Jahresbericht des CVUA Stuttgart für das Jahr 2004 veröffentlicht
Bunte Plastikbänder, Scoubidou genannt, waren der Spielzeugrenner der Saison. Diese Flechtbänder enthielten die ganze Bandbreite an gesundheitlich unerwünschten Stoffen wie Phthalate, Organozinnverbindungen, geruchsaktive und flüchtige Substanzen sowie Schwermetalle. Die hohe gesundheitliche Relevanz der Bedarfsgegenstände, zu denen auch die Scoubidou-Bänder als Spielwaren gehören, findet 2004 in zahlreichen Schlagzeilen in der Presse ihren Niederschlag: seien es Nitrosamine in Luftballonen und Kondomen, Schadstoffe aus Deckeldichtungen für Säuglingsnahrung oder auch Phthalate in Puppen, Faschingsmasken und Schnorchelmundstücken.
Fehlende gesetzliche Regelungen erschweren insbesondere im Bedarfsgegenständebereich eine rasche Beseitigung von Missständen. Wir sehen es jedoch als unsere Aufgabe an, nicht nur bestehende Grenzwerte zu überprüfen, sondern auch im Vorfeld tätig zu werden und mögliche gesundheitliche Risiken aufzudecken. Qualifizierte Untersuchungen einer ausreichend großen Probenzahl mit ständig wechselnden Fragestellungen, Anwendung neuer Methoden und eine gute Präsentation der Ergebnisse sollen zum einen dem Hersteller den Weg zu einer richtigen Eigenkontrolle aufzeigen, zum anderen aber der Politik die erforderlichen Entscheidungsgrundlagen liefern - sei es im Bereich Lebensmittel- und Bedarfsgegenständeüberwachung oder auch im Bereich Tiergesundheit und Tierseuchenüberwachung.
65,5 unserer 273 Mitarbeiter (inkl. Beurlaubung/Abordung/Projektstellen) sind befristet eingestellt. Jährlich müssen mehr als 30 Mitarbeiter ausscheiden und andere neu befristet eingestellt werden. Vom Einzelschicksal ganz abgesehen ist es auch unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten ärgerlich, dass bei vorhandener Stelle, z. B. einer Elternzeitvertretung, eine Vertragsverlängerung über die 5-Jahres-Frist hinaus aus arbeitsrechtlichen Gründen nicht möglich ist. Wir bemühen uns, den befristet beschäftigten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vielfältige Möglichkeiten zur Fortbildung im Haus zu bieten, sodass sie meist sofort eine Anschlussstelle in der freien Wirtschaft finden.
Der Schwerpunkt unseres Leitbildprozesses lag 2004 auf dem Missionsfeld Wirtschaftlichkeit. Die beeindruckenden internen Organisationsverbesserungen wie Vereinfachung und teilweise Automatisierung von Analysenverfahren, systematische Stillegung von reparaturanfälligen oder wartungsintensiven Geräten und Umstellung auf andere Verfahren, Reduzierung von Schnittstellen durch andere Aufgabenverteilung, räumliche Zusammenführung von Arbeitsbereichen sowie eine verstärkte landesweite Schwerpunktbildung waren nur möglich, weil die Führungsaufgaben in der Abteilungsleiterebene mit großem Ernst und Engagement wahrgenommen und die jeweils erforderlichen Veränderungen mit den Betroffenen in einem offenen Dialog erreicht wurden. Die Einsparungen setzten wir zielgerichtet sowohl für die Erweiterung des Untersuchungsspektrums als auch für die Entwicklung von 48 neuen Methoden mit insgesamt 252 Parametern ein.
Ein erheblicher Aufwand bestand darin, alternative Geldquellen zu erschließen. Bei der Landesstiftung Baden-Württemberg wurden insgesamt 6 Projekte eingereicht, wobei für die Antragsstellung mindestens zwei Personenmonate Arbeit je Antrag angesetzt werden müssen. Für drei Projekte erhielten wir erfreulicherweise den Zuschlag: Nachweismethoden von Viren in Lebensmitteln, Gesundheitliche Belastung von Kindern mit endocrinen Substanzen (Phthalaten) aus Bedarfsgegenständen und Analytic Protectants bei der Untersuchung von Pflanzenschutzmitteln.
Die große Resonanz, die unsere Seminare zur Pestizidanalytik hatten - es kamen über 50 Vertreter vom In- und Ausland, aus Firmen- und Privatlaboratorien sowie aus Überwachungseinrichtungen - zeigen, dass wir als staatliches Untersuchungsamt wirtschaftlich arbeiten und als Gesprächspartner für die Industrie interessant sind.
