Dioxine und polychlorierte Biphenyle (PCB) in Lebensmitteln und Futtermitteln – Untersuchungsergebnisse 2024

Dr. Marco Müller, CVUA Freiburg

 

Im Jahr 2024 wurden am CVUA Freiburg insgesamt 588 Lebens- und 120 Futtermittel-Planproben auf Dioxine und PCB untersucht. Eine umfangreiche Auswertung der Untersuchungsergebnisse dieser Proben liegt nun vor.

 

Collage: Fleisch, Milch, Fische, Gewürze, Futtermittel

 

Die Zahl der Auslösewerts- und Höchstgehaltsüberschreitungen in Lebensmittel- und Futtermittelproben ist bereits in den vergangenen Jahren deutlich zurückgegangen. Auch im Jahr 2024 hielt dieser Trend an. Nur in sehr wenigen Proben wurden erhöhte Belastungen mit Dioxinen und PCB festgestellt. Seit 01.01.2023 sind die Höchstgehalte für Dioxine und PCB in Lebensmitteln in der Verordnung (EU) 2023/915 geregelt.

Im Jahr 2024 kam es in 2 Eierproben sowie in einer Damwildfleischprobe und einer Wildgansprobe zu Höchstgehaltsüberschreitungen. Außerdem lagen die Gehalte für Dioxine oder dioxinähnliche PCB bei 2 Hühnereierproben, bei einer Rindfleischprobe und einer Ziegenmilch über den geltenden Auslösewerten. Diese sind in der Empfehlung 2013/711/EU festgelegt. Erhöhte Gehalte an Dioxinen und/oder PCB wurden außerdem in einer Pferdefleischprobe und einer Lammfleischprobe nachgewiesen. Obwohl in beiden Fällen eine Überschreitung geltender Höchstgehalt und Auslösewerte nicht vorlag, wurden die zuständigen Behörden informiert, um potentielle Eintragsquellen bereits frühzeitig identifizieren zu können.

 

Infokasten

Dioxine und polychlorierte Biphenyle (PCB) sind chlororganische Verbindungen mit humantoxischer Wirkung, die in der Umwelt ubiquitär vorkommen. Aufgrund ihrer lipophilen Eigenschaften und ihrer Persistenz reichern sie sich in der Umwelt, wie z.B. in Böden und Sedimenten, an. So gelangen Dioxine und PCB auch in Lebens- und Futtermittel, worüber sie letztlich vom Menschen aufgenommen werden und in Folge insbesondere im Fettgewebe und in der Leber akkumulieren. Vor allem bei langfristiger Aufnahme resultiert daher eine Belastung für den menschlichen Körper.

Unter dem Begriff „Dioxine“ werden die beiden Stoffgruppen polychlorierte Dibenzo-p-dioxine (PCDD) und polychlorierte Dibenzofurane (PCDF) zusammengefasst. Von insgesamt 210 Einzelverbindungen (Kongeneren) sind 17 Kongenere aufgrund ihrer toxischen Wirkung und ihrer Anreicherung im menschlichen Körper für die amtliche Lebensmittel- und Futtermittelüberwachung relevant. Bei den polychlorierten Biphenylen wird zwischen dioxinähnlichen PCB (dioxin-like PCB, dl-PCB), die aufgrund ihrer Struktur dioxinähnliche Eigenschaften aufweisen und nicht dioxinähnlichen PCB (non-dioxin-like PCB, ndl-PCB) unterschieden.

Tabelle 1: Übersicht der Untersuchungsergebnisse verschiedener Lebensmittel-Planproben aus 2024 im Vergleich zu rechtlich festgesetzten Höchstgehalten und Auslösewerten (Stand 2024). Dargestellt sind die Summengehalte aus Dioxinen und dl-(dioxin-like)-PCB, die Gehalte an Dioxinen, die Gehalte an dl-PCB (WHO-TEQ) sowie die Gehalte der ndl (non-dioxin-like)-PCB in den untersuchten Lebensmittel-Planproben verschiedener Warengruppen aus dem Jahr 2024.

