Baden-Württemberg

Chemisches und Veterinäruntersuchungsamt Karlsruhe

Morphin in Mohn − wie kann sich der Verbraucher schützen?

C. Sproll

 

In Einzelfällen hatten sich Mohnproben mit hohen Alkaloidgehalten im Handel befunden. Maßnahmen wie Abwaschen, Mahlen und Erhitzen des Mohns beseitigen den Morphingehalt von Mohn fast vollständig, wie Back- und Röstversuche am CVUA Karlsruhe gezeigt haben. Der Verbraucher kann sich schützen (s. Verzehrsempfehlungen), indem er Mohn vor dem Verzehr wäscht. Keinesfalls sollte Milch, in der Mohnsaat ausgekocht wurde, als Schlafmittel für Kinder verwendet werden. Das BFR warnt hiervor.
Um zu vermeiden, dass Mohn mit überhöhten Gehalten zum Verbraucher gelangt, wird die im Handel befindliche Ware stichprobenweise auf ihren Alkaloidgehalt untersucht. Hierzu wurde am CVUA Karlsruhe zur Bestimmung von pharmakologisch wirksamen Alkaloiden wie Morphin und Codein in Mohn und zur Überwachung der Gehalte in Mohn und Backmischungen aus dem Handel eine schnelle HPLC-MS/MS-Methode entwickelt. Zur Bestimmung von Morphin in Mohnsaat sind bereits verschiedene Methoden zur Probenaufarbeitung und Messung beschrieben.
Bei der überwiegenden Anzahl der Methoden handelt es sich um GC- bzw. GC-MS- und HPLC-DAD-Methoden. Allen ist gemeinsam, dass arbeitsintensive Extraktions- und Clean-up-Schritte erforderlich sind, um die in der Mohnsaat enthaltenen Alkaloide in eine messfertige Lösung zu überführen. Im Falle von GC-Methoden ist zusätzlich eine Derivatisierung erforderlich. Im Falle von HPLC-DAD-Methoden ist häufig die Bestimmung weiterer mohneigener Alkaloide wie Codein und Noscapin neben Morphin durch ihr ähnliches chromatographisches Verhalten erschwert. Mit der HPLC-MS/MS steht eine leistungsfähige Routine-Messmethodik zur Verfügung, die eine aufwändige Probenaufarbeitung häufig überflüssig macht. Durch die massenselektive Erfassung können Störungen und Trennprobleme umgangen werden.
Die Probenaufarbeitung bei der am CVUA Karlsruhe entwickelten Methode besteht aus einer einfachen Kaltextraktion der ungemahlenen Mohnsaat mit Methanol. Im Mohnsamenkorn selber sind keine Alkaloide enthalten. Der Morphingehalt der Mohnsaat beruht auf anhaftendem Harz aus Mohnkapsel, Blättern und Stängel, mit dem die Mohnsaat im Verlauf der Ernte in Berührung kommt. Ein Problem bei der Aufarbeitung ist die inhomogene Verteilung des Morphins in den Proben. Es muss daher, bezogen auf das Extraktionsvolumen, eine möglichst große Einwaage gewählt werden. Alternativ kann eine größere Menge Mohn gemahlen werden, um ein homogenes Probenmaterial zu erhalten.
siehe auch

 

 

Artikel erstmals erschienen am 19.02.2009 14:13:00

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