Eibenvergiftung beim Pferd

Eibe - Blätter mit Früchten, Fotograf R. Kraasch, 2003. Dieses Bild wurde unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation veröffentlicht.Aus aktuellem Anlass weist das CVUA Stuttgart darauf hin, dass es bei pflanzenfressenden Haustieren, insbesondere bei Pferden, immer wieder zu zum Teil tödlich verlaufenden Vergiftungen durch Fressen von Pflanzenmaterial von Eibengewächsen (Taxaceae) kommt.

Wichtigster in Deutschland vorkommender Vertreter dieser Pflanzenfamilie ist die häufig als Zierstrauch angepflanzte, jedoch in der Natur Mitteleuropas selten vorkommende Beereneibe (Taxus baccata). Dieser immergrüne Nadelbaum enthält als wichtigsten toxischen Bestandteil ein Alkaloidgemisch, das Taxin, welches in allen Pflanzenbestandteilen mit Ausnahme des roten Fruchtfleisches der Beeren (Kerne sind jedoch gifthaltig!) gebildet wird. Die höchste Giftmenge enthalten die immergrünen Blätter bzw. Nadeln.

Taxin wird im Darm von Säugetieren sehr schnell resorbiert und wirkt auf das Atemzentrum im Zentralnervensystem sowie auf das Reizleitungssystem des Herzens lähmend. Bei Aufnahme einer ausreichend hohen Dosis tritt der Tod rasch durch Atemlähmung sowie Herzstillstand ein. Bei chronischem Verlauf führt die Taxinvergiftung durch eine direkte Zellschädigung an Magen-Darm-Trakt, Niere sowie den harnableitenden Wegen zur Entzündung. Anhaltende Durchfälle zum Teil mit Koliksymptomen und vermehrter Harnabsatz sind die Folge.

Pferde sind besonders empfindlich gegenüber der Wirkung der Eibenalkaloide. Die tödliche Dosis liegt bei Pferden schon bei 0,2 bis 0,3 g Pflanzenmaterial pro kg Körpergewicht (zum Vergleich tödliche Dosis: Mensch 50-100 g/kg; Schwein 3 g/kg; Rind 10 g/kg). Dies würde bei einem 500 kg schweren Pferd eine Pflanzenmenge von nur 100 g entsprechen! Der Tod kann ohne vorherige Krankheitsanzeichen innerhalb von 5 Minuten nach Aufnahme eintreten. Bei Rindern hingegen wurde nach Aufnahme der fünffachen Menge an Taxin eine zweitägige Überlebenszeit beobachtet.

Bei der Umstellung von Pferden auf neue Weiden ist daher unbedingt darauf zu achten, dass in der Nähe stehende Eibengewächse sich außerhalb der Reichweite der Tiere befinden. Besondere Vorsicht ist bei der Verfütterung von Heckenschnittmaterial geboten. Zudem sind Maßnahmen empfehlenswert, die wohlmeinende Passanten von der Fütterung der Tiere mit giftigem Pflanzenmaterial abhalten (z.B. Fütterungsverbotsschilder). Es sind auch Fälle bekannt geworden, bei denen sich Pferde an zu Dekorationszwecken im Reitstallbereich aufgehängten Eibenzweigen gütlich getan haben und anschließend erkrankten.

 

Bildernachweis
Eibe - Blätter mit Früchten, Fotograf R. Kraasch, 2003. Dieses Bild wurde unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation veröffentlicht.

 

Artikel erstmals erschienen am 13.01.2006