Urangehalte in der öffentlichen Trinkwasserversorgung in Baden-Württemberg

Vorkommen von Uran

Uran ist ein auf der Erde weit verbreitetes natürliches Element und Schwermetall (Atommasse 238), das mit ca. 3-4 mg/kg Erdboden häufiger vorkommt als zum Beispiel Gold und Silber. Uranverbindungen sind natürliche Bestandteile von Gesteinen und Mineralien und kommen auch in deren Verwitterungsprodukten vor, daneben sind auch vom Menschen verursachte Einträge (z. B. durch den Uranbergbau) möglich.

Spuren von Uran sind in vielen Lebensmitteln, im Wasser - und somit auch in Trinkwasser und natürlichem Mineralwasser nachweisbar.

In deutschen Flüssen liegt der durchschnittliche Gehalt an Uran bei ca. 0,001 bis 0,003 mg/L, Meerwasser enthält im Schnitt 0,003 mg/L Uran.

In Grundwasser kommt Uran in Deutschland in einem Konzentrationsbereich von unter 0,001 bis über 0,1 mg/L vor.

Geologische Formationen und Bereiche, in denen erhöhte Urankonzentrationen im Grund- und damit eventuell auch im Trinkwasser häufiger auftreten können, sind in Süddeutschland Sandstein- und Gipskeuper sowie Buntsandstein, die vor allem von Mittel- und Oberfranken bis nach Hohenlohe vorkommen und anmoorige Bereiche aus dem Quartär, in Baden-Württemberg vor allem im Bereich der Donau und südlich davon. Interessanterweise werden in der Regel geringe Urangehalte im Gebirgsgrundwasser des Schwarzwalds gefunden. Uran kommt dort im Gestein zwar teilweise in relativ hohen Konzentrationen vor, jedoch vorwiegend in einer wasserunlöslichen (vierwertigen) chemischen Form. Das Uran wurde vermutlich im Trias aus der Region des heutigen Fichtelgebirges und Bayerischen Waldes westwärts transportiert und während dieser geologischen Zeiträume in eine wasserlösliche (sechswertige) Form umgewandelt, weshalb es heute bis zur Hohenloher Ebene im Wasser gefunden werden kann.

 

Toxizität und Risiko

Das Bundesamt für Risikobewertung (BfR) und das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) erklären in einer gemeinsamen Risikobewertung (1):

"Bei anhaltender Aufnahme höherer Urankonzentrationen kann es durch die chemische Giftigkeit des Urans zu Nierenschäden kommen. Die radioaktiven Zerfallsprodukte von Uran können Krebs auslösen. Das radiologische Risiko durch Uran, das durch die Nahrung respektive Wasser aufgenommen wird, wird für Verbraucher in Deutschland allerdings sehr gering eingestuft. Nach dem heutigen wissenschaftlichen Kenntnisstand stellt die chemische Wirkung von Uran, das über die Nahrung aufgenommen wird, kein nennenswertes Risiko für den Verbraucher dar."

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ("Provisional Drinking Water Guide Value") empfiehlt für Trinkwasser einen gesundheitlichen Leitwert von 15 µg/L (= 0,015 mg/L) (2).

Das Umweltbundesamt (UBA) hat aus den in der Literatur zugänglichen toxikologischen und epidemiologischen Daten zu Uran einen "lebenslang duldbaren gesundheitlichen Leitwert" von 10 µg/L für Uran in Trinkwasser abgeleitet. Als "regulatorischen Maßnahmewert" für zeitlich befristete Abweichungen vom Leitwert oder von einem eventuellen künftigen Grenzwert hält das UBA einen Wert von höchstens 20 µg/L Uran in Trinkwasser für angemessen.

 

Rechtliche Situation

Die rechtliche Situation bei der Bewertung von Urangehalten in Wasser stellt sich derzeit folgendermaßen dar:

  • Auf europäischer Ebene gibt es bislang keinen Uran-Grenzwert für Trinkwasser.
  • Die Trinkwasserverordnung enthält keinen Grenzwert für Uran (3).
  • Die Mineral- und Tafelwasserverordnung (4) sieht für natürliches Mineralwasser, Tafelwasser und Quellwasser mit der Auslobung "Geeignet für die Zubereitung von Säuglingsnahrung" einen Grenzwert von 0,002 mg/L Uran (= 2 µg/L) vor.

 

Untersuchungsergebnisse

In den Jahren 2001 bis 2007 wurden von den Chemischen und Veterinäruntersuchungsämtern (CVUAs) Baden-Württembergs insgesamt 3525 Wasserproben aus öffentlichen Trinkwasserversorgungsanlagen auf ihre Gehalte an Uran untersucht, wobei die Proben aus Gemeindewasserversorgungen, Zweckverbänden, Fernwasserversorgungen und Ortsnetzen stammten.

 

Grafik: Urangehalte in Trinkwasserproben aus der öffentlichen Wasserversorgung.

Abb.: Urangehalte in Trinkwasserproben aus der öffentlichen Wasserversorgung

 

3408 oder 96,7 % der Wasserproben wiesen nur sehr geringe Gehalte an Uran im Bereich unter 1 bis 5 µg/L auf, nur etwa 1% lagen im Bereich der UBA-Empfehlung (10 µg/L) oder darüber.

Die 38 Trinkwasserproben (1% aller untersuchten Proben) mit Urangehalten über 10 µg/L (bis zum Maximalwert von 30 µg/L) fanden sich geologisch bedingt vorrangig im Bereich der südlichen Hohenloher Ebene (Landkreis Ludwigsburg, Ostalbkreis, Rems-Murr-Kreis, Landkreis Schwäbisch Hall), sowie im Bereich der Donau und südlich davon (Alb-Donau-Kreis, Landkreis Ravensburg).

Die Tabelle mit den im einzelnen gemessenen Gehalten finden Sie hier.

Die in der Tabelle angegebenen Werte stellen Momentaufnahmen zum jeweiligen Messzeitpunkt dar (zur Orientierung ist jeweils das Probenentnahmedatum angegeben). Die Werte entsprechen daher nicht zwangsläufig dem jetzt gerade aktuellen Gehalt des jeweiligen Trinkwassers, da sich zum Beispiel durch unterschiedliche Mischungen verschiedener Rohwässer und durch technische Aufbereitungsmaßnahmen die Urangehalte der Trinkwässer ändern können. Die höchsten Gehalte wurden überwiegend in vergangenen Jahren ermittelt. Bei neueren Messungen in diesen Gebieten wurden in der Regel geringere Gehalte gefunden.

 

Literatur

(1) Gemeinsame Stellungnahme Nr. 020/2007 des Bundesamts für Risikobewertung und des Bundesamts für Strahlenschutz vom 05.04.2007

(2) WHO - Guidelines for Drinking Water Quality, 3rd Edition, 2004

(3) Verordnung über die Qualität von Wasser für den menschlichen Gebrauch i. d. F. vom 25.11.2003 (BGBl. I S. 2304)

(4) MinTafwV, Mineral- und Tafelwasserverordnung vom 01.08.1984, zuletzt geändert am 01.12.2006 (BGBl. I S. 2762)

 

 

Artikel erstmals erschienen am 11.04.2008