Tabak und Tabakerzeugnisse

J. Hahn, H.L. Trieu

 

Das Tabaklabor im Chemischen und Veterinärunteruntersuchungsamt (CVUA) Sigmaringen ist das Zentrallabor für die Untersuchung und Beurteilung von Tabak und Tabakerzeugnissen in Baden-Württemberg. Zusätzlich wurde die Zuständigkeit durch Kooperationsverträge auf die Untersuchung und Beurteilung von Tabakerzeugnissen für sechs weitere Bundesländer erweitert. Für das Bundesland Sachsen wurde außerdem der Kooperationsvertrag auf die Bereiche Betriebskontrollen und tabakspezifische Anfragen ausgedehnt.

 

Quelle:mit freundlicher Genehmigung der Firma Borgwaldt KC

 

Als einziges deutsches Überwachungslabor für Tabakerzeugnisse ist das Tabaklabor in Sigmaringen als zugelassenes Prüflaboratorium bei der Europäischen Union gemeldet und ist zuständig für die Überprü-fung der meldepflichtigen Daten der Tabakindustrie.

Durch die Gremientätigkeit wie beispielsweise als Mitglied im World Health Organisation (WHO)-Executive-Committee des „Tobacco Laboratory Network“ oder als Mitglied der deutschen Delegation bei der International Standardisation Organisation (ISO) ist das Tabaklabor weltweit an der Methodenentwicklung zur Untersuchung von Tabakerzeugnissen maßgeblich beteiligt und vertritt die Interessen der Überwachungslaboratorien Deutschlands gegenüber den Industrielaboratorien. Darüber hinaus ist das CVUA Sigmaringen häufig Ansprech- und Projektpartner von Bundesinstitutionen (z.B. BfR und BVL), wenn es um analytische oder rechtliche Fragestellungen bei neuartigen Tabakerzeugnissen geht.

Der vorbeugende Verbraucherschutz steht an vorderster Front, wenn es darum geht, aufzuzeigen, dass auch beim scheinbar „gesünderen“ Rauchen von Wasserpfeifen und E-Zigaretten toxikologisch relevante Rauchinhaltsstoffe wie z.B. Formaldehyd, Benzol, Benzo(a)pyren usw. entstehen können.

 

Tabakrecht

Seit dem 20. Mai 2016 ist das neue Tabakrecht, das aus dem deutschen Tabakerzeugnisgesetz und der Tabakerzeugnisverordnung besteht, in Kraft. Danach wurde die EU-Tabakerzeugnisrichtlinie in nationales Recht umgesetzt. Ziel der europäischen Tabakproduktrichtlinie ist es, insbesondere Jugendliche vom Einstieg in den Konsum von Tabakerzeugnissen und elektronischen Zigaretten abzuhalten. Zu diesem Zweck wurden wesentliche Änderungen im Vergleich zum vorherigen Tabakrecht vorgenommen.
Regulierung gegen die Nikotinsucht

 

Probenspektrum

Laut Definition bestehen Tabakerzeugnisse aus Tabak und können konsumiert werden. Die folgende Übersicht zeigt die verschiedenen Produktgruppen:

 

 

Auch wenn der Name es vermuten lässt, sind Tabakerzeugnisse nicht die einzigen Produkte, die im Tabaklabor untersucht werden. Das Tabakrecht erfasst nämlich auch verwandte Erzeugnisse. Unter verwandte Erzeugnisse fallen:

  • elektronische Zigaretten einschließlich E-Shishas sowie Nachfüllbehälter (E-Liquids)
  • Pflanzliche Raucherzeugnisse, die keinen Tabak enthalten und auf der Grundlage von Pflanzen, Kräutern oder Früchten basieren wie Kräuterzigaretten.

 

Untersuchungsspektrum

Durch die breite Produktpalette werden ständig neue analytische Herausforderungen an das Zentrallabor gestellt.

