Besuch von Ministerialdirigentin Anne-Katrin Leukhardt im CVUA Sigmaringen

E. Klein

 

Frau Ministerialdirigentin Anne-Katrin Leukhardt ist seit September 2017 die neue Leiterin der Abteilung 3 „Verbraucherschutz und Ernährung“ des Ministeriums für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz (MLR). In dieser Eigenschaft besuchte sie am 29.06.2018 das Chemische und Veterinäruntersuchungsamt (CVUA) Sigmaringen und informierte sich über die vielfältigen Aufgaben des Hauses bei der Untersuchung von Lebensmitteln und Tabakerzeugnissen.
 

Von links: Frau Baumgart, Frau Zeiher, Frau Leukhardt, Frau Mock, Herr Klein

 

Frau Leukhardt wurde begleitet von Frau Mock, der Leiterin des Referates „Lebensmittelwesen, Lebensmittel- Wein- und Trinkwasserüberwachung“ im MLR sowie von Frau Baumgart vom Referat „Veterinärwesen, Lebensmittelüberwachung“ des Regierungspräsidiums Tübingen.


Nach der Begrüßung durch die neue Leiterin des CVUA Sigmaringen, Frau Mirjam Zeiher, lernte Frau Leukhardt die Arbeitsgebiete der fünf Abteilungen kennen. Im nachfolgenden Rundgang durch das Haus wurden der Juristin die Aufgaben und Tätigkeiten ausgewählter Zentrallaboratorien vorgestellt.

Zentrallabor Tabak und Tabakerzeugnisse

Nicht nur Untersuchung, sondern auch Verbraucherschutz und Aufklärung
Zentrallabor Mykotoxine
Viel körperliche Arbeit steckt in der Probenvorbereitung
Zentrallabor Fruchtsäfte
Verfälschungen auf der Spur

Zentrallabor Tabak und Tabakerzeugnisse

  Nicht nur Untersuchung, sondern auch Verbraucherschutz und Aufklärung

 

 

Eindrucksvoll konnte Frau Leukhardt gezeigt werden was die menschliche Lunge alles abbekommt. Der Rückstand von 20 Zigaretten, die mit der automatischen Abrauchmaschine abgeraucht werden, wird nämlich auf einem Filterpapier niedergeschlagen, so dass sich der Verbraucher/Raucher  direkt ein Bild machen kann, was er seiner Lunge zumutet.

 

 

 

Der Laborleiter Jürgen Hahn erläuterte die technologischen Tricks der Zigarettenindustrie und verwies auf das massive Marketing der Hersteller bei der Markteinführung von E-Zigaretten bzw. der Marke IQOS (Tabakerhitzer), um neue Raucher zu gewinnen.

Als einziges deutsches Überwachungslabor für Tabakerzeugnisse ist das Tabaklabor in Sigmaringen als zugelassenes Prüflaboratorium bei der Europäischen Union gemeldet und ist zuständig für die Überprüfung der meldepflichtigen Daten der Tabakindustrie.

 

Durch die Gremientätigkeit wie beispielsweise als Mitglied im World Health Organisation (WHO)-Executive-Committee des „Tobacco Laboratory Network“ oder als Mitglied der deutschen Delegation bei der International Standardisation Organisation (ISO) ist das Tabaklabor weltweit an der Methodenentwicklung zur Untersuchung von Tabakerzeugnissen maßgeblich beteiligt und vertritt die Interessen der Überwachungslaboratorien Deutschlands gegenüber den Industrielaboratorien.

 

Darüber hinaus ist das CVUA Sigmaringen häufig Ansprech- und Projektpartner von Bundesinstitutionen (z.B. BfR und BVL), wenn es um analytische oder rechtliche Fragestellungen bei neuartigen Tabakerzeugnissen geht.
Der vorbeugende Verbraucherschutz steht an vorderster Front, wenn es darum geht, aufzuzeigen, dass auch beim scheinbar „gesünderen“ Rauchen von Wasserpfeifen und E-Zigaretten toxikologisch relevante Rauchinhaltsstoffe wie z.B. Formaldehyd, Benzol, Benzo(a)pyren usw. entstehen können.

