Aluminium – unvermeidbarer Begleiter beim Grillen?!
Benjamin Schiller, Amanda Gustafsson
Viele Fertiggerichte zum Backen oder Grillen, wie Fisch-, Nudel- oder Milcherzeugnisse werden im Handel in Schalen aus Aluminium angeboten. Allerdings ist Aluminium (Alu-Schalen und Aluminiumfolien) nicht immer beständig gegenüber sauren und salzhaltigen Lebensmitteln. Wie aktuelle Beispiele zeigen, können Alu-Schalen durch Lebensmittel wie Tomatensoße, Sauerkraut oder Salzlake von Hirtenkäse angegriffen werden.
Am CVUA Stuttgart wurden insgesamt 17 verschiedene Alu-Schalen untersucht. Ein Großteil dieser Produkte wurde als unauffällig eingestuft. Bei insgesamt 7 Lebensmitteln wurden erhöhte Mengen Aluminium nachgewiesen. Alle auffälligen Proben haben einen Aspekt gemeinsam: Es handelte sich hierbei um Grillkäse mit einer Auflage der vorverpackt in solchen Schalen in Verkehr gebracht wurde. Der erfolgte Übergang von Aluminium war in allen Fällen optisch gut sichtbar. Die betroffenen Schalen zeigten deutliche Spuren beginnender oder fortgeschrittener Korrosion.
Abbildung 1: Korrodierte Alu-Schale
Exemplarisch gehen wir im Folgenden auf ein Erzeugnis ein, welches besonders stark korrodiert war. Stellen Sie sich vor: Sie sitzen an einem gemütlichen Grillabend mit ihren Freunden zusammen und möchten zum Fleisch alternativ einen Grillkäse vorverpackt in einer Aluminiumschale zubereiten. Sie nehmen das Grillgut aus dem Kühlschrank und merken, dass die Aluminiumverpackung korrodiert und undicht ist. Genau das ist einem Verbraucher tatsächlich passiert. Eine solche „Beschwerdeprobe“ wurde anschließend im CVUA Stuttgart untersucht.
Aluminium und Lebensmittel – kurz erklärt
Aluminium ist ein Leichtmetall und gehört zu den häufigsten Metallen auf der Erde, bezogen auf den Massenanteil. Etwa 8 Prozent der Erdkruste bestehen daraus. Aluminium ist in Form seiner salzartigen Verbindungen in unserer Umwelt also vergleichsweise häufig zu finden. Aber gilt dies auch für Lebensmittel? So enthält Tee (unzubereitet) beispielsweise 385 mg Aluminium pro kg Lebensmittel (mg/kg). Das 1,5-fache einer „Messerspitze“ entspricht dieser Menge Aluminium auf 1 Kilogramm Lebensmittel. Kakao oder Schokolade enthalten hingegen etwa 100 mg Aluminium pro kg Lebensmittel. Aber auch verschiedene Salatarten oder Hülsenfrüchte erreichen Gehalte von durchschnittlich etwa 20 mg Aluminium pro kg Lebensmittel. Um bei der Küchensprache zu bleiben: 20 mg dieses Metalls entsprechen einer halben „Prise“. Fleisch, Käse oder Kartoffeln enthalten vergleichsweise geringe Mengen von etwa 2 mg Aluminium pro kg Lebensmittel [1]. Die europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat eine tolerierbare wöchentliche Aufnahmemenge (TWI) von 1 mg Aluminium pro Woche und Kilogramm Körpergewicht empfohlen. Eine 60 kg schwere Person sollte daher nicht mehr als 8,5 mg Aluminium pro Tag über die Nahrung aufnehmen.
Gesundheitsrisiken
Aluminium? Ich kann mich nicht erinnern!
Die oberste deutsche Behörde für Risikobewertungen (Bundesinstitut für Risikobewertung, kurz: BfR) hat den möglichen Zusammenhang einer erhöhten Aluminiumaufnahme durch Lebensmittel und Alzheimererkrankungen untersucht. Das BfR geht zum jetzigen Zeitpunkt davon aus, dass kein Risiko besteht, die Entstehung von Alzheimer durch aluminiumreiche Lebensmittel zu fördern. Vorsorglich empfiehlt die Behörde, keine sauren, salzhaltigen oder basischen Lebensmittel über einen längeren Zeitraum in Folie oder Geschirr aus Aluminium zu lagern [2].
Weshalb korrodierte die Alu-Schale?
Unter dem Einfluss von Säure, Lauge und/oder Salzen löst sich metallisches Aluminium sehr leicht aus entsprechenden Verpackungen. Grundsätzlich passiert dabei immer dasselbe: Die passivierte und damit eigentlich korrosionsfreie Oberfläche wird angegriffen. Hierbei bilden sich zunächst kleine Löcher in der Oberfläche der Metallverpackung (Lochfraßkorrosion). Mit der Zeit schreitet dieser Prozess immer weiter fort und die Korrosion wird sichtbar. Bedenklich dabei ist: freiwerdendes Aluminium löst sich in dem mit der Schale in Kontakt stehendem Lebensmittel. Der beschriebene Prozess führte in den untersuchten Schalen zu Rissen bis zu einer Länge von 5 cm (siehe Abbildung).