Untersuchungen im Rahmen der Lebensmittelüberwachung
Im Rahmen der amtlichen Lebensmittelüberwachung wurden insgesamt chemisch, physikalisch und mikrobiologisch untersucht:
- 21.221 Lebensmittel (Beanstandungsquote 14% = 2.901 Proben)
- 735 kosmetische Mittel (Beanstandungsquote 29% = 214 Proben)
- 1.448 Bedarfsgegenstände (Beanstandungsquote 34% = 488 Proben)
Geeignet, die Gesundheit zu schädigen waren insgesamt 56 Proben. Verstöße gegen den vorbeugenden Gesundheitsschutz wurden bei 94 Proben festgestellt. Als gesundheitsgefährdend wurden Proben insbesondere wegen pathogener Keime (Salmonellen, Bacillus cereus, Listeria monocytogenes und Noroviren), überhöhten Gehalten an Histamin und wegen scharfkantiger Fremdkörper beurteilt.
Hohe Beanstandungsquoten bei Olivenöl
Die meisten der in Deutschland verkauften Olivenöle werden als "Natives Olivenöl extra" vermarktet. Olivenöle dieser Kategorie müssen bestimmte chemische Vorgaben einhalten, eine wahrnehmbare Fruchtigkeit aufweisen und frei von Fehlern sein. Aufgrund der großen Trockenheit im Sommer 2003 war die Olivenöl-Ernte entsprechend schlecht. Deshalb wurde im Berichtsjahr ein Überwachungsschwerpunkt eingerichtet und insgesamt 110 Olivenöle untersucht; davon waren 25 (23%) zu beanstanden. Viele Olivenöle der Kategorie "Natives Olivenöl extra" wiesen sensorisch wahrnehmbare Fehler auf (stichig, schlammig, ranzig etc.) obwohl die chemischen Kennzahlen unauffällig waren. Ein natives Olivenöl extra aus Italien war erheblich mit Sojaöl verfälscht. Seit dem 1. November 2003 darf Olivenöl nicht mehr offen, sondern nur noch vorverpackt in Fertigpackungen verkauft werden, trotzdem war der offene Verkauf auch 2004 immer wieder anzutreffen.
Trans-Fettsäuren (trans-FS) in Süßwaren
Nachdem bereits seit Jahren die gesundheitlichen Risiken eines hohen trans-FS-Gehaltes in Lebensmitteln diskutiert werden, wurden im Berichtsjahr Süßwaren auf ihren trans-FS-Gehalt untersucht. Trans-FS sind Fettsäuren mit einer LDL-cholesterinsteigernden Potenz und stellen damit einen Risikofaktor für Artiosklerose und Herzinfarkt dar. In Deutschland gibt es im Unterschied zu anderen Ländern weder eine Deklarationspflicht noch einen Grenzwert. In Dänemark gilt seit Beginn des Jahres 2004 ein Grenzwert von max. 2% trans-FS (die Angaben erfolgen in % des Gesamtfettes) in industriellen Erzeugnissen.
Trans-FS entstehen bei der industriellen Teilhärtung und in geringerem Maß bei der Raffination von Speiseölen. Im Fettgewebe und im Milchfett von Wiederkäuern kommen trans-FS auch natürlich vor (in Milchfett z. B. bis zu 4%).
Im Gegensatz zu Margarinen für den Endverbraucher, deren trans-FS-Gehalte in den letzten Jahren in der Regel unter 1% lagen, weisen Süßwaren teilweise noch erhebliche trans-FS-Gehalte auf. Im Berichtsjahr wurden insgesamt 78 Süßwaren untersucht. Die Füllung einer Schokolade enthielt über 50% und die Zitronencreme einer gefüllten Waffel sogar über 60% trans-FS bezogen auf den Fettanteil. Von 11 Keksen und 14 Nuss-Nougat-Cremes überschritten jeweils 3 Proben den dänischen Grenzwert von 2% trans-FS.
In der Zutatenliste muss auf die Verwendung von gehärtetem Öl hingewiesen werden. Diese Angabe sagt jedoch über den Gehalt an trans-FS nichts aus. Erzeugnisse mit der Angabe "Öl gehärtet" können durchaus trans-FS-Gehalte deutlich unter 1% aufweisen.
