Baden-Württemberg

Chemisches und Veterinäruntersuchungsamt Karlsruhe

Wie kann man eine Bestrahlung nachweisen?

I. Straub

 

Heute stehen für fast alle Lebensmittel Europäische Normen (EN) zum Nachweis der Bestrahlung zur Verfügung. Das Chemische und Veterinäruntersuchungsamt Karlsruhe hat die wichtige Aufgabe, zentral für Baden-Württemberg Lebensmittel auf eine Behandlung mit ionisierenden Strahlen zu überprüfen. Dabei kann das Zentrallabor auf eine mehr als 25-jährige Erfahrung zurückblicken.

Folgende Methoden werden routinemäßig angewandt:

Nachweis von strahleninduzierten Kohlenwasserstoffen (EN 1784) und 2-Alkylcyclobutanonen (EN 1785)

Bei fettreichen Lebensmitteln kommt es durch die Bestrahlung zur Spaltung von Triglyceriden. Es entstehen unter anderem strahleninduzierte Kohlenwasserstoffe und 2-Alkylcyclobutanone, wobei die Alkylcyclobutanone nach dem heutigen Kenntnisstand der Wissenschaft „strahlenspezifisch" sind, d.h. sie entstehen nur bei Behandlung mit ionisierenden Strahlen.
Die genannten Abbauprodukte der Triglyceride entstehen nur in sehr geringen Konzentrationen und können erst nach aufwendiger Aufarbeitung mit der Gaschromatographie/Massenspektrometrie nachgewiesen werden.

Nachweis von Radikalen (EN 1786, 1787, 13708 und Amtliche Methode nach § 64 LFGB 12.01-1)


Meßgerät zur Elektronen-Spin-ResonanzspektroskopieMit dem Messverfahren der Elektronen-Spin-Resonanzspektroskopie können Radikale nachgewiesen werden, die durch die Lebensmittelbestrahlung entstehen.

Das Verfahren der Elektronenspinresonanz eignet sich für Knochen (z.B. Huhn, Frosch), Gräten (Fisch) aber auch Panzer von Krebstieren. Radikale können weiterhin bei cellulosehaltigen Lebensmitteln (z.B. bei Kräutern und Gewürzen, Obst) sowie bei Lebensmitteln, die kristallinen Zucker enthalten (Trockenobst), gefunden werden.

 

Lumineszenzmethoden zum Nachweis der Bestrahlung (EN 1788 und 13751)


GewürzeMineralische Verunreinigungen (Silikate, Feldspat) oder bioanorganische Stoffe sind in der Lage, Energie, die bei der Bestrahlung einwirkt, zu speichern. Diese gespeicherte Energie wird bei gezielter Zufuhr von Wärme oder Infrarotlicht wieder in Form von Licht abgegeben. Dieses Phänomen der Lumineszenz macht man sich bei dem Nachweis der Lebensmittelbestrahlung durch Messung der Thermolumineszenz (TL) bzw. der Photostimulierten Lumineszenz (PSL) zunutze. Die PSL wird im CVUA Karlsruhe als Screening-Methode, insbesondere bei getrockneten Kräutern und Gewürzen, eingesetzt und besitzt den großen Vorteil, dass sie schnell durchzuführen ist. Auffällige Ergebnisse werden zur Absicherung zumeist mit dem spezifischen Verfahren der TL weiter untersucht. Hier müssen zunächst die mineralischen Verunreinigungen in einem aufwendigen Verfahren isoliert werden bevor sie der Thermolumineszenzmessung zugeführt werden können.

Isolierte Mineralien für die Thermolumineszenzmessung

 

Artikel erstmals erschienen am 09.09.2008 10:38:04

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