Blutvergiftung bei Katzen- und Welpenaufzucht durch Hygiene vermeidbar!

Blutvergiftung mit Escherichia coli-Bakterien - so lautet die häufige Diagnose im CVUA Stuttgart, wenn in der Pathologie verendete Hunde- und Katzenwelpen untersucht werden. Zum Teil sind komplette Würfe von solchen Welpensterben durch Coliinfektionen betroffen. In einem auffällig hohen Prozentsatz der Fälle wurden die Welpen ausschließlich oder zusätzlich zur Milchaufnahme am Muttertier mit der Flasche gefüttert.

Woher kommen die krankmachenden Bakterien?
Escherichia coli ist ein gramnegatives Bakterium aus der Familie der Enterobacteriaceae (Darmbakterien). Sie gehören bei vielen Säugetieren (so auch bei Hund und Katze) zur natürlichen Darmflora und sind in der Umwelt weit verbreitet. Unmittelbar nach der Geburt beginnt eine allmähliche Besiedelung des Welpendarmes mit Escherichia coli aus der Umgebung. Die wichtigste Quelle für die Bakterien stellt dabei das Muttertier dar. Sind die Jungtiere jedoch einem starken Infektionsdruck (hohen Keimzahlen) ausgesetzt, so kann es zu einer krankheitsauslösenden Infektion kommen. Eintrittspforte ist meist der Darm, nach Verschlucken von kontaminierter Nahrung (Aspiration) kommt jedoch auch die Lunge als Ausgangsorgan in Frage.

 

Woran können Sie eine Blutvergiftung erkennen?
Manifestiert sich die Infektion an den Eintrittsorganen, so entwickelt das Jungtier eine Magen-Darm- bzw. Lungenentzündung. Fehlende Sauglust, Fieber oder evtl. Untertemperatur, Durchfall, Erbrechen, Austrocknung sowie Schweratmigkeit und struppiges Haarkleid sind typische Anzeichen der Erkrankung. Eine Blutvergiftung tritt dann oft ab einem fortgeschrittenen Schwächungsgrad des Welpen als endgültige Todesursache ein (finale Septikämie).
Schafft es das Immunsystem des Welpen jedoch bereits bei Aufnahme der Keime nicht, ein Eindringen der Bakterien in die Blutbahn mit anschließender Keimvermehrung zu verhindern, so kommt es zu plötzlichen Todesfällen ohne vorher auffällige Krankheitssymptome (durch Septikämie und/oder Schock durch freigesetzte Bakteriengifte, dem sogenannten Endotoxinschock). Besonders gefährdet für eine Coliinfektion sind z.B. durch Mangelernährung, Unterentwicklung oder Schwergeburt bereits geschwächte Jungtiere und solche, die innerhalb der ersten 24 bis 48 Lebensstunden keine ausreichende Versorgung mit antikörperreicher Biestmilch (Kolostrum) erhalten haben.

 

Hygiene ist erstes Gebot - ob bei Säuglingen oder Welpen!
Zur Vermeidung derartiger Welpenverluste ist unbedingt auf Einhaltung einer größtmöglichen Hygiene bei der Aufzucht zu achten. Der Hygienestandard sollte in etwa dem bei der Pflege menschlicher Säuglinge entsprechen. Dies bezieht sich auf die gesamte Umwelt der Kleinen (Liegeplatz, etc.), in besonderem Maße aber auf die Durchführung der Flaschentränkung. Verwendete Sauger und Flaschen sind unbedingt vor jeder Benutzung gründlich zu reinigen und anschließend auszukochen oder einer Dampfsterilisation zu unterziehen. Hierfür eignen sich kommerziell erhältliche Sterilisationsgefäße für die Mikrowelle, wie sie für humanes Säuglingszubehör verwendet werden, bestens. Die betreuende Person sollte zudem auf saubere Hände Wert legen. Welpenmilchpulver sollte kühl (moderate Zimmertemperatur) und trocken gelagert werden, die Milch erst kurz vor der Verfütterung mit sauberem Wasser von Trinkwasserqualität in frisch sterilisierten Behältnissen angerührt werden. Schmutzkontaminationen von Milchpulver und fertig angerührter Milch sind selbstverständlich zu vermeiden. Nicht verbrauchte Welpenmilch sollte nie heruntergekühlt und zum erneuten Anbieten wieder aufgewärmt werden. Sie ist zu entsorgen.

Bei Fragen bezüglich der Aufzucht von Hunde- und Katzenwelpen steht Ihnen Ihr Haustierarzt sicher gerne helfend zur Seite.

 

Artikel erstmals erschienen am 19.12.2005