Pressemitteilung 1/2010

Den 12. Oktober 2010

Dr. Susanne Hartmann, Amtsleiterin des CVUA Karlsruhe:
„Wissenscluster für die Zukunft im Dienste des gesundheitlichen Verbraucherschutzes“
Jahresbericht 2009 / Bilanz vielfältiger Untersuchungen

 

„Mit einem modernen Untersuchungsamt im Verbund verschiedener Fachrichtungen unter einem Dach ist ein wirksamer Schutz der Verbraucher vor gesundheitlichen Gefahren oder Täuschung auch in Zukunft gewährleistet.“ betonte Frau Leitende Veterinärdirektorin Dr. Susanne Hartmann am 12. Oktober 2010 bei der Vorstellung des Jahresberichtes 2009 des Chemischen und Veterinäruntersuchungsamtes Karlsruhe. Mit dem 2009 begonnenen zweiten Bauabschnitt ist die Grundlage für die Bündelung des Sachverstands für Lebensmittel, Arzneimittel und Kosmetika unter einem Dach gegeben. „Darüber hinaus gehende Wissenscluster finden aber am Standort Karlsruhe optimale Bedingungen. Auch in Zeiten medialer Kommunikation ist die räumliche Nähe zum Karlsruher Institut für Technologie (KIT), dem Landwirtschaftlichen Technologiezentrum Augustenberg und dem Max Rubner-Institut vorteilhaft, was sich in gemeinsamen Forschungsprojekten und Tagungen zeigt“, hob die Dienststellenleiterin hervor.

 

"Die Verbraucher im Regierungsbezirk Karlsruhe können darauf vertrauen, dass jetzt schon alles dafür getan wird, um auch morgen höchstmögliche Sicherheit in diesem Bereich zu ermöglichen", betonte Susanne Hartmann.

 

Am Chemischen und Veterinäruntersuchungsamt Karlsruhe wurden 2009 etwa 49.000 Proben aus unterschiedlichen Überwachungsprogrammen in einem breiten Spektrum einschließlich der tierärztlichen Diagnostik untersucht. Dazu gehören etwa 11.600 Proben Lebensmittel inklusive Trinkwasser und kosmetische Mittel.

 

„Die Beanstandungsquote von 19 % der 11.585 untersuchten Proben Lebensmittel, kosmetische Mittel und Bedarfsgegenstände muss aber relativiert werden“ so Dr. Hartmann. „Unter dem Begriff „Beanstandung“ wird jede festgestellte Abweichung von der Norm, sei es in stofflicher Hinsicht oder im Hinblick auf formale Dinge wie Kennzeichnung, Genehmigungs- und Meldeverfahren verstanden“, hob Dr. Hartmann hervor. „Mit 37 Proben (das sind 0,3 % der untersuchten Proben) lag die Anzahl der gesundheitsschädlichen Proben auch in diesem Jahr wieder niedrig“ stellte Frau Dr. Hartmann erleichtert fest.

 

Stellvertretend für die umfangreichen und komplexen Aufgaben des integrierten Chemischen und Veterinäruntersuchungsamtes Karlsruhe aus dem Jahre 2009 wird eine Auswahl folgender Themen vorgestellt:

 

Selbst hergestellte Babynahrung enthält kein Furan

Furan wurde in einer Vielzahl von Lebensmitteln nachgewiesen, die einen Erhitzungsprozess durchlaufen haben. Neben Kaffee enthalten auch Babynahrung, Bier und Brot sowie Fertiggerichte Furan. Kaffee stellt für den Erwachsenen, verzehrsfertige Babynahrung für Säuglinge und Kleinkinder die größte Eintragsquelle für Furan dar. Kommerziell erhältliche Baby-Gläschen mit einem Gemüseanteil zeigen die höchsten Furangehalte bis zu 59 μg/kg. Anfangs- und Folgenahrung, Obst- und Getränkegläschen weisen in der Regel geringere Gehalte auf. Auch wenn nach derzeitigem Kenntnisstand nicht von einer akuten Gesundheitsgefahr auszugehen ist, ist die genaue Kenntnis der Belastung der Verbraucher von wesentlicher Bedeutung für den gesundheitlichen Verbraucherschutz.