Nach Alcopops jetzt alkoholhaltige Getränkepulver
Wohl um die Alkoholsondersteuer auf Alkopops zu umgehen hat ein Hersteller ein alkoholhaltiges Getränkepulver ab Mitte 2004 über das Internet vertrieben. Der Alkohol ist hierbei an Zucker und Dextrinen adsorbiert und wird beim Auflösen in Wasser frei. Das Pulver selbst riecht kaum nach Alkohol. Beanstandet wurde das Pulver wegen falscher Alkoholangabe und fehlender Farbstoffkenntlichmachung. Alkohol in Form von Fruchtbrausepulver lässt noch größere Suchtgefahren als bei den fertig gemixten Alcopops befürchten. Legt man die Alkoholangabe des Herstellers zu Grunde, würde beim Verzehr von zwei Packungen durch ein Kind mit 30 kg Körpergewicht ein Blutalkoholgehalt von 1,2 Promille resultieren.
Kein Schwindel bei Wild- und Zuchtlachs
Wildlachs (Onchorynchiden) und Zuchtlachs (Salmoniden) unterscheiden sich hinsichtlich Fettgehalt und Fettsäureverteilung:
- der durchschnittliche Fettgehalt ist bei den Salmoniden höher als bei den Onchorynchiden (9,2% Fett bzw. 2,4% Fett)
- das Verhältnis der omega-3/omega-6-Fettsäuren ist bei den Onchorynchiden höher als bei den Salmoniden (8 bzw. 3).
Bei keiner der 40 untersuchten Proben wurde eine Verfälschung festgestellt. Alle Zuchtlachse (Atlantik, Salmoniden) und Wildlachse (Pazifik, Onchorynchiden) waren richtig gekennzeichnet (Handelsbezeichnung der Art, lateinischer Name, Produktionsmethode, Fang- bzw. Erzeugungsgebiet).
Noroviren auf der Landesgartenschau
Nach einem Restaurantbesuch auf der Landesgartenschau in Kehl erkrankten zahlreiche Personen an Übelkeit, Magenkrämpfen, Erbrechen und Durchfall. Keiner der gängigen bakteriellen Lebensmittelvergifter ließ sich in den vorgelegten Proben nachweisen, wohl aber wurden wir im Karottensalat mit einer im Rahmen eines Forschungsvorhabens neu entwickelten PCR-Methode bei den Noroviren fündig.
Parallel zum Nachweis im Karottensalat wurde im Landesgesundheitsamt aus dem Stuhl der Patienten Noroviren nachgewiesen. Wie die dort durchgeführte Gensequenzierung zeigte, waren die im Karottensalat und im Patientenstuhl nachgewiesenen Noroviren identisch.
Mutterkornalkaloide in Roggen
Aufgrund des sehr heißen und trockenen Sommers 2003 bildete der Mutterkornpilz insbesondere bei Roggen extrem kleine Mutterkörner (Sklerotien), die in den Mühlen nur mit erhöhtem Aufwand vom gesundem Korn unterschieden werden konnten. Wie unsere Untersuchungen zeigen, ist dieser höhere Aufwand nicht von allen Mühlen betrieben worden: In nahezu sämtlichen Proben waren Mutterkornalkaloide nachweisbar, der maximal zulässige Besatz mit Mutterkorn von 0,05% (entspricht 1000 µg Alkaloide/kg) wurde in 6 Proben (14%) überschritten. Mutterkornalkaloide können Übelkeit, Kopfschmerzen und Krämpfe auslösen.
Aus der visuellen Kontrolle von Roggenproben (Körner, vor der Vermahlung) aus der Ernte 2004 geht zwar ebenfalls ein hoher Besatz mit Mutterkorn hervor, jedoch sind nunmehr, aufgrund der für den Pilz günstigeren Witterungsbedingungen, ausnahmslos vergleichsweise große Sklerotien erkennbar. Roggenmehle aus der aktuellen Ernte weisen daher eine deutlich geringere Belastung mit Mutterkornalkaloiden auf.
Kaum Rückstände von Pflanzenschutz- und Bienenbehandlungsmitteln in Honig
Schwerpunktmäßig wurden 122 Honige auf Rückstände von Pflanzenschutzmitteln und Bienenbehandlungsmitteln untersucht. In keinem Fall wurde eine Höchstmengenüberschreitung nachgewiesen; bei knapp 30% der Honige wurden überhaupt keine Pflanzenschutzmittel gefunden. Geringste Spuren an Coumaphos, Thymol, Amitraz und Brompropylat - alles Wirkstoffe gegen die Varroa-Milbe - ließen sich bei einem Drittel der Proben nachweisen.
