Backformen und Wanderequipment aus Metall – Überprüfung der neuen Richtwerte für Metalllässigkeit

Ein Bericht aus unserem Laboralltag

Magdalena Lubecki

 

Seit September 2013 sind die neuen Richtwerte des Europarats bezüglich Metalllässigkeit (Metallabgabe) gültig. Bei der Untersuchung von Backformen aus Metall, darunter auch beschichtete Backformen, ergaben sich bei allen 20 untersuchten Proben keine auffälligen Metallgehalte. Jedoch löste sich bei vier beschichteten Proben die Antihaftbeschichtung ab. Bei der Untersuchung des Wanderkochgeschirrs wurden bei sechs von zehn Proben Gehalte über den Richtwerten bestimmt.

Fotos von diversen Backformen.

Bild 1: Backformen aus Metall, Bild 2: beschichtete Metallbackformen.

 

Rechtliche Situation

Der Europarat hat im September 2013 die Technische Leitlinie zu Metallen und Legierungen, die in Lebensmittelkontaktmaterialien verwendet werden, in überarbeiteter Form veröffentlicht. Die Leitlinie enthält toxikologisch begründete Richtwerte für eine Gruppe von Elementen. Zwar gelten für eine Übergangszeit von drei Jahren für einzelne Metalle etwas höhere Werte, gegenüber der bisherigen Regelung werden nun aber strengere Normen anlegt. Als Simulanz (siehe Infokasten) für saure Lebensmittel wird die bisher verwendete verdünnte Essigsäure durch verdünnte Zitronensäure ersetzt.

 

Infokasten

Was ist ein Simulanz?

Mit Testmedien (Lebensmittelsimulanzien, wie z.B. 3%ige Essigsäure, 0,5%ige Zitronensäure, 10–50%iges Ethanol oder pflanzliches Öl) die das Lebensmittel nachahmen (saure, alkoholische oder fettige Lebensmittel) wird der normale Hausgebrauch in der Küche simuliert.

 

Für beschichtete Backformen gelten andere Grenzwerte

Unter den Backformen aus Metall waren auch beschichtete Backformen. Diese unterliegen der Verordnung (EU) Nr. 10/2011 (Kunststoffverordnung), da sie mit Kunststoff beschichtet sind (siehe Infokasten) und nicht der Technischen Leitlinie des Europarats. In diesen Fällen wird die Untersuchung mit verdünnter Essigsäure und nicht mit Zitronensäure durchgeführt.

 

Infokasten

Antihaftbeschichtung

Strukturformel von PTFE.Die Beschichtungen enthalten in der Regel Polytetrafluorethylen (PTFE), ein unverzweigtes, linear aufgebautes, teilkristallines Polymer aus Fluor und Kohlenstoff.
(Quelle. Römpp, Chemie Lexikon)

 

 

 

 

 

 

Durchführung der Untersuchungen zur Metalllässigkeit

Die Prüfung auf Metalllässigkeit der Backformen erfolgte in Anlehnung an die Technische Leitlinie des Europarates vom September 2013. Da es sich bei den Proben um Gegenstände zum Erhitzen von Lebensmitteln und zur mehrfachen Verwendung handelte, wurde jeweils Zitronensäurelösung bzw. Essigsäurelösung dreimal nacheinander in den Gegenständen zum Sieden erhitzt und in der letzten Lösung (sog. 3. Migrat) die Elemente quantitativ bestimmt.

 

Untersuchungsergebnisse

Bei allen untersuchten Backformen, unbeschichtet und beschichtet, war die Metallabgabe unauffällig. Jedoch löste sich beim Aufkochen mit Essigsäure bei zwei beschichteten Backformen die Antihaftbeschichtung ab (siehe Fotos).

 

Fotos von defekten Antihaft-Beschichtungen.

 

Es ist deshalb zu erwarten, dass sich beim Backen Partikel der Beschichtung ablösen und ins Backgut übergehen. Unter den bestimmungsgemäßen oder vorhersehbaren Verwendungsbedingungen dürfen von Lebensmittelkontaktmaterialien keine Bestandteile auf Lebensmittel in Mengen abgeben, die geeignet sind, eine unvertretbare Veränderung der Zusammensetzung der Lebensmittel herbeizuführen.

 

Wanderequipment

Bei den untersuchten Proben handelte es sich um Einweggrills, Töpfe und Pfannen, die insbesondere fürs Wandern, aufgrund ihrer platzsparenden und leichten Ausfertigung, gedacht sind. Die Metalllässigkeit wurde wie oben beschrieben durchgeführt. Bei sechs von zehn Proben kam es zu Überschreitungen der Richtwerte des Europarats, Beschichtungen lösten sich ab, die Roste der Einweggrillgeräte korrodierten unmittelbar nach der Untersuchung und die Migrate verfärbten sich (siehe Fotos).

 

Fotos "Wanderequipment".

 

Das untersuchte Wanderequipment zeigte bei den Elementen Aluminium und Eisen erhöhte Abgabewerte (siehe Tabelle).
Parameter Element Ergebnis Richtwert Europarat
Aluminiumpfanne

 

Aluminium

77 mg/kg

 

5 mg/kg
Kochtopf 12 mg/kg
Kochset 60 mg/kg
Bräter

 

Eisen
370 mg/kg

 

40 mg/kg
Einweggrill 2000 mg/kg
Einweggrill 2000 mg/kg

 

Fazit

Die Metallabgabe war bei allen untersuchten Backformen unauffällig. Bei beschichteten Backformen sollte darauf geachtet werden, ob sich beim Backen Bestandteile der Antihaftbeschichtung ablösen. Die Metallabgabe des untersuchten Wanderequipments war bei den Elementen Aluminium und Eisen bei 60 % der Proben auffällig.

 

Literatur

  • Council of Europe Resolution CM/Res (2013) 9 on metals and alloys used in food contact materials and articles, Committee of Experts on Packaging Materials for Food and Pharmaceutical Products (P-SC-EMB); www.edqm.eu, www.edqm.eu/store.
  • VO (EG) 1935/2004: Verordnung (EG) Nr. 1935/2004 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 27. Oktober 2004 über Materialien und Gegenstände, die dazu bestimmt sind, mit Lebensmitteln in Berührung zu kommen und zur Aufhebung der Richtlinien 80/590/EWG und 89/109/EWG (ABl. L 338/4), zuletzt geändert durch die Verordnung (EG) Nr. 596/2009 vom 18. Juni 2009 (ABl. L 188/14).
  • VO (EU) 10/2011: Verordnung (EU) Nr. 10/2011 der Kommission vom 14. Januar 2011 über Materialien und Gegenstände aus Kunststoff, die dazu bestimmt sind, mit Lebensmitteln in Berührung zu kommen (ABl. L 12/1, L 278/13), zuletzt geändert durch die Verordnung (EU) Nr. 1183/2012 vom 30. November 2012 (ABl. L 338/11) .

 

Bildernachweis

CVUA Stuttgart.

 

Artikel erstmals erschienen am 05.02.2015