 

2009 wurde der Frage nachgegangen, ob sich selbst hergestellte Babynahrung hinsichtlich des Furangehaltes von kommerziellen Produkten unterscheidet. Dafür wurden verschiedene Babynahrungen nach typischen Rezepturen küchenmäßig hergestellt. Die Untersuchungen zeigten, dass Furan in frisch zubereiteter Babynahrung nicht nachweisbar ist. Auch bei übermäßiger Nacherhitzung (1 Stunde) bildeten sich nur in Einzelfällen geringe Furangehalte. Nur in geschlossenen Systemen wie etwa in kommerziell erhältlichen Babygläschen bleibt gebildetes Furan enthalten und führt zu den in der Literatur gefundenen deutlich höheren Furangehalten. Hier liegen die Erhitzungszeiten und Temperaturen aus Gründen der mikrobiologischen Sicherheit erheblich über den im Haushalt angewandten Bedingungen.

 

Salmonellen in Sesamsaat – ein wenig bekanntes Risiko

Bereits 2005 wurden in 7,5 % von 119 Proben Sesamsaat, die als Stichproben bei der Einfuhr im Regierungsbezirk Karlsruhe erhoben worden waren, Salmonellen gefunden. In den Folgejahren wurde die Problematik in gezielten Untersuchungen weitergeführt. 2009 wurden in acht von 26 Proben Sesamsaat Salmonellen nachgewiesen. Zwischen geschälter und ungeschälter Saat konnte dabei kein Unterschied festgestellt werden. Wenn salmonellenbelastete Sesamsaat ohne weiteren Erhitzungsprozess oder nach zu kurzem Anrösten in oder über Speisen, wie z. B. Salate, Suppen oder Desserts, gegeben wird, kann eine Gefahr für die Gesundheit bestehen. Die genannten Verwendungsarten wurden bei Sesamsaat in Fertigpackungen auf dem Etikett als Zubereitungsvorschläge gefunden. Bei gesunden Erwachsenen wird die so aufgenommene Dosis in der Regel nicht ausreichen, um eine Erkrankung hervorzurufen. Sicher abgetötet werden die Bakterien jedoch nur, wenn die Saat kräftig angeröstet wird oder in Speisen gegeben wird, die danach gekocht werden.

 

Zeitschriftenkosmetik - Geschenkbeilagen entsprechen überwiegend nicht den rechtlichen Anforderungen

2009 wurden am CVUA Karlsruhe insgesamt 46 kosmetische Mittel dieser Art überprüft. Es handelte sich dabei um Lippenstifte, Lipgloss, Nagellacke, Body-Puder, Glitter, Kajalstifte und Mascara. Die Produkte wurden vorwiegend in China hergestellt und kommen in der jeweiligen Aufmachung nur während eines kurzen Zeitraumes – solange die Zeitschrift verkauft wird – auf den Markt. Aufgrund der Erfahrungen der letzten Jahre ist bekannt, dass bei dekorativen kosmetischen Mitteln aus China häufig nicht zugelassene Farbstoffe eingesetzt werden. Der Schwerpunkt der Untersuchungen wurde deshalb auf die Identifizierung der Farbstoffe gelegt, neben der Prüfung der Kennzeichnungselemente allgemein.

 

In 16 Proben wurden Farbstoffe bestimmt, die ausdrücklich verboten sind. Bei weiteren sechs Proben wurden Farbstoffe bestimmt, für die keine Zulassung besteht. Diese Produkte sind auf dem europäischen Markt nicht verkehrsfähig. Bei 33 Proben wurden Kennzeichnungsmängel festgestellt: Bestandteilelisten waren unvollständig und nicht korrekt. So fehlten in Auflistungen Farb- und Konservierungsstoffe, nicht enthaltene Farbstoffe waren aufgeführt. Des Weiteren entsprach die Angabe der Bestandteile nicht bei allen Inhaltsstoffen der vorgeschriebenen einheitlichen Nomenklatur. Teilweise fehlte die Chargenummer, so dass nicht rückverfolgt werden kann, aus welcher Produktionsreihe die Ware kommt. Während in einigen Fällen die Umverpackungen korrekt gekennzeichnet waren, wiesen die Behältnisse keinerlei bzw. unvollständige Kennzeichnungselemente auf. Wird – wie es üblich ist – die Verpackung fortgeworfen, kann z.B. nicht mehr nachvollzogen werden, wer der verantwortliche Inverkehrbringer in der Europäischen Union ist, was in Fällen von Reklamationen wichtig ist.

