Mit Rückständen (%)
> Höchstgehalt (%)
Stoffe > Höchstgehalt*
Türkei
45
44 (97,8 %)
18 (40 %)
Acetamiprid 8x; Boscalid 7x; Chlorpyrifos; Chlorthalonil; Cypermethrin, Summe 3x; (Es)-Fenvalerat 3x; Fosetyl, Summe 5x; Imazalil; Iprodion; Malathion, Summe; Nikotin; Orthophenylphenol; Prochloraz, Summe 2x; Propiconazol 2x; Pyraclostrobin; Sulfoxaflor; Tau-Fluvalinat; Thiabendazol
Peru
17
17 (100 %)
1 (5,9 %)
Fosetyl, Summe
Spanien
14
12 (85,7 %)
1 (7,1 %)
Difenoconazol; Lambda-Cyhalothrin
Israel
13
13 (100 %)
-
 
Südafrika
9
9 (100 %)
1 (11,1 %)
Cyprodinil
Unbekannt
7
7 (100 %)
1 (14,3 %)
Acetamiprid; Cyfluthrin
Indien
6
6 (100 %)
2 (33,3 %)
Dodin; Fosetyl, Summe
Argentinien
1
1**
-
 
Chile
1
1
-
 
Alle
113
110 (97,3 %)
24 (21,2 %)
 

*einige Proben enthalten mehr als einen Wirkstoff über dem Höchstgehalt
**bei Probenzahlen kleiner 5 keine prozentualen Angaben

 

Kaki, Sharon

Foto: vier ganze Kaki.Diospyros kaki, Ebenholzgewächse

Die Heimat liegt in Ostasien. Heute werden Kaki in den gesamten Tropen und Subtropen angebaut.

Importmenge 2017: 47000 t, von Oktober bis April zählt Spanien zu den Hauptlieferanten, während sie von Juni bis September größtenteils aus Südafrika stammen. Durch den hohen Tanningehalt können nur vollreife Kakifrüchte verzehrt werden [2,3] (siehe „Alles Kaki oder gibt´s da Unterschiede?“).

 

Tabelle 6 gibt einen Überblick über die Rückstandssituation bei Kaki und Sharon. Die untersuchten 66 Proben stammten hauptsächlich aus Spanien. Mit 1,7 Wirkstoffen pro Probe schneiden Kaki und Sharon sehr gut ab. Die Überschreitungen von Höchstgehalten betrafen hauptsächlich den Wirkstoff Chlorat, der z.B. aus der Desinfektion von Wasser stammen dürfte. Wirkstoffe die etwas häufiger nachgewiesen wurden, waren das Funigzid Fosetyl (Summe aus Fosetyl und Phosphonsäure) und das Insektizid Lambda-Cyhalothrin sowie der Wachstumsregulator Ethephon.

 

Tabelle 6: Rückstandsituation in Kaki/Sharon 2015 bis Juli 2019 (CVUA S)
Herkunft
Probenzahl
Mit Rückständen (%)
> Höchstgehalt (%)
Stoffe > Höchstgehalt
Spanien
55
43 (78,2 %)
2 (3,6 %)
Chlorat; Fludioxonil
Südafrika
7
7 (100 %)
3 (42,9 %)
Chlorat 3x
Unbekannt
2
2*
1
Chlorat
Israel
1
1
1
Chlorat
Italien
1
1
-
 
Alle
66
54 (81,8 %)
7 (10,6 %)
 

*bei Probenzahlen kleiner 5 keine prozentualen Angaben

 

Kiwi

Foto: ganze und halbierte Kiwis.Actinidia chinensis, Strahlengriffelgewächse

Die Kiwi ist im östlichen China heimisch. Heute in vielen subtropischen und zum Teil auch in Ländern mit gemäßigtem Klima angebaut.

Importmenge 2017: 102000 t, überwiegend aus Italien und Neuseeland.

Kiwis wurden von 53 % der Haushalte im Jahr 2018 mindestens einmal gekauft [2,3].

 

Tabelle 7 gibt einen Überblick über die Rückstandssituation bei Kiwi. Insgesamt wurden 89 Proben untersucht, sie stammten hauptsächlich aus Italien und Neuseeland. Mit 2,5 Wirkstoffen pro Probe und einer Beanstandungsquote von nur 2 % ist die Rückstandssituation als gut zu bezeichnen. Häufiger nachgewiesene Stoffe waren Fosetyl (Summe), Fludioxonil, Forchlorfenuron, Iprodion und Fenhexamid. Es handelt sich um Mittel gegen Pilze, lediglich Fenchlorfenuron ist ein Wachstumsregulator und vergrößert die Fruchtgröße bei Kiwis, Tafeltrauben und Pfirsichen. Der Wirkstoff hat es 2011 in die Medien geschafft, als in China, nach unsachgemäßer Anwendung, Melonen regelrecht explodiert waren [4].