Lebensmittelgruppe Anzahl Summe aus Dioxinen und
dl-PCB
Dioxine dl-PCB Summe aus 6 ndl-PCB
(Indikator-PCB)
  (n) Median Werte-
bereich
Höchst-
gehalt#
Median Werte-
bereich
Höchst-
gehalt#
Auslöse-
wert*
Median Werte-
bereich
Auslöse-
wert*
Median Werte-
bereich
Höchst-
gehalt#
    [pg WHO-TEQ/g Fett] [pg WHO-TEQ/g Fett] [pg WHO-TEQ/g Fett] [ng/g Fett]
Rindfleisch 53 0,75 0,13 -
2,45
4,0 0,14 0,04 -
0,59
2,5 1,75 0,56 0,08 -
2,25
1,75 2,4 0,3 -
13
40
Schaffleisch 11 0,86 0,43 -
2,93
4,0 0,40 0,10 -
1,38
2,5 1,75 0,57 0,24 -
1,91
1,75 3,0 1,1 -
22
40
Geflügelfleisch 28 0,10 0,06 -
0,95
3,0 0,06 0,03 -
0,49
1,75 1,25 0,04 0,01 -
0,46
0,75 0,2 0,1 -
3,0
40
Schweinefleisch 48 0,09 0,03 -
0,52
1,25 0,04 0,02 -
0,30
1,0 0,75 0,04 0,004 -
0,22
0,50 0,3 0,1 -
2,6
40
Kaninchenfleisch 5 0,24 0,11 -
0,38
1,5 0,10 0,03 -
0,15
1,0 - 0,18 0,07-
0,22
- 0,8 0,5 -
0,9
-
Wildschweinfleisch 9 0,94 0,29 -
6,41
10 0,45 0,14 -
2,24
5,0 - 0,41 0,15 -
4,17
- 18 1,6 -
61
-
Damwildfleisch 5 6,1 1,2 -
9,5
7,5 0,6 0,1 -
1,6
3,0 - 5,5 1,0 -
7,9
- 17 3 -
26
-
Milch, Milchprodukte, Butter (Kuhmilch) 67 0,41 0,22 -
0,97
4,0 0,10 0,05 -
0,29
2,0 1,75 0,29 0,11 -
0,87
2,00 1,3 0,3 -
7,4
40
Büffelmozzarella 12 0,33 0,27 -
0,45
4,0 0,11 0,08 -
0,15
2,0 1,75 0,21 0,15-
0,37
2,00 1,0 0,8 -
1,3
40
Schafskäse 17 0,33 0,13 -
0,50
4,0 0,14 0,04 -
0,24
2,0 1,75 0,17 0,09 -
0,35
2,00 0,4 0,2 -
0,9
40
Ziegenmilch 9 0,47 0,39 -
3,25
4,0 0,11 0,08 -
0,20
2,0 1,75 0,37 0,30 -
3,05
2,00 1,9 1,1 -
9,5
40
Hühnereier 84 0,4 0,1 -
8,3
5,0 0,2 0,03 -
2,7
2,5 1,75 0,2 0,04 -
8,0
1,75 0,9 0,1-
34
40
Schweineschmalz 12 0,08 0,06 -
0,14
1,25 0,05 0,03 -
0,10
1,0 - 0,03 0,02 -
0,06
- 0,2 0,1 -
0,4
40
Pflanzliche Fette 22 0,07 0,04 -
0,10
1,25 0,05 0,02 -
0,07
0,75 - 0,02 0,01 -
0,04
- 0,05 0,01 -
0,3
40
    [pg WHO-TEQ/g Frischgewicht] [pg WHO-TEQ/g Frischgewicht] [pg WHO-TEQ/g Frischgewicht] [ng/g Frischgewicht]
Rinderleber 13 0,07 0,02 -
0,16
0,50 0,03 0,01 -
0,06
0,30 - 0,05 0,01 -
0,10
- 0,39 0,06 -
0,97
3,0
Putenleber 6 0,01 0,01 -
0,03
0,50 0,01 0,003 -
0,02
0,30 - 0,004 0,001 -
0,01
- 0,01 0,01 -
0,02
3,0
Fische 53 0,14 0,004 -
1,39
6,5 0,03 0,001 -
0,70
3,5 -/1,50** 0,10 0,003 -
0,81
-/2,50** 1,2 0,1 -
11
75/125##
Dorschleber 9 9,1 4,5 -
11,2
20 1,7 0,6 -
2,5
- - 7,0 3,9 -
9,5
- 54 33 -
85
200
Lebensmittel für Säuglinge und Kleinkinder 30 0,004 0,001 -
0,04
0,2 0,002 0,001 -
0,004
0,1 - 0,004 0,001 -
0,010
- 0,02 0,01 -
0,08
1,0
Sonnenblumenkerne 18 0,06 0,02 -
0,13
- 0,02 0,01 -
0,03
- 0,50 0,04 0,01 -
0,11
0,35 0,02 0,01 -
0,07
-
Koriander 5 0,02 0,01 -
0,14
- 0,01 0,003 -
0,10
- 0,50 0,02 0,005 -
0,04
0,35 0,05 0,03 -
0,79
-

# Höchstgehalte gemäß Anhang I der Verordnung (EG) 2023/915
## Höchstgehalt Indikator-PCB: 75 ng/g Frischgewicht gilt für Fisch und Fischereierzeugnisse, 125 ng/g Frischgewicht für wild gefangenen Frischwasserfisch
* Auslösewerte gemäß Empfehlung 2013/711/EU
** die genannten Auslösewerte gelten nur für Zuchtfische und Zuchtfischereierzeugnisse

 

Die Ergebnisse im Einzelnen

Fleisch

Im Jahr 2024 wurden insgesamt 159 Fleischproben von Rindern, Schafen, Geflügel, Schweinen, Kaninchen, Wildschweinen und Damwild untersucht (Tabelle 1).

