Baden-Württemberg

Chemisches und Veterinäruntersuchungsamt Freiburg

Spargel und Erdbeeren aus der Region - stimmt die Herkunftsangabe?

Dr. Eva Annweiler, Thomas Huber, Andreas Probst (CVUA Freiburg)

 

Nach dem langen Winter mussten die Verbraucher in diesem Frühjahr besonders lange auf heimischen Spargel warten, doch jetzt ist er da: Der heimische Spargel wird geerntet. Auch die Erdbeersaison ist nicht mehr weit. Doch wie ist es um das Marktangebot bestellt? Stimmt die Herkunftsangabe, besonders zu Beginn der Saison? Das CVUA Freiburg überprüft jedes Jahr die Herkunftsangaben der beiden wichtigen regionalen Kulturen im Handel mit Hilfe der sogenannten Stabilisotopen-Analyse.

Untersucht werden Proben, die von den Lebensmittelkontrolleuren gezielt ausgewählt wurden, häufig auch mit Verdacht auf falsche Deklaration der Herkunft.

 

Das Ergebnis der Untersuchungen für 2012 war erfreulich: Im vergangenen Jahr fiel nur eine Spargelprobe durch eine falsche Herkunftsangaben auf. Bei mehreren Erdbeerproben wurde anhand der Ergebnisse der Stabilisotopenanalyse der Verdacht auf falsche Herkunftsangaben nicht weiter aufrecht erhalten. Untersucht wurden insgesamt 57 Spargel- sowie 21 Erdbeerproben.

 

Spargel & Erdbeeren

Regionale Herkunft ist begehrt

Spargel stellt, bedingt durch den pflege- und arbeitsintensiven Anbau, ein hochpreisiges Gemüse dar. Dennoch sind die meisten Verbraucher bereit, für Spargel aus heimischem Anbau deutlich mehr auszugeben.
Auch bei Erdbeeren steht Ware aus der Region bei Verbrauchern hoch im Kurs.

Doch gerade die Möglichkeit, Produkte mit regionaler Herkunftsangabe zu höheren Preisen absetzen zu können, führt immer wieder dazu, dass billigere Ware anderer Herkunft durch Etikettenschwindel „regionalisiert" wird und so auf unredliche Weise ein höherer Gewinn erzielt werden kann.
Dabei wird zum einen der Verbraucher über die Herkunft der Ware getäuscht, aber auch der ehrliche heimische Erzeuger wird geschädigt.

Die risikoorientierte Überprüfung der Herkunftsangabe bei Spargel und Erdbeeren durch das CVUA Freiburg erfolgt gezielt zu Beginn Saison, da zu diesem Zeitpunkt das Angebot an heimischer Ware noch rar und der Preis hoch ist. So besteht ein besonders großer Wettbewerbsvorteil für Spargel oder Erdbeeren aus der Region.

 

Die Kontrolle der Herkunftsangaben bei Lebensmitteln erfolgt häufig durch die Überprüfung von Dokumenten wie Lieferscheinen oder Rechnungen, doch Papier kann anfällig für Manipulationen sein. Auch anhand der üblichen konventionellen Analysenmethoden lässt sich die Herkunft kaum überprüfen, da die Herkunft die stoffliche Zusammensetzung nicht nachweislich beeinflusst.

 

Herkunftsnachweis mit der Stabilisotopentechnik

Mit der Stabilisotopenanalyse steht der Lebensmittelüberwachung eine Labormethode zur Verfügung, um die Herkunft von Lebensmitteln zu überprüfen. Das Verfahren beruht auf der Tatsache, dass die leichten Bioelemente wie Sauerstoff, Wasserstoff, Kohlenstoff, Stickstoff und Schwefel als Bausteine unserer Lebensmittel immer in Form mehrerer stabiler Isotope vorliegen.

 

Das Verhältnis dieser stabilen Isotope wird durch lokale Isotopeneffekte beeinflusst, wodurch sich die isotope Zusammensetzung eines Produktes an verschiedenen Standorten unterscheidet. (weiterführende Informationen s. a. Die Untersuchung auf Herkunft und Echtheit)

 

zerkleinerte ErdbeerenZur Überprüfung der Herkunft erfolgt der Vergleich der Stabilisotopenwerte der unbekannten Probe mit den Isotopenverhältnissen authentischer Proben. Als authentische Proben werden Spargel- und Erdbeerproben bekannter Herkunft bezeichnet, die durch eine amtliche Probenahme durch die Qualitätskontrolleure der Regierungspräsidien direkt vom Feld entnommen werden. Auch der Vergleich mit den Daten aus der erweiterten laboreigenen Datenbank, die auch Handelsproben umfasst, sowie gegebenenfalls der Abgleich mit Daten aus weiteren Bundesländern lässt Falschdeklarationen erkennen.

 

Untersuchungen aus 2012

Im Jahr 2012 wurden insgesamt 44 Spargelproben aus dem Handel untersucht. Die Untersuchungen bei Erdbeeren konzentrierte sich auf 11 Proben, die überwiegend wegen eines Vorverdachtes ausgewählt worden sind. Ergänzt wurden die Beprobungen des Handels durch Erhebung von 11 Spargel- und 13 Erdbeer-Referenzproben direkt vom Feld.

 

Grafik Spargel

Abb. 1 Isotopendaten von Spargelproben der Saison 2012

 

Entnommen wurden die Handelsproben an verschiedenen Entnahmestellen wie Markt- und Straßenständen, direkt bei den Erzeugern oder bei den Handelsketten.

 

Wie die rot markierte Probe in Abbildung 1 verdeutlicht, zeigten die Isotopendaten bei einer Spargelprobe deutliche Abweichungen von den Daten der entsprechenden Vergleichsproben und lassen dadurch auf die Verwendung falscher Herkunftsangaben schließen.

 

Unzutreffende geographische Herkunftsangaben stellen zur Täuschung geeignete Angaben im Sinne von § 11 Abs. 1 des Lebensmittel- und Futtermittelgesetzbuchs dar, nach dem es verboten ist, Lebensmittel unter irreführender Bezeichnung, Angabe oder Aufmachung in den Verkehr zu bringen.

 

Grafik Erdbeeren

Abb. 2 Isotopendaten von Erdbeerproben der Saison 2012

 

Umgekehrt gab es bei den Erdbeeren verdächtige Proben, bei denen der bestehende Anfangsverdacht anhand der Isotopendaten nicht bestätigt werden konnte.

 

Mit Beginn der Saison 2013 erfolgt auch dieses Jahr die Überprüfung der Herkunftsangaben bei Spargel und Erdbeeren. Neben den Handels- und Verdachtsproben werden von den Qualitätskontrolleuren der Regierungspräsidien jährlich Referenzproben direkt vom Feld erhoben und am CVUA Freiburg analysiert. So stehen jahresaktuelle Referenzdaten zur Verfügung, die jahresabhängige, z. B. witterungsbedingte Variationen der Isotopenwerte erkennen lassen.

 

 

 

Artikel erstmals erschienen am 08.05.2013 14:49:26

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