Paradichlorbenzol, ein Mittel zur Bekämpfung der Wachsmotte, reichert sich sehr stark im Bienenwachs an und führt zu Rückständen in Honig. In 15 von 42 Honigen wurde der Stoff in Konzentrationen von 0,001 bis 0,009 mg/kg nachgewiesen (HM 0,01 mg/kg). Diese Rückstände können aus vorbelastetem Wachs resultieren.
Warnfarben: Gelb und Rot
Man könnte sagen, dass wie im Autoverkehr die Farben Gelb und Rot bei Bedarfsgegenständen zur Vorsicht mahnen sollen. Bunte Farben, vor allem leuchtendes Gelb oder Rot, sollen die Verbraucher jedoch besonders ansprechen. Für solche "satten" Farben sind häufig Pigmente verantwortlich, die Schwermetalle wie Cadmiumselenid, Cadmiumsulfid und Bleichromat enthalten. In roten bzw. gelben Spielwaren, Ohrstöpseln, Haarreifen und Trinkflaschen wurde häufig Blei, Chrom oder Cadmium nachgewiesen. Spitzenreiter - im negativen Sinne - war ein Ohrstöpsel mit insgesamt 4740 mg/kg Blei und 1040 mg/kg Chrom, dicht gefolgt von einer Trinkflasche mit einem Cadmiumgehalt von 2500 mg/kg und einem Scoubidou-Band mit über 1500 mg Cadmium/kg, wobei der Grenzwert für diese Materialien bei 100 mg/kg liegt. Da blieb wirklich nur noch übrig, den Herstellern die rote Karte zu zeigen und die Proben zu beanstanden.
PET-Flaschen - leicht, aber auch unbedenklich?
Mineralwasser in PET-Flaschen erfreut sich aufgrund der ultraleichten Verpackung immer größerer Beliebtheit. Bei ordnungsgemäßer Lagerung, d.h. kühl und kein Sonnenlicht spaltet die Verpackung Acetaldehyd allenfalls im Spurenbereich ab. In 7 von 38 untersuchten Proben waren Acetaldehydgehalte zwischen 20 und 50 µg/l nachweisbar. Gehalte ab 20 µg/l sind bereits sensorisch wahrnehmbar. Spitzenreiter waren zwei ungenießbare Proben mit Gehalten von 330 bzw. 1400 µg/l.
Schadstoffe aus der Deckeldichtung - kein Ende in Sicht!
Im Sommer 2004 machte ein Bericht der Universität Würzburg Schlagzeilen: "Schadstoff 2-Ethylhexansäure in Babynahrung". Wie schon im vorherigen Jahr bei der Kontamination von Babynahrung mit dem Stoff Semicarbazid wurde auch hier als Ursache die Dichtungsmasse in den Babygläschendeckeln vermutet. Ein Gehalt von über 3 mg 2-EHA pro kg Lebensmittel wird als möglicherweise gesundheitlich bedenklich eingestuft. Eigene Untersuchungen bei 28 Proben ergaben, dass in jeder Deckeldichtung 2-EHA nachgewiesen werden konnte, die Gehalte allerdings zwischen 5 und 1000 mg/kg schwankten. Im Lebensmittel selbst wurden Gehalte von bis zu 1,2 mg/kg nachgewiesen. Da 8 von 28 Proben Kindernahrung frei von 2-EHA waren, zeigt dies, dass es möglich ist, 2-EHA freie Babynahrung herzustellen.
Grapefruitextrakt- ein natürliches Konservierungsmittel?
Benzethoniumchlorid ist ein synthetisches Konservierungsmittel, welches für Kosmetika, die auf der Haut verbleiben, nicht eingesetzt werden darf. Wird als Rohstoff Grapefruitextrakt eingesetzt, dem Benzethoniumchlorid bereits zugesetzt wurde, ist dies nicht zulässig. In 10 kosmetischen Mitteln, bei denen Grapefruitextrakt in der Zutatenliste aufgeführt war, wurde Benzethoniumchlorid in Mengen von 20 - 30 mg/100 g nachgewiesen. Teilweise wurde damit geworben, das natürliche Konservierungsmittel Grapefruitextrakt würde für Stabilität ohne Hautbelastung sorgen. Dem Hersteller war die Zusammensetzung seines "natürlichen Grapefruitextraktes" offensichtlich nicht bekannt.
Kurioses
Froscheis?
Bei einer Beschwerdeprobe Eiskrem in einer Fertigpackung trauten selbst die Sachverständigen ihren Augen nicht: auf der Oberfläche des Eises, mit der Bauchseite in das Eis eingefroren, befand sich ein ca. 4 cm großer toter, aber äußerlich unverletzter Frosch. Wie der Frosch in die Eispackung gelangen konnte, war nicht nachvollziehbar.