 

Tabelle 7: Rückstandsituation in Kiwi 2015 bis Juli 2019 (CVUA S)
Herkunft
Probenzahl
Mit Rückständen (%)
> Höchstgehalt (%)
Stoffe > Höchstgehalt
Italien
54
53 (98,1 %)
2 (3,7 %)
Chlorpyrifos-methyl; Chlorat
Neuseeland
23
17 (73,9 %)
-
 
Griechenland
5
5 (100 %)
-
 
Frankreich
3
3 *
-
 
Unbekannt
2
2
-
 
Chile
1
1
-
 
Belgien
1
1
-
 
Alle
89
82 (92,1 %)
2 (2,2 %)
 

*bei Probenzahlen kleiner 5 keine prozentualen Angaben

 

Mango

Foto: Mangofrüchte und -spalten.Mangifera indica, Sumachgewächse

Die Mango stammt aus der indisch-burmesischen Region. Heute in vielen tropischen Ländern angebaut, ist als Schatten- und Obstbaum sehr geschätzt.

Importmenge 2017: 87000 t (Mango plus Guave), überwiegend aus Südamerika und Afrika;
von 40 % der Haushalte im Jahr 2018 mindestens einmal gekauft [2,3].

 

Die untersuchten Proben stammten überwiegend aus Brasilen und Peru, allerdings war die Vielfalt der Herkunftsländer hier besonders vielfältig. Früchte, die vollreif mit dem Flugzeug zu uns transportiert werden und als besonders aromatisch gelten, werden als Flugmangos angeboten. Tabelle 8 gibt einen Überblick über die Rückstandssituation bei Mango.

 

Tabelle 8: Rückstandsituation in Mango 2015 bis Juli 2019 (CVUA S)
Herkunft
Probenzahl
Mit Rückständen (%)
> Höchstgehalt (%)
Stoffe > Höchstgehalt
Peru
47
46 (97,9 %)
4 (8,5 %)
Ethephon 2x; Fosetyl, Summe; Omethoat
Brasilien
37
37 (100 %)
3 (8,1 %)
Glyphosat; Flutriafol; Chlorat
Unbekannt
14
13 (92,9 %)
1 (7,1 %)
Nikotin
Spanien
13
11 (84,6 %)
1 (7,7 %)
Fosetyl, Summe
Elfenbeinküste
11
8 (72,7 %)
-
 
Israel
8
8 (100 %)
-
 
USA
3
3*
1
Chlorat
Dom. Republik
2
2
-
 
Mali
2
1
-
 
Südafrika
2
2
1
Fosetyl, Summe
Mexiko
1
1
-
 
Übriges Amerika
1
1
-
 
Senegal
1
-
-
 
Afrika
1
1
1
Chlorpyrifos
Ägypten
1
1
1
Ethephon
Alle
144
135 (93,8 %)
13 (9 %)
 

*bei Probenzahlen kleiner 5 keine prozentualen Angaben

 

Ähnlich wie Zitrusfrüchte werden Mangos häufig nach der Ernte mit Fungiziden behandelt. Hier muss die Behandlung allerdings nicht kenntlich gemacht werden, da die Schale von Mangos generell nicht mit verzehrt wird. Die am häufigsten in Mangos nachgewiesenen Stoffe sind deshalb Prochloraz und Thiabendazol, die sich jedoch überwiegend auf der Schale befinden dürften, gefolgt von den Fungiziden Fosetyl, Azoxystrobin und Carbendazim. Daneben sind noch einige Insektizide und Wachstumsregulatoren häufiger vertreten. Mangos enthalten im Mittel 3,1 Wirkstoffe pro Probe und hatten im Untersuchungszeitraum eine Quote an Überschreitungen der Höchstgehalte von 9 %.

 

Maracuja, Passionsfrüchte

Foto: ganze und halbierte Passionsfrüchte.Passiflora edulis, Passionsblumengewächse

Die Maracuja stammt aus Südamerika. Heute wird die immergrüne Kletterpflanze weltweit in Subtropen und Tropen angebaut.

Importmenge 2017: 9500 t, überwiegend aus Ecuador und Kolumbien;
kein festes Fruchtfleich, sondern in ein saftiges Gewebe eingebettete essbare Samen, hocharomatisch [2,3].

 

Tabelle 9 gibt einen Überblick über die Rückstandssituation bei Maracuja. Unsere Proben stammten überwiegend aus Kolumbien und Südafrika. Lässt man die Chloratproblematik außer acht, fällt vor allem kolumbianische Ware mit Überschreitungen der Höchstgehalte auf.