 

Zeichnung: KuhDie im Jahr 2024 untersuchten Rindfleischproben (n = 53) wiesen mit einem mittleren Gehalt von 0,75 pg WHO-PCDD/F-PCB-TEQ/g Fett überwiegend Gehalte unterhalb der geltenden Auslösewerte und Höchstgehalte auf. Lediglich bei einer Probe wurden dl-PCB mit einem Gehalt von 2,25 pg WHO-PCB-TEQ/g Fett und damit oberhalb des Auslösewertes bestimmt. Im Rahmen der Nachermittlung konnte in diesem Fall der Lack einer alten Tränke im Auslaufbereich der Tiere als Kontaminationsquelle identifiziert und im Folgenden beseitigt werden.

 

Zeichnung: SchafAuch die im Jahr 2024 untersuchten Schaffleischproben (n = 11) waren mit einem mittleren Gehalt von 0,86 pg WHO-PCDD/F-PCB-TEQ/g Fett als unauffällig zu beurteilen. Eine Ausnahme stellte eine Probe Lammfleisch dar, in der ein erhöhter dl-PCB Gehalt von 1,91 pg WHO-PCB-TEQ/g Fett bestimmt wurde. Dieser lag jedoch nach Abzug der erweiterten Messunsicherheit unterhalb des gültigen Auslösewerts von 1,75 pg WHO-PCB-TEQ/g Fett.

 

Unter dem Oberbegriff Geflügelfleisch wurde im Jahr 2024 Hähnchenfleisch (n = 16), Entenfleisch (n = 7) und im Rahmen eines bundesweiten Monitoring-Projekts Putenfleisch (n = 5) untersucht. Mit einem Median von 0,10 pg WHO-PCDD/F-PCB-TEQ/g Fett lagen die Gehalte in nahezu allen Proben deutlich unter dem gültigen Höchstgehalt für die Summe aus Dioxinen und dl-PCB (3,0 pg WHO-PCDD/F-PCB-TEQ/g Fett).

 

Zeichnung: SchweinNach den Vorgaben des Kontrollplans für Kontaminanten in Lebensmitteln wurden im Jahr 2024 insgesamt 48 Schweinefleischproben auf Dioxine und PCB untersucht. Mit einem mittleren Gehalt von 0,09 pg WHO-PCDD/F-PCB-TEQ/g Fett lagen die Proben meist deutlich unter dem zulässigen Höchstgehalt von 1,25 pg WHO-PCDD/F-PCB-TEQ/g Fett und waren daher als unauffällig zu beurteilen.

 

Aufgrund der Lebens- und Haltungsumstände liegen die Gehalte an Dioxinen und PCB in Wildschweinfleisch üblicherweise deutlich über den Gehalten von Schweinefleisch. Erfreulicherweise wurden jedoch in keiner der im Jahr 2024 untersuchten Wildschweinfleischproben (n = 9) Gehalte an Dioxinen oder PCB über dem gültigen Höchstgehalt von 10 pg WHO-PCDD/F-PCB-TEQ/g Fett festgestellt.

 

 

Zeichnung: DamwildDeutlich höher belastet waren die im Jahr 2024 untersuchten Damwildfleischproben (n = 5). Gleich drei Proben wiesen Gehalte an dioxinähnlichen PCB über 5 pg WHO-PCB-TEQ/g Fett auf. Bei einer dieser Proben lag der Gehalt an dioxinähnlichen PCB so hoch, dass eine Überschreitung des Höchstgehalts für die Summe aus Dioxinen und dioxinähnlichen PCB festgestellt wurde. Die im Nachgang eingeleitete Suche nach einer Kontaminationsquelle im betroffenen Wildgehege blieb jedoch bislang erfolglos.

Fische

Im Jahr 2024 wurden Dioxine und PCB in Forelle (n = 25), Lachsforelle (n = 9), Barsch (n = 13) und Felchen (n = 2) sowie in jeweils einer Probe Rotauge, Pangasius, Heilbutt und einer Probe geräuchertem Lachs untersucht. Mit einem Median von 0,14 pg WHO-PCDD/F-PCB-TEQ/g Frischgewicht lagen alle Dioxin- und PCB-Gehalte in den vorgelegten Fischproben unter den festgelegten Höchstgehalten und Auslösewerten für Dioxine, dl-PCB sowie für Indikator-PCB.