Zentrallabor Mykotoxine

Viel körperliche Arbeit steckt in der Probenvorbereitung

Für Menschen toxische Mykotoxine (Schimmelpizgifte) wie Aflatoxine, Ochratoxin A (OTA), Fusarientoxine, Fumonisine, Zearalenon und Patulin werden von Schimmelpilzen bei ungünstigen Wachstums-, Ernte- oder Lagerbedingungen produziert. Betroffen sind nahezu alle Lebensmittelgruppen, vor allem aber Nüsse, Früchte, Gewürze und Getreide.

 

Die Abteilungsleiterin Frau Kocher und die Laborleiterin Frau Burgmaier-Thielert erläuterten die verschiedenen Schritte bei der Durchführung der Rückstandsuntersuchung auf Mykotoxine in der Praxis.

Bevor die Identifizierung und Quantifizierung der Mykotoxinspuren mit den komplexen und teuren LC-MS/MS-Messgeräten erfolgen kann, ist eine gehörige Portion an körperlicher Arbeit erforderlich, um aus bis zu 30 kg Gesamtprobe durch Zerkleinern und Homogenisieren eine repräsentative Laborprobe mit 10 g Einwaage zu erstellen.

                                                                                    

Ausgestattet mit Gehörschutz waren die Besucherinnen in einem extra hierfür ausgestatteten Kellerraum unmittelbar Zeuginnen einer Probenvorbereitung, die von 2 technischen Mitarbeitern mit einem Chargenmischer durchgeführt wurden.
 

 

Anschließend wurde in verschiedenen Laborräumen das labormäßige Vermahlen von Getreide und das anschließende Homogenisieren mit einem Taumelmischer sowie die weitere analytische Probenvorbereitung bis hin zur Messung der Rückstände im unteren Mikrogramm pro Kilogramm - Bereich mit einer Flüssigchromatographie / Massenspektrometrie - Kopplung (LC-MS/MS) gezeigt.  

 

 

 

Zentrallabor Fruchtsäfte

  Verfälschungen auf der Spur



Der Laborleiter Herr Dr. Nietner hatte mit seinem Team verschiedene Granatapfelsäfte zur Verkostung vorbereitet und den interessierten Besuchern angeboten.
Bei der Untersuchung von Fruchtsäften und Fruchtnektaren spielt die sensorische Prüfung eine entscheidende Rolle. Abhängig vom jeweiligen Produkt, dem Aussehen, Geruch und Geschmack sowie der Kennzeichnung auf der Verpackung, werden vom Sachverständigen die im Anschluss im Labor zu untersuchenden Parameter festgelegt.

 

Am Beispiel von Granatapfelsäften unterschiedlicher Hersteller konnte eindrücklich dargestellt werden, wie groß die Spanne der sensorischen Eigenschaften bei dieser Produktkategorie ist. Auch konnte aufgezeigt werden, dass sich bereits bei der sensorischen Prüfung von Fruchtsäften deutliche Anzeichen für eine Verfälschung ergeben können. So wurde hier bei einem sensorisch auffälligen Granatapfelsaft durch weitere Untersuchungen nachgewiesen, dass dieser mit Apfelsaft verschnitten war.

 

Im Zentrallabor für Fruchtsäfte spielt der Nachweis von Verfälschungen generell eine bedeutende Rolle. Um zum Beispiel die Frage zu klären, ob Fruchtsäfte mit der Auslobung „Blutorange“ unverfälscht sind, werden am CVUA Sigmaringen derzeit Verfahren zur Überprüfung der Echtheit von Blutorangensaft entwickelt. Die Aminosäure-Analytik erweist sich als vielversprechender Ansatz für diese Fragestellung. Eine erste Studie ergab, dass sich Blutorangensäfte und normale Orangensäfte aufgrund ihrer Aminosäure¬zusammensetzung voneinander unterscheiden lassen und sich somit eine Möglichkeit ergibt, Verfälschungen aufzudecken.

 

 

Artikel erstmals erschienen am 05.07.2018