Lungenentzündung durch Angiostrongylus vasorum bei Füchsen in Oberschwaben

Schmuckelement.

 

In Baden-Württemberg werden verendete und krank erlegte Wildtiere an den tierärztlichen Untersuchungseinrichtungen untersucht. Dies dient der Früherkennung von wirtschaftlich bedeutenden Tierseuchen (wie zum Bsp. Europäische Schweinepest) und der raschen Feststellung von auf den Mensch übertragbarer Krankheiten (z.B. Tollwut). Diese Untersuchungen geben Hinweise auf weitere für Haustiere gefährliche Infektionskrankeiten (z. B. Staupe) sowie auch die Belange des Tierschutzes (z. B. Fallenwilderei, Vergiftungen). Die Jägerschaft unterstützen diese Untersuchungsergebnisse bei der Hege und Pflege des Wildbestandes

 

 

Vor diesem Hintergrund wurden am Staatlichen Tierärztlichen Untersuchungsamt Aulendorf - Diagnostikzentrum (STUA Aulendorf) 85 tot aufgefundene bzw. krank erlegte Füchse untersucht. Neben verschiedenen anderen Erkrankungs- bzw. Todesursachen konnte bei 6 Füchsen eine Lungenentzündung infolge einer Infektion mit Angiostrongylus vasorumg (A. vasorum) diagnostiziert werden.

 

Bei der Obduktion fielen die Lungen durch dunkelrote herdförmige Verfestigungen an den Rändern auf (Bild 2). Mit Hilfe der feingeweblichen Untersuchung ließen sich in den Aufzweigungen der Lungenarterie geschlechtsreife Würmer nachweisen (Bild 3).

 

Bild 2 und 3.

Bild 2) Lunge eines Fuchses mit verdichteten Herden

Bild 3) feingeweblicher Lungenschnitt - HE- Färbung, A) Lungenarterie, B) Bronchus

 

Einige arterielle Gefäße waren thrombosiert und mit Eier sowie Wurmlarven durchsetzt. Die Entwicklung der Eier zu Larven in Gefäßwänden und Lungenarteriolen führte zu einer ausgeprägten granulomatösen Pneumonie. Anhand der Lokalisation der Erregerbesiedlung wurde die Diagnose "Angiostrongylose" gestellt.

 

A. vasorum gehört zu der Superfamilie der Metastrongyliden und wird in der Literatur auch als „Französischer Herzwurm“ bezeichnet. Er befällt sowohl wildlebende Caniden als auch den Haushund.

 

Die adulten Würmer leben überwiegend in der Lungenarterie aber auch in der rechten Herzkammer.  Die Weibchen setzen Eier ab, die entweder in thrombosierten Arterien oder in Arteriolen der Lunge stecken bleiben. Die sich daraus entwickelnden Larven I brechen in das Lungengewebe ein und werden durch Abschlucken über den Verdauungskanal ausgeschieden. Dabei verursachen sie eine thrombosierende Gefäßentzündung und eine interstitielle sowie granulomatöse Lungenentzündung.

 

Bild, A. vasorum, männlich, Hinterende.

Bild 4) A. vasorum, männlich, Hinterende

 

Der Entwicklungszyklus von A. vasorum ist auf Zwischenwirte angewiesen.

 

Grafik, Lebenszyklus von A. vasorum.

Bild 5) Lebenszyklus von A. vasorum (Fa. Bayer)

 

Die Larve I entwickelt sich bis zur Larve III innerhalb 3 Wochen in verschiedenen Zwischenwirten. z. Bsp. Wegschnecken der Gattung Arion oder auch andere Schnecken  sowie der Grasfrosch (Rana temporaria). Die Infektion der Endwirte erfolgt durch Verzehr infizierter Schnecken (Larve III) oder perorale Aufnahme freigesetzter Larven III. Diese können in Abhängigkeit von der Temperatur mehrere Wochen im Freien überleben. Im Verdauungskanal in gelangen sie  durch die Darmwand in die Abdomiallymphknoten (Häutung zu 4. und 5. Stadium) über die Venen am 10. Tag p.i. in die rechte Herzkammer.

 

Foto, adulte Parasiten in der rechten Herzkammer.