 

Elektronische Zigaretten – Rauchen ohne Rauch

Die Nichtraucherbereiche sind in letzter Zeit im Alltag deutlich ausgeweitet worden, in öffentlichen Gebäuden, Gaststätten und Flugzeugen darf nun nicht mehr uneingeschränkt geraucht werden. Dies hat manche Online-Händler auf die Idee gebracht, als Alternative zur herkömmlichen Zigarette eine „E-Zigarette“ zu vermarkten, die keinen „blauen Dunst“ produziert. Eine E-Zigarette sieht zwar auf den ersten Blick wie eine herkömmliche Zigarette aus, ist jedoch ein Gerät, um eine Nikotinlösung zu inhalieren. Tabak enthalten diese „Elektronischen Zigaretten“ nicht. In dem Nikotin-Inhalator wird mit Hilfe einer Heizspirale eine Nikotinlösung, die meist mit Aromastoffen versetzt ist, verdampft. Die Nikotinlösung befindet sich in austauschbaren Patronen, die in verschiedenen Konzentrationen wie etwa 16 mg, 11 mg, 6 mg und 0 mg angeboten werden. Die E-Zigarette soll als Ersatz für die herkömmliche Zigarette dienen. Vor allem an Orten, an denen das Rauchen aus Gründen des Gesundheitsschutzes verboten ist, soll die E-Zigarette die Nikotinsucht befriedigen. Sie wird zumeist damit beworben, dass durch ihre Anwendung keine Schadstoffe außer Nikotin in den Körper gelangen und sie somit gesünder sei.

 

E-Zigaretten werden in Deutschland als zulassungspflichtige Arzneimittel eingestuft, wenn sie entweder Nikotin in pharmakologisch wirksamen Konzentrationen enthalten oder sie als Mittel zur Raucherentwöhnung beworben werden. Derzeit befinden sich keine E-Zigaretten auf dem Markt, die eine arzneimittelrechtliche Zulassung besitzen. E-Zigaretten die Nikotin enthalten und / oder zur Raucherentwöhnung angeboten werden, dürfen in Deutschland zwar nicht verkauft werden, dennoch werden sie gelegentlich im Online Handel angeboten.

 

Gedrehter Magenwurm – ein blutsaugender Parasit beim Rehwild

Rehwild ist häufig von Endoparasiten befallen. Auch in den letzten Jahren wurden bei mehr als 70% der untersuchten Tierkörper und Kotproben Endoparasiten festgestellt. Auffällig war, dass der Nachweis des gedrehten Magenwurms häufig auch als Ursache mit Todesfolge befundet wurde.

Die Übertragung der Magen- und Darmparasiten beim Rehwild erfolgt über die ausgeschiedenen Eier und die sich daraus entwickelnden Larven. Parasitenweibchen legen im Verdauungstrakt des Wirtstieres Eier ab. Diese gelangen mit dem Kot in die Außenwelt.

 

Der gedrehte Magenwurm wird aufgrund seines Aussehens durch die Aufnahme des roten Blutfarbstoff aus den Blutkörperchen als roter Magenwurm bezeichnet. Der Befall mit dem blutsaugenden Magenwurm führt durch Blutentzug rasch zur Blutarmut. Bei massiven Befall wird dem Wirtstier täglich etwa 10 ml Blut entzogen. Indirekte Blutverluste entstehen durch die Verletzung von Schleimhäuten im Labmagen- und Darmbereich. Schon eine vergleichsweise geringe Anzahl dieser Endoparasiten reichen aus um das Wirtstier in kurzer Zeit so zu schädigen, dass auch Todesfälle auftreten. Kitze sind besonders schwer betroffen. Die wichtigsten Merkmale betroffener Tiere sind Abmagerung, Abgeschlagenheit, stumpfes Fell, verzögerter Fellwechsel, Blutarmut, Schwellungen im Kopf-Halsbereich und entzündliche Veränderungen der Labmagen- und Darmschleimhaut. Im Winter sind die Tiere durch Futter- und Stoffwechselumstellung sehr anfällig gegenüber diesen Parasiten.

 

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Artikel erstmals erschienen am 26.10.2010