 

Zeichnung: Konservendose DorschleberÜblicherweise deutlich höhere Gehalte an Dioxinen und PCB sind in Fischlebern und dabei besonders in Dorschleber zu finden. Daher wurden im Jahr 2024 auch Dorschleberproben (n = 9) untersucht. Erfreulicherweise lagen aber auch die Gehalte aller Dorschleberproben mit einem Median von 9,1 pg WHO-PCDD/F-PCB-TEQ/ g Frischgewicht unter den geltendem Höchstgehalt von 20 pg WHO-PCDD/F-PCB-TEQ/ g Frischgewicht.

Milch und Milchprodukte

Zeichnung: ButterIm Jahr 2024 wurden insgesamt 105 Proben Milch und Milcherzeugnisse untersucht (Tabelle 1). Neben Kuhmilch (n = 25) und Ziegenmilch (n = 9) waren darunter auch Speisequark (n = 11), Butter (n = 20) und unterschiedliche Käsesorten (n = 38), sowie jeweils eine Probe Creme Fraiche und Ayran.

 

Die Gehalte der untersuchten Milchproben sowie der daraus hergestellten Milcherzeugnisse lagen auf gleichem Niveau wie im Vorjahr und damit weiterhin deutlich unter den im Jahr 2023 angepassten Höchstgehalten.

Hühnereier

Im Jahr 2024 wurden insgesamt 82 Hühnereierproben sowie 2 Volleiproben auf Dioxine und PCB untersucht. Eine große Mehrheit der Proben war dabei als unauffällig zu beurteilen. Der Median für die Summe aus Dioxinen und dioxinähnlichen PCB lag mit 0,4 pg WHO-PCDD/F-PCB-TEQ/g Fett deutlich unter dem geltenden Höchstgehalt von 5,0 pg WHO-PCDD/F-PCB-TEQ/g Fett. Dennoch wurden auch im Jahr 2024 bei 4 Hühnereierproben erhöhte Gehalte an Dioxinen und/oder PCB bestimmt.

 

Zeichnung: Huhn mit EiernBei einer Hühnereierprobe wurde analytisch ein Summengehalt an Dioxinen und dioxinähnlichen PCB von 59 pg WHO-PCDD/F-PCB-TEQ/g Fett bestimmt. Aufgrund der über 10-fachen Überschreitung des Höchstgehalts wurde von der zuständigen Behörde in der Folge ein Vermarktungsverbot für Eier aus diesem Stall ausgesprochen. In einem weiteren Fall lag der Gehalt an dioxinähnlichen PCB in einer Hühnereierprobe aus einem Betrieb mit über 10.000 Legehennen bei 8,0 pg WHO-PCB-TEQ/g Fett. Auch für die Eier dieses Betriebs wurde in der Folge ein Verkehrsverbot ausgesprochen. Bei zwei Hühnereierproben lag der Gehalt an Dioxinen über dem Auslösewert von 1,75 pg WHO-PCDD/F-TEQ/g Fett.

 

Weitere Lebensmittel-Produktgruppen

Im Jahr 2024 wurden außerdem 17 Proben Säuglings- und Kleinkindernahrung sowie unterschiedliche Fette und Öle (n = 34) auf Dioxine und PCB untersucht. Dabei wurden in allen untersuchten Proben Gehalte an Dioxinen und PCB deutlich unter geltenden Höchstgehalten und Auslösewerten bestimmt.

 

Zeichnung: KräutersäckchenErwartungsgemäß enthielten auch die im Jahr 2024 untersuchten pflanzlichen Lebensmittel wie Sonnenblumenkerne (n = 18) und getrockneter Koriander (n = 5) sehr niedrige Gehalte an Dioxinen und PCB und waren folglich als unauffällig einzustufen.

 

Futtermittel

Neben Lebensmitteln werden am CVUA Freiburg Futtermittel auf Dioxine und PCB untersucht. Die Untersuchungsergebnisse der im Jahr 2024 erhobenen Futtermittelproben (n = 126) waren ausnahmslos unauffällig. Bei allen Proben lagen die Gehalte an Dioxinen, dl-PCB und ndl-PCB unterhalb der jeweils gültigen Höchstgehalte und Aktionsgrenzwerte. Bei den untersuchten Proben handelte es sich überwiegend um Ausgangserzeugnisse pflanzlichen Ursprungs, pflanzliche Öle und Mischfuttermittel.

 

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Artikel erstmals erschienen am 14.03.2025