Usutu-Virus auch in Südbaden bei Wildvögeln nachgewiesen

Dres. Klaus-Jürgen Danner und Michael Suntz

 

Erste Untersuchungen am CVUA Freiburg liefern positive Ergebnisse. Bislang keine Hinweise auf massives Amselsterben in Südbaden.

 

AmselBei einer am 29. September 2011 tot in einem Garten in Freiburg-Zähringen aufgefundenen Amsel wurde das USUV mittels Realtime-Polymerasekettenreaktion (qPCR) erstmalig im Regierungsbezirk Freiburg nachgewiesen. Neben dem Tierkörper der toten Amsel wurden auch Larven von Stechmücken, die aus der Regentonne am Fundort entnommen wurden, zur Untersuchung eingesandt. In diesen konnten das USUV ebenso nachgewiesen werden.

 

Bei einer weiteren in Ihringen am Kaiserstuhl tot aufgefundenen Amsel konnte ebenfalls eine Infektion mit diesem ursprünglich in Afrika beheimateten Erreger als Todesursache bestätigt werden. Bei diesem gut genährten, männlichen Tier lagen bei der Sektion eine hochgradige Schwellung der Milz (siehe Bild 2) und Leber vor. Außerdem war der Dünndarm sehr stark mit einer schleimig-wässrigen Flüssigkeit gefüllt.

 

Hochgradige Schwellung der MilzMikroskopisch konnten in der Leber und der Milz akute entzündliche Veränderungen, die mit einer massiven Zerstörung des Gewebes einhergingen (Nekrosen), nachgewiesen werden (siehe Bild 3).

 

Weitere positive USUV-Nachweise fanden sich noch bei einer dritten Amsel aus Freiburg-Landwasser sowie bei einer Drossel, Herkunft unbekannt. Insgesamt wurden aktuell am CVUA Freiburg die Organproben von 16 tot aufgefundenen Wildvögel auf USUV untersucht. Der Anteil der positiven Nachweise beträgt somit 25%.

 

Usutu, Leber einer Amsel mit akuter nekrotisierender Entzündung (histologisch) 

Neben der Untersuchung auf Usutu-Virus wurde alle Proben auch auf Westnile-Virus (WNV) untersucht, um sicherzustellen, dass die Wildvögel nicht an diesem dem USUV in vielfältiger Weise ähnlichen Erreger verendet sind. Die Untersuchungen auf WNV verliefen jedoch bei allen Proben mit negativem Ergebnis.

 

 

 

 

 

Usutu-Virus, ein afrikanisches „Arbovirus" erobert Europa

Das Usutu-Virus wurde 1959 erstmalig in Südafrika aus Stechmücken isoliert. Seinen Namen „Usutu" erhielt das Virus von einem Fluss in Swaziland. Das USUV gehört zur Familie der Flaviviridae und ist dort in den Genus Flavivirus eingruppiert. Ähnlich wie das WNV (Westnil-Virus) wird das USUV auch als ein Arbo-Virus (Abkürzung für „arthropod-borne") bezeichnet, da es in Arthropoden vermehrt und von diesen auch auf andere Tiere übertragen wird.

Bei Vögeln kann das USUV Epidemien mit Todesfällen verursachen. Diese treten v.a. bei Amseln auf. Darüber hinaus können auch Todesfälle bei Sperlingen und Eulen auftreten. In Österreich wurde im Jahr 2001 der ursprünglich als Tropenvirus angesehene Erreger erstmalig auf europäischem Boden als Auslöser eines „Amselsterbens" nachgewiesen.

 

In den folgenden Jahren konnte das Virus auch in Ungarn, Italien, Spanien und der Schweiz entdeckt werden. In Deutschland erfolgte der erste Nachweis am 13. September 2011 in einer toten Amsel aus Hessen. Weitere Nachweise fanden sich auch kurz darauf im Rhein-Neckar-Raum.

 

Da u. U. auch Menschen an einer USUV-Infektion erkranken können, hat diese den Status einer Zoonose. Die Infektion des Menschen geht jedoch meistens mit unspezifischen Symptomen wie Fieber und Hautausschlägen einher. Mit Ausnahme von 3 Fällen (1x Dakar, 1982; 2x Italien, 2009) wurden weltweit keine weiteren schweren Krankheitsverläufe beschrieben. In Italien erkrankten zwei immungeschwächte ältere Menschen an einer Gehirnentzündung (Enzephalitis).

 

Usutu-Infektionszyklus schematisch

Bild 4: Infektionszyklen des USUV bei Stechmücken und Wildvögel

Wo wird untersucht, was ist zu beachten?

Innerhalb des Regierungsbezirks Freiburg tot aufgefundene Wildvögel können zur Untersuchung auf Usutu-Virus am

 

CVUA Freiburg, Dienstgebäude Tierhygiene

(Anfahrt/Kontaktdaten siehe Homepage)

 

abgegeben werden. Für die Untersuchung sollten nur relativ frisch verendete Vögel abgegeben werden. Obwohl das Virus nicht von Vögeln direkt auf den Menschen übertragen wird, sollten tote Vögel unter Beachtung üblicher Hygieneregeln nicht mit bloßen Händen angefasst werden. Für die Untersuchung genügt ein formloser Antrag, welcher mindestens Angaben zur Adresse des Auftraggebers sowie zum Fundort des Vogels enthalten sollte. Die Ergebnismitteilung erfolgt schriftlich.

 

Eine Abholung von verendeten Vögeln seitens des CVUA Freiburg ist grundsätzlich nicht möglich.

Was kann man gegen das Usutu-Virus unternehmen?

Relativ wenig! Das Spektrum der wirksamen Maßnahmen gegen eine bei Wildvögeln vorkommende Viruskrankheit ist eingeschränkt. Stechmücken spielen bei der Übertragung des Virus eine zentrale Rolle, daher sollte hier die Bekämpfung ansetzen.

 

Stechmücken brüten überwiegend in stehendem Gewässer. Eine kleine Ansammlung von Wasser genügt diesen bereits als Brutstätte. Im häuslichen Bereich wären hierzu Regentonnen, Gartenteiche sowie andere herumstehende, wassergefüllte Gegenstände (Töpfe, Spielzeuge usw.) geeignet. Durch regelmäßiges Leeren oder Abdecken oder Besatz der Gartenteiche mit Fischen usw., könnte in diesem Bereich die Entwicklung von Stechmücken verhindert werden.

 

Mit solchen einfachen Maßnahmen kombiniert mit weiteren Schutzvorkehrungen wurde die rasante Weiterverbreitung des Westnile-Virus, welches dem Usutu-Virus in vielerlei Hinsicht ähnlich ist, in Nordamerika bereits erfolgreich gebremst.

 

Bildnachweis:

Bild 1: Gabi Krumm; Bilder 2+3: Dr. Michael Suntz; Bild 4: Dr. Klaus-J. Danner (alle CVUA FR)

 

 

Artikel erstmals erschienen am 25.10.2011