Zitronensäure - entkalkt nicht nur die Kaffeemaschine

Süß-saure Verführungen: Süßwaren mit Zitronensäure...sondern auch die Zähne!

Das CVUA Stuttgart stellt aktuelle Untersuchungsergebnisse von Süßwaren vor: 33 Proben von 19 Herstellern wurden untersucht. Fruchtgummis wiesen mit bis zu 2,8% die höchsten Zitronensäuregehalte auf. Saure Bonbons und Lutscher enthalten noch bis zu 2% dieser zahnschädigenden Zutat. Brause-Erzeugnisse enthalten in der Regel Weinsäure statt Zitronensäure.

 

Süß und sauer kommen sie daher und sind vor allem bei Kindern der Renner: saure Lollis, Nuckelfläschchen, Lippenstifte, Schnüre, saure Fritts, "center shock" - Kaugummis, Sprühlösungen und viele andere außergewöhnliche Aufmachungen. Neben dem Zucker - an und für sich schon der Zahnschädiger per se - enthalten diese süßen und sauren Verführungen hohe Gehalte an Säuren, insbesondere Zitronensäure.

 

Wie wirkt Zitronensäure?
Zitronensäure besitzt eine besondere Struktur und dadurch bedingt auch besondere Eigenschaften: Wie Krebsscheren kann sie Mineralstoffe wie Calcium festhalten. Diese Eigenschaft führt auch dazu, dass Zitronensäure ein ideales Entkalkungsmittel ist. Diese Wirkung ist aber nicht auf den Kalk in der Kaffeemaschine beschränkt, auch der Kalk in den Zähnen wird durch sie aufgelöst. Das wiederum führt zu Zahnschmelzerosionen, d.h. zur Auflösung des Zahnschmelzes. Karies ist die Folge.
In wässriger Lösung liegt der Säurewert (pH-Wert) der sauren Süßwaren um 3. Selbst in Speicheltestlösung mit neutralisierenden Eigenschaften, wie auch der Speichel sie besitzt, liegt der pH-Wert immer noch deutlich unter 4. Speichel hat einen Säurewert (pH-Wert) zwischen 7 und 8. Bei einem zahnfreundlichen Produkt darf der Säurewert nicht unter 5,7 sinken. Zucker und Säure bewirken also einen Doppelangriff auf die Zähne.

 

Wo kommt Zitronensäure natürlich vor?
Zitronensäure ist eine organische Säure und kommt weitverbreitet in der Natur vor, sowohl in Pflanzen als auch in Tieren und dementsprechend auch natürlicherweise in vielen Lebensmitteln. Reiner Zitronensaft enthält ca. 4,7% Zitronensäure, Orangensaft ca. 1%.

 

Wo wird Zitronensäure eingesetzt?
Zitronensäure wird vielen Lebensmitteln nicht nur wegen ihres sauren Geschmackes zugesetzt, sondern auch aus technologischen Gründen. Weltweit werden ca. 750.000 Tonnen Zitronensäure pro Jahr produziert, zwischen 60 und 70% davon für Lebensmittel. In den süßen, sauren Leckereien ist die Zitronensäure aber hauptsächlich wegen ihrer sauren Eigenschaften enthalten.

 

Wie wirken Bonbons und Lutscher auf die Zähne?
Vor allem die sauren Bonbons und Lutscher haben es vierfach in sich:

  • hohe Gehalte an Zitronensäure, die kontinuierlich freigesetzt wird,
  • viel Zucker, der von Mundbakterien vergärt wird, was wiederum zu Säure führt,
  • lange Kontaktzeiten mit den Zähnen,
  • mechanische Belastung der Zähne beim Lutschen und Zerkauen des harten Lutschers oder Bonbons.

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hat eine Risikobewertung für Zitronensäure in Süßwaren und Getränken durchgeführt und kam erwartungsgemäß zu dem Schluss, dass der Verzehr von Lebensmitteln mit hohem Zitronensäuregehalt dazu führen kann, dass der Zahnschmelz angegriffen wird und dass das Risiko der Zahnschmelzzerstörung sich vergrößert, wenn mit der Zitronensäure große Mengen von Zucker verzehrt werden.

Das BfR schlägt deshalb vor, zitronensäurehaltige Süßwaren und Getränke mit einem Warnhinweis zu versehen, aus dem hervorgehen sollte, dass die Zahngesundheit bei übermäßigem Verzehr solcher Produkte gefährdet ist. Übermäßig heißt hier schon mehr als zwei Mal pro Tag. Nach Meinung des BfR müsste außerdem darauf hingewiesen werden, dass derartige Produkte für Säuglinge und Kleinkinder nicht geeignet sind.

Aufgrund derzeit bestehender Regelungen kann ein Warnhinweis von den Herstellern nicht gefordert werden. Dem Verbraucher bleibt hier nur, sich durch einen Blick auf die Zutatenliste zu informieren. Zitronensäure findet sich auf der Zutatenliste auch mit der E-Nr. E 330.

 

Symbol für den Verbrauchertipp Verbrauchertipp

  • den Konsum von sauren Süßwaren und sauren Getränken beschränken,
  • nach dem Genuss von sauren Süßwaren hilft Milch oder Käse dem Zahnschmelz wieder auf die Sprünge (Remineralisierung),
  • nicht direkt nach dem Konsum von sauren Süßwaren oder Getränken die Zähne putzen, denn dabei kann, durch die mechanische Belastung ein noch größerer Schaden entstehen

 

 Weitere Informationen:

Stellungnahme des BfR vom 09.01.2004

 

Artikel erstmals erschienen am 16.12.2004