Auch bei Maracuja sind die am häufigsten gefundenen Wirkstoffe Funigzide: Azoxystrobin, Tebuconazol, Fosetyl (Summe), Trifloxystrobin und Difenoconazol. Passionsfrüchte enthalten im Mittel 3,8 Wirkstoffe pro Probe und hatten im Untersuchungszeitraum eine Quote an Überschreitungen der Höchstgehalte von 33 %, wobei mehr als die Hälfte der Proben mit Überschreitungen jedoch auf Chlorat fallen; ohne Chlorat sind es noch 15 %.

 

Tabelle 9: Rückstandsituation in Maracuja 2015 bis Juli 2019 (CVUA S)
Herkunft
Probenzahl
Mit Rückständen (%)
> Höchstgehalt (%)
Stoffe > Höchstgehalt*
Kolumbien
14
14 (100 %)
5 (35,7 %)
Chlorat; Dinotefuran; Fipronil, Summe; Difenoconazol; Fosetyl, Summe 3x; Chlorthalonil; Dithiocarbamate; Lambda-Cyhalothrin
Südafrika
10
9 (90 %)
4 (40 %)
Chlorat 3x; Fosetyl, Summe
Ghana
5
2 (40 %)
1 (20 %)
Chlorat
Simbabwe
1
1**
-
 
Unbekannt
1
-
-
 
Vietnam
1
-
-
 
Laos
1
1
1
Chlorat
Alle
33
27 (81,8 %)
11 (33,3 %)
 

*einige Proben enthalten mehr als einen Wirkstoff über dem Höchstgehalt
**bei Probenzahlen kleiner 5 keine prozentualen Angaben

 

Papaya

Foto: ganze und halbierte Papaya.Carica papaya, Melonenbaumgewächse

Die Papaya stammt aus Mittelamerika und den karibischen Inseln, heute weltweit in den Tropen angebaut

Importmenge 2017: 12000 t, überwiegend aus Ecuador, Brasilien und Afrika.

Unreife Früchte werden wie Gemüse verarbeitet, das reife Fruchtfleisch schmeckt süßlich, der Geschmack wird durch Zitrussaft verstärkt [2,3].

 

Tabelle 10 gibt einen Überblick über die Rückstandssituation bei Papaya. Unsere Proben stammten überwiegend aus Ghana und Brasilien. Besonders auffällig: die Ware aus Ghana war fast rückstandsfrei, während brasilianische Papaya im Mittel 6,4 Wirkstoffe pro Probe aufwiesen und in 5 von 11 Proben Überschreitungen der Höchstgehalte zu verzeichnen waren.

 

Tabelle 10: Rückstandsituation in Papaya 2015 bis Juli 2019 (CVUA S)
Herkunft
Probenzahl
Mit Rückständen (%)
> Höchstgehalt (%)
Stoffe > Höchstgehalt*
Ghana
12
2 (16,7 %)
-
 
Brasilien
11
11 (100 %)
5 (45,5 %)
Fosetyl, Summe 2x; Ethephon; Mandipropamid; Propamocarb; Chlorat
Ecuador
2
2**
-
 
Spanien
2
2
1
Chlorat
Jamaika
1
1
-
 
Unbekannt
1
-
-
 
Alle
29
18 (62,1 %)
6 (20,7 %)
 

*einige Proben enthalten mehr als einen Wirkstoff über dem Höchstgehalt
**bei Probenzahlen kleiner 5 keine prozentualen Angaben

 

Unser Fazit

Auch wenn sie von weit her kommen, die exotischen Früchte aus konventioneller Erzeugung sind häufig weniger mit Rückständen an Pflanzenschutzmitteln belastet als heimisches Obst. Zwar ist die Quote der Proben mit Rückständen mit 86 % wie bei anderen konventionellen Obstarten relativ hoch, die Anzahl verschiedener Stoffe pro Probe ist im Vergleich jedoch eher gering. Überschreitungen der gesetzlichen Höchstmengen kommen vor, doch, je nach Herkunft, ist die Quote durchaus unterschiedlich. Besonders gut schneiden ab: Bananen, Feigen, Kaki, Kiwi allgemein und Papaya aus Ghana. Nicht ganz so gut waren im Untersuchungszeitraum Granatäpfel aus der Türkei, Papaya aus Brasilien und Maracuja aus Kolumbien.

 

Bildernachweis

CVUA Stuttgart, Pestizidlabor

 

Quellen

[1] Robert K. Prange et al, Innovation in controlled atmosphere technology, 2005 Stewart Postharvest Solutions (Uk) Ltd, Online ISSN 1945-9656

[2] Rolf Blancke, Farbatlas Exotische Früchte, Ulmer Verlag 2000, ISBN 3-8001-3520-5

[3] Dr. Hans-Christoph Behr, AMI Markt Bilanz Obst 2019, Agrarmarkt Informations-Gesellschaft mbH Bonn, ISSN 1869-8891

[4] Spiegel Online: Explodierende Melonen entsetzen Landwirte, aufgerufen am 26.08.2019

 

Artikel erstmals erschienen am 30.09.2019