Zigaretten

  • Teer, Nikotin und Kohlenmonoxid im Hauptstromrauch
  • toxikologisch bedenkliche Rauchinhaltsstoffe
  • Verlöschungseigenschaften
  • Zusatzstoffe wie Menthol, Aromen, Kakao, Konservierungsstoffe, Zuckerarten usw.

20 Mrd. Zigaretten werden weltweit pro Tag hergestellt, in Deutschland werden insgesamt pro Jahr 130 Mrd. Zigaretten produziert. Zur Analyse der Rauchinhaltsstoffe Nikotin, Kondensat (Teer) und Kohlenmonoxid kommt eine Abrauchmaschine zum Einsatz.
Die Umgebungsbedingungen beim Rauchvorgang wie die relative Luftfeuchtigkeit, die Temperatur sowie die Zugdauer oder Zugzahl pro Minute sind nach weltweit gültigen ISO-Normen vorgeschrieben, um vergleichbare Ergebnisse zu erhalten.

Das CVUA Sigmaringen ist bundesweit als einziges Überwachungslabor in der Lage, die gesetzlich vorgeschriebene Verlöschungseigenschaft von Zigaretten zu bestimmen (siehe auch: Schneller erlöschende Glimmstängel).

 

Wasserpfeifentabak

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  • Feuchthaltemittel
  • Konservierungsstoffe
  • Farbstoffe
  • Aromastoffe

 

Wasserpfeifentabak enthält einen hohen Anteil an Feuchthaltemitteln wie z.B. Glycerin und 1,2-Propandiol. Die Produkte sind meist sehr stark aromatisiert. Zum Konsum wird die feuchte Tabakmischung in einer Wasserpfeife verschwelt. Als Heizquelle wird häufig eine spezielle Kohle verwendet.

Im Tabakerzeugnisgesetz und der Tabakerzeugnisverordnung ist derzeit eine Höchstmenge für Feuchthaltemittel  nicht enthalten.

 

E-Zigaretten

Quelle:mit freundlicher Genehmigung der von VitaSmoke GmbH

 

 

  • Lösungsmittel wie Glycerin und 1,2-Propandiol
  • Nikotin im Liquid
  • Aromastoffe
  • Dampfinhaltsstoffe

 

E-Zigaretten simulieren das Rauchen mit technischen Mitteln, ohne dabei Tabak zu verbrennen. Die Geräte bestehen aus einer Stromquelle (Akkumulator), einer Verdampfungskammer und einer auswechselbaren Kartusche mit einer Flüssigkeit (Liquid), die durch das Saugen am Mundstück in der beheizten Verdampfungskammer vernebelt und inhaliert wird. Benutzer von E-Zigaretten sprechen deshalb auch nicht vom Rauchen, sondern vom Dampfen. Seit Kurzem sind auf dem Markt auch sogenannte E-Shishas erhältlich, die in Aufbau und Funktionsweise aber nichts anderes sind als E-Zigaretten mit einem Mundstück, das dem einer Wasserpfeife (arabisch Shisha) nachempfunden ist.

E-Zigaretten enthalten keinen Tabak. Hauptbestandteile der Liquids sind im Wesentlichen 1,2-Propandiol, Glycerin, Nikotin sowie verschiedene Duft- und Aromastoffe (zum Beispiel Vanille, Haselnuss, Waldbeere). Es gibt jedoch auch nikotinfreie Erzeugnisse auf dem Markt. Neben den kommerziell erhältlichen Liquids können Konsumenten auch eigene Gemische und Konzentrate herstellen, wodurch ein unübersichtliches Spektrum an Substanzen konsumiert wird.

Aktuell setzt das Tabaklabor Maßstäbe bei der analytischen Bestimmung von Rauchinhaltsstoffen in Wasserpfeifenrauch und E-Zigaretten-Aerosolen. Mit Hilfe einer speziellen Abrauchmaschine für Wasserpfeifen kann im Tabaklabor verbrauchernahes Rauchen von Wasserpfeifentabak simuliert und die toxischen Rauchinhaltsstoffe gemessen werden.

 

 

Artikel erstmals erschienen am 10.07.2017