Erregeridentifizierung – Erfolgreiche Beiträge auf Fachtagung DVG-AVID 2024 zur veterinärmedizinischen Infektionsdiagnostik
Jörg Rau, Lara Riede, Reinhard Sting
Einer der Kernthemen des CVUA Stuttgart ist die Weiterentwicklung der Erregeridentifizierung. Diesen wichtigen Beitrag zur Tiergesundheit und zum Verbraucherschutz leisten wir abteilungsübergreifend, vernetzend und im offenen Austausch mit unseren Partnern. Auf der 42. Arbeits-und Fortbildungstagung des Arbeitskreises für veterinärmedizinische Infektionsdiagnostik (AVID) der Fachgruppe Bakteriologie, auf der sich Experten aus ganz Deutschland und den Nachbarländern trafen, wurde unser Engagement mit der Verleihung des diesjährigen Ernst-Forschner-Gedächtnispreises belohnt.
Organisiert von der Deutschen Veterinärmedizinischen Gesellschaft (DVG) ist die wissenschaftliche Tagung des AVID mit über 100 Teilnehmenden vor Ort und mehr als 100 Online-Zuhörenden eine feste Größe in der Diagnostik im deutschsprachigen Raum. Tagungsort des dreitägigen Fachaustausches rund um die Bakteriologie war Kloster Banz. In über 30 Vorträgen wurde neue Methoden, Erkenntnisse und Diagnostik-Anwendungen präsentiert und von den Expertinnen und Experten kritisch diskutiert.
Unsere Vortragenden:
Lara Riede, Dr. Jörg Rau, Dr. Reinhard Sting vor dem Kloster Banz (von links, Bild Lara Riede privat)
Der Schwerpunkt der Vorträge lag auf bakteriellen Krankheitserregern von Tieren, von denen etliche auch den Menschen betreffen können. Unsere Delegation beteiligte sich mit drei Vorträgen:
Zoo-Tierärztin Lara Riede (Zoologisch-Botanischer Garten Wilhelma) berichtete in ihrem Vortrag über das Auftreten von Yersinia pseudotuberculosis in Zoos. Die spannenden Ergebnisse zum Krankheitserreger, der leider immer wieder ernste Erkrankungen bei den wertvollen Tieren auslöst und auch auf den Menschen übertragen werden kann (Zoonose), stammen aus Ihrer laufenden Doktorarbeit. Hierfür wirken wichtige wissenschaftliche Institutionen in der praktischen Arbeit zusammen: der Zoologisch Botanische Garten Wilhelma in Stuttgart, der Opel-Zoo in Kronberg im Taunus, das CVUA Stuttgart, der Landesbetrieb Hessisches Landeslabor in Gießen, die Justus-Liebig-Universität Gießen und das Konsiliarlabor für Yersinien am Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR), Berlin.
Im zweiten Vortrag unserer Gruppe stellte Dr. vet. med. Reinhard Sting (CVUA Stuttgart) als Leiter des Konsiliarlabors (DVG) für Corynebacterium pseudotuberculosis am CVUA Stuttgart neue Ergebnisse zu diesem Erreger bei Kameliden vor. Als Besonderheit tritt bei Kameliden ein ganz besonderer Typ dieses Erregers auf, der sich von den bei anderen Tierarten bisher beschriebenen Typen deutlich unterscheidet. Durch den Einsatz von Vollgenomanalysen gelang es, wichtige Einblicke in die Eigenschaften dieses Erregers zu gewinnen und einen neuen Genotyp zu definieren. Diese Erkenntnisse sind für die molekulare Epidemiologie dieses Infektionserregers wichtig. So gelang ein entscheidender Schritt für gezielte Präventionsmaßnahmen und das Management in den Tierbeständen.
Der dritte Vortrag aus unserem Hause hielt Lebensmittelchemiker Dr. Jörg Rau in seiner Rolle als Experte für Spektroskopische Anwendungen in der Mikrobiologie. Hierzu gehören die MALDI-TOF Massenspektrometrie und die IR-Spektroskopie, die beide eine feste Rolle in unserem mikrobiologischen Arbeitsgang spielen. Der Kern der Präsentation waren die Neuerungen der frisch gestalteten Plattform MALDI-UP. An Beispielen zur verbesserten Identifizierung von neu beschriebenen Arten aus der Corynebacterium diphtheriae Gruppe und zur anspruchsvollen Identifizierung des Erregers der Druse bei Pferden, Subspezies Streptococcus equi Subspezies equi, wurden dem Publikum die Einsatzmöglichkeiten des MALDI-UP erläutert. Die Plattform lebt vom aktiven Austausch unter den MALDI- und IR-Anwendenden, der den Beteiligten direkten Nutzen für die praktische Arbeit im eigenen Labor gibt. Am CVUA Stuttgart blicken wir inzwischen auf 20 erfolgreiche Jahre im Labor für Identifizierende Spektroskopie zurück – wichtige Erfahrungen, die wir gerne weitergeben.
Am Ende der Veranstaltung erhielt unsere kleine Delegation noch eine besondere und überraschende Anerkennung für unser langjähriges Engagement zur Erregeridentifizierung:
Ernst-Forschner-Gedächtnispreis
Lebensmittelchemiker Dr. Jörg Rau erhielt den Ernst-Forschner-Gedächtnispreis 2024 für seinen Vortrag: “Die MALDI Nutzer Plattform MALDI-UP - Ein Update“.
Der Ernst-Forschner-Gedächtnispreis wird im Andenken an das Gründungsmitglied der AVID, Dr. Ernst Forschner, an den besten praxisbezogenen Vortrag der Veranstaltung vergeben. Der Preis hat bereits eine über 25-jährige Tradition. Das Preisgeld stiftet die Firma IDEXX.
Die Vorsitzenden des Arbeitskreises Veterinärmedizinische Diagnostik (AVID) der DVG Dr. Stefanie Barth, Prof. Dr. Tobias Eisenberg, Dr. Jörg Balzer, PD Dr. Kerstin Wernike und Dr. Nelly Scuda (von links nach rechts) überreichen Dr. Jörg Rau (CVUA Stuttgart) den Ernst-Forschner-Gedächtnispreis.
Die Auszeichnung gilt Allen, die an der Idee des offenen Austauschs rund ums MALDI mitwirken, die Projektmitarbeitenden und den engagierten Praktikern im Labor.
Uns bestärkt dieser Preis in dem am CVUA Stuttgart langjährig gelebten multidisziplinären Ansatz, der über die klassische veterinärmedizinische Erregeridentifizierung hinausgeht und Expertise aus der Lebensmittel-Mikrobiologie und der Lebensmittelchemie zusammenbringt.