Nikotinvergiftung beim Haarefärben
Eine Verbraucherin hatte sich das Haarfärbemittel "Sacramento" mit Olivenöl, Eigelb und Schwarztee angerührt und auf das Haar aufgetragen. Danach sei ihr schwindelig geworden, sie habe erbrochen und tagelang Übelkeit und Herzrasen verspürt.
Das vermeintliche, in Kunststoff verpackte und mit den Angaben "Pure Tambako 70%, Khakestar Chokary 20%, Rowasch 10%" gekennzeichnete, zweiteilige Haarfärbemittel aus Kabul entpuppte sich unter dem Mikroskop als Tabakpulver und Pflanzenasche. Der Nicotingehalt betrug im Tabakpulver 4,6% und in der Mischung beider Pulver 3,6%. Da Nicotin gut über die Haut resorbiert wird, waren die beobachteten Beschwerden sicherlich durch eine Nicotinvergiftung verursacht worden.
Untersuchungen im Rahmen der Tiergesundheit
Insgesamt wurden 117.094 Proben in der Veterinärdiagnostik untersucht, wobei die Anzahl der Sektionen von Tierkörpern 6.256 betrug.
Scrapie-Genotypisierung
Die erfolgreiche Teilnahme am internationalen Ringversuch der International Society for Animal Genetics (ISAG) in Australien ermöglichte den Einstieg in Untersuchungen im Rahmen des ab 2005 vorgeschriebenen EU-weiten Schafherden-Zuchtprogramms zur Scrapie-Resistenz. Damit steht erstmals auch in Baden-Württemberg ein zugelassenes Genotypisierungslabor zur Verfügung.
Insgesamt wurden 2.898 Tiere untersucht.
Diagnostik bei Nutzgeflügel und Ziervögeln
Zwei nicht alltägliche Diagnosen wurden im Bereich der privat gehaltenen Ziervögel gestellt.
In einem Bestand von 30 Kanarienvögeln verstarben innerhalb eines Vierteljahres 17 Tiere, jeweils nach 2- bis 3- tägiger "Trauerzeit". Durch Sektion eines Tierkörpers mit anschließender bakteriologischer Untersuchung konnte die Diagnose Pseudotuberkulose nach Anzucht des Erregers Yersinia pseudotuberculosis gestellt werden. Dieser Keim hat auch als Zoonoseerreger für den Menschen Bedeutung.
Aus einem anderen Kanarienbestand wurde ein Jungvogel eingeliefert, der unter Atembeschwerden gelitten hatte und nach 5 Tagen Krankheitsdauer verendet war. Die Sektion ergab eine chronische granulomatöse Leberentzündung. Aus Herz, Leber und Lunge konnte Listeria ivanovii angezüchtet werden. Somit konnte die Diagnose Listeriose gestellt werden.
Stirbt der Osterhase aus?
Im Herbst 2004 berichteten Jäger von zahlreichen toten Hasen, die sie im Revier aufgefunden haben. Normalerweise werden gefallene Hasen alsbald vom Wildschwein oder Fuchs "entsorgt", so dass sie nicht in Erscheinung treten. Den 35 Feldhasen, die von Ende September bis Mitte Dezember zur Untersuchung gebracht wurden, entsprechen mit Sicherheit Hunderten von verendeten Feldhasen in den Revieren. Nach unserer Kenntnis ist die Seuche gleichzeitig in Baden, Württemberg und Bayern aufgetreten. Bei 13 Feldhasen wurde European Brown Hare Syndrome (EBHS) virologisch nachgewiesen. Alle weiteren Fälle wurden morphologisch diagnostiziert. Es handelt sich hier um eine Calicivirus-Infektion, das der sogenannten Chinaseuche der Hauskaninchen sehr ähnlich ist. Eine Übertragung von der einen auf die andere Tierart findet jedoch nicht statt.
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Teil A Vorwort und Allgemeines
Teil B Lebensmittelüberwachung
Teil C Spezielle Untersuchungsbereiche
Teil D Diagnostik und Tiergesundheit
Teil E Bericht Tiergesundheitsdienste (Tierseuchenkasse BW) und Stichwortverzeichnis
Anhang: Qualitätsmanagement - Laborvergleichsuntersuchungen und Ringversuche
Anhang: Veröffentlichungen, Vorträge, Mitarbeit in Kommissionen und Arbeitsgruppen