Sarcocystis - ein häufiger Parasit in (Wild)fleisch
Dr. Jasmin Skuballa
So hat das BfR 2008 in einer Stellungnahme festgestellt, dass beim Rohverzehr von Schweinefleisch, das stark mit S. suihominis befallen ist, ein deutlich erhöhtes Risiko für den Menschen besteht, an Sarkosporidiose zu erkranken. [1]
Zu den Sarkosporidien gehört die Gattung Sarcocystis. Bislang werden zwei der mehr als 130 weltweit vorkommenden Sarcocystis-Arten als gefährlich für den Menschen eingestuft: Sarcocystis hominis in Rindfleisch und Sarcocystis suihominis in Schweinefleisch. Während der Verzehr von schwach infiziertem Fleisch meist keine Beschwerden bei Menschen verursacht, kann stark infiziertes Fleisch zu Übelkeit, Erbrechen, Kreislaufbeschwerden und Durchfall führen. Die Symptome treten nach 3 bis 6 Stunden, längstens 36 Stunden nach oraler Aufnahme des Erregers auf, klingen in den meisten Fällen nach einigen Tagen von selbst wieder ab. Von Fleischerzeugnissen, die für den Rohverzehr bestimmt sind (z.B. Mett, Tatar), kann daher ein erhöhtes Infektionsrisiko ausgehen. Darüber hinaus sind ältere und immunsupprimierte Personen besonders gefährdet, an lebensmittelassoziierten Parasitosen zu erkranken.
Im Jahr 2007 wurden in Niedersachsen beispielsweise Sarkosporidien als Auslöser einer Gruppenerkrankung nach dem Verzehr von rohem Mett labordiagnostisch identifiziert, nachdem die bakteriologische und virologische Untersuchung negativ verlaufen war. [2]
Insgesamt gibt es nur wenig Information zur Häufigkeit und Vorkommen von Sarcocystis-Arten in Fleisch- und Fleischerzeugnissen. Im Rahmen eines Projekts beschäftigt sich das Chemische und Veterinäruntersuchungsamt Karlsruhe mit der Etablierung eines molekularbiologischen Nachweissystems für Sarkosporidien. Mittels PCR können geringste Mengen DNA des Erregers nachgewiesen werden. Erste Untersuchungsergebnisse zeigen, dass Fleisch von wild lebenden Tieren (z.B. Wildschwein, Reh) bzw. Tieren mit Weidehaltung (z.B. Schaf) zu nahezu 100 % Sarcocystis DNA enthält. Auch Schweine- und Rindfleischproben weisen mit jeweils ca. 25 % bzw. 60 % hohe Infektionsraten mit Sarcocystis spp. auf (Tabelle 1). Da in Rind- und Schweinefleisch mehrere Sarcocystis-Arten vorkommen können, soll durch eine weiterführende molekularbiologische Differenzierung geklärt werden, ob es sich um humanpathogene Arten handelt.
Eine Infektion mit Sarkosporidien kann sicher verhindert werden, indem Fleisch vor dem Verzehr ausreichend erhitzt (20 min bei 60°C; 15 min bei 70°C, 5 min bei 100°C) oder tiefgefroren (48 Std. bei 4°C bzw. 24 Std. bei 20°C) wird.
Was ist PCR?
Die Polymerase-Kettenreaktion (englisch: Polymerase Chain Reaction, PCR) ist ein Verfahren, mit dem in einer Kettenreaktion kleinste Mengen an Erbsubstanz (DNA) vervielfältigt werden. In kürzester Zeit wird ein genau definierter Teil eines DNA-Abschnitts millionenfach kopiert und sichtbar gemacht. Die PCR zählt heute zu den wichtigsten Methoden im Labor und wird vielfältig eingesetzt (z.B. in der Kriminalistik, beim Vaterschaftstest, in der medizinischen Diagnostik).
Tabelle 1:
Sarcocystis-Nachweis in Fleisch und Fleischerzeugnissen
Abbildung 1:
Histologischer Längsschnitt: Sarcocystis spp. aus Rentier, Hämatoxylin-Eosin-Färbung.
Abbildung 2 und 3
Histologischer Längs- und Querschnitt: Sarcocystis spp. aus Wildschwein, Hämatoxylin-Eosin-Färbung.
Weitere Informationen / Literatur