Abbildung 2: Detailaufnahme Korrosion
Dementsprechend hohe Mengen Aluminium wurden in dem enthaltenen, marinierten Grillkäse nachgewiesen. Hierbei wurde unter anderem ein Spitzengehalt von bis zu 650 mg pro kg Lebensmittel festgestellt. Nach den Vorgaben des Europarates ist ein Aluminiumübergang von 5 mg/kg Lebensmittel bei Lebensmittelkontaktmaterialien aus Metall empfohlen [3]. Unter Berücksichtigung des Eigengehaltes wurde dieser Richtwert im vorliegenden Fall um mehr als das 100-fache überschritten. Ein Richtwert ist zwar nicht unmittelbar rechtlich bindend. Jedoch dürfen Grillschalen gemäß guter Herstellungspraxis unter den normalen oder vorhersehbaren Verwendungsbedingungen keine Bestandteile auf Lebensmittel in Mengen abgeben, die geeignet sind, eine unvertretbare Veränderung der Zusammensetzung der Lebensmittel herbeizuführen. Folglich durfte weder das Lebensmittelkontaktmaterial (Alu-Schale) noch das kontaminierte Lebensmittel (Grillkäse) weiter verkauft werden.
Ist diese Schale ein Einzelfall?
In der Folge wurden ähnliche Produkte (Alu-Schalen in direktem Kontakt mit marinierten Lebensmitteln) desselben Herstellers untersucht. Die freigesetzten Aluminiummengen dieser Schalen lagen deutlich unter dem Spitzengehalt der Beschwerdeprobe, überschritten jedoch den Richtwert des Europarates noch immer um das 3-fache. Aufgrund der deutlichen Korrosion waren einige dieser Schalen ebenfalls als ungeeignet für den vorgesehenen Verwendungszweck anzusehen. Die Beschwerdeprobe war demnach kein Einzelfall, weshalb weitere betroffene Produkte aus dem Handel genommen wurden. Positiv ist dabei anzumerken: In keinem dieser Fälle war eine unmittelbare Gesundheitsgefahr abzuleiten.
Unbeschichtete und beschichtete Alu-Schalen
Das Bundesinstitut für Risikobewertung hat im Rahmen eines Forschungsprojekts die Aluminiumlässigkeit von Menüschalen, die im Cook & Chill-Verfahren verwendet werden, untersucht. [4] Bei diesem Verfahren werden Alu-Schalen besonders beansprucht. Denn das Menü wird zunächst vorgekocht, heiß eingefüllt, anschließend schnell abgekühlt und nach einer Kühlperiode wieder erhitzt und warmgehalten. Im Rahmen dieser Untersuchungen stellten sich unbeschichtete Schalen als weitaus anfälliger gegenüber Korrosionen als beschichtete Schalen heraus. Beschichtete Alu-Schalen haben eine dünne Kunststoffschicht, wodurch dieser Prozess verlangsamt oder verhindert wird. Durch den Verbraucher sind unbeschichtete von beschichteten Schalen nicht unterscheidbar, da keine Kennzeichnungspflicht besteht. Umso mehr ist angeraten, einige grundlegende Verwendungshinweise zu beachten (siehe Infokasten).
Das CVUA Stuttgart zieht Bilanz
Wie unser Beispiel zeigt, ist bei der Verwendung von Aluminiumschalen und Aluminiumfolien in Verbindung mit salz-, laugen- sowie säurereichen Lebensmitteln Vorsicht geboten. Wir raten dazu, die Hinweise auf der Verpackung zu berücksichtigen (siehe Infokasten).
Falls Sie eine bereits vorhandene Korrosion der Aluminiumschale im Geschäft feststellen, machen Sie das Verkaufspersonal auf diesen Umstand aufmerksam. Weiterhin besteht die Möglichkeit, ein bereits gekauftes Produkt als Verbraucherbeschwerde bei der örtlich zuständigen Lebensmittelüberwachungsbehörde einzureichen. Weitere Informationen hierzu finden Sie auf den Internetseiten des Serviceportals Baden-Württemberg. Werden diese Hinweise eingehalten, steht diesbezüglich einem ungetrübten Grill- oder Backvergnügen nichts im Wege. Mittlerweile werden die in Aluminiumschalen verkauften Lebensmittel oftmals gesondert verpackt und kommen somit erst unmittelbar vor der Zubereitung in Kontakt mit dem Aluminium.
Infokasten
Aluminiumfolie oder Alu-Schale? Aluminium im Kontakt mit Lebensmitteln sicher verwenden
Wird der Käse (aber auch Gemüse, Gewürze, Fleisch) erst kurz vor der Zubereitung in Aluminiumfolie oder in einer Alu-Schale verpackt, besteht in der Regel kein Risiko, denn die Kontaktzeit des Lebensmittels mit dem Metall ist zu kurz, um die beobachtete Korrosion und damit Freisetzung von Aluminium hervorzurufen. Zur längeren Lagerung von Lebensmitteln sind daher Verpackungen aus Kunststoff, Glas oder Keramik besser geeignet.
Oftmals geben Hersteller von Aluminiumgegenständen zu berücksichtigende Verwendungshinweise auf der Verpackung an. In der Regel erfährt man dabei, wie solche Verpackungen richtig zu verwenden sind. Diese können beispielsweise lauten:
„Nicht über längere Zeit mit sauren, alkalischen oder salzhaltigen Lebensmitteln in Berührung bringen“ oder „Nur zur Lagerung im Kühlschrank geeignet“ etc.
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Quellen
[ 1] Wikipedia, Aluminium allgemein, Stand: 01.08.2017
[2] BfR: Fragen und Antworten zu Aluminium in Lebensmitteln und verbrauchernahen Produkten, Bundesinstitut für Risikobewertung, Stand: 08.06.2017
[3] CM/Res(2013)9: Council of Europe Resolution CM/Res(2013)9 on metals and alloys used in food contact materials and articles, Committee of Experts on Packaging Materials for Food and Pharmaceutical Products (P-SC-EMB)
[4] BfR: Unbeschichtete Aluminium-Menüschalen: Erste Forschungsergebnisse zeigen hohe Freisetzung von Aluminiumionen, Stellungnahme Nr. 007/2017; Stand: 29.05.2017