Bild 6) adulte Parasiten in der rechten Herzkammer (Bild: Dr. Suntz, CVUA Freiburg)

 

Zirkuliert der Parasit in der Umwelt, können Gebiete entstehen in denen sich der Erreger heimisch fühlt und auf Dauer überlebt (Endemiegebiet). Endemiegebiete von A. vasorum liegen z. B. um Toulouse, Cornwal, Wales, Umgebung von Kopenhagen, Italien und wahrscheinlich in der Nordschweiz. Solche Endemieherde können einen Durchmesser von nur wenigen Kilometern ( z. Bsp. ca. 10 km in Cornwall) besitzen. In Deutschland wurde bisher noch von keinen A. vasorum - bedingten Pneumonien bei Füchsen berichtet, die in Endemiegebieten als Endwirte des Entwicklungszyklus gelten.

 

Hunde sind für A. vasorum empfänglich und können sich infizieren. Die klinische Symptome bei Hunden sind unterschiedlich.

 

Man unterscheidet die pulmonale, systemische, neuronale und okuläre Form. Die pulmonale Form (Lungenform) als häufigste Erscheinungsform führt meist erst nach einigen Monaten zu Husten, erschwerter Atmung und Nasenausfluß. Die Schädigungen der Lungenarterien sowie die Beeiträchtigung der Herzfunktion führen zu Kreislaufstörungen  mit erhöhter Pulsfrequenz, Herzdilatation, Hydroperikard, Hydrothorax, Leberstauung, Ascites). Das Blutbild ist verändert (Eosinophilie).Weiterhin treten allgemeine Symptome wie Fieber, Abmagerung, schnelle Ermüdbarkeit und Erbrechen. Ohne Therapie enden diese Infektionen meist tödlich.
Die Schadwirkung Lungenwurmlarven können auch andere Organe betreffen. Je nach  Lokalisation unterscheidet man die okuläre Form (Augenform), die neuronale Form (Nervenform) und eine systemische Form (Absiedlung in mehrere Organe).
In Abhängigkeit von der Infektionsdosis und der Immunkompetenz des Wirtes gibt es schwere akute als auch chronische Verlaufsformen.

 

In Deutschland sind bisher 14 Fälle einer Angiostrongylose beim Hund bekannt. Bei einem Teil ist davon auszugehen, dass die Hunde sich bei Reisen im Ausland angesteckt haben. Andere hatten Deutschland nie verlassen. Bundesweite parasitologische Untersuchungen von Hundekotproben (Barutzki und Schaper 2009) fanden bei 8,3 % der eingesandten Hundekotproben A. vasorum. Für Baden-Württemberg lag die Nachweisrate mit 14,5 % deutlich höher. Diese Ergebnisse weisen darauf hin, dass sich der Parasit in den Hundepopulation schon verbreitet hat.

 

Die gezeigten Untersuchungsergebnisse bei Füchsen zeigen das nun auch in Deutschland Endemiegebiete existieren und davon eine Gefahr für die Hundepopulationen ausgeht. Neben dem hier beschriebenen Endemiegebiet im Bodenseekreis konnte auch im Regierungsbezirk Freiburg Angiostrongylose bei 2 Füchsen (Oberes Rheintal, Westufer des Bodensees) nachgewiesen werden.

 

 

Literatur:

  • D. Barutzki und Roland Schaper (2009): Natural Infections of Angiostrongylus vasorum and Crenosoma vulpis in Dogs in Germany (2007-2009), Parasitol Res 105; S 39 - 48
  • J. Boch, R. Supperer (2006); Veterinärmedizinische Parasitologie, 6. Aufl. Parey Verlag Stuttgart

 

Bildernachweis:

Bild 1) Junger Fuchs, Miroslav Großer, Pixelio.de, Image-ID=165708,

Bild 2) Lunge eines Fuchses, STUA Aulendorf,

Bild 3) feingeweblicher Lungenschnitt, STUA Aulendorf,

Bild 4) A. vasorum, männlich , Fa. Bayer,

Bild 5) Lebenszyklus von A. vasorum, Fa. Bayer,

Bild 6) adulte Parasiten in der rechten Herzkammer, Dr. Suntz, CVUA Freiburg.

 

Autoren:

Dr. E. Großmann,

Dr. Kernt Köhler, Institut für Veterinärpathologie der Justus-Liebig-Universität Gießen

 

 

Artikel erstmals erschienen am 24.03.2011