Tropanalkaloide
Christina Riemenschneider
Was sind Tropanalkaloide und wo kommen sie vor?
Tropanalkaloide sind eine Gruppe natürlicher Pflanzeninhaltsstoffe, die in bestimmten Ackerunkräutern aus der Familie der Nachtschattengewächse wie z. B. dem Gemeinen Stechapfel (Datura stramonium L.), dem Schwarzen Bilsenkraut (Hyoscyamus niger L.) und der Tollkirsche (Atropa belladonna L.) vorkommen.
In Pflanzen wurden bereits mehr als 200 verschiedene Tropanalkaloide identifiziert, wobei Atropin und Scopolamin zu den am besten untersuchten Vertretern dieser Gruppe zählen. Von ihnen ist bekannt, dass sie bereits in niedriger Dosierung die Herzfrequenz und das zentrale Nervensystem beeinflussen, sowie Benommenheit, Kopfschmerzen und Übelkeit hervorrufen.
Wie gelangen Tropanalkaloide in Lebensmittel?
Neben Getreide können auf Äckern auch unerwünschte Pflanzen, die Tropanalkaloide bilden (z.B. Bilsenkraut oder Stechapfel), wachsen. Da diese unerwünschten Pflanzen bei der Ernte automatisch mitgeerntet werden, können auch tropanalkaloidhaltige Samen und Pflanzenteile unter die Getreidekörner gelangen. Ein Aussortieren dieser Samen aus dem Erntegut ist zwar möglich, jedoch sehr aufwendig und daher nicht immer vollständig realisierbar. Daher ist es das Ziel der Landwirtschaft diese Unkräuter auf dem Acker nach Möglichkeit grundsätzlich zu vermeiden bzw. die Ausbreitung zu verhindern. Durch verunreinigtes Getreide können Tropanalkaloide schließlich in getreidebasierte Lebensmittel, wie Babynahrung, Mehl oder Cerealien, gelangen.
Untersuchungsergebnisse zu Tropanalkaloiden in Lebensmitteln
Im Jahr 2019 wurden am CVUA Freiburg erstmals Lebensmittel auf Tropanalkaloide untersucht. Erfreulicherweise wurden in keiner der 15 Proben getreidehaltige Säuglings- bzw. Kleinkindernahrung Gehalte an Tropanalkaloiden nachgewiesen.
Gehalte an Tropanalkaloiden nachgewiesen. Im Jahr 2020 wurden 18 Sojaprodukte (Sojamehl, Sojaflocken) auf Tropanalkaloide untersucht. Die Mehrheit der Proben (67%) war unbelastet. In einer Probe wurden erhöhte Gehalte an Tropanalkaloiden in gesundheitlich bedenklichen Konzentrationen nachgewiesen. In fünf weiteren Proben wurden ebenfalls Tropanalkaloide nachgewiesen, jedoch in deutlich geringeren und gesundheitlich unbedenklichen Konzentrationen.
Anzahl an Proben gesamt | Negative Proben < 0,5 µg/kg 1) |
Positive Proben > 0,5 µg/kg 1) |
Min (µg/kg) |
Max (µg/kg) |
|
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Sojaflocken | 5 | 5 | 0 | - | - |
Sojamehl | 4 | 3 | 1 | - | 39 |
Sojaschnetzel | 9 | 4 | 5 | 0,7 | 13 |
1) Bestimmungsgrenze: geringste Konzentration, die quantitativ mit ausreichender Sicherheit nachgewiesen werden kann
Wie sind Gehalte von Tropanalkaloiden in Lebensmitteln gesetzlich geregelt?
Die europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat für die Summe von Atropin und Scopolamin als gesundheitsbezogenen Richtwert eine akute Referenzdosis (ARfD) von 0,016 µg/kg Körpergewicht abgeleitet [1]. Dieser Wert wird derzeit zur Risikobewertung von Tropanalkaloiden in Lebensmitteln herangezogen.
Zudem wurde ein Grenzwert für Getreidebeikost und andere Beikost für Säuglinge und Kleinkinder, die Hirse, Sorghum, Buchweizen oder daraus gewonnene Erzeugnisse enthält, festgelegt. Dieser beträgt sowohl für Atropin als auch für Scopolamin 1 µg/kg [2].
Literatur
[1] EFSA CONTAM Panel (EFSA Panel on Contaminants in the Food Chain), 2013. Scientific Opinion on Tropane alkaloids in food and feed. EFSA Journal 2013;11(10):3386, 113 pp.
[2] Verordnung (EU) 2016/239 der Kommission vom 19. Februar 2016 zur Änderung der Verordnung (EG) Nr. 1881/2006 hinsichtlich der Höchstgehalte an Tropanalkaloiden in bestimmter Getreidebeikost für Säuglinge und Kleinkinder