Vorratsschädlinge: Das große Krabbeln
Patrick Gröger, Dr. Gregor Vollmer
Hintergrund
Als Vorratsschädlinge werden Tierarten bezeichnet, welche Nahrungsmittel nach der Ernte, beim Transport und während der Lagerung befallen. Da sie mit dem bloßen Auge schwer zu erkennen sind und sich rasend schnell vermehren können, verursachen Insekten immensen Schaden in der Industrie durch Befall in Getreidespeichern, Silos und Lagerräumen. Anschließend finden die Vorratsschädlinge durch befallene Produkte ihren Weg in den Privathaushalt. Denn für die Mundwerkzeuge der Insekten stellen Papiertüten und dünne Kunststofffolien kein Hindernis dar. Häufige Vertreter sind z. B. der Kornkäfer (Sitophilus granarius) sowie die Korn- bzw. Mehlmotte (Nemapogon granellus & Ephestia kuehniella).

In Gespinstfäden eingewickelte Raupenhaut zwischen Reiskörnern
Infokasten
Erkennung, Bekämpfung & Prävention
Der Befall eines Produkts kann schon durch kleine Löcher in der Papier-/Kunststofftüte des Produkts erkennbar sein. Sind bereits Gespinste, Larven oder Käfer zu sehen, muss das Lebensmittel sofort entsorgt werden. Die Vorratsschränke, in denen die Lebensmittel gelagert wurden, müssen komplett geleert und ordentlich gesäubert werden. Schwer zugängliche Ritzen sind so gut wie möglich mit einem Staubsauger auszusaugen. Lebensmittel, die scheinbar noch nicht befallen wurden, sollten etwa drei Tage im Gefrierschrank gelagert werden. Damit es erst gar nicht zu einem Befall in Ihrem Haushalt kommen kann, sollten die Produkte direkt nach dem Kauf in luftdichte Behälter umgefüllt werden. Ganze Getreidekörner können auf kleine Fraßlöcher untersucht werden. Bei Mehl oder feinem Grieß ist es empfehlenswert, das Nahrungsmittel zuvor zu sieben. Dadurch werden Gespinste, Larven und Käfer noch vor der Lagerung sichtbar. In Papierverpackungen sollte nach dem Umschütten des Produkts der Falz kontrolliert werden, da sich Larven und Raupen gerne dorthin zurückziehen. Da sich die Insekten in einer feuchten und warmen Umgebung wohl fühlen, empfiehlt es sich die Lebensmittel kühl und trocken zu lagern.
Mit Larvenkot behaftete Gespinste
Kornkäfer
Der Kornkäfer ist etwa 2,5 bis 5 mm groß, dunkelbraun und flugunfähig. Vor allem ist er durch seinen Rüssel am Kopf erkennbar, mit dem er Löcher in Getreidekörner hineinbohrt. Ein Weibchen kann bis zu 200 Eier in ein angebohrtes Korn legen, welches dann mittels eines Sekrets wieder verschlossen wird. Die Entwicklung vom Ei über Larve und Puppe bis zum Volltier erfolgt komplett im Getreidekorn und ist daher mit bloßem Auge nicht zu erkennen. Je nach Umgebungstemperatur kann die Entwicklungsdauer bis zum Volltier zwischen 30 und 150 Tage dauern. In der Industrie entstehen durch Kornkäfer große Schäden, da sie sich rasend schnell vermehren. Bei starkem Befall steigen infolge der Aktivität der Käfer die Temperatur und Luftfeuchtigkeit an, wodurch es zu schweren Folgeschäden durch andere Vorratsschädlinge und Schimmelpilze kommen kann. Die lichtscheuen Tiere befinden sich im überwiegenden Teil im lagernden Getreide. Lassen sich die Käfer im Licht blicken, kann von einem übermäßigen Befall im Inneren der Getreidehaufen ausgegangen werden.

Kornkäfer
Korn- bzw. Mehlmotte
Die Flügelspannweite einer Mehlmotte kann bis zu 25 mm betragen. Ein Weibchen legt bis zu 200 Eier direkt am Produkt ab. Den überwiegenden Schaden richtet nicht das Volltier, sondern dessen Vorstufe die Raupe an. Die Raupen verunreinigen Mehl, Getreidekörner und Backwaren durch Fraß, Verpuppung und Kot. Ein Befall ist relativ leicht erkennbar, da das Produkt mit feinen Gespinstfäden durchzogen oder mit großen Gespinst-Konglomeraten durchsetzt ist. Unter anderem ist ein Befall leicht erkennbar, wenn Körner durch Gespinstfäden am Rand der Packung vernetzt sind. Zusätzlich sollte immer der Falz von Papierverpackungen auf Gespinste untersucht werden, da sich die Schädlinge gerne darin zurückziehen.

Motte
Ergebnisse der Untersuchungen
Das CVUA Sigmaringen hat im Jahr 2024 insgesamt 266 Proben unter anderem auf Schädlinge untersucht. Darunter waren 76 Getreideproben (z. B. Weizen-, Dinkel-, Roggen-, Mais- und Reiskörner), 125 Mehle, 37 Backmischungen und 28 Müsliproben. In 27 dieser Proben wurden lebende oder tote Schädlinge, Käferfragmente und/oder mit Larvenkot bedeckte Gespinste aufgefunden. In zwei Getreidekörner-Proben befand sich Schadnagerkot. Zusätzlich konnten in einer Beschwerdeprobe „Kastenweißbrot“ dunkle in das Brot eingebackene Fremdkörper als Schadnagerkot identifiziert werden. Insgesamt wurden 30 Proben als nicht zum Verzehr geeignete Lebensmittel bewertet. In den 28 Müsliproben konnten erfreulicherweise keine Anzeichen von Schädlingen nachgewiesen werden.
Proben, die aufgrund von Schädlingsbefall im Jahr 2024 als nicht zum Verzehr geeignete Lebensmittel bewertet wurden

Bilder
CVUA Sigmaringen